Kurzprosatexte

Läufst nachts durch die Straßen und klopfst an die Türen der Nachbarn. Läufst und rufst und klopfst und weißt am darauf folgenden Tag von alledem nichts mehr. Schimpfst mich eine Lügnerin, schimpfst mit Tränen in den Augen, mit bläulich...

Aus dem Archiv der Anekdoten: 3 Einem Mann war die Frau verstorben. Nach fast einem Jahr glaubte er, einer Verwechslung aufsitzend, sie auf der Straße wiederzusehen, fiel vor freudigem Schreck um und starb. Schon am nächsten Tag klärte sich...

Terrorist Rote Liste Ungerechtigkeit Mittelmaß Pump Gun Tücke Rädelsführer Unruhestifter Maßlosigkeit Psychiatrie Taugenichts Rumpsteak Usurpator Magenschmerzen Pest Es fliegt die Bundeskanzlerin zum irren Präsidenten hin. Dabei ist er ein...

Ich habe einen Schatz gefunden. Er wog zu schwer. ... Zu viel Gehalt und zu viel wert. Weggeworfen und dann Sprang ich hinterher. Jetzt tauch ich tief Und finde dich Nicht mehr.

Wenn man tagsüber vom Balkon hinunter auf die Verkaufsstraße blickt, kommt man nicht umhin die Bedürftigen zu bemerken, die wie kleine Inseln reglos im Passantenstrom verharren und vor sich zumeist einen kleinen Becher und häufig auch ein...

Draußen brennt es lichterloh und ein Mann mit breitem Kreuz versucht verzweifelt mit einem Gartenschlauch aus dem das kalte Wasser laut herausspritzt, es in Richtung des Feuers zu halten, um es damit zu löschen. Aber der Mann kann dem nur...

Er sitzt dort mit geradem Rücken, so wie ein Affe, den man für wissenschaftliche Experimente an einen Stuhl gebunden hat. Seine Hand liegt wie ein totes Tier auf der Plastikarmlehne, während er eine Zahl auf einem Bildschirm betrachtet. Links...

Ich habe schon so oft vergessen, was geschehen ist. Ich weiß kaum mehr, wo ich über den gespannten Faden stürzte, dass es einerlei erscheint, irgendetwas davon im Gedächtnis zu behalten. War es noch so wichtig oder fortbestandsentscheidend...

„Kommt doch endlich heraus, das ist nicht mehr lustig“, ruft er seinen Gedanken zu, die sich wie so oft hinter dornigen Sträuchern und Nadelbäumen verbergen, „ich spüre doch, dass ihr da seid: ich kann euch im Unterholz flüstern...

„Nun ist es aber gut, mir wird langsam langweilig hier“, denkt das kleine Gerinnsel und beschließt nach oben ins Gehirn zu wandern. Es hat vom vorbeistreichenden Blut gehört, dass man von dort aus eine ganz tolle Aussicht haben soll. Ein...

Manchmal brauche ich das Online-Forum. Vor allem, wenn ich traurig bin. Wenn ich nicht mehr weiter weiß. Einen Ort, der mir in diesen unsicheren Zeiten einen Anker bietet. Wo die Leute im Detail erklären, wie man alles richtig macht. Wo sie von...

Nichts wird dir geschenkt, Johanna, nichts. Regen fällt wie aus Kübeln und trocknet wieder. So ist es auch mit dem Leben. Vergänglichkeit ist das einzige, das Bestand hat. Ich weiß noch, als du glaubtest, es könne nur besser werden. Nein...

Nachdem ich meinen Mantel in den Wind gehängt, meine Haut zu Markte getragen hatte, wünschte ich Pieter einen schönen Tag.

Wenn man an Sonn- und Feiertagen vom Balkon hinunter auf die Verkaufsstraße blickt, kommt man nicht umhin die Pärchen zu bemerken, die diesen Tag für sich ausgewählt haben, um gemeinsam etwas in der Stadt zu erleben. Sie gehen immer so...

Ich solle mal mein Inneres kennenlernen, sagte meine Frau und ich dachte mir: Ok, wenn wir uns schon keinen Urlaub leisten können... Also zwängte ich mich in eine ihrer Yogahosen (so lernte ich immerhin schon mal, wie ich in viel zu engen...

Manchmal, wenn er abends alleine auf der Couch saß, kam es vor, dass ihm ein fremd-vertraut-unangenehmer Geruch in die Nase zog, dessen Ursprung ihm für lange Zeit verborgen blieb, und erst nachdem er ausgiebig an allen Gegenständen gerochen...

Flughafen. Fluchthafen. Überall Fliehende. Überall Gefangene. Eine Art offener Vollzug mit Leuchttafeln und Wegweisern. Rollbänder zum Gate. Hände fixiert an Rollkoffern. Sicherheitskontrolle: Schuhe, Gürtel. Flüssigkeiten... Mahnende...

Wenn man nachts vom Balkon hinunter auf die Verkaufsstraße blickt, kommt man nicht umhin die Betrunkenen zu bestaunen, welche stets gutgelaunt und häufig mit einem lustigen Lied auf den Lippen den Beobachter passieren. Alle lästigen...

Die Luft ist bereits an diesem Nachmittag lauwarm Anfang der Woche und es ist erst Mitte Mai, doch die Temperaturen klettern schon bis annähernd dreißig Grad im Schatten. Das hinterlässt einen hochsommerlichen Eindruck bei mir, haben wir doch...

Die Unprätentiösen deren schüchternen Blick einem sofort ins Auge fällt, weil sich in diesen Augen eine gewisse Scheuheit abzeichnet, welches sich dort bald eine krankhafte Schüchternheit herauskristallisiert, die dem Prätentiösen wohl...

Quisquis ubique habitat ... nusquam habitat (Martial, 40 n. Chr. bis ~103 n. Chr.; Epigrammata). Wer überall wohnt, ... wohnt nirgends. Auch: nusquam habitat, qui ubique habitat. Sinngleich mittelalterlich. Der Ausspruch ist 500 Jahre älter als...

(ein kleiner Reigen, geschenkt) Ich kaufe dich. Du kaufst ihn. Er kauft uns. Wir kaufen euch. Ihr kauft sie. Sie kaufen mich. Ich kaufe ihn. Ich kaufe euch. Ich kaufe sie. Du kaufst mich. Du kaufst uns. Du kaufst sie. Er kauft mich. Er kauft...

Ein bisschen Empathie schadet nie.

Habe in dich so große Hoffnung gesetzt und du hast alles über Bord geworfen. Meine Erwartungen hast du demontiert und in den Sand gesetzt. Was übrig bleibt sind Schweißgesichter, die den Sprung in die Zukunft nicht geschafft haben. Jetzt wird...

Wenn man tagsüber vom Balkon hinunter auf die Verkaufsstraße blickt, kommt man nicht umhin die Hundebesitzer zu beneiden, die dort ihre Vierbeiner täglich auf neuen Routen durch die Großstadt führen. Selten nur wirken sie gehetzt, zumeist...

Die Sonne scheint und Vögel singen. Mit Zärtlichkeit streichelt der Wind die Blätter einer alten Linde, befreit die Schirmchen einer Pusteblume von dem Zwang dort festzustecken. Das Gras, auf dem wir sitzen, ist von sattem Grün, die Luft, die...

Im sanft zitternden Käfig dieser sogenannten Liebe gefangen, verlor der Vogel seinen Federglanz. Als er da ganz kahl dasaß, fiel dem Geliebten erst auf, wie hässlich nackte Krähen sind.

das letzte was sie zu mir sagte war es gibt nichts mehr zu sagen immerhin

Ich befinde mich zwischen meinen Freunden, jedenfalls betrachte ich sie so. Ich kenne die Namen nicht und das ist auch gleichgültig, denn es sind Bezeichnungen von Menschen. Sie genießen die Sonne wie ich. Wenn es regnet, trinken sie, und...

Ein Parkbaum zieht meinen Blick an. Er ist kahlästig, wortkarg, statt der Blätter trägt er die Nummer 123. Von welcher Art er ist, erkenne ich nicht. Amtlich erfasst ist er wie ich, sein Bestand ist als Vorgang in einer Akte abgelegt wie...

Günter ist ein Übergriffiger. Seine Existenz ist klein, sie dreht sich nur um ihn. Der Mittelpunkt seines Lebens ist sein Penis, denn den versteht er: Das Blut pumpt hinein, dann kriegt er einen Ständer, den hält er für die Welt. Günters...

Warum sehen Krankenhauszimmer eigentlich immer so ungemütlich aus, dass man sie am liebsten so schnell wie möglich verlassen möchte? Ist es vielleicht, weil man die Kranken motivieren will, gesund zu werden? Vielleicht dient die kalte...

Bei wem auch immer es anschwemmt....Die gute Nachricht: Mach es wie ich - lass dir von keinem reinreden. Geh einfach. Geh! Die schlechte Nachricht: (verwischt, unlesbar..)

Für die Gesellschaft bin ich zweiunddreißig Jahre alt. Ich selbst fühle mich zweiunddreißig Jahre jung. Die Gesellschaft ist wie eine Frau, die mich in einem Café antrifft und beobachtet, wie ich am Tisch mit einem jungen Mädchen sitze und...

Sie standen im Kreis und hielten sich behutsam die Hände. Sie sprachen kein einiges Wort während der Zeremonie und gingen in sich und taten dies völlig stumm, so als wären sie unfähig zu verbalisieren. Stundenlang standen sie so zusammen und...

nooch 4 bia un stampf mit plunzn muss i prunzn! sagt dr huber kriegst 5 unzen duusd du jetzt noch nit glei prunzn noa zwoa bia un i wui prunzn sogt‘r doch - er gibt mir noamoi 10 unzen hoit i aus - doch muss i prunzn! noa zwoa bia do denk i no,...

Als die Bienen nicht mehr summten Als die Kinder nicht mehr lachten Als die Fische bäuchlings oben schwammen Und Masken über unseren Betten hingen, da merkten die ersten, aber ganz viele auch nicht, dass

Hin- und her gerissen. Zwischen Gefühlen. Zwischen Gedanken. Zwischen … Problemen, die einen fesseln und peinigen. Auswege sind kaum erkennbar, brenzlig wird es immer wieder. Aber hinter mir zieht gerade ein neuer Horizont auf! In meiner...

Im Wartestand befindet sich derjenige, der Macht und Einfluss gewinnen will - es ist ein Warten darauf, endlich jemand sein zu können, der politisch für die Gesamtheit handelt und entscheidet. Will besser machen. Alles schnell besser! Und...

Im Politischen weiß niemand etwas wirklich genau, alle glauben (im Grunde nur mehr oder weniger); stellen es aber so dar, als wären sie die einzig richtig Wissenden. Die wahrhaftig Wissenden! Der Streit um die Wahrheit basiert darauf. Ob es sie...

Warum heißen Toilettenhäuschen Olymp? Warum prangt an einem Bordell die Leuchtschrift Pascha? Warum schmücken sich Behörden mit Kompetenzteams? Und warum spucken Fußballer permanent auf den Rasen? Oder hab ich da was durcheinander gebracht?...

Das windschiefe Haus hatte seinen Standort an einer befahrenen Hauptstraße mitten in einer Kleinstadt. Als ich das Haus so betrachtete, bemerkte ich zuallererst, die Stille und die Ruhe, die es ausstrahlte, auch wenn von der Straße laute...

Er hat das voll drauf Diese Art, das einfach so zu machen Sein Auftreten, sein Blick Er hat das voll drauf Nein, kein großes Getue Nicht dieses Hin und Her Er hat das voll drauf Straight, wie selbstverständlich Der geht einfach zur Sache Er hat...

M. von Kabul Warum der Krankenwagen? War deine Feigheit noch größer Als deine Heimtücke, deine Verblendung – So dass du diesen Schutzschild nötig hattest Bar jeglicher Würde, dass du dich da auf dem Weg zum Tod Noch schmücktest mit dem...

Warum ich mir den Wecker auf 8:30 Uhr gestellt habe, weiß ich jetzt nicht mehr. Vielleicht einfach weil ich es kann und gar nicht zu dieser Uhrzeit aufstehen muss, denn ich muss zur Zeit gar nichts. Es steckt eine unglaubliche Freiheit hinter...

Wir haben nie geredet, waren uns bisher stets nur Fremde, sogar jeder graue Wolf in Hemd und Krawatte, mit sehnend leeren Augen beim Amt an den Schreibtisch gefesselt, steht mir näher als du, auch wenn wir uns fast täglich begegnen, ohne uns...

Ich schwebte zur rosaroten Wolke. Die Gravitation tat das, was sie immer tut.

Cineri nunc medicina datur (Properz, ~48 v. Chr. bis ~15 v. Chr.; Elegiae). Jetzt wird der Asche Medizin verabreicht. Emphatische Dichterworte in einer Liebeselegie. Wenn die Gunst der Liebe verspätet genutzt wird. Ein unscheinbarer Ausspruch,...

Liebe Fahrgäste! In Kürze erreichen wir Traumstadt, Hauptbahnhof. Sie haben Anschluss an den ICE-Krimi „Fatale Verspätung“ Band 14, Bahnsteig 7. Sie erreichen auch den Regionalexpress-Essay „Stellwerk Orange“ mit heute...