Sonette

Da weilt man doch nicht, um Versager zu belehren. Der Strand verträgt ja wohl ein Zensusbleiberecht! Was dort vor Schallsucht schräg erbebt und schwallt und zecht, gehört längst überprüft. Wo kann ich mich...

Herausgewacht aus Albvisionen fall ich zurück in weißes Weich; seit siebzehn Schlafen ist es gleich: man stiehlt mir meine Traumschablonen. Zwei Mahre reißen an Tapeten, zertrampeln jedes Zauberland. Und nehm ich Sterne an die...

. Was wär, wenn zwei, die bisher ungelegen, sich niedertun, sich legen, um bescheiden ihr Nacktsein, schiere Blöße zu beweiden, um vorderhand Basales einzupflegen. Was wär, wenn beide lustvoll danach trachten, das...

. Zu allen Zeiten fordert die Askese sich einzuschränken, freiwillig zu darben: Es hülfe dies und heile Wohlstands Narben - soweit Sonettes erstquartette These. Die Antithese, Prellbock des Sonettes, dass Unterzuckern leider...

Die Wunden bersten: Ich muss heimwärts wanken. Hochrotes Murmeln strömt mir in den Sinn. Dann seh ich ein: Man weiß ja nicht, wohin. Der Mund ist ganz verklebt von den Gedanken, die sich nicht lösen lassen. Ein Gespenst ist...

Jemand hat dein Werk verrissen, fühlst dich an die Wand genagelt. Blütenträume sind verhagelt, alles schmutzig und beschissen. Ignorieren ist viel schlimmer, wer verreißt, tut’s oft im Zorn, spürt im eignen Fleisch den...

Im dunklen Rahmen schimmern Flügelschuppen von Schillerfaltern, spannt sich imposant die Schwalbenschwanz-Imago ganz am Rand. Museumskäferlarve schwärmt für Puppen, ein Trauermantelfetzen zeugt vom Fraß. Der Argus-Bläuling ist bereits...

Im Nebel hingeflegelt liegt der Weg. Wie Irrlicht flackert in diffuser Ferne der schwache Schein der Straßenrandlaterne. Von Zeit zu Zeit erklingt, wie als Beleg „Alleine bist du nicht auf dieser Welt“ ein kurzer Ton, ein Knacken oder...

Erst schäl ich meinen Vogel aus der Tüte und zieh ihm das Gekröse aus der Senke, wozu ich leicht die Schenkel schon verrenke: Mein Huhn, es suppt aus unterster Kajüte. Und da noch steinern, steif die Flügel stehen, als...

Das Ziel ist nicht mehr Nord. Zur Tiefe dreht dein Sinn, zum Pol des Todes. Wie benom- men wendest du dich ab vom Erdenbeben. Gepolt bist du auf: Oben ist gleich Leben! Mensch, was zitterst du so, Nadel? - Komm, pass auf: Der Schöpfer ist doch...

Du lässt mich die vertrauten Töne spüren: Schlägst du mich an, begreif ich deine Stimmen wie Geister, die mir durch die Adern schwimmen, und, wie im Rausch, beliebig an mich rühren. Ich will dein Wort in meinem Mund...

Die Nacht durchdringt der Lockruf ihrer Lieder. Sie lauert listig auf den Netzstrumpfhüpfer, fängt faden Biedermann mit ihrem Mieder, umgarnt den zugeknöpften Maschenschlüpfer. Kaum naht er saumselig und kommt ihr näher,...

Ihr geht mit mir schwanger, ihr düsteren Dinge, ihr tragt mich in schwarzschwarzen Bäuchen einher. Ich singe aus Furcht, doch welch Lied ich auch singe, die Finsternis wispert, da hört man sich schwer. Genau weiß ich nie, ob...

Lichter fallen aus den Fenstern. Sonntag fegt die Straßen leer. Frühes Dunkel frisst die Freunde, deine Stadt wird totes Meer. Fern, in viel zu weiter Ferne, rattern Züge in die Nacht, rasen durch Gedankengänge, bis ihr...

We saw the blazing morning sea, watched low tide and watched the storm, held each other tight and warm, took an all days-place to be, tried so hard to go conform and forgot the running free, slowly losing you and me, swimming in a bubble norm....

Du setzt neue Masken auf, andre Rollen zu erproben, fühlst dem Zwange dich enthoben, änderst starren Lebenslauf. Heute bist du Don Juan, morgen ein verlassnes Kind, schnell im Wechsel wie der Wind, handelst du im Maskenbann. Bringst die...

Das Blau des Himmels knallt, die Nacht ist sternenklar im Winter in Gestalt von Jan- und Februar. Der Frost kommt mit Gewalt, bringt jedem Wesen nah: Es wirkt besonders kalt, wenn’s vorher wärmer war, was manchmal auch schon galt für...

Still und starr steht jeder Strauch, die Wege bersten frisch erfroren, das Laub erlag und bleibt verloren. Aus alten Häusern steigt der Rauch in kerzengraden Strängen auf. Der Himmel lügt sein Blau von oben auf Kinder runter, die...

Empfangsstark wird man dich zum Tanz verführen. Welch Auftrieb - Nick nach vorn, die Nase senke! Der Hohlschliff steuert deine Ferngelenke, um Schwebflug in gedachter Bahn zu küren, als kurz das Giermoment zu spüren: Impuls, doch...

Von Bedeutung schwer benommen, voll von Karriereträumen, steigt er zu den Lorbeerbäumen, alle harren auf sein Kommen. Seine geisterhaften Augen, rätselhaft wie die der Sphinx, sehen Narren rechts und links, die an seinen Blicken...

Ein Drache schläft seit Jahren schon auf meiner Haut. Er war stets friedlich und ich hab’ ihn kaum gespürt. Selbst wenn ich zornig war, hat er sich nicht gerührt. Es schien, wir waren beide mit der Zeit ergraut. Doch stets hab’...

Ich kröche gerne raus aus dieser Haut, die einem Korsett gleich mir Haltung schafft. Doch jene Starre ist mir zu vertraut, die trotz gebrochnem Rückgrat Haltung strafft. Wenn meine Augen ruhen, wachsen Brücken, ich bin und kann...

Das Grün der Wiesen schwächelt Jahr um Jahr. Die Bäume lassen ihre Blätter los, sie fallen erdwärts, wo dein Körper war. Du wirst nicht alt, ich werde niemals groß und nähre mich am dem, was hätte...

Das Elend ist schon früh komplett und ein Komplott und ohnegleichen. Da spielt ein grausames Quartett Komplizenschaft der Einflussreichen auf äußerst schmierigem Parkett. Es glückt mir sauber, mich zu schleichen, und ich...

Dein müdes, spätes Herbstgesicht falzt lange schon ein Amen, dein Lächeln schmilzt im Silberlicht, im blanken Brillenrahmen spreizt du die Wimpernschwingen, verfolgst den neuen Straßenlauf; es muss einmal gelingen! Du glaubst...

Der nächste Kandidat hat ausgepumpt! Man muss das Werk beherzt zu Ende führen, Das warme Blut beständig schlagen, rühren, Mit fester Hand, damit es nicht verklumpt. Im Bauch erschlaffen ungenutzte Maschen Und schmelzen knotig...

leb wohl das sterbenswörtchen ist gesprochen das letzte mahl schon lange aufgezehrt geäder blättert gelblich und entleert dem winkenden beim abschied von den knochen die unversehrten halten sich die bäuche und ölen sich...

Sirenenschrillen schneidet die Sekunden aus einem Dämmerbild in Rot-Weiß-Grün, zwei Augenblicke sieht man Lichter fliehn, dann ist die Ambulanz ums Eck verschwunden. Das Rötlichbraune bildet schwarze Schrunden und macht auf...

Gerne! Gerne bin ich ihr erlegen, zu Zeiten, als ich ihre Schattenseiten noch nicht kannte. Wild verwegen stürzte ich mich ihr entgegen, nahm alle Hürden und ich rannte ins Ziel und manches Mal daran vorbei; ich tat es aller Ängste...

Ob ich verliebt sei, fragst du mich und schaust mich kritisch an. Ich schweige, meine Stirn gruppiert defekte Worte, sortiert ein Bildwerk, das ich vage greifen kann, setzt das zusammen, was bis dahin nie rumorte. Na klar, ich denke oft an ihn,...

Am dumpfen Nachklang jener hellen Stunden, die uns verbanden, halte ich mich fest. Ich spüre deutlich, dass du mich verlässt, und lecke alte, wohlbekannte Wunden. Mein Geist verirrt sich stolpernd in der Ferne, wo ich, erlöst, in...

Bis jetzt ist seine Welt, zum Glück, nicht aufgeflogen. Wie man sich gibt, hat er längst auswendig gelernt. Doch wenn man nach ihm sucht, dann ist er weit entfernt, Und wenn er spricht, dann spricht er nur in Monologen. Vor seinem...

Vor Augen: bis zum Munde unbewegte, gesellschaftlich und sonstig sehr gepflegte Gesichter; hochkarätig glitzt der Reigen, gefräßig ist die Stille und es eilen dezente Randfiguren höchst beflissen herbei. Sie werden nie...

* Missverbraucht erzürnte Hände Schuldensätze auf der Haut Reiben ständig, stöhnen laut Sehnen sich den Weg zu Ende. Durch den Schwelbrand ungezügelt Ist das Feuer dann entfacht Widerstand frech ausgelacht Die...

Am Abgrund sieht er Schwalben segeln, schaut zu, wie tief ein Kiesel fällt, er kennt bestimmt fast tausend Regeln, doch hinter diesen keine Welt. Stets war er brav und bleibt es weiter, liest Bibelseiten und wird alt, erträumt sich...

Komm, es wird Zeit! Ich will mit dir versäumen, Was uns vom Dasein abhält. Lass dich sinken! Den Nektar trüber Nächte sollst du trinken, Was wirklich scheint, beherzt zugrunde träumen. Wo immer du beginnst, da sei mein...

Warm schwingt der Frühling übers Satteldach in seinen Block, den Plattenbau in Herne. Am Fenster kleben noch die Weihnachtssterne und eine Lichterkette funzelt schwach. Er ist ein äußerst angenehmer Nachbar. Man sieht ihn...

Gib's auf. Die Löwen haben mich gefressen. Gebrochenes Gebein liegt, bleich und kalt, Auf dunklem Grund. Zerstreut ist die Gestalt, Die meinen Geist umgab. Ich bin vergessen. Versuche nicht, die Scherben aufzuheben. Die spröden...

Die Hitze wabert wallend über spröden Ackers schwere Schollen - Sie flackert wie ein seidenes Gewand, das sich im Winde wiegt. Und wie wenn zähe Flüssigkeit sich schlängelnd in die Landschaft schmiegt, So kommt der...

Habe nun, ach, den allerletzten Dreck studiert und weiß jetzt also, wie man Briefe ans Amt verfasst und wie man in der Tiefe nach Wörtern gräbt für den profanen Zweck. Die Zettel, die ich tags im Park einsammle, les ich mir...

Kaum wach, wird man mit Graupeln übergossen. Wie eine Sichel krampft man auf dem Laken den matten Leib, den wunden Widerhaken, und fühlt sich so absonderlich zerflossen. Erfroren ist man aus dem Bett gestiegen. Zwangsläufig wird...

Es ist als atmete ich Wasser und Zungen führen übers Haar, so warm, zu dicht, erstickend nah, als würden mir die Stunden blasser. Der Himmel, siehst du, drückt uns nieder. Vertrautes Flüstern wird zum Schrei. Wir kriechen...

Da lag sie nun, so bloß und silberschön, auf dunkelrot und schwarz verzierten Kissen, und all das Ahnen, all das jähe Wissen um das, was kam, war ihr nicht anzusehn. Die Sonne spielte sanft mit ihrem Haar um gleich darauf die...

Ich hasse dieses Bangen! Ist klar, dass es am Herzen liegt, das plötzlich immer schwerer wiegt, hat sich was eingefangen. Damit es nicht so weitergeht, bis meine Welt dann stille steht, hab ich es ausgewaschen und draußen...

Im warmen Grün verwischen ferne Lichter, und zärtlich singt der Wind durchs Blätterdach. Ein leises Rascheln ruft Erinnern wach, legt weichen Trost auf suchende Gesichter. Hier tropft die Ewigkeit von schweren Zweigen, rinnt aschig...

Was wichtig ist? Ein warmes Nest, ein Dach, das Stürme draußen lässt, ein Schloss, das hält die Türen zu; du schließt fest ab, hast deine Ruh, dein Schneegesicht hältst du ins Licht, durch Fensterglas, das...

Nur manchmal streift ein bisschen Haut die deine, ein gedämpfter Laut klingt halb befremdlich, halb vertraut, klingt wie ein Name, der nicht deiner ist, surrt wie ein Maßband, das dich blind vermisst und schnell vergisst. Auf allem,...

Schon sammeln sich Papiere auf dem Esstisch, verwaiste Fluppenschachteln, Krümel auch, im alten Vorhang fingerdicker Rauch, die Flecken überall noch unspezifisch. Zwölf Wochen ist es her, dass sie mit Gunther plus einer...

Die Sonne geht, ihr Kupferlicht liegt wattig auf erblauten Straßen, der rote Ball sinkt zögerlich, die Linde goldet Blättermassen, Gardinen haben sich bewegt, ein Schwarm von späten Kindern schwirrt vom Park nach Haus, der...

Wenn ständig Regen auf die Dächer drischt und du beginnst den Trommelton zu hassen, die Wassermasse in den trüben Straßen das Taggeschehen bis zur Farce verwischt, schaust du hinaus und über alle Maßen ist dir nach...