Alle 1.501 Textkommentarantworten von TrekanBelluvitsh

05.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "Ich kenne das nicht. Aber ich habe es gleich auf meine "Bezahlliste" gesetzt (ich male Figuren und Fahrzeuge für meinen Freund an - Hobby - und er "bezahlt" mich mit Büchern, CDs, DvDs, die ichmir wünsche und ihm zur Auswahl gebe. in der es mehr Bedürfnisse als Mittel zu ihrer Befriedigung gibtDabei ist das natürlich noch sehr aus seiner Zeit, als tatsächlich nicht die Bedürfnisse aller befriedigt wurden. Aber die sogenannte "Flüchtlingskrise" hat uns ja gezeigt, dass Bedürfnisse eher was mit der eigenen Vorstellungskraft und vor allem der Angst, zu kurz zu kommen, auch wenn man alles hat und sich für einen nichts ändert. Von wegen "Flüchtlingskrise" und Wirklichkeit und Psychologie. Ich habe kürzlich in einem Buch über die Luftschlacht um England gelesen, dass im Spätsommer/Herbst 1940 es im UK eine große Angst vor der deutschen 5. Kolonne gab. Interessanterweise war diese Furcht am stärksten ausgeprägt in jenen Teilen des UK, die nicht von deutschen Bombern angegriffen wurden und allgemein im Süden Englands, wo eine mögliche Invasion ja stattgefunden hätte, war sie nicht sehr verbreitet"

04.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "Wie ich sagte: Ich denke, dass der Krieg für menschliches Verhalten "lediglich" wie ein Katalysator wirkt. Er erfindet nichts. Die Dinge werden nur sichtbarer. Daher kommt dann (unter anderem) auch meine misanthropische Grundeinstellung. Wenn der Mensch die freie Möglichkeit hat, sich zu entscheiden, entscheidet er sich für das Böse. Das mag nicht auf alle Menschen und in vielen Situationen noch nicht einmal auf den größeren Teil zutreffen. Aber es trifft auf einen Teil zu, der zahlenmäßig groß genug ist, das Miteinander in Richtung Brutalität und Gewalt zu verändern. Wenn man dagegen etwas unternehmen möchte, passiert es schnell, dass man mit dem "Gewaltparadoxon" (analog zum "Toleranzparadoxon") konfrontiert wird - gezwungenermaßen. Und damit unterliegt man natürlich auch wieder den gleichen Systematiken. Darum ist der Einsatz gegen Gewalt und Brutalität auch nicht in dem Sinne zu gewinnen, dass sie irgendwann verschwinden. Es ist ein ewiger/epischer Kampf, mit allen Hoch und Tiefs und Ermüdungserscheinungen, die man sich nur vorstellen kann. Die rationale Betrachtung der Geschehnisse hilft jedoch dem Verständnis und lindert den emotionalen Druck. Sie wird ihn jedoch nie aufzulösen vermögen. Massakrierende Soldaten, massenmordende Drogenbanden etc. werden uns immer auch in Fassungslosigkeit zurücklassen. Das müssen wir begreifen, um damit überhaupt umgehen zu können."

04.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "ad 2.: Mein Gott! Du sagst damit beinahe, daß im Krieg jeder gegen jeden kämpft, also auch eine Einheit gegen die andere. Das ist natürlich eine interessante Frage. Und aus der Geschichte gibt es da erstaunliche Beispiele. Denke nur an die diversen römischen Bürgerkriege. Wenn ein Feldherr die Seite wechselte, taten dass seine Soldaten ihm zumeist gleich. Dabei war das tatsächliche Überleben (Versorgung mit Lebensmitteln etc.) dieser Männer sicherlich sehr viel mehr von dem Feldherren abhängig, als es in modernen Zeiten der Fall ist. Dennoch kämpften sie dann in Schlachten gegen andere Römer und sicherlich auch gegen Truppenteile, mit denen sie auf anderen Feldzügen zusammen im Einsatz waren. Im Dreißigjährigen Krieg haben wir in Deutschland immer noch das Condottieri-System d.h. das System der Kriegsunternehmer, die sich für Geld und Titel in den Dienst der einen oder anderen Seite stellten. Die Soldaten - wir nennen sie heute Söldner - hielten zumeist dem die Treue, der am meisten oder auch nur regelmäßig zahlte. Dabei war das für sie durchaus auch eine Frage des Überlebens. Anderseits setzte dieses System den Kriegsunternehmer auch unter Druck. So wird in der Forschung heute davon ausgegangen, dass Tilly die Plünderung Magdeburgs eher zuließ als befahl. Das Versprechen bzw. die Erwartung seiner Soldaten und die lange verlustreiche Belagerung ließen ihm insofern keine Wahl, als dass es ihm wohl kaum möglich gewesen wäre, eine Plünderung zu verhindern. Die Frage, die hinter allem steht, ist die wofür Soldaten kämpfen. In der Neuzeit ist die Nation dazugekommen. Dieser Aspekt ist sehr stark, sogar da, wo man es nicht erwartet. Ich weiß nicht, ob du schon einmal etwas von der "Bashi"-Bewegung gehört hast. In ihr wurden viele iranische Kriegsfreiwillige im Iran-Irak-Krieg gesammelt. Sie unterstand und war Teil der Revolutionsgarden (die während des Krieges und bis heute im Iran in scharfer Konkurrenz zur iranischen Armee stehen). Die iranischen Kindersoldaten kämpften in "Bashi"-Einheiten. Die Revolutionsgarden schafften es im Krieg gegen den Irak die Armee zu überstimmen und so setzte der Iran nicht auf den mobilen Kampf der verbundenen Kräfte (Panzer, Infanterie, Artillerie etc. kämpfen eng miteinander abgestimmt), sondern mit der sogenannten "Human Wave"-Taktik. Darunter muss man sich vorstellen, was das Wort aussagt. Im Westen ging und gehen bis heute davon aus, das der größte Teil der Jungen - tatsächlich bildeten diese eine Minderheit auch bei den Bashi - aus religiösem Fanatismus sich diesen Einheiten anschlossen. Dieses Bild wollte der Iran auch propagieren und tut es bis heute. Bei der Befragung von gefangenen Bashi-Soldaten kam jedoch heraus, dass dies nur auf eine kleine Gruppe der Freiwilligen zutraf. Zu regelrechten Himmelfahrtskommandos, wurden dann auch eher diese Soldaten eingesetzt. Neben vielen anderen Gründen (auch sozialer Druck) war jedoch der größte Einzelfaktor für die Iraner sich freiwillig zu melden Patriotismus, unabhängig davon, wie sie zu dem neuen Regime standen. Immerhin hatte der Irak ihre Heimat überfallen und diese wollten sie nun schützen. Patriotismus, Nationalismus, Ideologie und Religion sind "große Gründe", warum Soldaten kämpfen. Doch - um auf die Frage, warum solche Massaker passieren zurückzukommen - wenn ein Soldat erst einmal Teil einer Einheit ist, ändert sich das (was in der Regel bedeutet, dass er diese "großen Gründe" gar nicht mehr in Frage stellt). Die "Heimat des Soldaten" ist der Zug und auch noch die Kompanie, wobei bei letzterer schon Abstriche zu machen sind. Im Zug ist der Soldat sozial verankert. Dort hat er in der Regel seine engen Freunde. Das sind auch die Männer (und heute: auch Frauen) mit denen er/sie alles gemeinsam durchsteht: Strapazen, Hunger, Kampf, Tod, Verwundung, Hitze, Kälte etc.. Zwischen den unterschiedlichen Zügen einer Kompanie entwickelt sich in der regel eine gewisse Rivalität. Jedoch ist man sich noch freundschaftlich verbunden. Andere Kompanien sind schon sehr weit weg. Und andere Waffengattungen werden bereits misstrauisch beäugt. Das weiß ich nicht nur aus Lektüre, sondern auch aus eigener Erfahrung. Als Panzergrenadiere hatten wir Fußlatscher, jederzeit Wind und Wetter ausgesetzt, nicht sehr viel für die "Panzerplatten" (Panzertruppe) übrig, auch weil die den ganzen Tag ihren Arsch motorisiert durch die Gegend kajolen. Dies kann sich ändern, wenn man im Einsatz immer wieder mit der gleichen Einheit einer anderen Waffengattung zusammenkämpft. Hier ist dann das gemeinsame Kampferlebnis das verbindende. Dies alles führt dazu, das man das Verhalten der anderen in seiner engsten Bezugsgruppe kritikloser betrachtet. Das kennt man im Zivilen ja auch aus der Familie. Über den Nazi auf der Straße mag man sich aufregen, aber wenn Onkel Herrmann bei der großen Geburtstagsfeier mal wieder rassistische Sprüche abläßt... naja, so ist er halt, der Onkel Hermann, nicht? Die Soldaten verbinden also "Größere Gründe", der Zusammenhalt der "Wir"-Gruppe durch gemeinsam durchlebte Erfahrungen und die damit zusammenhängende Wahrnehmung der anderen als "Nicht-Wir-Gruppe". Dies bringt eine starken Zusammenhalt. Starker Zusammenhalt bedeutet aber auch immer, dass man die "Wir-Gruppe" gegen Feinde bis aufs äußerste verteidigt. Diese Feinde können sogar eingebildet sein. Das bedeutet, dass ein grundsätzliches Misstrauen der Außenwelt gegenüber verbunden mit einem immensem Gewaltpotential bei einer Gruppe Soldaten vorherrscht. All das in Schach zu halten, ist auch die Aufgabe der Führer und Unterführer (gegen die sich all das ja auch richten kann). Unter diesen Umständen sind Tragödien eigentlich vorprogrammiert. Es sind von Anfang an so viele Grundbedingungen für gewaltsame Exzesse vorhanden, dass nur noch wenige Elemente (wie z.B.Stress) hinzukommen müssen. Und Stress ist der Soldat ständig ausgesetzt. Dabei gibt es im Krieg meistens kaum Vorwarnzeit, d.h. Zeit in der der Soldat sich auf das kommende vorbereiten kann. Phasen der absoluten Langeweile wechseln abrupt mit Phasen der absoluten Anspannung. Für Infanteristen gilt das insbesondere. Dabei möchte ich noch eine allgemeine Anmerkungen mach. All das, was ich bisher geschrieben habe, trifft auf den "durchschnittlichen" Soldaten zu. Und aus den vorliegenden Daten und Erfahrungen kann man sehr gut herausfiltern, wie der "durchschnittliche" Soldat sich verhält. Allerdings ist der "durchschnittliche" Soldat ein Idealtypus im Max Weberschen Sinne (wie auch der "durchschnittliche" Mensch an sich). Für das Verständnis zum Massaker von My Lai müsste man wahrscheinlich jeden noch lebenden US-amerikanischen Soldaten psychotherapeutisch untersuchen und die Ergebnisse dann zusammenführen. Allerdings glaube ich, dass man auch so nicht mehr herausfinden würde als das, was man bereits von anderen Massakern weiß. Diese Erkenntnisse würden wahrscheinlich bestätigt werden. Ich habe jedoch meine Zweifel daran, ob man wirklich einen besseren Zugang zu dem Fall an sich finden würde. Allein der zeitliche Abstand ist in den Erinnerungen der Beteiligten mit Sicherheit ein Problem - selbst wenn die Männer NICHT absichtlich lügen!. Darum werden wir, wenn wir Namen wie My Lai, Srebrenica, Oradour Sur-Glane oder gar Babi Yar hören, unsere Fassungslosigkeit nie ganz überwinden können. Damit zu Leben ist und sie NICHT die Kontrolle übernehmen zu lassen, ist die Aufgabe von denen, die sich mit diesen Dingen beschäftigen und/oder sich an sie erinnern wollen."

04.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "ad 1.: Ja, der Krieg zeigt den Menschen am deutlichsten, wie er von Natur aus - ohne Zähmung durch einen Staat - ist. Und so ist er auch, wo immer der Staat versagt oder selbst 'zum Tier' (Leviathan) wird.Es gibt Untersuchungen, die nahelegen, dass das auch recht schnell geht und Soldaten sogar Freude an ihrer "Arbeit" haben. Denn ähnlich sehen sie das, was sie tun. Darum sind auch z.B. Orden für sounssoviel Abschüsse für Jagdflieger sehr beliebt, denn wie bei jeder ziviler Arbeit, möchte der Mensch Anerkennung, wenn er seine "Arbeit" gut macht."

03.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "Der Fall mit dem Pilot ist ziemlich eindeutig. Eliteeinheiten - dazu zählen die US Marines sich selbst - grenzen sich nicht nur gegen den Feind, sondern auch gegen andere Einheiten der eigenen Armee ab. Und dies nicht allein in einem ironisch-kulturellem Sinne. Während des bekannten Fehlschlags von US Truppen in Mogadischu ging das sogar so weit, dass die dort eingesetzten verschiedenen Eliteeinheiten sich gegenseitig unter Feuer nahmen - und die wussten genau, auf wen die da schossen. So hatte der Pilot (wahrscheinlich) eine skeptische Distanz zu den am Boden agierenden Marines und war in der Lage auch strikt zu handeln. Ich will dem Piloten und seinem Bordschützen die ethischen Überzeugungen für ihr Handeln gar nicht absprechen. Im Gegenteil. Ohne diese wären sie zu einer solchen Handlung gar nicht fähig gewesen. Aber die emotionale Ferne von der "Wir"-Gruppe am Boden machte das ihnen einfacher."

03.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "Oh, ich stimme dir da aus ganzem Herzen zu. Schon in sehr jungen Jahren war mir bewusst, dass ich mich auch darum für den Krieg interessiere, weil man in ihm menschliches Verhalten in Reinkultur beobachten kann., weil viele hemmende gesellschaftliche Regeln aus der Friedenszeit in ihm nicht gelten. Eben: "Der Krieg ist die Weiterführung der Gesellschaft mit anderen Mitteln." Ich hätte auch schreiben können: "mit radikaleren Mitteln". Mein Wissen über den Krieg ist darum auch eine Quelle für meine Überzeugung, dass nur feste gesetzliche Regelungen Freiheit und Gerechtigkeit in einem Staat garantieren können."

02.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "Ich möchte dir noch ein Buch empfehlen, wenn du etwas mehr zu diesem Thema wissen möchtest: Rass, Christoph; "Menschenmaterial": Deutsche Soldaten an der Ostfront, Innenansichten einer Infanteriedivision 1939-1945; Paderborn 2003 Über meinen Instagram-Account empfehle ich von Zeit zu Zeit auch Bücher. Über dieses habe ich dort geschrieben:Dieses Buch, erschienen im Jahre 2003, ist die veröffentlichte Doktorarbeit von Christoph Rass. Es ist eine statistisch-quantitative sozialhistorische Analyse der 253. Infanterie-Division der Wehrmacht. (Es ist keine (sic!) Operationsgeschichte.) Das hört sich sperrig an. Die Einladung klingt sperrig. Doch es ist ein hervorragende Buch über die "rheinisch-westfälische Infanterie-Division". Rass zeigt auf, wer in dieser Division diente, den sozialen Hintergrund der Männer, ihre politische Sozialisation. . Er beschäftigt sich mit Themen wie Verluste, Militärjustiz, Suizide. Er zeigt die ambivalente Situation der Mannschaftssoldaten als Objekte von Machtausübung, als auch als deren ausführende Elemente und die systemimmanente Verwicklungen der 253. Infanterie-Division in den Vernichtungs- und Ressourcenkrieg. . Den größte Einzelleistung des Buches stellt die Einbeziehung der Ersatzeinheiten (im Heimatgebiet) bei der Betrachtung von Divisionsverbänden dar, verbrachten die Mannschaftssoldaten doch durchschnittlich etwa 30% ihrer Dienstzeit NICHT bei den Frontverbänden. . Mit 50.- € ist dies kein billiges Buch Für jeden, der wissen will, wie und warum die Wehrmacht (auch bis zum Schluss) funktionierte, ist diese Werk unerlässlich. Ohne Zweifel ist es in Universitätsbibliotheken und guten Stadtbüchereien zu finden. FAZIT: Sehr empfehlenswert. Und weil ich faul bin, habe ich das per paste and copy hier einfach eingefüght."

02.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "Was unterscheidet den Soldaten X, der an einem Gewaltexzeß teilnimmt, von einem Kameraden Y, der all denselben Faktoren unterliegt, aber die Teilnahme verweigert? Ich denke, diese zwei Männer sind der für jeden sichtbare Unterschied zwischen Erklärung und Entschuldigung. Oder anders ausgedrückt: Man kann den Zwängen widerstehen. Aber das ist in der Regel sehr viel schwieriger. Es ist sogar schwieriger, wenn man keine persönlichen Konsequenzen zu befürchten hat. Wir Menschen sind soziale Wesen, d.h. auf unsere Gruppe angewiesen. Wir funktionieren besser in der Gruppe, wir sind glücklicher in der Gruppe. Sich gegen die Gruppe zu stellen hat zumeist negative Folgen, kann gar selbstzerstörerisch sein. Psychologen gehen heute davon aus, dass sich in diesem Zusammenhang unser Schamgefühl entwickelt hat. Scham stellt sich dann ein, wenn man, im Vergleich zur Gruppe, soziale oder auch Leistungsausreißer hat. Übrigens nicht nur nach unten, sondern auch nach oben(sic!). Wenn das stimmt, mussten diese Männer für ihr ethisches Gewissen gar die eigene Schamgrenze überschreiten. es dem Feind, dem eigentlichen Feind gerade an den wehrlosesten und unschuldigsten Mitgliedern seiner Gesellschaft 'heimzuzahlen': Wir vergewaltigen deine Kinder! Ich habe ein Problem mit dieser Erklärung. Für einen Affekt würde ich sie gelten lassen. Doch wenn man genug Zeit zum Nachdenken hat - was im Militär durchaus zu kurz kommen kann - muss man erkennen, wer der Feind ist und wer nicht. Für mich klingt das immer sehr nach einer nachträglichen Rechtfertigung. Ich möchte dazu - wie nicht anders zu erwarten - ein Beispiel aus dem WW2 anbringen. Auch hier wurden von den deutschen Soldaten für die begangenen Greultaten an der Ostfront, die vorangegangenen Greultaten der Partisanen an den eigenen Kameraden angeführt. Allerdings begannen die deutschen Kriegsverbrechen mit dem Überfall im Sommer 1941. Und die ersten ernsthaften Partisaneneinsätze stammen aus dem Jahre 1942(sic!). Hier wird also rückwirkend ein Erklärung konstruiert, die schon an der Chronologie scheitert. Und das alles, wie das Zitat im Titel besagt, nicht in heißem Haß, sondern kalt wie ein Metzger. Auch hier würde ich auf die Erinnerungen der Täter wenig geben. Bei solchen Taten spielen Emotionen ein riesige Rolle. Wenn behauptet wird, dass man nichts spürte uns einfach nur tötete ist das (im besten Falle) ein selbstbetrügerischer Selbstschutz, womöglich auch ein Versuch seine Stellung in der (zivilen) Gruppe zu erhalten. Denn jemanden, der so agiert, den will niemand neben sich wohnen haben. Mir ist noch ein Punkt eingefallen, der sich zunächst zwar rein militärisch-strukturell anhört, jedoch eine entscheidende psychologische Komponente in sich trägt - womöglich. Nach dem Vietnam-Krieg setzte das Pentagon eine Arbeitsgruppe ein - auch aus zivilen Beratern - die den Einsatz der Infanterie in Vietnam bewerten sollte. Bzw. hatte die Armee den Einsatz bereits bewertet: als schlecht. Man war mit dem Kampfverhalten und den Ergebnissen der Infanterie nicht zufrieden. Die Arbeitsgruppe sollte sich das Problem näher beleuchten und strukturelle Vorschläge erarbeiten. Denn die Army war sich sicher, dass das Problem in erster Linie wenig auf taktische bzw. ausbildungstechnische Mängel zurückzuführen war. Die richtigen Taktiken für den Infanterieeinsatz waren also bekannt und wurden gelehrt. Doch im Einsatz wurden sie nicht adäquat eingesetzt. Tatsächlich vielen der Kommission verschiedene strukturelle Mängel auf. Einer davon war: Die Army neigte dazu, den Soldaten Posten zu geben, die ihren zivilen Berufen ähnelten. An sich keine schlechte Idee. Doch wurde dies grundsätzlich gemacht und nicht die Notwendigkeiten der Armee bedacht. Dass nun die die Berufsbeschreibung "Infanterist" im zivilen Leben nicht existiert, sollte nicht überraschen. Das führte dazu, dass sich in der Infanterie überpropertional viele ungebildete bzw. schlecht ausgebildete (im Zivilleben) Männer befanden. Dies galt selbst für die Unteroffiziere und Feldoffiziere. Vereinfacht ausgedrückt: Je schlechter die Ausbildung, desto eher die Wahrscheinlichkeit, dass man in der Infanterie landet. Das es Menschen, die nicht gelernt haben zu lernen, die Ausbildungsinhalte mehr schlecht als recht umsetzen können, ist nicht überraschen. Ich würde jetzt jedoch noch einen psychologischen Aspekt postulieren. Aufgrund ihrer mangelnden Bildung waren diese Männer schlechter zur Selbstreflexion fähig. Außerdem wuchsen sie in einem Teil der US-amerikanischen Gesellschaft auf, die nur eine niedrige Frustrationsgrenze kennt. Das Armut Gewalt erzeugt, ist ja eine Binsenweisheit. Wenn man sich aber mit Gewaltverbrechen beschäftigt, wird man etwas feststellen, was alle Täter - auf die ein oder andere Weise - verbindet: eine geringe Frustrationsgrenze. Wenn man nun in einer Gruppe aufwächst, die das systematisch an die Mitglieder weitergibt, ist es nur logisch, dass diese Männer dies als Teil ihrer Sozialisation mit in Militär einbringen und sich entsprechend verhalten. Das sind alles strukturelle Erklärungsversuche. Es gibt natürlich immer auch Auslöser. Und das können z.B. auch einzelne Sadisten unter den Soldaten sein, die die Ereignisse in Gang bringen. Dich warum diese Auslöser dann zu solchen Gewalteskalationen führen können, kann man meiner Ansicht nach nur strukturell erklären."

17.07.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  Wenn die Worte versagen von  AchterZwerg: "Vor dem Unternehmen "Blau", der deutschen Sommeroffensive in Süden der Ostfront 1942 sagte Hitler: "Wenn ich die Ölfelder (im Kaukasus, TB) nicht bekomme, muss ich den Krieg liquidieren." Die Ölfelder hat er nicht bekommen...und gehandelt hat er auch nicht. Dabei konnte der "Führer" für sich wenigstens noch in Anspruch nehmen, ein rechtsextremer Fanatiker zu sein."

16.07.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  Wenn die Worte versagen von  AchterZwerg: "Ich teile deinen Pessimismus. Aber vielleicht redet sich Armin Graf von Laschet, der Reichskanzlerkandidat der DNVP für die Bundestagswahl, ja weiterhin um Kopf und Kragen."

Diese Liste umfasst nur von TrekanBelluvitsh abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von TrekanBelluvitsh findest Du  hier.

 
/Seite /S.
Seite 15/151

TrekanBelluvitsh hat übrigens nicht nur Kommentare zu Texten geschrieben, sondern auch  eine Autorenkommentarantwort,  102 Antworten auf Gästebucheinträge,  8 Antworten auf Kommentare zu Teamkolumnen und  7 Antworten auf Kommentare zu Kolumnen verfasst.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram