Alle 826 Texte von Georg Maria Wilke

ein Kokon, es schlüpft ein Flügeltier aus weißer Seide, spannt das Jetzt, das Hier in dem wir beide die Schwerelosigkeit eratmen, wie Wassertier mit Gier die Luftblasen schlucken, ein Herz aus Seide reich ich dir, um deine Liebe...

Die Wolfsmilch blüht und schläft auch ohne Dornen rau ist ihre Zunge Unstetigkeit hat keinen Weg zurück und giftig ist dein Kuss so dass das Blut dem Zugeneigten im Tode ganz erstarrt der milchig weiße Saft tropft aus deinem weichen Mund...

Strauch und Baum, Blütenwelt, wie nächtlich leuchtend rundes Himmelszelt, sternbesätes Lichtgeäst, ein blühend buntes Erdenfest. Das Alte wird durch Junges neugeboren. Der harte Stamm ergrünt mit zartem Trieb und...

Ein Garten aufgeschlagenes Buch ohne Worte namenlos nur Nähe zu mir - in mir Moos zwei Steine Kreise im Sand Spuren des Schweigens im Licht im Schatten das Wort in mir - bei mir namenlos unbegrenzt die Zeit die ungeteilte - Stille -

Nachtnebel nagt am Nerv, Sinne haben ihre Grenzen, doch wenn wir uns streuen, fallen Samen der Geduld in den Schoß der Hoffnung.

Der Rabe fliegt hoch leichte Beute des Lichtes schwarz fällt die Feder.

Die Geburt der Sprache liegt vor den Worten die eigene Existenz ist schon Sprache ohne Worte – der Blick die Geste der Raum zum anderen in Nähe Distanz Mimik und Gang die Haltung des Kopfes die Drehung beim Tanz

Tief fällt der Horizont in meine morgendliche Stirn der in der Nacht in dieser engen Hemisphäre meinem Hirn verweilte es dehnt das Universum sich ein Luftballon mit unzähligen Synapsen afferent und efferent zugleich den kortikalen...

Gläserne Tränen ein Wimpernschlag an sturmgepeitschten kahlen Ästen - der Frost schlägt tief in die Rindenhaut und klirrt zur dunklen Stunde wie verwirrtes Metall gejagt von der Übermacht der blassen Zeit das hexagonale Weiß spannt sich wie...

Tränende Barke, der Wechsel von Dunkelheit ins Licht wird perlender Tau; lange suchte Isis den Osiris, an weltfernen Ufern, zerstückelt fand sie ihn – neunundzwanzig Phasen bis Isis ihre Trauer ablegte, neunundzwanzig Stadien bis der...

(Zuerst) haben wir den äußeren Himmel verloren, ihn mit einer Zahlenwelt ohne Geheimnisse getauscht, dann haben wir den inneren verloren – kein Gleichnis mehr, das heimlich wir belauscht, weil jeder sich an seiner Welt berauscht und...

Ein Gedicht ist immer nur so gut, wie der Wahrnehmungshorizont eines Dichters reicht. Bei manchen Dichtern reicht der Horizont nur von hier bis da oder: Sie können kaum bis zur nächsten Tür schauen, denn oft stehen Wände davor.

Die Perle in der Muschel, ulcus diadema, u l c u s d i a d e m a. Perlmuttfarben quillt die Schönheit aus wunden Löchern. Kalkgefängnis, knochenbleich. Die Perle in dir angezündet, sie frisst dein Leben, das ganze...

Medusa – dein Haar, ein Schlangennest, die Brut, ein Baum, der Lebendes gebar, es hielt sich fest am Aste, der Erkenntnis böser Triebe war. Dein Kopf, getrennt vom Leib, erstarrt die Welt als sie dein Haupte sah, noch immer suche ich, was...

Ich leide an der Sprache gelebte Sprache Worte Stimmen die am Wesen vorbeitasten. Ich taste das Wort mit der Stimme mit meiner Sprache taste ich das Geheimnis des Sprechens. Es ist nicht im Wort dort ist es nur Zeichen.

Zarte Melodien ertönen mit jedem Nachrichtenbild, das Drama der Natur erklingt in sanfter Weise, unterlegt mit klassischer Musik - - Das Szenario des Schreckens, ein musikalisches Meisterwerk? Wie wird der Super Gau ertönen? Leid und...

Und von der Stirn, der blassen, hob sich Ahnung, in die morgendlichen Bilder schob sich Gier, die keine Grenzen kannte und mit der Lust zu bleiben, freier als der erste Tag. Einem Menschen eigen ist der Wunsch nach tausend Dingen, ohne Rast und...

Du kannst Ozeane steuern in die Nacht hinaus, dort wo die Schiffe ankern – du kannst Quellnymphen fragen mit delphischem Gleichmut, zu wissen, nichtwissend zu sein – du kannst Städte und Dörfer belagern, im Geschrei der Verstummten...

Die Flamme, die das Feuer erstickt, ist nicht heißer, als die erstickte….. die Liebe, die die Liebe entzückt, ist nicht entzückter, als die entzückte….. nur der Hass ist es, der die Seele bedrückt, ein Hassender -...

Es werden Zeichen geschehen an Sonne, Mond und Sterne, auf der Erde wird die Angst umgehen, Verzweiflung wird herrschen, doch die Gegenwart des Menschensohnes wird Einhalt gebieten dem Ende der Zeit….. frei nach der Ölberg-Apokalypse des...

Die Nacht nistet in thronenden Sonnensegeln blauschattengleich verwittert teilt der Morgenruf die zahllosen Vogelstimmen hauchzart öffnet sich ein Nebelschleier in die Kühle einer Zitterpappel das Mondensilber tönt in kleinen Intervallen am...

Tränen sind fliehende Worte, die im Herzen erstickten, verlorene Quellen auf heißem Stein, sind Perlen, die eine Kette bestückten, sind allgegenwärtig und allein, sind befreites Salz des Lebens.

Die wächsernen Tage brennen gierig der einen Nacht entgegen, spenden spärlich(es) Licht, aschgraue Zuversicht, die sich auf schwachem Eise bewegt. Die einen sagen: JA, die anderen: Nein – zum Leben, doch hoffen alle einem Ziel...

Der Mantel der Seligkeit wurde am Garderobenhaken der Welt vertauscht, stattdessen zog sich ein Gast der Erde den Mantel der Scheinheiligkeit an. Wer vermisst den Mantel der Seligkeit?

zerfallene angst durcheinander der worte die zerfließen wie der samen in der hand der dirne seine absicht sich zu verfolgen zerstört den lauf der zeit trotz unruhe fing der fliederbusch feuer doch zweifelhaft erscheint die grenze...

Verbraucht ist mein Versprechen, versiegt die Quelle früher Zuversicht, ausgetrocknet ist das Bett, das voller Hoffnung einst gebettet, leer das Herz in seinen Kammern. Die Zeit ist mir nicht treu geblieben, was sie auch sei, es ist vorbei,...

Wenn sich der müde Tag von der Last der Stunde befreit, wenn Atlas den Erdenkreisel spielend hebt und senkt und sein schweres Los bereut, wenn Prometheus, der die Menschen liebt, mit dem klagenden Feuer spielt und aller Mythos endlich vorbei...

Leicht geöffnet, Dermatomen gleich, zieht Persephoné über das Erdenreich, eine gangräne Wunde ist ihr Sein nach subcutanen Fröstelein. . Sie allein weiß sich zu schützen, sie allein sträubt sich vor...

Ein Dichter sollte versuchen aus verschiedenen Perspektiven an ein gewähltes Thema heranzugehen, wie ein Komponist eine Vielheit von Varianten mit seinem „Tonmaterial“ anbietet oder unterschiedliche Lösungsformen für ein...

"Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all!" Herodes Tat ließ Erde und Himmel erzittern. Machtgier säte Blut in die Zeit. "Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall." Sinnlose Tat verbarg sich hinter grausamer Maske....

Ich schenk´dir meine Worte die wie kostbar´Tränen sind wie liebevolles Lachen Ich schenk dir meine Worte ich besitz´sie ganz allein es sollen deine Worte sein Worte sind wie Leben Worte sind wie Tod doch alles was ich habe...

Stille ……. ausgesät, auf Felder, die das Schweigen hüten – rotes Echo fließt im Mohn und der Wind singt späte Lieder, immer wieder – immer wieder klingt der sanfte Ton durch die roten Segelblüten, die fern der...

Der Winter welkt dahin wird eine zarte Frühlingsweise, der kalte Atem wird süß und schwer und jeden Tag ein Mehr an leichten Düften, bis all die spitzen, grünen Kronen uns mit tausendfacher Farbenlust belohnen.

Nackte Kinderarme tätowierte Zahlen Schmerz in allen Gebärden nur die Neugier überdeckt den Tod der später kommen wird als Zahlenreihen von denen selten eine lebt

Salzige Lieder, voll Trauer, voll Wehmut, klagender Quell, der der Seele entspringt, schattige Iris, Farbenhauch, suchend nach Hoffnung, im Weltenlauf, auf Liebe gebaut, dem Regenbogen gleich umspannst du das irdische Reich und das Geisterland.

Ich schweige an deinen Lippen verstehe ... alles ....alles die proust / ´sche Atmosphäre taucht das Licht in mystische Farben ein fast schweigender Raum nur Erinnerungen an den Wänden erzählen von gelebten und nicht gelebten Träumen (sogar)...

Komm! wie ein Mensch geradewegs durch die geöffnete Tür, nicht wie ein leerer Raum, der Menschen wie Dinge behandelt – mit endlosen Ziffern und Zahlen an geschlossenen Türen, in kleiner Schrift verblassende Namen. Komm! und sage...

Die Welt ist eingepflanzt in mir, ein Keim, der stetig werden will, und find ich außerhalb die Welt, sie ist ein Teil von mir - - das ständig auch der andre ist; des Andren Welt ist auch ein Teil, und teile ich ein jedes Stück...

Vergangenheit, ein Teil von mir, die Zukunft werd ich sein, doch was ich bin im Jetzt und Hier, wird ewig, ewig sein.

Das endlose Jetzt aller Qualen der Welt liegt in den Augen der vertriebenen Kinder, die wie angekettete Leiber an die ihrer Mütter und Väter geschmiedet sind, die Sicherheit und Geborgenheit nicht loslassen wollend und doch den Schutz ihrer...

Windworte wehen wie Schatten, eilend der Flug bunter Falter, die Nacht schwärmt in summenden Worten, skandiert blasse Flügellieder im matten Widerschein, sie schatten an weißer, gebückter Wand und werfen dem Stein trostloses...

Wir haben uns nachtwärts orientiert an Tagen die der Sonne zugewandt waren - verloren unsere Häute die uns schützten - ausgetrocknete Flussläufe wurden unsere Heimat

Echos Leid: sie konnte nur wiederholen, was gesagt wurde. Sie wurde zu Stein. Welch Leid für viele Menschen?

Ausgelöscht, wie die flüchtige Schrift auf brüchigem Papier, verschwunden, die Spuren, die der Sand einst trug – sind all die schmerzlichen Namen, die Bilder des Lebensbetrugs, die die Seele im Innern gehalten, wie den festen...

hat keinen Namen, ein Lauffeuer, ein verbranntes Herz, einer Steppe gleich lodert es bis in den Himmel und zündet die Sterne, die mein fernes Schweigen ahnen - auch sie haben keinen Namen.

Ein Dach. Ein Schornstein. Rauch steigt auf. Braunes Laub. Schweigende Steine. Grabsteine, ferne Gräber. Die Allee wird schmal – am Ende. Hecken mit Hagebutten. Die Farbe: Orangerot. Ein grauer Fluss. Sanfte Gebete auf dem schmalen Weg....

Erstickt, der Schrei der Vogelstimme, in meines Hauses Altar pocht liebendes Herz mit Sehnsucht, wie Kerzen, die immerwährend brennen, nachts karge Schatten werfen ……auf aufgeschlagene Bücher, die wie ein Kompass mir Süden und...

Somalischer Wind – todbringendes Feuer, aufgebahrt auf nacktem Felsgestein, bezahlt sind die kalten Leiber – zu teuer …. kein Zeichen mehr von Menschlichkeit, flehendes, herzersticktes Schrei´ n.

Ich breche um Mitternacht (das Spiel der Perlen klingt leise) vom blauen Himmel (von Kinderhand gezupfter Ton) die blaue Blume (blüht wie Farbenpracht) Ich schenke die Blüte (auf schneeweißem Grund) der nächtlichen Braut (zu...

Es wuchs die Zeit als loderndes Gestrüpp über unsere Häupter in die Münder Münder die sich schlossen gleich Venusmuscheln vor dem wilden Orkan ausgestreute Wortsamen wuchsen zu floralem Schmuck in eine schmucklose Zeit Zeit die keiner Worte...