Alle 61 Texte von DerHerrSchädel

Alte Liebe / Das Messer in der Brust / Rostet nicht / (April 2024) /

Ich stehe am Fenster, beobachte den Regen und die grauen, tiefhängenden Wolken. Aus dem Radio erfahre ich von den neuesten Maßnahmen der neuen polnischen Regierung zur Errichtung eines autoritären Staates. Ich schüttele den Kopf, schau wieder...

Streichholz entzündet Klitzekleines Licht, sagenhaft In diesem stinkenden Kellerloch Wie ein Stern im Weltall Und an den Wänden Flackernder Widerschein, Flattern staubiger Spinnweben. Für ein paar Sekunden Schöne Schattenspiele, Flüchten die...

Da ist nichts außer Beton An der Mauer zu lesen Zwischen den Zeilen graben Die Finger schreiben bis zerrschürft Die Nägel knacken abgenutzt Aus klaffenden Lippen Das Wort zu rotem Saft zerrinnt Im Nebelnirgendwo das Klageecholied Dumpfe...

Sieht er einen Stacheldrahtzaun, Denkt er an Auschwitz. Sieht er einen rauchenden Schornstein, Denkt er an Auschwitz. Sieht er einen Viehwagon, Denkt er an Auschwitz. Auschwitz überall, lebenslänglich Für den Häftling, der überlebte, Die...

Die Gassenschatten senken sich / Am Ende müder Tage, / In schwarzer Winkel Dämmerlicht / Gedeihen Geist und Sage. / Ein Chor aus Glocken singt sein Lied, / Das mehr sein will als Läuten, / Ein Ton voll Herbst zum Halbmond zieht: / Der...

Es ist da Manch einer Macht jetzt große Augen Wegen der Wahlen Dabei tritt zutage was immer da war Sieht man Was immer schon Sehen konnte Wer sich die Mühe machte Genauer hinzuschauen Es ist da Es war da Es wird noch eine Weile da sein Niemand...

Zärtliche Lichtkosung Unter der auch der letzte Grashalm Von blinder Liebe getroffen Auf dem knöchernen Boden sinkt. Zieht ihre unendliche Liebe Das letzte Tröpfchen Wasser Der Wüste gewordenen Erde Und die Ameisen Trinken begierig am kleinen...

Die Sonne lässt euch glänzen / Im bunten Farbenkleid, / Schafft Bilder und Sequenzen / Von Meer und Ewigkeit. / Ihr weitet euch, zieht Kreise, / Bis an das trockne Land, / Dort haucht ihr sanft und leise / Das Leben aus im Sand. /...

Schöne Aussichten auf dem Kultur- und Wissenschaftspalast, Auch mehr noch: Axis Mundi für Eine zehntausendstel Lichtsekunde. Hinter dem vierten Horizont von links, vielleicht, hinter den Mauerwolken, Zwischen den Blitzlichtgewittern von...

Das dumpfe Echo tausendfach, Das nicht verstummt, Aus dem schwarzen Loch. Eintönige Klickmelodien, Lebenserhaltender Maschinen. Nähe, die nicht enden will, Ein anderes Mal enden muss. Grenze, schwarze Mauer, die nicht verschiebbar ist....

Verwobene Welt / Hinter den Spinnennetzen / Das leere Haus / Im Schatten eines greisen Baums / Erzählt jeder Fleck / Eine Geschichte, geschrieben / in gebrochenen Worten / Aber jeden Tag / Löst sich ein weiteres Stück / Aus den...

Verblaßte Wachstumsemissionen, Vergilbter Werbespruch, Verfaulte Fortschrittsillusionen Und kein Chemiegeruch Kein Kohlenruß, kein Staub in Lungen, Nie wieder Smog-Alarm, Kein Himmelgrau mit Feuerzungen, Nichts stört den...

Sand schweigender Wüste Erosionsasche Von Pangea und Palmyra Salbt kriechender Wolke Lippe Verknöcherter Städte blasser Stirn Wo das schwarze Blut dürrenden Halbmonds In Raffinerien fließt So breit und träge Wie Euphrat und Tigris dereinst,...

Großvaters Schädel ruht noch immer In einem Feld beim früheren Stalingrad. Von einem T-34 zermalmt Fiel er im Osten für westliche Werte. Heute liegt die Front schon Am Hindukusch und es fallen Die Willigen nur. Frei,...

Einsamer Kirchturm, weiß, Der in die schwarzen Wolken ragt. Dumpfes Geläut der Glocken, Erstickendes Echo in schweigendem Dunkel. Last schwüler Tage, bedrückende, lähmend nasse Luft. Sommerschwer braust sie auf...

Es ist so schrecklich leicht mit dir zu streiten, Da reichen schon ein falscher Blick Und andere banale Kleinigkeiten Schon drehen wir einander einen Strick! Es ist so schrecklich schwer, das sein zu lassen, Weil unser Weg zur Sackgasse verbaut....

Da ist ein Himmel seltsam nah, Mit Händen fast zu greifen. Wo Wassertropfen schimmern klar, Milchwolken Haare streifen. Die Aussicht aber dehnt sich weit Zu schönen Wolkenbergen, In bläuliche Unendlichkeit, Mit kleinen...

Arbeit im Dreivierteltakt, Inbegriffen Zigarette, Wäschewechsel auf dem Bette, Jeder Griff Routineakt. Ihm tropft Schweiß von seiner Hand, Sie denkt an die Kaffeepause, Arbeitschluß und an zu Hause, Augen zu, er ist ermannt....

Flügel, Flatterndes und Fänge, Fittich, der verdeckt das Licht, Zwischen Häusern ein Gedränge, Schwarze Federn im Gesicht. Schwärze schwarzer Vögel Schwärme, Ascheödnis, Flammenwand, Ruf nach Hilfe,...

Warten, Warten ohne Unterlassen. Schauen, Schauen, kommt dort wer? Schritte, Schritte draußen auf den Gassen. Omen einer Wiederkehr? Rauschen, Toben donnernder Kaskaden. Hämmern bis der Kopf vibriert. Fingernägel kratzen an den...

Verlassen all die Uferpromenaden, Der alte Glanz ist längst verflossen Die Cafes düster und verschlossen, Und Efeu wuchert auf den Ballustraden Nachtschatten steigen nieder von den Klippen. Die Fischer jagen jetzt nicht mehr nach...

Ein Paar Minuten haben sie noch Zeit Um sich zu sagen, was sie sagen müssen. Ein letztes mal, bevor er geht, zu zweit Sein, beieinander, einmal noch sich küssen. Und jeder Kuss schafft eine Ewigkeit Ein Traumlandreich mit klarer...

Ein Läuten, Zwielicht, Abendsonnenwende, Da humpeln sie im Gassendreck entlang, Eingehüllt in Lumpen und Verbände, Und Stöcke stützen ihren Krüppelgang. Die Lumpen flattern um die dürren Glieder Gespensterhaft,...

Der Rabe hält den Kopf leicht schief / Im letzten Sonnenschein / Dringt er mit schwarzen Blicken tief / In deine Seele ein. / Es ist, als öffne sich die Nacht / In diesem Augenlicht, / Als ob ein Sturmwind sich entfacht, / Der jede Mauer...

Gewitter am Abendhimmel Cumulonimbus Incus – Schwarzer Turm; Erhebt gigantisch und famos Das Haupt. Ein Sturm Von niedern Wolken viel umtost. Er hebt sich einsam in Auroras Herrlichkeit. Im Abendhimmel wächst der Wolken Front. Ihr...

Ein Stein, ein Bild, ein trauriges Relikt, / Ein letzter Überrest von namenlosem Reiche, / Im Staub verweht, wie Knochen einer Leiche, / Die starr und leer dir in die Augen blickt. / Zermalmter Knochenhaufen, Menschheitsbruch, / Ein wüstes...

Herbstliche Landschaft Die Wolken heben drohend die Standarten Und spannen schwarze Bäuche übers Land, Wie große Schlangen auf den Himmelfahrten, Mit Hörnern kündend von der Stürme Brand. Und hochbetagter Ulmen...

November, Regen, kommt und laßt es enden. Laßt eurer Wölfe Rudel endlich los. Orkan und Donner, kommt um es wenden. Da ist die Sonne, golden, schimmernd, groß. Sie soll nicht mehr als nur ein Funke sein Im Nirgendwo von...

Stille fällt über das dunkelnde Geläut Bläulicher Nacht, die verblassende Dämmerung, Goldener Schimmer der sanften Wellen des Bachs. Erzitternder Wind im schlafenden Weiler, Berauscht flüstern das Rätsel der...

Dröhnen Der Lärm hebt grauenvoll und düster Zu schrillen Ouvertüren an. Sein Zorn schwillt an, wird immer wüster, marschiert im wütenden Elan. Er breitet seine Riesenschwingen Wie Schleierwolken weit hinaus. Ein...

Ziehst du am schwarzen Himmel helle Kreise Und schenkst den dunklen Landen sanft dein Licht, Gefällt mir das durchaus in keinster Weise, Weil du nicht näher kommst auf deiner Reise, Doch immerzu mir strahlst in mein Gesicht, Ziehst du am...

Spätsommerabend Vergoldeter Abend: In den Tavernen: Gesichter, rot und schwitzend im Gedränge; Gelächter, Tänze, Musikantenklä;nge Und draußen Träumer unter den Laternen. Das Dunkel naht, ein scharfer...

Suche Es packt der Alte Mann nur ein paar Sachen Die er zum Überleben wirklich braucht. Er will nun eine letzte Reise machen. Er wandert durch die Straßen, die verraucht Und wie verstorben, brach, danieder liegen. Er schweigt, wenn er...

Die Glocken Im Zwielicht von des Abends nahem Ende Da humpeln sie die düstern Gassen lang. Im Schatten ihrer Viertel alter Wände, Die weit sich beugen über ihrem Gang. Die Lumpen flattern um die dürren Glieder Gespensterhaft,...

Nie lernte ich ein schön’res Mädchen kennen Als dich, du Engel mit dem roten Haar. Du schwiegst, ich wollte dich Ophelia nennen. Nur dieser eine Name kam dir nah. Naß war dein Bett, von Wellen sacht durchflossen. Im seichten...

Die Straßen sind mit Toten überdeckt... Die Straßen sind mit Toten überdeckt. Sie liegen in der Sonne kreuz und quer, Darüber laufen Leute mit Macheten her Und tragen Hemden, die mit Blut befleckt. Wer Feind nun...

Von Blut sind weiße Westen rot befleckt, / Verschmutzte Fingerspitzen zitternd tasten, / Die Unschuld suchend, im Serviettenkasten. / Von Leichen sind die Straßen überdeckt, / Gehäuft wie Totholz nach dem Baumentasten. / So liegen sie in...

Die Wanderer Die Finger greifen schwer, die Knochen knacken Die müden Glieder sind geplagt von Schmerz. Der Kopf hängt träg und steif im Nacken. Die Augen wandern dunkel himmelwärts... ...zum Firmament. Verdüstert ist das...

Du bist in diesem Lande hier willkommen Und nicht nur das, du bist uns sogar wichtig, Das sagen wir dir ehrlich und aufrichtig. Du bist in diesem Lande hier willkommen, Denn hast einen Abschluss und scheinst tüchtig. Wer nützlich ist, den...

Totensonne Ich bin des Nergals feister Flammenmund. Mich schmückt der golden Zähne mächt’ger Strahl, Und Feuer kleiden meinen tiefen Schlund. Ich bin mit Freuden eine große Qual. Die Lungen füll ich euch mit schwarzem...

Glas Dort wo auf den zerbrochnen Scheiben Dein Körper schwer nach Atem ringt, Beginne ich dies aufzuschreiben, Die Scherben ihm ins Fleisch zu treiben, Worauf er zitternd niedersinkt. Ich kann den Füller kaum noch fassen Und bin...

Ein Kindlein ging umher Des Nachts lag einsam auf der Bank Ein Kindelein, das litt gar sehr. Es war am ganzen Leibe krank Und hatte keine Mutter mehr. Da ging vorbei ein netter Mann, Der trug es in ein Krankenhaus, Dort nahm man sich des Kindes...

Wer glaubt, die Gegenwartslyrik umfasse lediglich verkopfte und unverständliche Sprachexperimente zur mentalen Stimulation gelangweilter Linguisten, dem sei dringend zur Lektüre von Jan Lindners aktuellem Gedichtband empfohlen. Der...

Die Stadt der Sterbenden Es liegt die Dunkelheit schwer auf der Stadt. Ihr sind die schwarzen Wände wie ein Sarg. Dort lastet Asche auf der Lüfte Pfad Und speist die Rachen bitter nur und karg. Die hohen Türme sind von Staub...

Sabine war ihr Name, Sie hat sein Herz erwärmt. Sie war die erste Dame, Für die er sehr geschwärmt. Er konnt’ es kaum erwarten, Ihr zärtlich nah zu sein. Im Park im, schönen Garten Und gerne auch allein. Er hatte...

Ohne Zweifel: Wer Death Metal nur akzeptiert, wenn er knüppeldick heruntergeprügelt wird, der wird mit „Shadows Of The Dying Sun“, dem sechsten Album der finnischen Band Melodic-Death Metal-Band Insomnium keine große Freude...

Europa siecht, es stirbt und geht zugrunde, Es liegt im Fieber auf dem Totenbett, An Krämpfen leidend, geht es vor die Hunde, Der Mörder steht daneben, ein Tablett Mit Gift hält er, gemischt von Oligarchen Als Sterbehilfe für den starken...

Clint Eastwoods Kriegsdrama „American Sniper“ ist zugegebenermaßen kein ganz neuer Film, dennoch lohnt es sich, darüber einen Kommentar zu schreiben. Der Film ist eine Hommage an den von vielen Amerikanern als Kriegshelden verehrten...

Georg Trakl ist unter den deutschsprachigen Dichtern des vergangenen Jahrhunderts sicherlich eine der rätselhaftesten Gestalten. Mit gerade einmal 27 Jahren starb der österreichische Dichter, geschwächt von jahrelangem Alkohol- und...