Alle 450 Texte von Irma

Ertappt bei dem Versuch, einen kurzen Blick zu erhaschen. Gepeinigt von der Angst, du könntest mich verurteilen. Gestraft durch die Gewissheit, die Unbefangenheit verloren zu haben. Gefangen in meinen Gefühlen, meiner Zuneigung zu dir.

Er lebte glücklich dort inmitten der Dolomiten. Heimlich schlich er auf das Fest; da hat er sich verliebt und unsichtbar gelitten. Simildes Herz war nicht zu rauben. Enttäuscht hat er nach Schuld gesucht und seine Blumenpracht verflucht....

Näher kommt er, sehr schnell. Gehst geradewegs auf ihn zu. Er wird dir nicht ausweichen. Letzte Sekunden - gefüllt mit Verzweiflung. Was hast du gefühlt? Der Zug voller Menschen. Die Luft voller Sirenen. Die Augen voller Entsetzen....

Laute Musik dröhnt aus den Boxen, betäubt, betört. Im Neonlicht wirre Gestalten, fremd, unerkennbar, fern. Schattenbilder an der Wand, sie tanzen. Und ich suche. Ich zwänge mich zwischen den nassen Körpern hindurch. Ich...

Wenn im Harz die Bratkartoffeln blühen, es nach dicker Nebelsuppe riecht, wenn vom heißen Wein die Wangen glühen, jedes Würmchen auf den Wurmberg kriecht, wo sich fette Pistenraupen drängen, Sessellifte aus dem Boden schießen, und auf...

So leicht kann man die Biester nicht verjagen, sie schwirren nachts vom Kopf hinaus ans Licht. Wenn wir wie wild mit Worten um uns schlagen, erledigt sich das Thema trotzdem nicht. Der Stachel sitzt. - Wir müssen wohl ertragen, dass es uns...

Zwei Sauen saugen in Laboren, beim Säubern geht ein Gen verloren. Die eine Sau ist sau-genial, der andren fehlt das Genital.

Als wir uns wieder gegenübersitzen, schau ich auf deine Haut und bin entsetzt: Du schneidest dir mit diesen scharfen, spitzen Rasierklingen die Arme auf. Du wetzt die Messer, um die Linien rot zu ritzen. Dein Ärmel ist mit frischem Blut...

Früher haben wir uns verstanden, ohne viele Worte. Heute reden wir viel und verstehen uns nicht mehr. Was haben wir uns denn noch zu sagen?

Zwei Knaben fahren Bus die Nacht, ein Mann steigt ein, so gegen acht. Der eine bringt ihn um die Ecke, der andre bringt ihn gleich zur Strecke.

Wer den Fehlerteufel an die Wand malt, muss später aufwändig einen Tintenkiller anheuern, um ihn wieder auszutreiben.

Weißt du, was es mir bedeutet, dass du weißt, was du mir bedeutest?

ich hörte Kinderschreie und lief vorbei - tagein, tagaus. Verschrien war das Reihenhaus. Ringel, Ringel, Reihe, es sind der Kinder dreie. Sie liegen unterm Hurlebusch. „Geht weiter Leute: Husch, husch, husch!“ Ringel, Rangel, Rosenkranz, ich...

vom Weinnachthimmel. Mandelaugen leuchten hell. Wangenglut auf Marzi- panhaut. Honigmund und dazu Speku- latiusküsse schmecken gut. Die drei Printen lecken Zucker- guss. Sie knien, hocken nieder, liegen beim Rosinen- stuten. Dunkelbraune...

Zwei Damen färben beim Friseur, da fällt das Haar aus: „Quel malheur!“ Der einen „Glatze“ auch gefällt, die andre zahlt für nichts kein Geld.

Der Zwerg-Pudel „Mütze“ aus Seiffen trägt Faust-Handschuh’, schneeweiß mit Schleifen. Kann nie rasserein und waschecht gar sein. Sein Kern färbt schwarz ab: Riesen-Streifen!

Friseur Fritze übt rücklings zu dröhnen in leisen und lautstarken Tönen. Windet mit viel Geschnauf sich die Tonleitern rauf, um mit Fallwind das Haar warm zu föhnen.

Mein Blick streicht über mürbe Bücherrücken dreht Runden um den schmucken Wetterhahn. sucht Sammeltassen zwischen Einzelstücken von einer alten Märklin-Eisenbahn. Ich bücke mich, um einen Schein zu zücken, schnapp mir die Schallplatte von...

Gleich zwölf. Die Schienen flüstern leise: „Hör endlich auf, es ist genug.“ Sie lächelt, nimmt den letzten Zug und schmeißt die Kippe auf die Gleise. Es stürmt und regnet, aber morgen früh soll die Sonne...

Franz, Graffiti-Sprayer aus Stanz, verzichtet seit neuestem ganz aufs Sprühen und meidet die Wände. Er leidet an Lackdoseintoleranz.

Der Backmeister Bruno aus Schwaben befiehlt Lehrling Bernd anzutraben, der ständig verpennt, die Brote verbrennt. „Wer will denn die Backpfeife haben?“

Der frische Sommerwind trug dich in mich hinein: Ein Körnchen, winzig klein, das wuchs in mir geschwind. Ich wollte es nicht sehen, hab es nie angenommen, stattdessen Angst bekommen. Jetzt kämpf ich mit den Wehen, will dich, Kind, nicht...

Bei Dämmerung flieht er beflügelt zu Villen am Stadtrand, die - sittsam auf Abstand gebaut - noch schlafend, verschlossen, inmitten von stillen verwunschenen Anlangen liegen. Da schaut er plötzlich in leuchtende Augen. Sein Blick fliegt...

Zwei Ärzte lernen mit dem Messer zu schneiden, einer wähnt sich besser. Doch schnitt er sich, hat sehr gelitten, der andre besser abgeschnitten.

Hör auf. Lass es sein. Nein! Hör auf dich. Lass es zu. Ach du, hör zu: Lass mich in Ruh.

Zwei Diebe fürchten sich zu rauben. Den einen lässt man gleich dran glauben: Der andere wird nicht mehr kommen, ward ausnahmsweise ausgenommen.

Sie versuchte ihm zu gefallen. Er macht kein Aufhebens darum. Nun ist sie am Boden zerstört.

Schweigend stehe ich vor dir, Gänseblümchen in der Hand, und Herr Fuchs, dein Kuscheltier, reist mit dir ins Märchenland. Sorgsam löse ich das Band von dem feingewebten Leinen- säckchen, streue Sommerstrand in den Wind. Ich kann nicht...

Mein dickes Fell habe ich vor dir abgelegt. Jetzt stehe ich hier bloß mit Mütze, Schal und Handschuh und friere.

Zwei Jockeys grübeln, arbeitslos: Was tut man ohne Reittier bloß? Der eine sattelt ganz schnell um, der andre macht den Buckel krumm.

Mein Gott, die Spuren kann er nicht verwischen. Doch: Eva war’s, die ihm die Unschuld nahm! Noch einmal drückt er seine Lippen zwischen die süßen Äpfelchen, die ihn verführten und diese Feuersbrünste in ihm schürten. Gewaltig war der...

Ihre Beziehung steht auf der Kippe. Die Glut ist noch nicht erloschen, aber er hat schon eine Neue angemacht.

Zwei Babys spielen mit dem Brei, das eine isst ihn nebenbei. Das andre kostet und erbricht, ihm schmeckt das Kostspielige nicht.

Zwei Brüder streiten um die Eiche, der eine rückt, damit sie weiche, sofort mit scharfer Säge an. Der andere, der hängt daran.

Die kleine Anne schaut voll Neid zu Frauen auf - hofft irgendwann erwählt auch sie ein netter Mann und schenkt ihr dann ein Hochzeitskleid. Sie wächst heran und sie gefällt ‘nem Kerl, der sie erst schmerzhaft schlägt und anschließend auf...

Die schneebedeckten Tannen neigen die Zweige unter ihrer Last. Zwei Krähen sitzen auf dem Ast. Aus spitzen Zapfen tropft das Schweigen ins Wolle-Tuch. In seiner weißen Mitte klafft ein tiefes Loch. - Ich will zu dir, nur einmal noch! Und doch:...

Den Harnisch hab ich abgelegt und reichte dir mein Schwert. Doch du versetztest mir den Stich, hast alles abgewehrt. Berührt dich mein Gedicht im tiefsten Innern nicht? Dann kämpfe ich auch nicht um dich. Ich gebe dir mein Wort und gehe.

Im Maul einer Kröte, da klebte ein spanisches Flieglein. Es lebte im feucht-warm’ Milieu, sanft kitzelnd - „Mon Dieu!“ - den Gaumen, der freudvoll erbebte.

Dem trüben Tobias aus Traunstein erschien sehr verlockend der Trauschein. Doch trügt der Schein sehr: Er traut sich nicht mehr! Will selbst-ständig lieber allein sein.

Zwei Knaben schmieden Verse scheu, invers gedreht, erfrischend neu. Schon glänzend reimt das eine Kind, das andre feilt, bis blank sie sind.

Es spielte bleich Zorro aus Zeuthen brutal in Diana aus Beuthen. Sie stellte sich tot, empfahl sich und bot ihn rot heute nackend den Leuten.

Heinz Hafer, ein Reiter aus Essen, ist rittlings ’ner Mär aufgesessen. Die Mähr’, gut gepäppelt, hat ihn stets veräppelt, ihm nie aus den Händen gefressen.

Die scharfe Charlotte aus Herne, die reitet gern weit in die Ferne. Weich gleitet der Schimmel, sie blickt steif gen Himmel. Zum Höhepunkt schweifen die Sterne.

Zwei Knaben stehen im Duell, der eine zieht die Waffe schnell. Der andre fordert sein Gehalt und Vorschuss auch, bevor es knallt.

Den Männern im Kanton St. Gallen will Susi Kartoffel gefallen. Doch trotz schöner Augen soll sie nicht viel taugen. Drum lässt man sie schnell eiskalt fallen.

Fritz Fresssack, ein Vielfraß aus Wismar, frisst, was es auch ist - sein Gebiss gar! Fragt morgen (das is‘ schon heut ganz gewiss), was das für ein beißender Schiss war.

Oben auf meinem Speicher steht eine Kiste voll süßer Sommerfrüchte. Wenn mein Hunger nach dir allzu groß wird, steige ich hinauf und beiße in einen der saftigen, rotwangigen Äpfel. Ob ich so über den Winter komme?

Mein Blick geht zu dir, ringsherum warten Kinder. Ich spüre die Spannung, die ganz langsam wächst. Sanft streicht meine Hand um den Rand vom Zylinder, und irgendwie fühl ich mich selbst wie verhext. Drei kurze Sekunden nur schaust du mich an....

Mühsam schichte ich Wort- brocken, um die augenblickliche Stille zu überbrücken, als sich unsere Blicke treffen. Mehr graublau? Mehr grüngrau? Durch den Spiegel schaue ich versunken in die unergründlichen Tiefen deiner...

Wenn uns die Liebe ewig trennt, weil plötzlich einer von uns beiden zu einer neuen Liebschaft rennt, wird einer wie der andre leiden. Nimmst du mir alles, Hof und Haus, sollst du dich um die Kinder sorgen. Ich nehme mir das Recht heraus,...