Alle 1.502 Textkommentarantworten von TrekanBelluvitsh

03.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "Der Fall mit dem Pilot ist ziemlich eindeutig. Eliteeinheiten - dazu zählen die US Marines sich selbst - grenzen sich nicht nur gegen den Feind, sondern auch gegen andere Einheiten der eigenen Armee ab. Und dies nicht allein in einem ironisch-kulturellem Sinne. Während des bekannten Fehlschlags von US Truppen in Mogadischu ging das sogar so weit, dass die dort eingesetzten verschiedenen Eliteeinheiten sich gegenseitig unter Feuer nahmen - und die wussten genau, auf wen die da schossen. So hatte der Pilot (wahrscheinlich) eine skeptische Distanz zu den am Boden agierenden Marines und war in der Lage auch strikt zu handeln. Ich will dem Piloten und seinem Bordschützen die ethischen Überzeugungen für ihr Handeln gar nicht absprechen. Im Gegenteil. Ohne diese wären sie zu einer solchen Handlung gar nicht fähig gewesen. Aber die emotionale Ferne von der "Wir"-Gruppe am Boden machte das ihnen einfacher."

03.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "Oh, ich stimme dir da aus ganzem Herzen zu. Schon in sehr jungen Jahren war mir bewusst, dass ich mich auch darum für den Krieg interessiere, weil man in ihm menschliches Verhalten in Reinkultur beobachten kann., weil viele hemmende gesellschaftliche Regeln aus der Friedenszeit in ihm nicht gelten. Eben: "Der Krieg ist die Weiterführung der Gesellschaft mit anderen Mitteln." Ich hätte auch schreiben können: "mit radikaleren Mitteln". Mein Wissen über den Krieg ist darum auch eine Quelle für meine Überzeugung, dass nur feste gesetzliche Regelungen Freiheit und Gerechtigkeit in einem Staat garantieren können."

02.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "Ich möchte dir noch ein Buch empfehlen, wenn du etwas mehr zu diesem Thema wissen möchtest: Rass, Christoph; "Menschenmaterial": Deutsche Soldaten an der Ostfront, Innenansichten einer Infanteriedivision 1939-1945; Paderborn 2003 Über meinen Instagram-Account empfehle ich von Zeit zu Zeit auch Bücher. Über dieses habe ich dort geschrieben:Dieses Buch, erschienen im Jahre 2003, ist die veröffentlichte Doktorarbeit von Christoph Rass. Es ist eine statistisch-quantitative sozialhistorische Analyse der 253. Infanterie-Division der Wehrmacht. (Es ist keine (sic!) Operationsgeschichte.) Das hört sich sperrig an. Die Einladung klingt sperrig. Doch es ist ein hervorragende Buch über die "rheinisch-westfälische Infanterie-Division". Rass zeigt auf, wer in dieser Division diente, den sozialen Hintergrund der Männer, ihre politische Sozialisation. . Er beschäftigt sich mit Themen wie Verluste, Militärjustiz, Suizide. Er zeigt die ambivalente Situation der Mannschaftssoldaten als Objekte von Machtausübung, als auch als deren ausführende Elemente und die systemimmanente Verwicklungen der 253. Infanterie-Division in den Vernichtungs- und Ressourcenkrieg. . Den größte Einzelleistung des Buches stellt die Einbeziehung der Ersatzeinheiten (im Heimatgebiet) bei der Betrachtung von Divisionsverbänden dar, verbrachten die Mannschaftssoldaten doch durchschnittlich etwa 30% ihrer Dienstzeit NICHT bei den Frontverbänden. . Mit 50.- € ist dies kein billiges Buch Für jeden, der wissen will, wie und warum die Wehrmacht (auch bis zum Schluss) funktionierte, ist diese Werk unerlässlich. Ohne Zweifel ist es in Universitätsbibliotheken und guten Stadtbüchereien zu finden. FAZIT: Sehr empfehlenswert. Und weil ich faul bin, habe ich das per paste and copy hier einfach eingefüght."

02.08.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  I had no feelings, no emotions, I just killed von  Graeculus: "Was unterscheidet den Soldaten X, der an einem Gewaltexzeß teilnimmt, von einem Kameraden Y, der all denselben Faktoren unterliegt, aber die Teilnahme verweigert? Ich denke, diese zwei Männer sind der für jeden sichtbare Unterschied zwischen Erklärung und Entschuldigung. Oder anders ausgedrückt: Man kann den Zwängen widerstehen. Aber das ist in der Regel sehr viel schwieriger. Es ist sogar schwieriger, wenn man keine persönlichen Konsequenzen zu befürchten hat. Wir Menschen sind soziale Wesen, d.h. auf unsere Gruppe angewiesen. Wir funktionieren besser in der Gruppe, wir sind glücklicher in der Gruppe. Sich gegen die Gruppe zu stellen hat zumeist negative Folgen, kann gar selbstzerstörerisch sein. Psychologen gehen heute davon aus, dass sich in diesem Zusammenhang unser Schamgefühl entwickelt hat. Scham stellt sich dann ein, wenn man, im Vergleich zur Gruppe, soziale oder auch Leistungsausreißer hat. Übrigens nicht nur nach unten, sondern auch nach oben(sic!). Wenn das stimmt, mussten diese Männer für ihr ethisches Gewissen gar die eigene Schamgrenze überschreiten. es dem Feind, dem eigentlichen Feind gerade an den wehrlosesten und unschuldigsten Mitgliedern seiner Gesellschaft 'heimzuzahlen': Wir vergewaltigen deine Kinder! Ich habe ein Problem mit dieser Erklärung. Für einen Affekt würde ich sie gelten lassen. Doch wenn man genug Zeit zum Nachdenken hat - was im Militär durchaus zu kurz kommen kann - muss man erkennen, wer der Feind ist und wer nicht. Für mich klingt das immer sehr nach einer nachträglichen Rechtfertigung. Ich möchte dazu - wie nicht anders zu erwarten - ein Beispiel aus dem WW2 anbringen. Auch hier wurden von den deutschen Soldaten für die begangenen Greultaten an der Ostfront, die vorangegangenen Greultaten der Partisanen an den eigenen Kameraden angeführt. Allerdings begannen die deutschen Kriegsverbrechen mit dem Überfall im Sommer 1941. Und die ersten ernsthaften Partisaneneinsätze stammen aus dem Jahre 1942(sic!). Hier wird also rückwirkend ein Erklärung konstruiert, die schon an der Chronologie scheitert. Und das alles, wie das Zitat im Titel besagt, nicht in heißem Haß, sondern kalt wie ein Metzger. Auch hier würde ich auf die Erinnerungen der Täter wenig geben. Bei solchen Taten spielen Emotionen ein riesige Rolle. Wenn behauptet wird, dass man nichts spürte uns einfach nur tötete ist das (im besten Falle) ein selbstbetrügerischer Selbstschutz, womöglich auch ein Versuch seine Stellung in der (zivilen) Gruppe zu erhalten. Denn jemanden, der so agiert, den will niemand neben sich wohnen haben. Mir ist noch ein Punkt eingefallen, der sich zunächst zwar rein militärisch-strukturell anhört, jedoch eine entscheidende psychologische Komponente in sich trägt - womöglich. Nach dem Vietnam-Krieg setzte das Pentagon eine Arbeitsgruppe ein - auch aus zivilen Beratern - die den Einsatz der Infanterie in Vietnam bewerten sollte. Bzw. hatte die Armee den Einsatz bereits bewertet: als schlecht. Man war mit dem Kampfverhalten und den Ergebnissen der Infanterie nicht zufrieden. Die Arbeitsgruppe sollte sich das Problem näher beleuchten und strukturelle Vorschläge erarbeiten. Denn die Army war sich sicher, dass das Problem in erster Linie wenig auf taktische bzw. ausbildungstechnische Mängel zurückzuführen war. Die richtigen Taktiken für den Infanterieeinsatz waren also bekannt und wurden gelehrt. Doch im Einsatz wurden sie nicht adäquat eingesetzt. Tatsächlich vielen der Kommission verschiedene strukturelle Mängel auf. Einer davon war: Die Army neigte dazu, den Soldaten Posten zu geben, die ihren zivilen Berufen ähnelten. An sich keine schlechte Idee. Doch wurde dies grundsätzlich gemacht und nicht die Notwendigkeiten der Armee bedacht. Dass nun die die Berufsbeschreibung "Infanterist" im zivilen Leben nicht existiert, sollte nicht überraschen. Das führte dazu, dass sich in der Infanterie überpropertional viele ungebildete bzw. schlecht ausgebildete (im Zivilleben) Männer befanden. Dies galt selbst für die Unteroffiziere und Feldoffiziere. Vereinfacht ausgedrückt: Je schlechter die Ausbildung, desto eher die Wahrscheinlichkeit, dass man in der Infanterie landet. Das es Menschen, die nicht gelernt haben zu lernen, die Ausbildungsinhalte mehr schlecht als recht umsetzen können, ist nicht überraschen. Ich würde jetzt jedoch noch einen psychologischen Aspekt postulieren. Aufgrund ihrer mangelnden Bildung waren diese Männer schlechter zur Selbstreflexion fähig. Außerdem wuchsen sie in einem Teil der US-amerikanischen Gesellschaft auf, die nur eine niedrige Frustrationsgrenze kennt. Das Armut Gewalt erzeugt, ist ja eine Binsenweisheit. Wenn man sich aber mit Gewaltverbrechen beschäftigt, wird man etwas feststellen, was alle Täter - auf die ein oder andere Weise - verbindet: eine geringe Frustrationsgrenze. Wenn man nun in einer Gruppe aufwächst, die das systematisch an die Mitglieder weitergibt, ist es nur logisch, dass diese Männer dies als Teil ihrer Sozialisation mit in Militär einbringen und sich entsprechend verhalten. Das sind alles strukturelle Erklärungsversuche. Es gibt natürlich immer auch Auslöser. Und das können z.B. auch einzelne Sadisten unter den Soldaten sein, die die Ereignisse in Gang bringen. Dich warum diese Auslöser dann zu solchen Gewalteskalationen führen können, kann man meiner Ansicht nach nur strukturell erklären."

17.07.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  Wenn die Worte versagen von  AchterZwerg: "Vor dem Unternehmen "Blau", der deutschen Sommeroffensive in Süden der Ostfront 1942 sagte Hitler: "Wenn ich die Ölfelder (im Kaukasus, TB) nicht bekomme, muss ich den Krieg liquidieren." Die Ölfelder hat er nicht bekommen...und gehandelt hat er auch nicht. Dabei konnte der "Führer" für sich wenigstens noch in Anspruch nehmen, ein rechtsextremer Fanatiker zu sein."

16.07.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  Wenn die Worte versagen von  AchterZwerg: "Ich teile deinen Pessimismus. Aber vielleicht redet sich Armin Graf von Laschet, der Reichskanzlerkandidat der DNVP für die Bundestagswahl, ja weiterhin um Kopf und Kragen."

02.07.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  Nach dem Anthropozän? von  Graeculus: "Aber selbst wenn wir die Spielregeln kapieren, sind uns unsere natürlichen Triebe, die unter anderen Umständen ihre biologische Funktion hatten, im Wege.Wenn ich das auf ein Hauptproblem herunterbrechen sollte, würde ich sagen, es ist die geläufige Vorstellung von Zeit, die die "Spielfiguren" daran hindert, sich adäquat gegen das "Spielbrett" zu verhalten. Diese Problem hat sich beim Homo Sapiens sogar noch verstärkt, weil unsere Vorstellung von Zeit, bzw. der Zusammenhang zwischen Zeit - Anstrengung - Ergebnis, noch zusammngeschrumpft ist. Ich denke da an die ägyptischen Pyramiden oder die Steinbauten der sogenannten Megaltihkultur. Niemand würde heute ein Projekt beginnen, dessen Abschluss er mit absoluter Sicherheit nicht mehr erlebt/dessen Ergebnis er mit absoluter Sicherheit nicht mehr bewerten, geschweige denn verwerten kann. Ein gutes Beispiel dafür aus der heutigen Zeit wäre die Raumfahrt. Sie ist ein solches vom menschlichen Zeitempfinden losgelöstes Projekt. Und die erste Frage, die jeder dazu stellt ist: "Sollten wir das machen?", gerne auch versteckt unter "Können wir uns das leisten?" Und das fragen auch jene, die ständig ihr Navi benutzen. ;-)"

02.07.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  Nach dem Anthropozän? von  Graeculus: "Das Leben ist ein Spiel, ja. Ob es ein gutes Spiel ist, möchte ich bezweifeln. Wir Spieler sind leicht austauschbar und am Ende allesamt tot.Ich hätte nie etwas anderes angenommen, als das wir Menschen die Spielsteine sind. Aber Wargaming ist nun einmal interessant, spannend und erzählt Geschichten. Darum spielen die Menschen sie (z.B. Schach) auch. Das sie selbst Bauern, Läufer, Springer etc. sind fällt ihnen nur schwer zu akzeptieren. Noch schwerer zu akzeptieren ist jedoch, dass es gar keine Spieler gibt, sondern nur komplexe Strukturen (u.a. die physikalische Gesetzmäßigkeiten), die den Rahmen des Spiels vorgeben. Und dennoch können die Spielfiguren Einfluss nehmen. Das können wir von Darwin lernen. Denn was bei der Evolutionstheorie gerne übersehen wird: Es entwickeln sich NICHT Gattungen, sondern immer Individuen, die sich entwicklen. Die Tragödie der Organismen - und damit auch dem einzelnen Homo Sapiens - ist, dass seinen Beitrag zur Entwicklung niemals erleben wird und auch nicht abzuschätzen vermag. Unter solchen Umständen ist die Erfindung eines "Spielers"/von "Spielern", die nach konkreten und bekannten Regeln handeln, eine erklärbare Entwicklung. Bei den Menschen heißt dieser Spieler Gott/Götter. Es ist trotzdem nur eine angstvolle Reaktion auf die eigene Unbedeutsamkeit und ein Zeichen des verzweifelten Wunsches Bedeutung über sich selbst hinaus zu haben. Spannend die Frage, wie sich die Entwicklung von Komplexität mit dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik, der Entropie, verträgt. Das Gesamtsystem wird immer informationsärmer, aber ein Subsystem immer informationsreicher. Seltsam.Da die Verbindung von klassischer Physik und Quantenphysik noch nicht gelungen ist, würde ich mal die Antwort darauf in jenem Bereich vermuten. damit gehe ich auf Nummer sicher. ;-) Antwort geändert am 02.07.2021 um 00:04 Uhr"

01.07.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  Nach dem Anthropozän? von  Graeculus: "Sollte das Leben danach wieder aus der Tiefe der Weltmeere zurückkehren, wäre eine schöne Pointe, denn nach der gängigen Theorie stammt es ja ursprünglich auch daher, sogar aus der Tiefsee, von den "Schwarzen Rauchern". Das Leben ist halt wie ein gutes Spiel. Wenn es vorbei ist, will man - wer auch immer "man" dann ist - wieder von vorne beginnen."

01.07.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  Nach dem Anthropozän? von  Graeculus: "Bei einer nuklearen Auslöschung der Menschheit, ist es noch die Frage, ob dem das Ende der Erde folgen würde. Dies - nuklearen Auslöschung der Menschheit - könnte ja nur bei einem Einsatz von Nuklearwaffen geschehen. Beim tatsächlichen Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen wäre die Verwendung von auch nur genügend Waffen, um das Leben überall auf der Erde auszulöschen eher unwahrscheinlich. Ausgefallene Kommunikationswege durch direkte Angriffe und die nukleare Strahlung selbst würden die Verbindungen der Führungsstäbe zu den Einsatzkräften stören. Schon die zweite Welle würde nur noch vereinzelt gestartet werden können. Und selbst wenn: Die Halbwertzeiten der verschiedenen radioaktiven Isotope erscheinen zwar extrem lang, jedoch "nur" im Vergleich zur Lebenserwartung des Homo Sapiens. Gemessen in Erdzeitaltern sind diese zwar nicht kurz, aber auch nicht lang. Die Entwicklung könnte wieder beginnen, zumal in den Meeren. Diese dürften von den Auswirkungen eines nuklearen Krieges "verhältnismäßig" wenig betroffen sein."

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TrekanBelluvitsh hat übrigens nicht nur Kommentare zu Texten geschrieben, sondern auch  eine Autorenkommentarantwort,  102 Antworten auf Gästebucheinträge,  8 Antworten auf Kommentare zu Teamkolumnen und  7 Antworten auf Kommentare zu Kolumnen verfasst.

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