Alle 455 Texte von Irma

Zwei Damen schwärmen immerzu vom hohen Absatz ihrer Schuh’. Die eine denkt an den Verkauf, die andere, die steht darauf.

Zwei Knaben steigen strebsam auf zum Branddirektor. Weiter rauf erweist sich als zu hoch hinaus: Man zieht die Feuerleiter raus.

Unzählige weiße Punkte, durch zarte Fäden verbunden, auf dem Nachthimmel deiner Katzendecke. Frisch gewaschen, ein letztes Mal.

Zwei Knaben schwören sich, im Leben nie irgendetwas aufzugeben. Der eine wartet beim Gepäck, der andere gibt auf, fliegt weg.

Zwei Knaben stehen sich im Wald nackt gegenüber. Schrecklich kalt ist einem, er friert ungelogen. Der andre fühlt sich angezogen.

Tagein, tagaus versinken in Schwermut - lass das sein. Im roten Saft ertrinken: Oh nein, mein dummes Herz! Das bringt nichts.

Mein dickes Fell habe ich vor dir abgelegt. Jetzt stehe ich hier bloß mit Mütze, Schal und Handschuh und friere.

Ein lässiges Luder aus Pisa belächelt den Luden, als dieser ihr „London“ erklärt. Als Weltfrau verkehrt sie sicher mit einem Pariser.

Paul Priester bestäubt Bischofswiesen beim Beten im Heubett durch Niesen. Er spendet den Samen bedürftigen Damen. Wird bald „Vater unser“ gepriesen.

Der Freddy treibt ein, nicht verschlafen, Barkasse „Finanz - Friedrichshafen“. Zum Anlegen heuert und Anheben steuert er, und zum Verladen von Schafen.

Zwei Streicher schmieren Butterbrot streichzart, bevor die Probe droht. Den einen reizt der Aufstrich mehr, den andern wurmt der Abstrich sehr.

Zwei Knaben schaufeln heute Mist bis einer drin verschwunden ist. Der andre sticht ins Heu zuhauf und gabelt jenen wieder auf.

Zwei Knaben dichten angespornt vom Wettbewerb. Es klappt verhornt beim einen nur. Der schaut beglückt, der andre ward verlimerückt.

Zwei Knaben suchen sich Verleger, der eine schrieb ’nen Kassenfeger. Der andre schaut verlegen sehr, er findet, was verlegt, nicht mehr.

Zwei Knaben wollten Abitur, den einen quält der Durchfall nur. Der andere, auch durchgefallen, der kotzt sich richtig aus vor allen.

Zwei Drohnen wollten gern verkehren. Doch ließ die eine nie aufklären die andere, die flugs verschwand beim Jungfernflug, ganz unbemannt.

Sie bietet sich ihm an. Er nimmt alles für bare Münze. Das wird sich für ihn nie auszahlen.

Zwei Knaben werden Ministrant, der kleinste Dienst wird oft verkannt. Der eine darf Altar verwalten, der andre den Talar wohl falten.

Zwei Knaben wollten Wachmann sein im Kaufhaus, doch es kam ein „Nein!“ von Seiten der Geschäftsaufsicht: Die Ladenhüter braucht man nicht.

Zwei Knaben schätzen reich befüll- te „Gelbe Tonnen“. Passt viel Müll in eine Wertstoff-Tonne rein, wird sie besonders wertvoll sein.

Zwei Babys spielen mit dem Brei, das eine isst ihn nebenbei. Das andre kostet und erbricht, ihm schmeckt das Kostspielige nicht.

Zwei Texter kennen die Gesetze der Schreibkunst und betreiben Hetze. Der eine schreibt, ein Text sei Schmutz, der andre schreit: „Verfassungsschutz!“

Der Backmeister Bruno aus Schwaben befiehlt Lehrling Bernd anzutraben, der ständig verpennt, die Brote verbrennt. „Wer will denn die Backpfeife haben?“

Kräftig spüre ich jeden deiner Schläge. Immer schneller schlägst du, immer heftiger. Schlage ruhig weiter, mein Herz.

Eins, zwei, drei - rundherum! Dreh dich um, komm doch mit, Schritt für Schritt, lass uns zwei aus der Reihe tanzen.

Zwei Basen wohnen in WG, die eine pflegt das Kanapee. Die andre, die nur putzt und scheuert, wirkt ausgelaugt und angesäuert.

Zwei Knaben stehen im Duell, der eine zieht die Waffe schnell. Der andre fordert sein Gehalt und Vorschuss auch, bevor es knallt.

Zwei Knaben ziehen Hemden an, sofort lacht da ein jedermann. Denn reichlich lang ragt einer raus, der andre sieht kurz: ärmlich aus.

Zwei Knaben liegen arg im Streit, sie stehen voreinander breit. Der eine stellt sich turmhoch auf, der andre türmt sofort darauf.

Zwei Knaben tragen heute vorlaut gefeilte Verse vor zur Hornhaut. Der eine kann geknickt nur schielen, der andre blickt auf dicke Schwielen.

Zwei Knaben hören beim Notar, was Vaters letzter Wille war. Der eine reichlich erbt allein, der andre blickt erbärmlich drein.

Zwei Knaben können sich nicht leiden, scher’n aus, sich Wege abzuschneiden. Drum einer meidet schlimme Gassen, der andre schneidet mies Grimassen.

Zwei Knaben fahren Karussell, der eine dreht sich rasend schnell den Tag hindurch bis abends spät. Der andre war schon durchgedreht.

Zwei Dicke wollen sich nicht quälen mit stetem Kalorien-Zählen. Der eine isst vielleicht verkehrt, der andre ist bald unbeschwert.

Zwei Brüder streiten um die Eiche, der eine rückt, damit sie weiche, sofort mit scharfer Säge an. Der andere, der hängt daran.

Zwei Knaben strichen (Was für Schlingel!) mit Wonne über manche Klingel. Dem einen ist die Flucht geglückt, der andre hatte sich verdrückt.

Ich fühle mich angezogen. Die ersten Worte fallen, lassen tief blicken. Schnell hülle ich mich wieder in Schweigen. Ob du mich durchschaust?

Casanova Klaus-Dieter aus Dieren will die Alte vom Kumpel brüskieren. Er lässt in die Haut der untreuen Braut das Verfallsdatum eintätowieren.

Unscheinbare Kleinigkeiten, die mir dein Mund liebevoll in die Ohrmuschel murmelte, wuchsen und verwandelten sich im Lauf der Gezeiten in perlmutterne Kostbarkeiten.

Herr Riesling, ein Winzer von Welt, weint ständig und schäumt unbestellt. Sein Söhnlein Brillant hat äußerst galant, doch trocken den Kerl kaltgestellt.

Ein Hase aus West-Osterode, der webt bunte Feldherren-Mode. Der Kettfaden-Lauf schießt quer und zuhauf im Hosenstall Eier zu Tode.

Hein Hufschmied, ein eiskalter Däne, der schmiedet gar brandheiße Pläne. Will nageln im Stall „Madame du Cheval“. Von hinten sieht niemand die Zähne.

Beim „Schützenfest Tell - Bogenhausen“ lässt Eva den Amor-Pfeil sausen. Verschossen voll Lust mit Arm an der Brust, das Äpfelchen Adams zu schmausen.

Zwei Knaben sollen Äpfel sammeln, die überall im Gras vergammeln. Den einen trifft es hart vom Baum, den andern stört der Abfall kaum.

Zwei Knaben haben, ganz verkehrt, bei Rot die Straße überquert. Der eine fasst den andern an, der Bus erfasst fast beide dann.

Zwei Ärzte sollen beim Sezieren verlernen auch sich zu ge-Nieren. Dem einen ist es wohl ge-Lungen, der andre ist nie eingedrungen.

Zwei Knaben schmieden Verse scheu, invers gedreht, erfrischend neu. Schon glänzend reimt das eine Kind, das andre feilt, bis blank sie sind.

Die Kaufmannsfrau Kim aus Kaufbeuren verkauft Baby-Windeln auch euren frisch väterlich’ Männern. Preist hoch an den „Kennern“ das Auslaufmodell statt der teuren.

Zwei Räder rollen hinterher, vorn dran zu bleiben, das fällt schwer. Dem einen ist es noch gelungen, das andere ist abgesprungen.

Zwei Sauen saugen in Laboren, beim Säubern geht ein Gen verloren. Die eine Sau ist sau-genial, der andren fehlt das Genital.