Alle 450 Texte von Irma

Du lenkst mich auf den unbekannten Wegen und leitest mich an jedem fremden Ort in fernen Gegenden, weit abgelegen. Du kennst dich aus, ich folge deinem Wort und fühl mich sicher, nachts bei Sturm und Regen. Will ich zurück, dann führst du mich...

Zwei Knaben strichen (Was für Schlingel!) mit Wonne über manche Klingel. Dem einen ist die Flucht geglückt, der andre hatte sich verdrückt.

Der Himmel schickt mir einen Guss von oben und verspottet mich: „Wer seinen Schirm vergisst, der muss die Hose wechseln. Ärgerlich?“ Die Föhnfrisur ist ruiniert, und ich bedank mich für die Grüße. Die Regenrinne uriniert mir ungeniert...

Da stehst du, Sankt Niklaus aus Myra, Gelüste-Erwecker und -Schürer. Den Mantel lass fallen, zeig köstlich dich allen, du schokobraun-süßer Verführer!

Zwei Knaben fegen Tag für Tag die Straße, doch der eine mag das nicht, hat vorgekehrt - zum Glück! Der andre kehrt nicht mehr zurü;ck.

Sirenen heulen und an allen Ecken kracht es im Gebälk. Die hellen Flammen lodern hoch zum Himmel, züngeln, lecken: Der Dachstuhl bricht in sich zusammen. Ein langer Löschzug rollt mit Blaulicht an. Die Hölzer knistern kräftig und es knackt....

Wenn uns die Liebe ewig trennt, weil plötzlich einer von uns beiden zu einer neuen Liebschaft rennt, wird einer wie der andre leiden. Nimmst du mir alles, Hof und Haus, sollst du dich um die Kinder sorgen. Ich nehme mir das Recht heraus,...

Ich hänge in den Seilen und komme nicht ein Stück voran. Der Weg ist steinig, doch gibt es kein Zurück. Die weißen Gipfel glühen im abendroten Schein. Ein Eiswind weht, ich fühle mich ohne dich allein. Mein Mut verlässt mich. Schwindelt...

Der Backmeister Bruno aus Schwaben befiehlt Lehrling Bernd anzutraben, der ständig verpennt, die Brote verbrennt. „Wer will denn die Backpfeife haben?“

Die schneebedeckten Tannen neigen die Zweige unter ihrer Last. Zwei Krähen sitzen auf dem Ast. Aus spitzen Zapfen tropft das Schweigen ins Wolle-Tuch. In seiner weißen Mitte klafft ein tiefes Loch. - Ich will zu dir, nur einmal noch! Und doch:...

Der Wecker schreit die Zeit in meinen Morgen, als hätt‘ er seine wahre Freude dran. Das helle Licht scheint grell die Abendsorgen in mein Gesicht. - Ich bleibe liegen, kann nichts sehen, mich nicht aufrichten, nicht gehen. Wie lässt sich...

Eiin Schaumpaar, die Henkels aus Keltern, säuft Sekt aus pompösen Behältern. Doch kaum sind die leer, da prickelt nichts mehr. Wie tröstlich: die Sekte der Eltern!

VIER.E.R. Vier Menschen sind drei viertel vier verabredet zu einem Bier. Den einen hat das arg verwirrt. Er hat sich in der Zeit geirrt und ist verspätet eingetroffen. Drei haben schon vier Bier gesoffen. FÜNF.E.R. Fünf Menschen rechnen mit...

Zwei Freunde kauften sich ein Haus, für einen zahlt sich das nicht aus. So bleibt ihm nur, nebst all den Qualen, dem anderen das Heim zu zahlen.

Ausgerechnet dir will ich um jeden Preis gefallen, nehme alles in Kauf - koste es, was es wolle. Tu mir den Gefallen und nimm mich in den Arm.

Jetzt am Ende der Zeit scheint es mir, als hätte ich auf jedes Schlückchen lieblichen Weißwein, auf jedes kleine Stückchen Schokolade verzichten können. Fast sogar auf dieses letzte bisschen von dir.

Zwei Teile blieben vom Geschirr, sie sollen poltern mit Geklirr. Das eine bricht zum Glück in Scherben, das andre Stück darf Braut nun erben.

Der gelbe Ball fällt auf die grünen Matten, im letzten Schein erstrahlt ein Feld voll Korn. Die Häuser spielen Weitwurf mit den Schatten, der alte Kirchturm hat die Nase vorn. Er zählt die Stunden. Eine Amsel pfeift ihr Abendlied. Schon bald...

Gestehen muss ich, als Geheimnisträger bin ich gebunden an die Schweigepflicht. Doch ich will mich beklagen, geh als Kläger heut knallhart mit mir selber ins Gericht. Ist schuldig des Verbrechens, so die Frage, wer ohne Vorsatz ein...

Zwei Gänse rauben dreist von vorn sich unterm Schnabel weg das Korn. Die eine, die ist ganz vermessen, die andre Gans vermisst das Essen.

Zwei Knaben schwören sich, im Leben nie irgendetwas aufzugeben. Der eine wartet beim Gepäck, der andere gibt auf, fliegt weg.

Du strichst mir abends über meine blassen Wangen, setztest mich auf deinen Schoß, liebkostest mich: „Mein Schatz, du bist schon groß genug, um auf die Kleinen aufzupassen. Ich hab das Fernsehn für euch angelassen. Hier ist noch etwas Toast....

In der Fußgängerzone haben wir uns breit gemacht. Mit krummem Rücken und müden Augen seht ihr uns am Boden. Mit zahnlosem Mund und krächzender Stimme singen wir für euch. Gebt uns ein paar Silberstücke, bevor ihr flüchtet! Wir lassen uns...

Schweigend stehe ich vor dir, Gänseblümchen in der Hand, und Herr Fuchs, dein Kuscheltier, reist mit dir ins Märchenland. Sorgsam löse ich das Band von dem feingewebten Leinen- säckchen, streue Sommerstrand in den Wind. Ich kann nicht...

Kein frohes Gackern mehr, denn Fettmilch von Kamelen wird literweise eingeflößt, die Prozedur selbst nachts noch wiederholt. Wer weint, den wird man quälen mit Zehenpressen mehr zu essen. Die Tortur verspricht viel Ansehen, um...

Mein Blick geht zu dir, ringsherum warten Kinder. Ich spüre die Spannung, die ganz langsam wächst. Sanft streicht meine Hand um den Rand vom Zylinder, und irgendwie fühl ich mich selbst wie verhext. Drei kurze Sekunden nur schaust du mich an....

Zwei Bullen warten vor der Türe, dass man sie zu den Kühen führe. Der eine geht vermehrt hinein, der andre kommt, vermehrt allein.

Wenn im Harz die Bratkartoffeln blühen, es nach dicker Nebelsuppe riecht, wenn vom heißen Wein die Wangen glühen, jedes Würmchen auf den Wurmberg kriecht, wo sich fette Pistenraupen drängen, Sessellifte aus dem Boden schießen, und auf...

Wahrscheinlich staunst du jetzt nicht schlecht. Wer ist dir da ins Netz gegangen? Du wolltest einen tollen Hecht. Stattdessen hast du mich gefangen. Womöglich wirfst du mich gleich fort, in hohem Bogen über Bord; ich bin ein kleiner...

Wir schaufeln uns den Schnee von gestern auf die Haut, voll altem Winterweh, durch das ein Morgen graut mit dem, was nicht verwunden und noch verletzend ist. In langen Dunkelstunden dringt Frost ins Herz und frisst dort Wörterspalten. - Eis...

Weißt du, was es mir bedeutet, dass du weißt, was du mir bedeutest?

Unter Tage arbeite ich mit Schlägel und Eisen daran, dich mir aus dem Kopf zu schlagen. Meine verborgenen Wünsche lege ich auf Halde. Du aber hast, so scheint mir, von meinem Tagewerk keinen blassen Schimmer.

Die Tage werden langsam heller und länger. Ich steh still und seh’: Die Zeit rennt schnell. Ein Feuerball steigt blutrot auf am Horizont. Schon bald verbrennen Mut und Wagen zu Asche in der Sonnenglut, und Feuerräder rollen lodernd ins Tal...

Der Schlauberger überfliegt alles, der Dummtaler untergräbt alles.

Sorgsam bau ich die Fassade wieder auf, setz Stein auf Stein, zementiere mich im Innern dicker Festungsmauern ein. Schützend ziehe ich die Brücken hoch, um ganz allein zu sein. Tiefe Wassergräben liegen zwischen uns: Du kommst nicht rein....

Ich habe meine Hände gefaltet und ein wenig Hoffnung geschöpft. Aber auf dem Weg zu dir rann sie mir zwischen meinen Fingern hin- durch.

Zwei Knaben werden Ministrant, der kleinste Dienst wird oft verkannt. Der eine darf Altar verwalten, der andre den Talar wohl falten.

Ich fühle mich angezogen. Die ersten Worte fallen, lassen tief blicken. Schnell hülle ich mich wieder in Schweigen. Ob du mich durchschaust?

Ratten fressen sich durch Kartonagen Gänge, Matratzen liegen quer und kreuzmatt, ganz k. o. Tisch befleckt, voll altem Stuhl. Die Leergutmenge sammelt sich und lagert eng beim Vertiko. Kakerlaken wimmeln über Betten, Decken, Lampe schleudert...

Schleich noch einmal durch die Räume, unbewohnt und leergefegt. Fang sie ein, die letzten Träume, lang gehütet, lang gehegt. Was mir Ballast war und Bürde, lass ich gerne hier zurück. Näher’ mich der letzten...

Die Lästermaul-Lilly aus Petzen, die tat sich beim Hetzen verletzen. Zerriss sich ihr Maul darüber, was faul war. Lässt das jetzt sein mit dem Fetzen.

Zwei Babys spielen mit dem Brei, das eine isst ihn nebenbei. Das andre kostet und erbricht, ihm schmeckt das Kostspielige nicht.

Zwei Ärzte lernen mit dem Messer zu schneiden, einer wähnt sich besser. Doch schnitt er sich, hat sehr gelitten, der andre besser abgeschnitten.

Sie bietet sich ihm an. Er nimmt alles für bare Münze. Das wird sich für ihn nie auszahlen.

Der fleißigen Berta aus Leegen fehlt Platz, um sich frei zu bewegen. Sie schlüpft, lang gehegt, am Zaun raus und legt erregt ihre Eier im Regen.

Sie ist ihm auf den Leim gegangen. Gerade als sie ganz fest an ihm hing, löste er blitzschnell die Verbindung. Und bekam von ihr eine geklebt.

Früher oder später triffst du sie, die Liebe deines Lebens. Treffen wirst du mich, mitten ins Herz.

Du hast mir wenig Aufmerksamkeit geschenkt, wolltest keine Worte wechseln und hast mit Blicken gegeizt. Wieso sitze ich hier und hoffe, du würdest noch den ein oder anderen Gedanken an mich verschwenden?

„Du armes Schwein, du!“, sagte er, und Mitleid tropfte aus seinen Augen. Dann drehte er den Spieß um, ging in sich und holte wirklich alles aus seinem Inneren. Die Worte quollen aus seinem Herzen, sprudelten ihm nur so aus dem Mund, flossen...

Ich tauschte meine goldenen Zeilen gegen böse Blicke von dir. Du blöde Kuh gabst nur zurück: „Was hat dich denn da geritten?“ „Schwein gehabt!“, dachte ich mir. Mit dieser dummen Gans wäre ich wohl niemals glücklich geworden. Und mir...