Alle 450 Texte von Irma

Zwei Fahrer steuern wunderbar den Leichenwagen fünfzig Jahr’. Der eine steigt zum Chef nun auf, der andre wird befördert drauf.

Mühsam schichte ich Wort- brocken, um die augenblickliche Stille zu überbrücken, als sich unsere Blicke treffen. Mehr graublau? Mehr grüngrau? Durch den Spiegel schaue ich versunken in die unergründlichen Tiefen deiner...

Herr Ohaus mit Häuschen in Derben würd gern seine Nichte enterben. Sie kam in sein Haus, warf Onkelchen raus. Herr O. soll im Heim einsam sterben.

Ich bin unterwegs in geheimer Mission, muss dich observieren. Zu lange schon: Ermittelt, gesammelt und ausspioniert, gewartet, geschrieben und fotografiert, ein Annähern täglich vergeblich probiert und immer nur wenig, sehr wenig...

Lange laufe ich in den Loipen, die sich kilometerweit durch das Deckweiß ziehen. Ich male mir aus, wie es wäre, alle Zweifel wegwischend quer durch dieses Winterbild zu streichen und - abseits der vorgezeichneten Linien - mit sanften...

Der Kleine wollte seinen Brei kaum schlucken. Das Vorgekaute hat ihm nicht geschmeckt. Er muckte, um am Schluss sogar zu spucken! Der Boden war komplett orange gescheckt. Da lohnt es sich doch, untern Tisch zu gucken: Der Hund hat sich geduckt,...

Jetzt fängt dein Blick mich, und Smaragde blitzen aus Katzenaugen. Mir wird flau im Magen. Ich flüchte nicht, ich will mich weiter wagen und schleiche näher noch, auf Zehenspitzen. Pupillen engen sich zu schmalen Schlitzen. Gebannt...

Zwei Knaben sollten Wäsche bügeln, aufgetürmt zu Riesenhügeln. Der eine hat sie platt geglättet, der andere war glatt geplättet.

Die Tage scheinen dünn wie Faltpapier aus Seide, abgezählt. Im freien Fall reißt du sie an dich, presst in Büchern all die mü;den, roten Blätter - schleifst sie dir an eine lange Schnur. Welch Feuerschweif!...

Warum? Ach du, was weiß denn ich. Ich kenne dich im Grunde nicht, erkenne mich auch selber kaum mehr wieder. Ich verehre dich, begehre dich, verzehre mich vor Liebe - wehre, wehre mich vergeblich; es verschwindet nicht. Du bist, du bleibst...

Ich wage mich kaum in den Garten zu dir. Sicherlich wirst du mir nichts tun. Du bist wieder einmal kurz angebunden. Das al- leine reicht jedoch aus, mich zu verletzen.

Du scherst dich scheinbar einen feuchten Kehricht um mich, aber ich werde am Ball bleiben und dich um den nächsten Tanz bitten. Den kleinen, goldenen Schuh auf dem Treppenabsatz finde ich passend für eine Prinzessin.

Der West bläst rau durch dein Geäst, er rüttelt, schüttelt dich und raubt die bunten Bilder, hinterlässt ein leeres Nest im kahlen Haupt. Ich halte deine Hand in Händen und streich die krummen Finger glatt,...

Oben auf meinem Speicher steht eine Kiste voll süßer Sommerfrüchte. Wenn mein Hunger nach dir allzu groß wird, steige ich hinauf und beiße in einen der saftigen, rotwangigen Äpfel. Ob ich so über den Winter komme?

Zwei Knaben führen etwas vor, dem einen lauscht man, ist ganz Ohr. Doch Ehre nur, wem Ehr’ gebührt, drum wird der andre vorgeführt.

Fritz Bratling, ein Fischkopf aus Leer umschwärmt einen Backfisch, doch der sagt altbacken nein, lässt sich auf nichts ein. So schmeckt Fritz die Suppe nicht mehr.

1) Ein besoffenes Kamel spuckt die Weisheit aus, sich doch ruhig auf eine Eheschließung einzulassen. Denn wer sich ordentlich einschleimt und der lästigen Familie forsch in den Hintern kriecht, setzt diese völlig außer...

Gibt der Kater Gas zum Feuern, solltest du den KAT-er-neuern.

Zwei Knaben ziehen Hemden an, sofort lacht da ein jedermann. Denn reichlich lang ragt einer raus, der andre sieht kurz: ärmlich aus.

Sie durchleuchten mich. Seit Tagen brennt in meiner Zelle Licht, blendet mich. Ich halte dicht, nachts, wenn sie mich löchern. Fragen schlagen heftig auf den Magen, doch ich spuck nichts aus. Man bricht niemals ein Versprechen! Nicht mal ein...

Er will sich nicht mit ihr anlegen. Sie ist nicht gut aufgelegt. Aufgelegt!

Schweigend stehe ich vor dir, Gänseblümchen in der Hand, und Herr Fuchs, dein Kuscheltier, reist mit dir ins Märchenland. Sorgsam löse ich das Band von dem feingewebten Leinen- säckchen, streue Sommerstrand in den Wind. Ich kann nicht...

Ich bin nicht schwindelfrei. Mein Blick ist zu Boden gerichtet und meine Angst wächst weit über mich hinaus. Die Luft wird dünn und dün- ner.

Die Autobahn hab ich verlassen und fahre kreuz und quer durchs Land duch kleine Dörfer, schmale Gassen, wähl Schleichwege, mach mich bekannt mit Schafen, die auf Weiden grasen, hab mir den Weg durchs Feld gebahnt und leg mich in den grünen...

ich hörte Kinderschreie und lief vorbei - tagein, tagaus. Verschrien war das Reihenhaus. Ringel, Ringel, Reihe, es sind der Kinder dreie. Sie liegen unterm Hurlebusch. „Geht weiter Leute: Husch, husch, husch!“ Ringel, Rangel, Rosenkranz, ich...

Von ihrem Heim ist ihr nicht viel geblieben: ein Stuhl, ein Tisch, dazu noch die marode barocke Mahagoniholz-Kommode; darüber hängen Fotos ihrer Lieben. Das Klärchen hat ihr Gott so früh genommen, daneben Franz aus...

In China grillt Sue, Frau Afghane, auf schneeweißer Chill-Ottomane. Sie liebt Après-Ski mit Wawa Chi-Li. „Che bello!“, schwärmt Sue. „Sci con cane!“

Das Wollen ist schon früh in ihr gereift, das Wagen aber schob sie lange vor sich her. Jetzt ist sie runde vierzig und begreift: Womöglich bleibt die Wiege leer. Der wogende Busen scheint schier wie Verschwendung, man sollte ihr...

Als wir uns wieder gegenübersitzen, schau ich auf deine Haut und bin entsetzt: Du schneidest dir mit diesen scharfen, spitzen Rasierklingen die Arme auf. Du wetzt die Messer, um die Linien rot zu ritzen. Dein Ärmel ist mit frischem Blut...

Zwei Bullen warten vor der Türe, dass man sie zu den Kühen führe. Der eine geht vermehrt hinein, der andre kommt, vermehrt allein.

Ab jetzt gehöre ich zum alten Eisen. Ich wurde achtlos vor die Tür gesetzt, obwohl ich funktionierte bis zuletzt. Nun steh ich auf der Straße. Bei den Gleisen warte ich und mir wird hundekalt. Für mich ist doch der Zug längst abgefahren. Der...

Mit fettigen Koteletten lockt der heiße Eber seine Frau. Die stöhnt nur zickig und verbockt: „Um Schweinkram schert sich keine Sau!“ Sie stiert zum Bullen hin und rennt zum Kuhstall rüber. - Lass mich wetten: Sein fettes...

Zwei Knaben fahren Karussell, der eine dreht sich rasend schnell den Tag hindurch bis abends spät. Der andre war schon durchgedreht.

Wir schaufeln uns den Schnee von gestern auf die Haut, voll altem Winterweh, durch das ein Morgen graut mit dem, was nicht verwunden und noch verletzend ist. In langen Dunkelstunden dringt Frost ins Herz und frisst dort Wörterspalten. - Eis...

Casanova Klaus-Dieter aus Dieren will die Alte vom Kumpel brüskieren. Er lässt in die Haut der untreuen Braut das Verfallsdatum eintätowieren.

Verlockendes Gras wuchs auf Wiese und Heide. Ich wollte in schneeweißer Weste stets brav sein, damit sich dein Auge tagtäglich dran weide. Doch du sahst in mir nur das schwärzeste Schäflein, das (nach seinem folgsamen Bruder geboren) eigene...

Nächtens schlägst und hämmerst du wie wild in meinem Kopf Bilder an die Wände meiner Schläfen und lässt mich nicht schlafen. Ich reiße mir Blätter ab und greife zum Stift.

Mein Gott, die Spuren kann er nicht verwischen. Doch: Eva war’s, die ihm die Unschuld nahm! Noch einmal drückt er seine Lippen zwischen die süßen Äpfelchen, die ihn verführten und diese Feuersbrünste in ihm schürten. Gewaltig war der...

Sie steht ganz vorn um acht, und alles tuschelt, schwätzt. Man buht und johlt und lacht sie aus. Sie ist verletzt. Der Metzger hat die Macht, er stichelt und zerfetzt. Die Beutegier erwacht, die Meute folgt ihr, setzt gleich noch eins drauf. Sie...

Zwei Flammen fackeln alles nieder. Die eine stiftet Brand mal wieder und heizt der andren kräftig ein. Doch die brennt dafür nur zum Schein.

Sie hat ihm die Beine weggehauen. Nun steht ihm das Wasser bis zum Hals. Da bekommt sie kalte Füße.

Es musste ein Ende haben! Mein Freund gab mir den Tipp: ‚Ganz ohne‘ macht dich verrückt! Doch zumindest sollte man es sich keineswegs zu leicht machen, sie zu bekommen. Also nahm ich die kleine Pappschachtel und packte sie auf den Dachboden,...

Er liegt auf der Palliativ, Zimmer 7. Das Bett steht am Fenster, weit links in der Ecke. Sein Blick bohrt ein Loch in die schlickgraue Decke. Frühmorgens, da kommen die Pfleger und schieben ihn ab und an raus ins ’flurierende Treiben’...

Zwei Damen treffen fröhlich sich im Park zu Tee und Bienenstich. Die eine isst ihn ganz allein, der anderen, der schwillt das Bein.

Ich habe dich in meiner Schwermut schaumgebadet und dir über die Muttermilch dieses unstillbare Verlangen in die Brust gelegt. Nun pustet dein Mund mit jedem Atemzug Luft- schlös- ser.

Der Marktschreier Billi(g) aus Riefen, sitzt oben im Kirschbaum, dem schiefen. Trennt Doppel- und Dril- lings-Früchte mit Zwil- len, schleudert das Steinobst in Tiefen.

Der frische Sommerwind trug dich in mich hinein: Ein Körnchen, winzig klein, das wuchs in mir geschwind. Ich wollte es nicht sehen, hab es nie angenommen, stattdessen Angst bekommen. Jetzt kämpf ich mit den Wehen, will dich, Kind, nicht...

Den Füllhalter „Spitze“ aus Zell entlarvt der Herr Steller blitzschnell: „Du kleckst und wirst gleich darauf blass und bleich, bist nichts als ein Auslaufmodell.“

Zwei Knaben schwören sich, im Leben nie irgendetwas aufzugeben. Der eine wartet beim Gepäck, der andere gibt auf, fliegt weg.

Sie singt, als sie im Graben liegen, sie schaukelt, ihre Arme wiegen den stillen Knaben. Aus dem Schoß fließt ein Rinnsal rot ins Moos. Im Krankenhaus wird ihr verschwiegen: Ein Kind kann sie nie wieder kriegen. Ein Dämmern schnellt ins...