Alle 181 Texte von Janna

Ich war knapp fünf und fuhr den Bollerwagen / von meinem Elternhaus zu Omas Garten. / Die weiß geschrubbten Wäschestücke lagen / sortiert. Ich lief, ich wusste, dass sie warten. / Bald sah ich Großpapa am Törchen stehen, / nach der...

Als ich am Morgen nach dem Bad / beschwingt auf meine Waage trat / war mir – ich könnte es beschwören - / als würde ich sie sprechen hören / und kichern: Meine Güte, Weib, / was machst Du bloß mit Deinem Leib? / Schwer ächzend fuhr...

Da stehst du nun und hauchst mir ins Gesicht. / Ich atme schwer, denn dein vertrauter Duft / raubt mir das Denken und die Atemluft. / Ich will dich haben! Nein! Ich will dich nicht! / Ganz locker habe ich dich weggeschnippt. / Mir fiel der...

Der elegante Rittersporn / reckt hoch ins Blau die Glieder; / im gleichen Beet - diesmal ganz vorn - / errötet der Papaver wieder. / Nebst Sonnenhut und Frauenschuh / bezaubert eine gelbe Garbe. / Das Mädchenauge lacht dazu / und...

Auf deinem Hügel liegt jetzt Schnee. / Er rieselt auch in mein Gemüt; / wenn ich in unsren Garten seh, / begreife ich, wie sie verblüht, / die sch��ne Blume unsrer Zeit. / Doch wird ihr Duft mich stets begleiten, / als Gruß aus der...

Sie war erst sechs, als es geschah. / Ein Kind, das ohne Argwohn war. / Er kam ihr nahe, viel zu nah / und sie war ihrer Kindheit bar. / Sie war schon alt, als sie erkannte, / dass tief in ihr ein Monster schlief, / das niemand je beim Namen...

Madame Tristesse kommt zu Besuch. / Sie hat sich schwer herausgeputzt / und trägt ein Kleid aus grauem Tuch. / Wie immer ist es angeschmutzt, / verströmt leicht modrigen Geruch / und schlabbert lässig um die Wampe. / Monsieur l’Automne...

Ein später Strahl huscht durch mein Zimmer, / bemalt die Wand und zaubert Tupfer; / taucht mir die Welt in Gold und Kupfer, / versprüht im Windspiel seinen Schimmer, / bis die Pailletten vielfach funkeln. / Ganz sachte fängt es an zu dunkeln. /

Tännchen stichelt. Es hat Frust, / denn ihm fehlt die Weihnachtslust: / Sicher werden sie mich fällen, / in die gute Stube stellen / und mit Flitterkram behängen. / Meinen schönen Wipfel zwängen / sie in eine Christbaumspitze / und...

Der Flieder hat sein Kleid gebauscht / und lädt zum Sommersonnentanz. / Die vielen, kunterbunten Gäste / besetzen blütenschwere Äste: / Ein Admiral, ein Schwalbenschwanz; / drei Hummeln brummeln duftberauscht; / die Hintertaschen prall...

Bisweilen, wenn mich Schlaf umfängt, / erscheint mir ein vertrauter Ort, / der Heiterkeit und Frieden schenkt. / Dort blühen Blumen immerfort, / die Amsel singt ihr süßes Lied / und durch das Flügelfenster zieht / der Duft von frisch...

In der Vitrine steht ein Krug. / Wer immer ihn zum Brunnen trug, / hat seinen Durst an ihm gestillt, / und ihn zuweilen aufgefüllt. / Verschwommen zeigt sich auf dem Grund / ein Lächeln um den welken Mund, / durch das sich feine Risse...

Dieses boshaft wirkende Gesicht / kannte ich in all den Jahren nicht. / Kratze noch ein wenig weg vom Putz, / sichtbar wird der gut versteckte Schmutz. / Und du hast sogar die Nerven, / andre damit zu bewerfen. /

Ein stets erhobner Zeigefinger / (er fühlte sich dazu berufen, / die andren Finger einzustufen) / erachtete sie als geringer. / Die Antwort kam vom Mittelfinger. /

Am Beet, gleich unter den vermoosten Steinen / verschläft ein schwarzer, vollgefressner Schneck / den Tag. Er aß die jungen Pflänzchen weg. / An jedem Abend sucht er nach der kleinen / zartrosa Schneckenfrau mit süßem Flunsch, / die auf der...

Die Einsamkeit pocht an die Tür / und gleich darauf, im Nachtgewand, / reicht ihr die Traurigkeit die Hand. / Die zwei beherrschen ihre Kür. / Sie machen sich im Stübchen breit / und drehen kunstvoll Pirouetten. / Bald liegt die Lebenslust in...

Die großen Stücke, die man auf jemanden hält, könnten Bretter vor dem eigenen Kopf sein. /

Sie ist so schön, dass ihm der Atem stockt, / verheißungsvoll der Kirschmund und ihr Blick, / der unter schulterlangen Locken lockt. / Sie kennt die Liebe und fast jeden Trick. / Herz über Kopf wird angedockt / und er genießt den...

Vielleicht wirst du mich auch belügen, / mir meine Illusionen rauben; / vielleicht will ich mich selbst betrügen, / zwecks Selbsterhaltung und dem Glauben, / dass gute Menschen ehrlich sind. / Ich will den Augenblick genießen, / im Wissen,...

Die Lüge hat sich dick geschminkt. / Ein Kind mit blonden Zöpfen singt. / Der Onkel ohne Skrupel winkt; / der Oberflächenlack zerspringt. / Die Säure macht sich breit und dringt / ins rohe Fleisch, wo sie versinkt. / Das angeknackste...

In ausgetretenen Schlappen Laufen gelernt, / brav die Füße unter den Tisch gestellt, / um anschließend unter dem Pantoffel zu stehen, / täglich in die Kneipe gelatscht, / bis die Krankheit dir die Schuhe auszog. /

Es fiel mir schwer, die Räume zu durchschreiten,was ich erinnere, sind Kleinigkeiten:Ein leerer Becher und Parfumgeruch,im Wohnzimmer das aufgeschlag‘ne Buch,das Paar Pantoffeln ordentlich platziert,als kämst du gleich hereinspaziert.Warum...

Sankt Martin kommt herbei geritten, / er trabt erwartungsfroh durch Fitten. / Er will sein Pferd mit Wasser tränken / und deshalb hin zum Stadtpark lenken. / Beim Kaufland blendet rotes Licht, / das Pferdchen mag die Farbe nicht, / fällt voller...

Ich packe meine kleine Reisetasche. / Was nehm ich mit aus dieser Episode? / Kein Mitgefühl, denn das kam aus der Mode. / Auch Freundlichkeit ist oft nur eine Masche; / die Fairness zeigt sich selten und marode, / doch Dummheit ist präsent und...

Die Frau des Hauses buk Geburtstagskuchen. / Die Kirschen kicherten und wurden rot, / weil sich ein merkwürdiges Schauspiel bot. / Man hörte Schimpfen und sogar ein Fluchen. / Die Sahne, die man unbarmherzig schlug, / verspritzte ihren Schmand...

Ganz zart durchströmt ein Duft dein Zimmer / von Tannengrün und Lippenrot. / Es scheint fast so, als wärs wie immer: / Dort liegt ein Rest vom Früchtebrot. / Es scheint nur so, denn du kommst nimmer: / Seit ein paar Stunden bist du tot. /

Das Z stand in der Warteschlange. / Es zischte zornig: Sagt wie lange / noch muss ich hier am Ende weilen? / Ich möchte mitten in den Zeilen / den Worten Biss und Schärfe geben! / Das A erscholl: Dann musst du eben / zu andren Staben dich...

Ein Eichenbaum, Jahrzehnte alt, / stand dicht an einem Tannenwald. / Er fühlte sich als Solitär / und mochte seine Krone sehr. / Er trug sie hoch, er war so stolz / auf sich und auf sein hartes Holz. / Seit gestern ist er eine Bank, /...

Einst schien es mir, als habe jedes Ding, / in dem mein Blick sich neugierig verfing, / Persönlichkeit und Male im Gesicht. / In mancher Nacht vermisste ich ein Licht, / selbst die Gardine schnitt Grimassen, / und wollte mich nicht schlafen...

St. Martin fühlt sich irritiert. / Man hat den Guten suspendiert. / Die Vorschrift, in Coronazeiten / nicht im Laternenzug zu reiten, / frustriert den Mann, der Mäntel teilt, / weshalb er hin zur Kneipe eilt. / Jedoch hängt dort, ihm zum...

Kind, 10 Monate alt. / Das erste Wort: / Mama. / Mit 3 Jahren: Mami. / Mit 7: Mutti. / Mit 14: Mutter. / Mit 30: Oh Mutter! / Mit 50, an ihrem Krankenbett: / Mama /

Du meine Goethe, schau den Schlegel, / sprach lüstern Adam (der von Fulda) / im Winter zu der schönen Hulda. / Die schrie: Du unverschämter Flegel! / Will Heym, denn ich muss einen Bachmann! / Pack deinen Hartmann in den Kaftan! / Der...

Im Schlafsaal war es schon seit neun Uhr dunkel,doch Peter konnte sie auch jetzt noch sehen.Es waren weiß gekleidete Gestalten,sie forderten ihn auf, hinaus zu gehen.Sein Kopf zerbarst fast. Stetiges Gemunkeltrieb ihn voran, es gab für ihn kein...

Ein kleiner Leuchter hing in einem Zimmer. / Sein Birnchen brachte einen schwachen Schimmer, / doch glaubte er, den Wohnraum zu erhellen / selbst an den meterweit entfernten Stellen. / Darunter stand auf einem Tisch ein Törtchen, / das...

Ich war ein weißes Blatt Papier, / ganz glatt und unliniert. / Die ersten Jahre hat man mir / die Fläche zart verziert. / Man band mich in ein Buch hinein, / ich hatte Atemnot. / Sie sagten mir, das müsse sein, / so lautet das Gebot. /...

Er sieht verändert aus, dein Rosengarten. / Nur eine hat den Abschied überlebt. / Ein Duft, den ich vergessen glaubte, / schwebt vorbei, erinnert mich an mein Erwarten, / von dir geliebt zu werden wie die Rosen, / die du so sorgsam hegtest Jahr...

Mein Sandsteinhaus hat Nutzungsschäden. / Am Mauerwerk zerspringt der Putz; / die oft genutzten Fensterläden / verweigern gerne mal den Schutz. / Verklemmt sind manche Zimmertüren; / durch schmale Ritzen bläst der Wind / und...

Dicke Haut und tiefe Narben,viele, die schon vor uns starben.Graue Haare, Rückenschmerzen,Liebe noch ganz tief im Herzen.Immer noch das gleiche Lachen,manchmal sogar Blödsinn machen. Angst verdrängen vor dem Ende,Dinos werden schnell Legende. /

Wer sich als Schirmherr vorstellt, könnte ein Knirps sein. /

Der Humus haftet an den Händen / wie Worte, die wir niemals sprachen, / Versprechen, die wir meistens brachen, / im Hirn. Ich kann es drehn und wenden, / es wird erst enden zu der Zeit, / da ich in dieser schweren Erde / - genau wie du -...

Du musst nicht dauernd schlucken, Kind. / Ich füttre dich mit kleinen Happen. / So bleibst du hungrig, taub und blind, / und wirst als Narr durchs Leben tappen. / Noch scheint dir vieles ganz verschwommen. / Das soll auch dauern, bis ich...

Das Haus sah lauschig aus mit buntem Garten; / die Tür und alle Fenster standen offen, / fast so, als lebte dort ein stilles Hoffen / ganz einvernehmlich neben dem Erwarten. / Der Fremde zögerte, es zu betreten, / in ihm erwuchs die altbekannte...

Er ist der König unter Bäumen; / die endlos langen Zweige säumen / das Himmelszelt und die neun Welten. / Ein Adler und ein Habicht sitzen / in seinen immergrünen Spitzen. / Drei Wurzeln, die als Halt ihm gelten: / Die erste führt ins Land...

Ich wäre gerne dein Klavier! / Wie zärtlich spieltest du mit mir, / und deine schönen Hände fassten / mir täglich mehrmals in die Tasten. / Ich wäre gerne Violine. / Du würdest mit entrückter Miene / glissando meine Saiten streifen ...

Der Sommer muss sich widerwillig packen, / denn ihm sitzt schon der Herbst im Nacken. / Noch einmal zieht er die Armee zusammen, / lässt letzte Dahlien und Astern flammen, / schmückt Blattwerk mit den Farben gelb, grün, rot / und schenkt dem...

Schwer lastet Ungesagtes im Raum / bricht sich in Tränen Bahn / fast schon kalt dein Leib / die Abstände werden größer / zwischen den Welten / atmest du deine Erinnerungen / aus /

Ein Füller war vor Liebesweh malade. / Er lag auf einem leeren Blatt Papier / in einer zugesperrten Schreibtischlade: / Ich nähme gern mein Käppchen ab, um dir / mit spitzer Feder Worte einzuritzen / und dich mit meiner Tinte...

Komm sei nicht traurig, sagte sie / und griff nach meiner Hand. / Sie summte eine Melodie, / bis ich mich wieder fand. / Es geht zu Ende, sprach sie leise / und ich hielt ihre Hand, / als sie auf ihrer letzten Reise / den Weg zum Frieden fand. /

Zeit verrinnt und Stunden rennen, / Gläser klirren, Lichter brennen. / Unser altes Jahr muss gehen, / weil die Zeiger sich stets drehen. / Für das neue sind wir offen, / wir begrüßen es besoffen. /

Als Susanne am Abend auf der Treppe nahe dem Wohnzimmerfenster saß, belauschte sie ein Gespräch, das ihre Tante mit der Mutter führte. Ihre Tante war sehr aufgebracht: Er bestreitet, mit mir zusammen gewesen zu sein und stellt mich hin wie ein...