Alle 455 Texte von Irma

Zwei Knaben suchten im Archiv Bakterien, doch das ging schief. Dem einen ging es an die Nieren, der andre starb durch Archi-Viren.

Zwei Fahrer steuern wunderbar den Leichenwagen fünfzig Jahr’. Der eine steigt zum Chef nun auf, der andre wird befördert drauf.

Zwei Dicke wollen sich nicht quälen mit stetem Kalorien-Zählen. Der eine isst vielleicht verkehrt, der andre ist bald unbeschwert.

Zwei Damen treffen fröhlich sich im Park zu Tee und Bienenstich. Die eine isst ihn ganz allein, der anderen, der schwillt das Bein.

Zwei Knaben schmieden Verse scheu, invers gedreht, erfrischend neu. Schon glänzend reimt das eine Kind, das andre feilt, bis blank sie sind.

Zwei Brüste sitzen fest im Halter, die eine lässt sich nun im Alter ein wenig hängen, spannungslos. Die andre brüstet sich ganz groß.

Zwei Knaben fahren Karussell, der eine dreht sich rasend schnell den Tag hindurch bis abends spät. Der andre war schon durchgedreht.

Zwei Zähne stecken noch im Kiefer, der eine grad, der andre schiefer. Den schiefen zieht man grade raus, im andren zieht es ohne Paus’.

Zwei Knaben schneiden Verse zu, mit Wörtern ausstaffiert im Nu. Beim einen soll es kleidsam, fein, beim andren anzüglich mehr sein.

Zwei Knaben fahren Bus die Nacht, ein Mann steigt ein, so gegen acht. Der eine bringt ihn um die Ecke, der andre bringt ihn gleich zur Strecke.

Zwei Knaben rauchen lang genug, sie warten auf den letzten Zug. Der eine nimmt ihn, zieht weit fort, der andre macht ihn, bleibt am Ort.

Zwei Knaben hören beim Notar, was Vaters letzter Wille war. Der eine reichlich erbt allein, der andre blickt erbärmlich drein.

Zwei Teile blieben vom Geschirr, sie sollen poltern mit Geklirr. Das eine bricht zum Glück in Scherben, das andre Stück darf Braut nun erben.

Zwei Knaben schätzen reich befüll- te „Gelbe Tonnen“. Passt viel Müll in eine Wertstoff-Tonne rein, wird sie besonders wertvoll sein.

Zwei Drohnen wollten gern verkehren. Doch ließ die eine nie aufklären die andere, die flugs verschwand beim Jungfernflug, ganz unbemannt.

Zwei Damen färben beim Friseur, da fällt das Haar aus: „Quel malheur!“ Der einen „Glatze“ auch gefällt, die andre zahlt für nichts kein Geld.

Zwei Knaben steigen strebsam auf zum Branddirektor. Weiter rauf erweist sich als zu hoch hinaus: Man zieht die Feuerleiter raus.

Zwei Knaben wollen Bilder kaufen, weshalb durch Galerien sie laufen. Der eine, der bewundert sehr, der andre ist bewandert mehr.

Zwei Jockeys grübeln, arbeitslos: Was tut man ohne Reittier bloß? Der eine sattelt ganz schnell um, der andre macht den Buckel krumm.

Zwei Kühe grasen auf der Weide, der Bulle checkt sie alle beide: Die eine weiß und unbefleckt, die andre schwarzbunt, doch gedeckt.

Zwei Räuber trennten, weil es eilte, die Beute schnell, der eine teilte recht ungerecht. Jedoch fand schlecht der andre dies, hat sich gerächt.

Zwei Knaben können sich nicht leiden, scher’n aus, sich Wege abzuschneiden. Drum einer meidet schlimme Gassen, der andre schneidet mies Grimassen.

Zwei Freunde kauften sich ein Haus, für einen zahlt sich das nicht aus. So bleibt ihm nur, nebst all den Qualen, dem anderen das Heim zu zahlen.

Zwei Herzen schlagen in der Brust, das eine nur mit wenig Lust. Beim Liebsten bliebe es gern stehen, das andre treibt ’s zum Weitergehen.

Zwei Räder rollen hinterher, vorn dran zu bleiben, das fällt schwer. Dem einen ist es noch gelungen, das andere ist abgesprungen.

Zwei Knaben liegen arg im Streit, sie stehen voreinander breit. Der eine stellt sich turmhoch auf, der andre türmt sofort darauf.

Zwei Knaben werden Ministrant, der kleinste Dienst wird oft verkannt. Der eine darf Altar verwalten, der andre den Talar wohl falten.

Zwei Gänse rauben dreist von vorn sich unterm Schnabel weg das Korn. Die eine, die ist ganz vermessen, die andre Gans vermisst das Essen.

Zwei Ärzte sollen beim Sezieren verlernen auch sich zu ge-Nieren. Dem einen ist es wohl ge-Lungen, der andre ist nie eingedrungen.

Zwei Reiter folgen sich, ganz dicht der eine hält, der andre nicht. Und weil er allzu nötig muss, bereitet er dem Ross Verdruss.

Zwei Sauen saugen in Laboren, beim Säubern geht ein Gen verloren. Die eine Sau ist sau-genial, der andren fehlt das Genital.

Zwei Fliegen fliehen vor der Klatsche, die eine ist sehr schnell schon Matsche. Die andre schmeißt sich in der Not ins Teig-Meer vom Rosinenbrot.

Zwei Brüder teilen sich ein Zimmer, der eine drängt den andern immer hinaus, ihm fehlt sein Spielplatz sehr. Dem andern bleibt kein Spielraum mehr.

Zwei Spinnen weben Fäden lang, gespannt auf ihren großen Fang. Die eine überspannt zu sehr, die andere, die spinnt noch mehr.

Zwei Knaben fegen Tag für Tag die Straße, doch der eine mag das nicht, hat vorgekehrt - zum Glück! Der andre kehrt nicht mehr zurü;ck.

Zwei Streicher schmieren Butterbrot streichzart, bevor die Probe droht. Den einen reizt der Aufstrich mehr, den andern wurmt der Abstrich sehr.

Zwei Texter kennen die Gesetze der Schreibkunst und betreiben Hetze. Der eine schreibt, ein Text sei Schmutz, der andre schreit: „Verfassungsschutz!“

Zwei Segler wollen Geld anlegen, „Bahama Bay“ verspricht viel Segen. Der eine nur Gewinn verbucht, der andere die Bucht verflucht.

Zwei Knaben quälen sich vor Liebe. Der eine folgt dem innern Triebe, vergeht sich an der Frau vor Frust. Dem anderen vergeht die Lust.

Zwei Knaben dichten angespornt vom Wettbewerb. Es klappt verhornt beim einen nur. Der schaut beglückt, der andre ward verlimerückt.

Zwei Knaben suchen sich Verleger, der eine schrieb ’nen Kassenfeger. Der andre schaut verlegen sehr, er findet, was verlegt, nicht mehr.

Zwei Bullen warten vor der Türe, dass man sie zu den Kühen führe. Der eine geht vermehrt hinein, der andre kommt, vermehrt allein.

Zwei Jäger hockten hoch im Stand, der eine legte schnell an Hand, verschusselt doch, und so: verschossen. Der andre hat den Schuss genossen.

Zwei Wanzen sitzen unterm Tisch, die eine platzt vor Ärger: „Zisch!“ Verflüchtigt sich und flucht laut: „Shit!“ Die andre hört das alles mit.

Zwei Knaben haben, ganz verkehrt, bei Rot die Straße überquert. Der eine fasst den andern an, der Bus erfasst fast beide dann.

Zwei Knaben führen etwas vor, dem einen lauscht man, ist ganz Ohr. Doch Ehre nur, wem Ehr’ gebührt, drum wird der andre vorgeführt.

Der Windhund „Scharwenzel“ aus Wedel, umschwänzelt die Schar Hunde-Mädel. Bis stürmisch sich traut ’ne Win(d)chester-Braut: Sie bläst ihm die Lust aus dem Schädel.

Prinz Archie in Rom demonstrierte, beim Vati- den -Kahn reservierte. Doch weil die Monarchen monströs laut ja schnarchen, man Arche-o-Logen blockierte.

In Bern haart der Bernd, Dalmatiner. Harrt aus, macht für Wiener brav Diener. Doch gibt ’s nur a Bürschtl anstelle der Würschtl, dann dient er nicht hart, der Schlawiner.

Zwei saufende Schwestern aus Siegen, die können den Hals nicht voll kriegen. Sie machen sich ’s nett, mit zwei „Flaschen“ im Bett. Beim Nuckeln die Hälse sich biegen.