Alle 450 Texte von Irma

Als Dieb schleich ich mich nachts in deine Träume. Schiebst du den Riegel vor, raub ich inzwischen dir deinen Schlaf und öffne Sehnsuchtsräume. Bist du dir sicher? Lässt du mich entwischen? Auf Feuerleitern steig ich, Glut zu...

Von ihrem Heim ist ihr nicht viel geblieben: ein Stuhl, ein Tisch, dazu noch die marode barocke Mahagoniholz-Kommode; darüber hängen Fotos ihrer Lieben. Das Klärchen hat ihr Gott so früh genommen, daneben Franz aus...

Ich bin nicht schwindelfrei. Mein Blick ist zu Boden gerichtet und meine Angst wächst weit über mich hinaus. Die Luft wird dünn und dün- ner.

Zwei Gänse rauben dreist von vorn sich unterm Schnabel weg das Korn. Die eine, die ist ganz vermessen, die andre Gans vermisst das Essen.

Zwei Knaben sollten Wäsche bügeln, aufgetürmt zu Riesenhügeln. Der eine hat sie platt geglättet, der andere war glatt geplättet.

Im Gegenzug will ich mein Glück erfahren, denn der Blick zurück zeigt klar, was auf der Strecke blieb. Die Furcht, den Schritt zu wagen, trieb mich lange, lieber auszuweichen. Dabei will ich mein Ziel erreichen. Ich stand im Leben - gut...

Zum Dank ward Saul Zapf heut in Polen beim Tanken sein Diesel gestohlen. Die Diebe entflieh’n, ja dieselben zieh’n eh zehnmal so schnell die Pistolen.

Herr Ohaus mit Häuschen in Derben würd gern seine Nichte enterben. Sie kam in sein Haus, warf Onkelchen raus. Herr O. soll im Heim einsam sterben.

Zwei Jockeys grübeln, arbeitslos: Was tut man ohne Reittier bloß? Der eine sattelt ganz schnell um, der andre macht den Buckel krumm.

Hätte ich doch nur: Besser Rück-Sicht genommen. Manchmal lieber einen Gang runter geschaltet. Die drohenden Gefahren nicht so schnell missachtet. Noch rechtzeitig angehalten. - Zu spät! - Kein Rückwärtsgang.

Glaub nicht, du könntest einfach so verschwinden! Ich kenne dich genau, weiß, was du brauchst. Die Flucht ist sinnlos, denn ich werd‘ dich finden, wo du dich auch versteckst und untertauchst. Der Haken ist, du bist äußerst bemüht, dass...

Walpurgis, die Hex auf dem Brocken, zum Sex will sechs Echsen sie locken. Ein Schnell-Gerücht schlicht kocht hoch vor Gericht: „Mein Eid-Echsenschwanz ab nun trocken.“

Sanft sehe ich dich wiegen. Die Wurzel gibt dir Halt. Doch treibt es dich schon bald, dich nicht mehr zu verbiegen. Der Wind will dich besiegen. Bist du denn der Gewalt gewachsen, Zartgestalt? Sonst wirst du ihr erliegen. Vom Sturm und Drang...

Aus großen Augen, auffällig geschminkt, betrachtet sie die Menschen um sich her. Das Atmen fällt bei diesem Wetter schwer. Sie schwitzt, bestellt sich Eiskaffee und trinkt, sitzt brav mit züchtig überkreuzten Beinen und...

Zwei Knaben wollten Abitur, den einen quält der Durchfall nur. Der andere, auch durchgefallen, der kotzt sich richtig aus vor allen.

Wer den Fehlerteufel an die Wand malt, muss später aufwändig einen Tintenkiller anheuern, um ihn wieder auszutreiben.

Schuh. Wieder schwingt sie sich aufs schneeweiße Ross, fühlt Brautkleid und Schleier im Winterwind wehen, fliegt leicht wie ein Täublein zum Festtanz ins Schloss und lässt die Gedanken im Walzerschritt drehen, fegt selig im Prinzenarm übers...

Früher oder später triffst du sie, die Liebe deines Lebens. Treffen wirst du mich, mitten ins Herz.

Sie wollte es (ja echt, kein Scheiß!) und ihn - ihn wollte sie noch mehr. Sie liebte ihn (weiß Gott! wie sehr) so heiß und innig: Träumte leis‘ von der Prinzessin, ganz in Weiß, von Vater, Muttersein und Kind, dass alle drei stets...

Penetrant ist der Gestank, widerlich nach Schnaps und Kotze. Lautes Schnarchen und Gerotze dringt hindurch zur letzten Bank. Auf dem Boden liegt ein Mann in uringetränkten Lumpen; aggressiv springt dieser Klumpen unschuldige Nasen an. Um den...

Sie stopft sich alles in den Mund: Salami, Kuchen, Camembert. Schon lange isst sie nicht gesund. Die Hose drückt und spannt am Bund. „Ach Kind, iss deinen Teller leer!“ Sie stopft sich alles in den Mund, Eis, Schokolade, Pfund um Pfund....

Sie hat sich extra für ihn aufgedonnert. Als er sie abblitzen lässt, kracht es gewaltig.

Die Blechlawine rollt in Richtung Berge. Zum Wintersport nach A schiebt man aus B und andernorts. Die Schlitten tragen Särge. Sie stecken auf den Straßen fest im Schnee. Das Skigebiet ist restlos überlaufen, am Schlepper muss man Ewigkeiten...

Trägt die Katze weiße Söckchen, schenk ihr noch ein Tennis-Röckchen.

Der frische Sommerwind trug dich in mich hinein: Ein Körnchen, winzig klein, das wuchs in mir geschwind. Ich wollte es nicht sehen, hab es nie angenommen, stattdessen Angst bekommen. Jetzt kämpf ich mit den Wehen, will dich, Kind, nicht...

Schleich noch einmal durch die Räume, unbewohnt und leergefegt. Fang sie ein, die letzten Träume, lang gehütet, lang gehegt. Was mir Ballast war und Bürde, lass ich gerne hier zurück. Näher’ mich der letzten...

Am Fenster lehnt sie im Quartier des Halles, schwingt lässig ihre grünen Nylon-Beine, bis Nestor, Polizist in diesem Fall, ihr Lude wird. Verliebt will er die Seine für sich allein. Verkleidet mit Moustache und Augenklappe macht er...

Den Füllhalter „Spitze“ aus Zell entlarvt der Herr Steller blitzschnell: „Du kleckst und wirst gleich darauf blass und bleich, bist nichts als ein Auslaufmodell.“

Zwei Punker gehen auf den Strich, sie schämen und verändern sich. Der eine preiswert streicht wie nie, der andre punktet beim Grand Prix.

VIER.E.R. Vier Menschen sind drei viertel vier verabredet zu einem Bier. Den einen hat das arg verwirrt. Er hat sich in der Zeit geirrt und ist verspätet eingetroffen. Drei haben schon vier Bier gesoffen. FÜNF.E.R. Fünf Menschen rechnen mit...

Frühes Glühen treibt mich an, ich breite die müden Arme aus und schreite voran und steil bergan, ich kann mein Ziel schon in der Ferne sehen, will immer vorwärts, vorwärts gehen, schieb alles Steinige beiseite - und halte doch auf halbem...

Ein halber Mond bleibt blass am Himmel stehen. Mir scheint fast, als mein Auge ihn dort findet, er wolle noch die Welt im Hellen sehen, bevor er zunehmend im Blau verschwindet. Das Laub erstrahlt, die bunten Blätter schweben still zu Boden. Dort...

Knecht Specht klopft beim Gastwirt in Kucken der Holzkopf. Er schreit: „Was zu schlucken!“ Hat erst nach zehn Runden den Drehwurm gefunden. Nun hält er den Schnabel beim Spucken.

Ich trenne mich nur schwer von allem Alten und lasse das Vergangene nicht los, versuche weiter daran festzuhalten. Ich schüttle mich bei jedem harten Stoß der Winde - steh doch bald im frostig-kalten Novemberlicht, ganz ungeschützt und bloß....

Ich wickele mich in dein schwarzes Leinen, umhülle mich mit deinem Fransentuch. Es lastet auf mir wie ein dunkler Fluch. Zu schwer scheint jedes Ruhen, ich find keinen Schlaf, wenn ich ihn auch noch verzweifelt such! Ich dreh mich mehrmals,...

Oben auf meinem Speicher steht eine Kiste voll süßer Sommerfrüchte. Wenn mein Hunger nach dir allzu groß wird, steige ich hinauf und beiße in einen der saftigen, rotwangigen Äpfel. Ob ich so über den Winter komme?

Du lenkst mich auf den unbekannten Wegen und leitest mich an jedem fremden Ort in fernen Gegenden, weit abgelegen. Du kennst dich aus, ich folge deinem Wort und fühl mich sicher, nachts bei Sturm und Regen. Will ich zurück, dann führst du mich...

Unscheinbare Kleinigkeiten, die mir dein Mund liebevoll in die Ohrmuschel murmelte, wuchsen und verwandelten sich im Lauf der Gezeiten in perlmutterne Kostbarkeiten.

In Trento (Trentino) kann trennen zwei kämpfende Setter der Sennen- hund Bille mit billi- ger Brille und Brilli. Man sollte ihn „Trennt-Setter“ nennen.

Mein ärmliches Leben, es ließ mich allein. Nun schenke ich selber reichlich mir ein. Wer verlangt denn, dass ich mich wehre? - Viel zuviel Weh und zuwenig Mut! - Bitterer Tropfen wird zur reißenden Flut, wermütig mein Blick,...

Sie stehen kurz vor dem Abgrund. Er stürzt sich in ein neues Abenteuer. Sie findet nicht den Absprung.

Die schneebedeckten Tannen neigen die Zweige unter ihrer Last. Zwei Krähen sitzen auf dem Ast. Aus spitzen Zapfen tropft das Schweigen ins Wolle-Tuch. In seiner weißen Mitte klafft ein tiefes Loch. - Ich will zu dir, nur einmal noch! Und doch:...

Mondschein sich im Meer verschwimmt. Bild zerbricht. Bach biege blickwärts und versiege! Aufgewellte See sich nimmt kleines Licht, kurz aufgeglimmt. Kahn in Strombetts Liege: Wiege schon verwaist. Uhrwerk schweigt. Sanft schaukelnd sinkt...

Mein Auge, das weidet sich stets an euch Schätzchen, so seidig-weich seid ihr und weiß, Weidenkätzchen.

Du scherst dich scheinbar einen feuchten Kehricht um mich, aber ich werde am Ball bleiben und dich um den nächsten Tanz bitten. Den kleinen, goldenen Schuh auf dem Treppenabsatz finde ich passend für eine Prinzessin.

Mit erhobenem Zeigefinger macht er ihr Vorhaltungen. Sie erklärt ihm nachhaltig, er hätte bei ihr gar nichts mehr zu melden. Frist verstrichen!

Zwei Köche teilen viel und gerne. Der eine teilt beim Kampf um Sterne mit Messern aus, und nicht zu knapp. Der andre gibt den Löffel ab.

Im Chatroom haben sie sich oft getroffen. Sie flirten schon seit Wochen: ‚Ladybird‘ scheint ziemlich lebensfroh zu sein und offen. Er wirkt hingegen schüchtern (typisch Nerd mit runder Brille, Rolli-Shirt). Doch hoffent- lich werden sie sich...

Zwei Knaben wollen Bilder kaufen, weshalb durch Galerien sie laufen. Der eine, der bewundert sehr, der andre ist bewandert mehr.

Zwei Knaben haben, ganz verkehrt, bei Rot die Straße überquert. Der eine fasst den andern an, der Bus erfasst fast beide dann.