Kurzgedichte

Ich hab' zwar einen Kleiderschrank Der voll ist, und dafür Gott sei Dank Bin ich doch noch längst kein Punk Doch feier ich jetzt erstmal krank Und mach 'ne läng're Pause Allein bei mir zu Hause

Endlich gehen die Kurse runter Und der Spekulant wird munter Kauft Papier für die Anlage Sanitär- für seine Plage Denn wenn es von der Rolle ist Und man sich einfach nur verpisst Legt man gern was Neues nach Also, lasst sacken Und geht...

Freiheit scheint ein hohes Gut, Wenn man so frei fahren tut. Doch jetzt sind die Grenzen dicht, Doch für Güter zählt das nicht. Diese dürfen jetzt noch fahren - Freie Fahrt für freie Waren.

Gestern Freiheit, Konsum, der Überfluss Gestern das Ego, der Kick, noch mehr Genuss Gestern Reisen, Feste, Feiern, fast schon Überdruss Heute kollektiv gebannt, gelähmt, gefangen …

Du wirst alt, doch trotz IQ lernst Du immer noch dazu.

Hier liegt Computeringenieur Andreas Tschipp samt Zubehör, nachdem er vor der Tastatur in seinen Ruhemodus fuhr. † † † † † † Hier ruht Naturfreund Art R. Kant, der letztens viele Pilze fand, und neben ihm, ins Leichentuch gewickelt,...

Wunderbäumchen beeinträchtigen die Fortpflanzung, denn sind wir nicht alle ein bisschen Coro- na?

Der Schmerz verbreitet sich im Wald, denn dem kann der nicht recht entfliehen, doch in den Bergen, auf den Seen und von quadratischer Gestalt, erscheinen auf der Szene Feen. So wartet er denn, dass sie bald auch ihm die Wurzeln ziehen.

du und ich und unser auto fährt uns vorbei an den alten unbewohnten häusern in denen wir leben könnten vielleicht schon in diesem sommer

wer in solcher Stadt wohnt sollte das Träumen nicht vergessen sagte einer manchmal geht das jeden Abend sprühen manche ihre Alpträume auf die Mauern jeden Morgen träume ich mich fern

Nur Jesus duscht und wird nicht nass. Den Menschen macht das Nass krass Spaß.

Ach die schöne Adelheid trägt heut ein besondres Kleid unten kurz und oben weit steckt der Stoff voll Weiblichkeit Wo soll man zuerst hin blicken sie bewegt sich schlangengleich wie sie tanzt tut sich nicht schicken hart ist manches nicht mehr...

Es stand ein Wirtshaus in der Landschaft. Frau Wirtin machte gern Bekanntschaft mit strammen Wandersleuten, die neben Wein sowie Gesang selbst solch ein Weib nicht scheuten.

Tock, tock, tock, auf Fensterscheiben, klack, klack, klack, auf blankem Glas. Welch ein keckes, jeckes, Treiben vom vereisten Regennass. Welche Menge, welch Gedränge, welch ein himmlisches Geheiß, dieses Klopfen einstger Tropfen - diese...

Selbst im Getümmel der eisigsten Flocken taucht ab und an eine Sternschnuppe auf.

tutet mir elefantös was vor tanzt auf hundert Beinen einen Pas de deux singt mit tausend Stimmen ein Solo „Erzähl mir nichts vom Pferd“ rufe ich ihr zu da reitet sie zehn wilde Hengste auf einem Rücken - was soll mir das?

die tage wiederholen sich nicht genauso wenig die nächte es sind nur unsere gedanken die sich ich schrieb einmal ein gedicht für dich ich weiß nicht ob ich dabei an dich dachte oder an das neonlicht in der garage oder an die augen einer...

nach dem gespräch mit dem arzt fahren sie ans meer unsterblichkeit atmen legen sich in den rhythmus der wellen und sehen am ende des horizonts alles zusammenfließen wie nasse farbe

Als wäre es Mutter in ihren besten Jahren thront sie auf hohem Zweig in fleischiger Blüte ein farbloses Blümchen zu ihren Füßen zitternd fühle ich wir sind nicht von gleicher Art

bis auf den Grund des Meeres tragen Schicksal wie Netze mit Geröll ihre Steine singen in Geschichten tragen Kronen in Lichthöhe Ohren auf Zehenspitzen das Flüstern der Vögel zu hören

Frühling, Farben, Februar fern, Flora, Fauna feiern Feste! Fünf forsche Fliegen flattern flugs feldeinwärts. Fröhlich faseln fünf Fliegen fernab fieser Fährnisse. Fliegenfängers Fädenfalle fängt fünf fahrlässige Fliegen. Fatal, fatal!...

Ich sehe mich festgehalten auf einem Foto, und von mir fest gehalten seh ich auch dich. Ich wollte dich festmachen, da, auf dem Fest. Aber was Festes, das wurde aus uns zweien nicht. Denn mit mir, stelltest du locker fest, wär ja nix los. Peng....

Der Sturm biegt den Baum ich sehe und höre wie etwas zerbricht ein Vogel stürzt vorbei meine geschwinde Zeit ist kein endlicher Traum

manchmal ist sie ein irrgarten mit stetem wunsch hinaus zu finden manchmal jedoch ein schloss mit wassergraben und tiefem verlangen die zugbrücke zu heben wenn einer naht

schrittweise mischt sich ein inneres grau unter das blei des tages weiß streift ein nebel meinen hals wie ein strick denke ich hängt ein schweigen über der natur

vertieft in den Kreislauf des Himmels Licht und Dunkel der Erde Verwandte schmieden am Feuer ein Bild nachtdunkle Bronze Gold strahlt wie Gestirn die Himmelsscheibe von Nebra drängt uns zur Stille

Im Grauen Dein hitziger Brief: Poststempel Uruguay

da wuchert was wie Unkraut mehrt sich täglich grabe ich nach Wurzeln streut es erneut Samen aus reißen nützt / nichts anderes gedeiht auf solchem Boden mehr

du hast dich in meinen augen versteckt als warst du schon immer dort ganz hinten am sehnerv wo es am wärmsten ist und unheimlichsten begleite mich in den see schwimmen wo verse und steine leben ihre stimmen kräuseln das wasser du hast dich in...

der bettler mit dem hut vor sich ich weiß ja nicht

Nach zwoa Wein hab i aan Rausch, nach drei Bier hab i ihn auch. Und zur Lösung trinken wir noch aan Wein und noch aan Bier.

[line] Lauter Kummer flieht in dein Flüstern, sucht sich zu kleiden in deinen Trost, findet im Netz aus warmen Worten Halt und schläft friedlich ein in deinem Kuss. [line] Version 2 (mit Vorschlägelchen vom Achten) [line] Lauter Kummer flieht...

Harte Schale, harter Kern, der Gott des Krieges hat das gern; Ares macht mobil und ihm gefiel, wie wir uns vernichten, unsere Reihen lichten. In des Feuers rotem Kreis fressen wir das Menschenfleisch, dünsten Seelen, kochen Knochen, tanzen...

Flausen unterm Ponny ein Haufen Mücken im Frühlingsblau Später deckelt man sie mit Vernunft der strengen Gouvernante entgeht nichts Auf Wiedersehen unterm Grauhaar springen sie vielleicht hervor dem Alter sei alles gestattet

Das kleinste aller Dankeschöns hat gerade noch gereicht um den Glücksbefund zu lesen bevor die Zeit ihn ausgebleicht.

Sie laufen hin, sie laufen her; gar glücklich sind sie an dem Meer. Ohne Stress und ohne Not. In 100 Jahren sind sie tot.

tagsüber sommerworte formen kirschen essen und pferde stehlen und nachts von liebe träumen

nun liegen sie brach die unerfüllten träume verflogen ist das unglück und du kennst mich nicht

O Mensch, verweile in den Sternen, das irdisch Leid ist dann vorbei. Ein Wort genügt, es zu entfernen, und alles bricht wie Glas entzwei. Der Schein, der Trend, die Zeit, die Treue. Ein Hauch, und sie entfliehn im Nichts. Und weißt du, worauf...

Gesichter malen fällt mir schwer, mit Augen, Lippen, Nasen. Drum mal ich keine Menschen mehr und widme mich den Hasen.

still ist es geworden und dunkel um uns herum doch unsere hände finden sich immer noch

Am Abend huscht das Schweigen durch die Straßen, und weiße Mützen schneit die Stadt. Platanen werfen Flocken auf die Jacke – mit einem Kopfschütteln stoßen sie sie ab.

ich blicke vom fenster in den hinterhof eine Katze huscht von hier nach da und gegenüber schaut ein anderer

Sie tragen Blumen sie tragen Kränze ungeachtet der Lenze zuhauf Beklemmung lähmt den Atem die Glieder sie legen die Blumen die Kränze nieder sie kehren um und atmen wieder - atmen auf

ich gehe vorbei am stadtfriedhof in der ferne schlägt die turmuhr zwölf erst leise und nebelhaft dann immer deutlicher diese stimme fast sommerfrisch als riefe mich mein vater heim

Die Himmel sind leer. Stell dir das vor! Keine Vögel und keine Götter mehr. Wie zersengte Ratten sitzen wir in unseren Löchern und warten auf gnädige Schatten, und warten auf den Tod, den Blanken Hans, Bruder Hein; in unserer Not fressen wir...

Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt meist nirgendwo ein Lichtlein her. Musst den Glutrest in dir finden, und dich an dir selbst entzünden.

Diesmal wird es wohl nicht genügen das Holz von Zypressen zu schlagen es fände sich kein Gerechter – vielleicht wenn die Arche nur Tiere trüge

Schlämmkreide ist ein weit verbreitetes Putzmittel, ist ein Abfallprodukt aus der Gewinnung von Kalk. Der wird zur Reinigung einer Schlämmung unterzogen. Wir schlämmen mit Schlämmkreide. Wir putzen uns damit die Zähne Und waschen damit...

Die Blinden sehen. Die Tauben hören. Die Gehäuteten fühlen. Weinende Teufel pfeifen in der Nacht. Dummer August, warum lachst du nicht. Wir haben dich um den Schlaf gebracht. Ich lösche das Licht; und in der Dunkelheit flieht die Einsamkeit;...