Selbstverwirklichung - eine "Glücksformel" als der Weisheit letzter Schluss?

Essay zum Thema Glück

von  Bluebird

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(von Bluebird)
Für den griechischen Philosophen Aristoteles war das „Glücklichsein“ das höchste anzustrebende Ziel. Oder anders ausgedrückt, der eigentliche Sinn des Lebens. Wie aber wird man glücklich? Aristoteles hätte darauf vielleicht geantwortet: „Werde, der du bist! Werde ein (wahrer) Mensch
   Also in gewissen Sinne ging es ihm um eine Art Selbstverwirklichung gemäß der eigenen inneren edlen Anlagen und Fähigkeiten. Alle richtigen Entscheidungen und Handlungen, die diese Selbstverwirklichung fördern, tragen zur eigenen „Glückseligkeit“ bei.

Ich meine, dass diese Lebens- und Glücksformel des Aristoteles etwas Anziehendes hat. Sich gemäß der eigenen Anlagen und Fähigkeiten zu verwirklichen, des „eigenen Glückes Schmied“ zu werden, ist scheinbar kaum zu toppen und schon oft versucht worden. In der amerikanischen Verfassung sogar ein verbrieftes Recht, aber in der Praxis oft "schlecht" ausgeführt worden.
    Als gelungenes Beispiel einer Selbstverwirklichung fällt mir da Albert Schweitzer ein. Er selber soll zum Thema „Glück“ übrigens Folgendes gesagt haben:

"Ein glücklicher Mensch besitzt den Mut, der notwendig ist, das Leben nicht zu fürchten, dem Leben nicht auszuweichen.“
Im aristotelischen Sinne könnte man vielleicht sagen, seiner eigenen „Menschwerdung“ nicht auszuweichen.

Aber ich möchte in diese Lobpreisung der eigenen Selbstverwirklichung nicht vollständig einstimmen. In dieser Welt scheint mir die Möglichkeit der Selbstverwirklichung im aristotelischen Sinne kaum allgemein gültig zu sein, sondern wie schon im alten Griechenland, nur einer Minderheit möglich zu sein. 

   In der dortigen Sklavenhaltergesellschaft waren es die „Bürgern Athens. Wenn aber die Glücksformel des Aristoteles nur wenigen vorbehalten ist, so ist ihre Tauglichkeit als Lebensformel anzuzweifeln. Denn die müsste auf jeden zutreffen. 
    Daraus folgere ich, dass es einen tieferen Sinn und eine größere Wahrheit als die eigene Selbstverwirklichung geben muss.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (76)
(04.04.20)
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