Alle 168 Texte von Janna

Du musst nicht dauernd schlucken, Kind. / Ich füttre dich mit kleinen Happen. / So bleibst du hungrig, taub und blind, / und wirst als Narr durchs Leben tappen. / Noch scheint dir vieles ganz verschwommen. / Das soll auch dauern, bis ich...

Ein später Strahl huscht durch mein Zimmer, / bemalt die Wand und zaubert Tupfer; / taucht mir die Welt in Gold und Kupfer, / versprüht im Windspiel seinen Schimmer, / bis die Pailletten vielfach funkeln. / Ganz sachte fängt es an zu dunkeln. /

Die Sonne scheint dem Winter ins Gesicht. / Sie stichelt: Geh uns endlich aus dem Licht / und gönn dem jungen Nachwuchs sein Comeback! / Der Winter grummelt: Ich geh erst hier weg, / wenn Lenz und ich ein flottes Tänzchen wagen. / Er packt...

Das war ein schmerzliches und langes Kreißen. / Ich hielt voll Scham und Angst zu lange fest. / Am Ende habe ich dann doch gepresst. / Geräuschvoll hörte ich die Schnur zerreißen. / Nun lag es blutig, sterbend mir zu Füßen. / Es schien so...

Als Susanne am Abend auf der Treppe nahe dem Wohnzimmerfenster saß, belauschte sie ein Gespräch, das ihre Tante mit der Mutter führte. Ihre Tante war sehr aufgebracht: Er bestreitet, mit mir zusammen gewesen zu sein und stellt mich hin wie ein...

Ein stets erhobner Zeigefinger / (er fühlte sich dazu berufen, / die andren Finger einzustufen) / erachtete sie als geringer. / Die Antwort kam vom Mittelfinger. /

Wattinchen war ein Wolkenkind. / Es wollte stets am Himmel spielen, / und wie die Wölkchen nun mal sind, / mit Wasser auf die Menschen zielen. / Wattinchens Freund hieß Willi Wind. / Von ihm ließ es sich gerne treiben / und setzte Willi...

Wie friedlich liegt die Stadt mir heut zu Füßen. / Der Fluss zieht ruhig seine stete Bahn, / den Wellenschlag erzeugt ein Lastenkahn; / die Kirchturmglocken lassen klangvoll grüßen / Der Klatschmohn und die Margeriten blüh'n, / ein Zug...

Mich hatte ich im Traum gefunden. / Ein Vogel nistete im Haar, / hat Röschen fest hineingewunden, / bis alles Duft und Wehe war. / Von oben tobte ein Gewitter / und unten Sturm im Wasserglas. / Die Oma machte arme Ritter. / Ich...

Die alte Wanduhr schlägt wie immer. / Vor mehr als hundert Jahren, / als wir noch gar nicht waren, / erklang ihr Gong in Urahns Zimmer. / Ihr Pendel schwingt sich durch die Zeiten; / der Zeiger macht die Runden / durch abertausend Stunden,...

das letzte Mal dass du die Sonnenstrahlen spürst,mich aufgeregt zu deiner Lieblingsstelle führst,die Rückenhaare sträubst, wenn du den Erzfeind siehstund mich trotz deiner alten Knochen heftig ziehst.Vielleichtdas letzte Mal, dass ich dein...

St. Martin fühlt sich irritiert. / Man hat den Guten suspendiert. / Die Vorschrift, in Coronazeiten / nicht im Laternenzug zu reiten, / frustriert den Mann, der Mäntel teilt, / weshalb er hin zur Kneipe eilt. / Jedoch hängt dort, ihm zum...

Am Samstag seufzt der Osterhase: / Ade, geliebte Wohlfühlphase! / Ab Sonntag muss ich wieder schaffen, / muss tausende von Nestern füllen / und süßen Kram im Gras verstecken, / nach dem sie ihre Näschen recken, / die Sachen schnell...

Sie stand, wie meist, bewegungslos im Schrank. / Aus ihrem Seidenkleid, das leicht changierte / und sich am Saum entlang mit Rüschen zierte, / entwuchsen blasse Arme und die Hände - / zwei Blütenkelche - wirkten filigran / und...

Ich war ein weißes Blatt Papier, / ganz glatt und unliniert. / Die ersten Jahre hat man mir / die Fläche zart verziert. / Man band mich in ein Buch hinein, / ich hatte Atemnot. / Sie sagten mir, das müsse sein, / so lautet das Gebot. /...

Es kreischt und eine Stimme überschlägtsich echogleich in meinem Innenohr,bis sie den letzten Nervenstrang zersägt.In meinem Kopf brüllt nun ein ganzer Chor.Das ist ein Summen, Schrillen, Keifen, Grölen,ein Heulen wie von hundert...

Der Flieder hat sein Kleid gebauscht / und lädt zum Sommersonnentanz. / Die vielen, kunterbunten Gäste / besetzen blütenschwere Äste: / Ein Admiral, ein Schwalbenschwanz; / drei Hummeln brummeln duftberauscht, / die Hintertaschen prall...

Schwer lastet Ungesagtes im Raum / bricht sich in Tränen Bahn / fast schon kalt dein Leib / die Abstände werden größer / zwischen den Welten / atmest du deine Erinnerungen / aus /