Bist du nicht willig, so gebrauche ich Gewalt?

Essay zum Thema Glaube

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)

Als die Herrschaft Karls des Großen zu Ende ging (814), waren nach der blutigen Unterwerfung und Bekehrung der Sachsen (780), Süd- und Westeuropa christlich. (Lebendige Kirchengeschichte S.65)
Im Allgemeinen kann man schon sagen, dass Süd- und Westeuropa auf einem halbwegs friedlichem Wege missioniert und christianisiert wurde. Die im Zitat erwähnte Bekehrung der Sachsen bildete hier allerdings eine Ausnahme.
 
Wer waren diese Sachsen? Ganz allgemein gesagt ein germanischer Volksstamm im Raume Westfalen/Niedersachsen bis hin zur Elbe angesiedelt.

Sie beteten die alten germanischen Götter an. Außerdem pflegten die Sachsen einen ausgeprägten Natur- und Baumkult. Von Bedeutung waren ferner der Glaube an Zauberei und Orakel. Mitunter wurden sogar Menschenopfer gebracht. Auch an Hexen glaubten die Sachsen.
Den im 6.Jahrhundert unter Chlodwig gläubig gewordenen Franken waren sie jedenfalls ein Dorn im Auge. Es kam häufiger zu Konflikten und militärischen Auseinandersetzungen mit ihnen.
   
Schließlich entschloss sich  Karl der Große, dieses Problem ein für allemal zu lösen und Sachsen in sein christliches Reich einzugliedern:

Im Jahr 772 begann Karl der Große nach der Bestätigung durch die Reichsversammlung in Worms mit seinem Feldzug gegen die Sachsen und marschierte von Hessen aus gegen sie.
    Unter dem Befehl ihrer Anführer leisteten die Sachsen erbitterten Widerstand, wurden jedoch von den Franken besiegt.
Aber dies war erst der Beginn einer bis 785 dauernden blutigen Auseinandersetzung, in der am Ende aber die Franken klar die Oberhand behielten und letztlich den Sachsen unter ihrem Anführer Widukind nur die Kapitulation blieb:
Widukind lenkte gegenüber Karl ein, gab seinen Widerstand auf und ließ sich taufen. Außerdem leistete er dem Frankenkönig den Treueid. Karl wiederum trat selbst als Taufpate in Erscheinung.
  Das Stammesgebiet der Sachsen konnte nun in das Reich der Franken eingegliedert werden.
Ich kann mir denken, dass manche dieses teilweise recht brutale Vorgehen Karls – so soll er beispielsweise in Verden 4500 Sachsen köpfen lassen haben, um den Widerstand zu brechen - in keiner Weise gutheißen können:
Selbst von einigen seiner eigenen Leute wurde König Karl für sein hartes Vorgehen gegen die Sachsen kritisiert. So bat ihn der Abt Alkuin (735-804), einer seiner wichtigsten Vertrauten, sich zurückhaltender zu zeigen. Alkuin gab zu bedenken, dass das Wort Gottes nicht mit dem Schwert verkündet werden könne, sondern nur durch die Lehren der Heiligen Schrift.
Persönlich verstehe ich zwar die Kritik Alkuins, würde ihr aber nur in Bezug auf gewisse Überhärten zustimmen wollen. Grundsätzlich gesehen waren kriegerische Auseinandersetzungen zur Lösung von weltlichen Problemen durchaus üblich.
  Wie auch immer, auf jeden Fall war mit der Bekehrung der Sachsen die letzte heidnische Bastion in Westeuropa gefallen.

Denkimpuls:
Die Wege des Herrn sind oft unerforschlich und nicht immer leicht verständlich!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (24.07.20)
Im Allgemeinen kann man schon sagen, dass Süd- und Westeuropa auf einem halbwegs friedlichem Wege missioniert und christianisiert wurde.
Euer Wohlgeboren belieben zu scherzen?
Wenn man heidnische und konkurrierende christliche Kulte verbietet und ihre Anhänger bestraft, ist das eine Missionierung auf 'halbwegs friedlichem Wege'?
Zu fragen ist auch, wie man diesen Vorgang, daß 'die Franken gläubig wurden', zu verstehen hat. Der König entschied, die Untertanen hatten zu gehorchen? (Das nannte man später "cuius regio, eius religio".) Das ist Bekehrung?

Du gehst hier bemerkenswert weit in deiner Verteidigung vorn Zwangsmaßnahmen zur Verbreitung des Christentums.

 Graeculus meinte dazu am 24.07.20:
Und bitte sage nicht, das sei damals halt so üblich gewesen:
Grundsätzlich gesehen waren kriegerische Auseinandersetzungen zur Lösung von weltlichen Problemen durchaus üblich.
Natürlich waren (und sind) Kriege zur Lösung 'weltlicher Probleme' üblich; aber eine zwangsweise Bekehrung zu einem religiösen Glauben gibt es eben erst, seit es das Christentum gibt. Juden missionieren bekanntlich nicht, und für Polytheisten ist es üblich, neue/fremde Götter in den eigenen Kosmos zu integrieren, oft durch Identifizierung mit bekannten Göttern: Osiris = Dionysos (Interpretatio Graeca), Zeus = Jupiter (Interpretatio Latina) usw.

 LotharAtzert antwortete darauf am 24.07.20:
Ein geschätzter Freund von mir sagte einmal: "Ich könnte jeden Glauben annehmen, ohne daß sich auch nur das Geringste veränderte."
Ich glaube ihm das.

 FrankReich schrieb daraufhin am 24.07.20:
Super, Lothar, da bist Du doch schon mal auf dem richtigen Weg, wer glaubt wird schließlich selig.

 Graeculus äußerte darauf am 24.07.20:
War das Montaigne? Der hatte jedenfalls eine ähnliche Einstellung zu den verschiedenen Religionen. Nur weil neue Religionen immer Auseinandersetzungen, Konflikte, Gewalt mit sich bringen, war ihm die alte lieber.
Man will sich ja nicht unnötig ums Leben bringen.

 LotharAtzert ergänzte dazu am 24.07.20:
Das war Mattes aus Neu Isenburg, aber der kannte seinen Montaigne natürlich, wie auch ich - ihr seid, also jetzt Montaigne und Graeculus, ja beides Fische.

 DanceWith1Life meinte dazu am 24.07.20:
Von wem war das im original gleich wieder, also, der Titel?
Und wieso heißt das "Lebendige Kirchengeschichte"wenn alle tot sind?

Antwort geändert am 24.07.2020 um 22:16 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 24.07.20:
Das Zitat? "Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt": Goethe, Erlkönig.

 DanceWith1Life meinte dazu am 24.07.20:
Hat ichs doch richtig in Erinnerung, thx, wir mussten das auswendig lernen für den Musikunterricht, als Liedbeispiel usw.
Aha (53) meinte dazu am 25.07.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert meinte dazu am 25.07.20:
@ Dance

Johnny G. war ein etwas heruntergekommener Horrordichter aus dem 18. Jh. In seinem Gedicht "Earl King" führt sein Prot. Vadder dem Sohn den neuen Mustang Sally vor. Unterwegs tauch plötzlich Earl King auf und will den Knilch. Vadder sieht ihn nicht, hat nur Augen für Sally. "Dad" jammert der Sohn, "siehst du denn den Earl King nicht?" Jetzt kriegt ders mit der Angst zu tun und anstatt anzuhalten und zu sagen "Zeig dich, du depperter Dämon, damit ich dir die Fresse polieren kann. Meinen Sohn kriegst du nicht!", reitet er den Mustang zutode und Earl King, der die bekannten Worte "Und bist du nicht willig ..." spricht, holt sich das junges Leben, ergraut dabei vollständig und wird seither in Englands Teehäusern als Earl Grey betrunken, während Chuck Berry Johnny be good komponiert, aber das ist bereits eine andere Geschichte ...

 Bluebird meinte dazu am 25.07.20:
@aha
Bluebird lehrt und interpretiert ein wenig Kirchengeschichte ... Es ist lehrreich und durchaus auch ein wenig schmerzhaft, sich damit zu beschäftien. Aber unvermeidlich, wenn man den Weg des Christentum wirklich verstehen will.
Der bekannte Theologe Zahrnt hat es mal so formuliert: "Menschliches Gewürge und göttliches Gewirke gingen da oft Hand in Hand!"
Oder anders ausgdrückt: "Gott vermag auch auf krummen Zeilen gerade zu schreiben!"

 Graeculus meinte dazu am 25.07.20:
So kann man schlichtweg alles rechtfertigen. Es sind halt Gottes krumme Wege. Und das Beste: niemand kann es widerlegen.
Aha (53) meinte dazu am 26.07.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert meinte dazu am 26.07.20:
Früchte aber nicht im wertenden Sinn. Selbst die Stinkfrucht ist lückenloser Teil in der Nahrungskette. Wer das seine als das Beste betrachtet und drauf besteht, daß alles andere weniger wert ist und das für alle gilt, den darf, bzw. muß man als Narren bezeichnen. Falls er es mit der Einschränkung eines subjektiv so Empfundenen versieht, so mögen wir Nachsicht üben. Aber wehe, es wird übergriffig.

(Dieser Komm hat 20 Minuten Wartezeit für die Anmeldung verschlungen, Jetzt schicke ich ihn ab. Es ist 15.50 Uhr
HerrNadler (33) meinte dazu am 26.07.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Aha (53) meinte dazu am 27.07.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert meinte dazu am 27.07.20:
@ Aha

Macht, was ihr wollt. Ich bin raus.
Aha (53) meinte dazu am 27.07.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Aha (53) meinte dazu am 27.07.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert meinte dazu am 27.07.20:
Nach der zweiten Pulle Messwein jedenfalls nicht.
Verdammt (oh, darf man das hier überhaupt sagen?) warum kann ich bloß meinen Mund nicht halten.
@ Aha - ob harmonisch oder disharmonisch ist egal - offen muß es sein, allseits offen und nicht in eine Richtung forcierend, denn die Offenheit (= euer Gott) soll bestimmen, nicht die von Menschen vorgestellte Gerechtigkeit.

Tashi delek
Ätzbird (dafür stehe ich mit meinem Dharmanamen)

Antwort geändert am 27.07.2020 um 12:56 Uhr

 Bluebird meinte dazu am 27.07.20:
@aha
Bluebird ist ein "Hüttensänger", weiß das zoologische Lexikon ....auch in meinem Profilbild ist das "Blau" dominant, wobei blue ja auch noch die Bedeutung von traurig, melancholisch hat ... keine Ahnung, warum ich mich für Bluebird entschieden habe ... lässt sich aber nicht mehr ändern
p.s. nach den täglichen Dramen seinerzeit in dem "Autorenblog" fehlte mir auch etwas der Mut, mich unter meinem wirklichen Namen anzumelden
Dieter Wal (58) meinte dazu am 30.07.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Dieter Wal (58)
(30.07.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram