Alle 455 Texte von Irma

Ich lasse mich einspannen, zwinge mich zu funktionieren, reibe mich vollkommen auf. Das Loch in mir wird immer größer. Behämmert trifft wohl den Nagel auf den Kopf.

Verlockendes Gras wuchs auf Wiese und Heide. Ich wollte in schneeweißer Weste stets brav sein, damit sich dein Auge tagtäglich dran weide. Doch du sahst in mir nur das schwärzeste Schäflein, das (nach seinem folgsamen Bruder geboren) eigene...

Der Freddy treibt ein, nicht verschlafen, Barkasse „Finanz - Friedrichshafen“. Zum Anlegen heuert und Anheben steuert er, und zum Verladen von Schafen.

Zum Glück betrügen wir uns nicht. Aber vielleicht betrügen wir uns gerade darum.

Am Boden liegst du nun durchnässt beim Mälzen. Die Stärke wandelt sich. Willst du verharren, im heißen Luftzug dich noch weiter wälzen? Wie süß du wirst! - Was keimte, stoppt beim Darren. Du lässt dich...

„Jetzt wechselst du in mein Team, lieber Paul. Mein Schatz Darleen ist Torfrau. Nummer Zwei heißt Mats.“ Entschieden wirft Mama ein: „Foul! Schau Paul, du trägst das Trikot mit der Drei. Der Schiri muss parteiisch sein, mein Sohn. Dein...

Schon seit vielen Stunden hängst du am Fensterglas und denkst, dieses sei das wahre Leben. Carpe diem! - Du verschenkst deine kurze Zeit, statt längst durch den Spalt hinauszuschweben.

Du versteckst dich hinter dicken Mauern und verschließt dich, denn sie ist böse und bezwingt dich mehr und mehr: „Lass dein Haar!“ Weine nicht, wenn es fällt, meine Schöne! Blind vor Liebe werde ich dich nie aus den Augen verlieren.

Wilhelma von Wichtig aus Celle, die macht beim Friseur eine Welle. Sie lässt sich groß locken, will dauernd lang hocken. Man krümmt ihr kein Haar auf die Schnelle.

Es wagte sich nicht nah und sah dich an mit scheuen, braunen Augen. Dann tat es diesen Schritt zu viel, trat vor zur Lichtung, kam zu dicht an dich - du nahmst es ins Visier: Du zähltest, zieltest, hast getroffen, erklärt, es mache dich...

Zwei Knaben wollten Wachmann sein im Kaufhaus, doch es kam ein „Nein!“ von Seiten der Geschäftsaufsicht: Die Ladenhüter braucht man nicht.

Es wettert auf windschiefer Leiter ein Frosch und verspricht: „Alles heiter!“ Der „Springer“ will zwingen mit messerscharf’ Klingen. Das Schenkel-Gericht kocht noch weiter.

Frühes Glühen treibt mich an, ich breite die müden Arme aus und schreite voran und steil bergan, ich kann mein Ziel schon in der Ferne sehen, will immer vorwärts, vorwärts gehen, schieb alles Steinige beiseite - und halte doch auf halbem...

Mein Herz hab ich auf Eis gelegt, damit es sich nicht mehr erregt: Gefrostet - dass es ruhig schlägt und keine leise Hoffnung hegt. Und doch pocht es noch ganz genau so heftig und genauso laut dort unter meiner dünnen Haut. Was ist, wenn es...

Paul Priester bestäubt Bischofswiesen beim Beten im Heubett durch Niesen. Er spendet den Samen bedürftigen Damen. Wird bald „Vater unser“ gepriesen.

An einem Junimorgen brach bei uns der Frost herein, fror der Mutter Lachen ein. Die Uhr, sie log, als sie versprach, sie laufe weiter wie zuvor. Halt sie an mein Ohr! Vater fing das Rauchen an, und er geht, so oft er kann, fort in sein Büro....

Unzählige weiße Punkte, durch zarte Fäden verbunden, auf dem Nachthimmel deiner Katzendecke. Frisch gewaschen, ein letztes Mal.

Nachdem ich aufschlug, ging es hin und her. Wir spielten plötzlich Ping- Pong mit den Augen. Zu Beginn hing ich an deinen. Spielend fing ich jeden Blick, schien zu gewin- nen. Leider lässt sich nichts erzwin- gen. Zack - du...

Mein Leben war geordnet nach Namen und Daten. Durch dich habe ich registriert, was fehlt.

Zwei Knaben wollen Bilder kaufen, weshalb durch Galerien sie laufen. Der eine, der bewundert sehr, der andre ist bewandert mehr.

Der Wecker schreit die Zeit in meinen Morgen, als hätt‘ er seine wahre Freude dran. Das helle Licht scheint grell die Abendsorgen in mein Gesicht. - Ich bleibe liegen, kann nichts sehen, mich nicht aufrichten, nicht gehen. Wie lässt sich...

Welch weiser Schritt, zurück ins Leben. Wieder aufrecht gehen lernen. Schrittweise.

Übervoll meine Brust und prall, schmerzschreiend heiße Schwere. - Unangerührter Nahrungsquell! - Dahinter streckt sich weite Leere. Ganz ruhig liegst du mir im Arm, fast rosig scheinen die Wangen. Warm tränt Milch ins zarte...

vom bezaubernden Glitzern und all der Faszination? Langsam löst der Kristall sich auf, hinterlässt eine nasskalte Spur auf meinem Gesicht - nur ein sehnendes Wissen, das mir keine Ruhe mehr lässt, das mich treibt: Ich will solchen Anblick von...

Ich will dich erkunden, ertasten, die Lust erleben und wecken, gemeinsam entdecken, begierig die salzige Haut lecken, schmecken, den Nacken verlangend hinunter zur Brust sanft küssen, mit suchenden Lippen zartstill berühren, dich spüren und...

Knecht Specht klopft beim Gastwirt in Kucken der Holzkopf. Er schreit: „Was zu schlucken!“ Hat erst nach zehn Runden den Drehwurm gefunden. Nun hält er den Schnabel beim Spucken.

Penetrant ist der Gestank, widerlich nach Schnaps und Kotze. Lautes Schnarchen und Gerotze dringt hindurch zur letzten Bank. Auf dem Boden liegt ein Mann in uringetränkten Lumpen; aggressiv springt dieser Klumpen unschuldige Nasen an. Um den...

Zwei Spinnen weben Fäden lang, gespannt auf ihren großen Fang. Die eine überspannt zu sehr, die andere, die spinnt noch mehr.

In der Fußgängerzone haben wir uns breit gemacht. Mit krummem Rücken und müden Augen seht ihr uns am Boden. Mit zahnlosem Mund und krächzender Stimme singen wir für euch. Gebt uns ein paar Silberstücke, bevor ihr flüchtet! Wir lassen uns...

Wir sieben Sommersätze aus feinem weißen Sand, durchgraben Wörterschätze mit Schaufeln voll Verstand. Wie dürstend Salzhautfische durchschwärmen wir das Meer und tragen kühle Frische in Wassereimern her....

Romina und Giulio - ein Trauerspiel in drei Akten Prolog: Langsam öffnet Giulio den schweren Vorhang, und das Sonnenlicht fällt auf die vergilbte Bildergalerie an der grau getünchten Wand des verfallenen Hinterhofzimmers in Verona. Akt I: Ein...

erwartest du sehnlichst das Ende, während ich vom Anfang träume. Nein, Freitag ist wahrlich nicht mein Freund. Mit dir allein möchte ich auf einer einsamen Insel glücklich sein.

Zwei Babys spielen mit dem Brei, das eine isst ihn nebenbei. Das andre kostet und erbricht, ihm schmeckt das Kostspielige nicht.

Zwei Knaben schaufeln heute Mist bis einer drin verschwunden ist. Der andre sticht ins Heu zuhauf und gabelt jenen wieder auf.

Meine Finger streichen über das blasse Papier, legen sich beidseitig auf gefaltete Flächen und ziehen um Mund und Augen herum die Linien eines verblichenen Lächelns nach, das langsam wieder sichtbar wird. Wortlos beschreiben will ich es dir,...

Will Süßes probieren, von Sinnen vergessen. Gelüste kaschieren - ich wag nicht zu essen. Das Glück nicht riskieren, und doch stets vermessen. Hab Angst zu verlieren, was ich nie besessen.

Zwei Knaben liegen arg im Streit, sie stehen voreinander breit. Der eine stellt sich turmhoch auf, der andre türmt sofort darauf.

Von ihrem Heim ist ihr nicht viel geblieben: ein Stuhl, ein Tisch, dazu noch die marode barocke Mahagoniholz-Kommode; darüber hängen Fotos ihrer Lieben. Das Klärchen hat ihr Gott so früh genommen, daneben Franz aus...

Ich habe dich in meiner Schwermut schaumgebadet und dir über die Muttermilch dieses unstillbare Verlangen in die Brust gelegt. Nun pustet dein Mund mit jedem Atemzug Luft- schlös- ser.

Bemüht ihr Tagwerk zu verrichten, melkt sie, dann füttert sie die Kühe und hackt noch Rüben in der Frühe. Als Stallmagd hat sie viele Pflichten. Am Abend liegt sie brach. Doch spät wird sie vom Bauerssohn als Feld nach seinem Gutdünken...

Im dunklen Rahmen schimmern Flügelschuppen von Schillerfaltern, spannt sich imposant die Schwalbenschwanz-Imago ganz am Rand. Museumskäferlarve schwärmt für Puppen, ein Trauermantelfetzen zeugt vom Fraß. Der Argus-Bläuling ist bereits...

Ein mächtiges Drängen, ein kräftiges Klopfen erschreckt mich, ich spüre es tief in mir drin: „Komm, öffne dich! Hör auf mich! Löse den Pfropfen im Kopf!“, säuselt seltsam beschwörend der Dschinn....

Sie hat sich extra für ihn aufgedonnert. Als er sie abblitzen lässt, kracht es gewaltig.

Die Jägersfrau Waltraud im Spree- wald schoß selbst ein Schnäppchen und fleh- te: „Wilder Gemahl, nun nimm, statt Reh, Aal. Sei nett, oh, tu keinem Reh weh!“

war sie einst - aber die Schönheit ist dahin und der Jägermeister längst über alle sieben Berge. Sie haust allein mit ihren sieben Zwergen, erstickt all ihre Sorgen in Apfelkorn. (Das Bild mag sie selbst nicht mehr sehen.) Müde hält den...

Früher haben wir uns verstanden, ohne viele Worte. Heute reden wir viel und verstehen uns nicht mehr. Was haben wir uns denn noch zu sagen?

Die Treppe quält sich in den Untergrund. Auf nassen Häuten bleiben T-Shirts kleben. Der brechend volle Aufzug steckt im Schlund fest. Gestern erst nahm jemand sich das Leben. Ganz ungeniert von gegenüber glotzt aus der BZ ein Paar...

Ich hab dich längst zu meinen Akten gelegt, die Kammern leergefegt, mich umgestellt. Und nun bewegt mich nichts mehr als die nackten Fakten. Das Saldo zählt auf meinen Konten. Wo nichts mehr kommt, wird nichts mehr sein. Wir glichen uns, und...

Er kennt sich aus mit allen Frauenleiden, erkennt Tumore, kann zumeist die bösen von gutartigen Zysten unterscheiden. Tagtäglich sieht er an die dreißig Mösen, und führt den Schallkopf ein. Das Spekulum eröffnet ihm...

Er steht vorm Spiegel, kurz vorm Weinen, und fühlt sich wie ein armer Tropf. Drei Haare blieben, und sie scheinen zu dürftig, um noch einen Zopf daraus zu flechten. Er will keinen Moment mehr denken an den Schopf. Den Schädel wird er kahl...