... jede Alte eine neue Wiederholung

Schundroman zum Thema Alles und Nichts...

von  alter79

Auf Grund

Schon nach dem dritten Tanz sah er lädiert aus, fühlte sich aber frisch. Und am liebsten hätte er sie ohne was und Verpflichtung auf mehr im Torbogen neben dem Café im Stehen gefickt, und dann wieder rein, an die Bar. Hin zum Mief von Juchten und Mottenpulver. Dem tranigen Moder mit Tango. Walzer links herum. Foxtrott. Damenwahl. Eigentlich alles abscheulich.
     
    „Wir können zu mir ...“, schlug sie vor. Den Rest schluckte die Musik. Gut, er wollte sowieso nicht mehr als ein, zweimal rein- spritzen und warum sollte er unnötig das Ross wechseln, bloß weil sie so vorstehende Zähne hatte? Scheißegal!
    „Gehen wir!“
     
    Er holte seinen Penis schon im Hausflur raus, zerrte an ihrem Schlüpfer, machte spielerisch ein paar Probestöße.


    „Ach, du bist aber ein Wilder!“, keuchte sie begeistert.
Als er „Komm her, du Nuttchen“ stöhnte, forderte sie: „Wir müssen leise sein, meine Mutter hat einen leichten Schlaf!“


    Na, das kam stark. Ihre Mutter! Und diese „Hausfrau“ wollte er vögeln, wie er es kannte? Nichts da! Mit viel Aufwand und unter Prostest würde sie seinen Schwanz in den Mund nehmen – und nicht mehr. Die Nummer in Luke zwei könnte er sich gleich ganz abschminken. Dazu erinnerte er sich an die von gestern, als er nach der Ouvertüre das Wasser abschlagen ging. „Bitte – nicht im Stehen!“, bat sie.
    „Wie denn?“
    „Setz dich einfach hin!“
    „Was? Komm her!“, brüllte er und zeigte ihr die säuische Klobrille, die er hochgeklappt hatte und die von unten nach oben mit Kot bespritzt war, bis zum Deckel sogar ...
    „Scheiße ist das! Scheiße, du Schlampe! Und da soll ich mich draufsetzen?"

    An den Ohren hatte er sie gezogen, den Kopf vornüber ins Klo gebeugt. Am Genick hatte er sie gehalten wie einen schlachtreifen Hasen. Und nach vier, fünf Stößen hinten rein war es vorbei und er raus aus der Bude, ohne sich das Ding abzuputzen.
     
    Im Imbiss an der Ecke vor ihrem Haus stand er dann und stank nach E x krementen, Sperma, Schweiß und Wut - und sammelte Gedanken. Als er die hatte, ertränkte er sie in Abscheu. In kleinen Feiglingen, in jeder Menge Bier. Und nun das hier. Eine, die ihre Mutter zu Hause hatte! Dann lieber doch gleich in den Puff. Halt, nein – den erwarteten Fick wollte er mitnehmen, egal wie. Eventuell der späteren Erinnerungen wegen. Um sie immer wieder runter zu saufen, wegzutrinken. Sie in Schnaps eingelegt zu verdauen, auszuwürgen, wieder zu saufen, zu fressen, um zu kotzen, wie jetzt. Ja, dadurch lebendig sein, sich spüren.  Im Reigen von Wollen und Können. Dem Kreisverkehr Leben.
    Und richtig, gleich bei der ersten Nummer, bei der sie stöhnte: „Hach, hast du einen herrlichen Schwanz, so einen hatte ich lange nicht mehr, ich liebe dich“, bereute er seine Geilheit. War er doch bereits vor dem Ei n gang zum Café und jetzt sicher, dass er die tuntige Spießbürgerlichkeit dieser verlogenen Bagage wieder nicht bis zum Ende aushielt. Hätten nicht alle ein Schild tragen können, auf dem stand „Suche was geiles“? statt umeinander rum zu tanzen, auf Liebe zu machen und dem schwülstigen Gequatsche anderer zu lauschen? Diesen fetten Phrasen über Liebe und Leid – und tanze mit mir bis in den Morgen. Und das, um Tonnen von Puder, Juchten und Schweiß abzustoßen und wieder einzuatmen. Zusätzlich dieses 4711 von der Möse her, der Sardellenduft der Käseschwänze. Der faulige Mundgeruch. Die Verwesung lebender Leichen. Die ausgekotzten Zähne im Urinal.




Anmerkung von alter79:

Pierre, der eigentlich Alfred heißt, hasst seinen Vater. Seine Mutter, die für ihn nach Honig, Kräutercreme, Kernseife und Parfum aus einem Flakon riecht, die liebt er dagegen über alles. Und Ersteres resultiert aus Letzterem, denn sein alter Herr war es, der seine Mutter in den Selbstmord trieb; daran besteht für Pierre jedenfalls kein Zweifel. - Überdies war Pierre stets das Böse, sagten sie zumindest immer. Die Anderen. Und Pierre akzeptierte diesen Beinamen nicht nur, sondern er polierte ihn gar heraus. Mit Taten. Bis in die Gegenwart hinein. Der freiwillige Kriegseinsatz war dabei bloß die logische Konsequenz aus Orientierungslosigkeit und Flucht vor seinem Vater - und allem anderen.

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