Tapferkeit lohnt sich

Alltagsgedicht zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

Du bist alt und deine Kräfte schwinden.

Es gibt Tage, an denen du dich

im Bett verkriechen möchtest.

Du hast gerade ein Zipperlein überwunden

und schon meldet sich das nächste.

Der alltägliche Umgang mit Behörden nervt immer mehr.

Du bist versucht, Probleme vor dir herzuschieben.

Endlich raffst du dich auf und erledigst das Notwendige.

Nach dem Arztbesuch kannst du dich deiner Neigung hingeben.


Du schreibst ein Gedicht.

Früher warst du genauer.

Jetzt willst du dich mit der zweitbesten Lösung zufriedengeben.

Wieder kämpfst du mit den nachlassenden Kräften.

Du hältst durch, wägst Möglichkeiten gegeneinander ab.

Schließlich hast du die Fassung erreicht, die dir gefällt.

Dann kommen die öffentlichen Reaktionen.


Du freust dich, wenn sie Zustimmung signalisieren.

Aber auch wenn sie kritisch sind, weißt du,

dass du der lähmenden Passivität widerstanden hast.




Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Jack (03.02.25, 00:21)
Das Älterwerdenmüssen lähmt,
doch, Ekki, zehrst du wohl
noch reichlich Glück aus guten Tagen,
erinnerst dich an manche Tat,
auf die du heute stolz sein kannst.

Jetzter als jetzt wars damals auch
mitnichten, und so freu dich,
unmittelbar und ungetrübt,
wenn Leben Grund zur Freude gibt,
wenn du dir Grund zur Freude nimmst,
wobei nicht schüchtern sei.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.02.25 um 12:05:
Es ist schön, dass du an die Freude erinnerst, Jack. Wer offen ist, findet einen Grund sich zu freuen, zum Beispiel über einen Kommentar wie diesen.

 Graeculus (03.02.25, 00:28)
Die Flamme wird kleiner, aber noch brennt sie. Jetzt kann man froh sein, daß man die Kerze nicht an beiden Enden gebrannt hat.

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 03.02.25 um 12:12:
Merci, Wolfgang, dieser Versuchung haben wir widerstanden. Jetzt gilt es, die kleine Flamme zu hüten und sie nicht zu überschätzen.

 AndreasGüntherThieme (03.02.25, 01:17)
Ekki, für mich vereint dein Text Reife und Jugendlichkeit in einem Lied, dessen Melodie zuversichtlich macht.

Kommentar geändert am 03.02.2025 um 01:37 Uhr

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 03.02.25 um 12:19:
Takk, AndreasGünther, anspornende Kommentare wie deiner helfen mir, nicht zu viel Rauhreife anzusetzen.

 harzgebirgler (03.02.25, 06:46)
:) :) 
hallo ekki,

bleibt wer am ball trotz kräfteschwund
sind musen gern mit ihm im bund.

lg
henning

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 03.02.25 um 12:41:
Grazie, Henning,

vielleicht helfen die Musen den alten Ideenarmen
und werden sich ihrer erbarmen. :D

LG
Ekki

 AchterZwerg (03.02.25, 07:29)
Ach Ekki,

was zählt schon der minimale Schwund an Fertigkeiten angesichts der Fülle, die du der Welt (und diesem Forum) geschenkt hast?

Mit deiner Sprachaffinität und deinem Wissen bereicherst du uns alle und bleibst ein Vorbild.

Liebe Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 03.02.25 um 12:47:
Gracias, Piccola,

du siehst mich in einem gütig milden Licht,
das kompensiert mein schwindendes Gewicht.

Liebe Grüße
Ekki

 plotzn (03.02.25, 09:23)
Servus Ekki,

ja, Tapferkeit lohnt sich und wird belohnt, solange es die körperlichen und geistigen Kräfte es zulassen. Wer sich hängen lässt, liegt früher ganz tief...

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.02.25 um 13:44:
Merci, Stefan, wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Wer sich hängen lässt, wird schnell abgehängt.

Liebe Grüße
Ekki

 Saira (03.02.25, 09:30)
Lieber Ekki,
 
dein Gedicht vermittelt eine positive Botschaft: Tapferkeit und Durchhaltevermögen lohnen sich, denn sie führen zu persönlicher Zufriedenheit und Anerkennung, unabhängig von äußeren Umständen. Es ermutigt dazu, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen und die eigene Kreativität zu nutzen, um Erfüllung zu finden.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.02.25 um 13:49:
Vielen Dank, Sigi. Du erwähnst auch die äußeren Umstände. Auf der Basis von Wohlstand ist es natürlich leichter, tapfer zu sein.

Herzliche Grüße
Ekki

 Teo (03.02.25, 09:35)
Ach Ekki, ich bitte dich...
was du hier noch in deinem Alter zusammenbastelst, zollt mir allerhöchsten Respekt ab. Für mich bist du hier einer der ganz großen, der zudem souverän und elegant mit Ansätzen von Kritik umgeht.
Also...weiter so, die Welt wartet auf dein nächstes Buch!

Liebe Grüße aus Herne
Teo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.02.25 um 13:58:
Herzlichen Dank, Teo, mit Kritik akzeptabel umzugehen, ist vielleicht noch schwieriger als das Schreiben selbst. Momentan wird es den Kritisierten leichter gemacht, weil sich die meisten Kritiker auf diesem Forum an Spielregeln halten.

Liebe Grüße zurück
Ekki

 Didi.Costaire (03.02.25, 10:58)
Hallo Ekki,

das hier ist ein sehr persönliches Gedicht, in dem du dein Inneres nach außen kehrst. Es berührt sehr.

Liebe Grüße, 
Dirk

Kommentar geändert am 03.02.2025 um 10:58 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.02.25 um 14:04:
Vielen Dank, Dirk, du hast recht. Ich möchte mich hier nicht hinter einem lyrischen Ich verstecken.

Liebe Grüße
Ekki

 Augustus (03.02.25, 12:59)
Bedenkt man, welche Willenskraft so mancher Große in der Geschichte im Alter noch aufbringen konnte, lässt es sich sagen; wo ein Wille, dort ist auch Kraft!

Kommentar geändert am 03.02.2025 um 12:59 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.02.25 um 14:10:
Gracias, das ist tröstlich, Augustus. Freilich ist das Verhältnis von Wille und Kraft dialektisch, denn auch der Wille bedarf der Kraft.

 FrankReich (03.02.25, 14:18)
Wer allerdings gelernt hat, sein ganzes Leben mit dem inneren Schweinehund zu hadern, verfügt im Alter über Routine. 👋😂

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.02.25 um 16:51:
Das hast du witzig gesagt, Frank. Aber auch Routine bedarf der Kondition.
LG
Ekki

 Regina (03.02.25, 14:58)
Das Schwinden der Kräfte sehe ich mit ambivalenten Gefühlen auch auf mich zukommen und möchte doch noch so vieles erledigen. Ich wünsche dir weiterhin Tapferkeit. LG Gina

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.02.25 um 16:54:
Grazie, Gina, Solidarität macht mut zur Tapferkeit.
LG
Ekki

 Moppel (03.02.25, 19:23)
Passivität ist, denke ich, der erste Sargnagel, Ekki. Darum lass uns freuen, dass in einem Lyrikforum zu sein uns immer wieder Motivation gibt, unsere grauen Zellen anzuspornen...
lG von M.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.02.25 um 19:42:
Schön, dass wir darin übereinstimmen, Monika.

LG
Ekki

 Teo (03.02.25, 20:41)
Also ich bin auch der Meinung, der Austausch hier hält mich rege. Son bisschen ärgern gehört auch dazu.

 Pensionstarifklempner (03.02.25, 22:48)
Da schreibt doch einer ein Gedicht aus meinem Leben. Danke. Jetzt brauche ich wenigenst nicht selbst herumdichten. Dafür kann ich nun in aller Ruhe an meiner Grabrede schreiben : ja, glotzt nicht so romantisch.....

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.02.25 um 16:26:
Hallo Petakle,

da siehst du mal, wie nahe ich dir stehe.

LG
Ekki
Zur Zeit online: