Alle 1.499 Textkommentarantworten von TrekanBelluvitsh

20.08.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Der gute Tod von  Graeculus: "Ich denke einfach, dass das allgemein gilt, was man für Todesanzeigen sagen kann: Nirgendwo wird mehr gelogen! Der Blick auf Todeskandidaten*innen ist wahrscheinlich nur bedingt hilfreich bei der Fragestellung. Denn diese haben ja nicht die Freiheit zu agieren, wie sie es möchten. (Warum in der DDR der Zeitpunkt der Hinrichtung nicht mitgeteilt wurde? Für mich vergleichbar mit Scheinhinrichtungen. Um jenen gegenüber, den man nichts mehr anhaben kann, weil sie ja Todgeweihte sind, noch Terror und Macht ausüben zu können. Ein weiteres Beispiel für den faschistoiden Charakter der DDR.) Ich denke, wenn wir Menschen den genauen Zeitpunkt unseres Todes kennen würden, wären die Auswirkungen eher negativ. (Das hast du nicht kommen sehen,was? ;) ) Das Harmloseste wären noch die "Großen und Berühmten", die kurz vor ihrem Tod sämtliche Talkshows heimsuchen würden, um Anerkennung einzuheimsen und in der Hoffnung ihr "Vermächtnis" mitbestimmen zu können. Im Privaten würde es Vergleichbares auch geben. Der Narzissmus im Angesicht des Todes. Die Versuche, die Welt nach dem eigenen Tod mitbestimmen zu können, würden noch rücksichtsloser werden. Die meisten Menschen handeln ja so, als ob sie die Zukunft noch erleben würden. Wenn wir uns den größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts betrachten - Adolf Hitler -, so war ein entscheidender Anteil seiner intrinsische Motivation die Einsicht, dass er selbst ja nicht für immer da sein würde und nur er die "nötigen Dinge" Veranlassen und  Durchführen könnte. Die "nötigen Dinge" waren Tod und Zerstörung, die sich gegen jeden richtete, den er zum Feind deklarierte und jeden, der seinen Alleinigen Führungsanspruch - inhaltlich und als Person - nicht anerkannte. Auch das ist Narzissmus Angesichts des Todes. Je mehr sich das Leben dem eigenen (bekannten) Todeszeitpunkt käme, desto rücksichtsloser würden die Menschen werden. Denn sie hätten das Gefühl, dass ihnen keiner mehr etwas anhaben könnte. Sie sind ja eh bald tot. Nein. Ich denke, dass wir im Bezug auf den Tod ALLE "Querdenker" sind und denken, dass er uns selbst nicht betrifft, macht die Welt besser. Und nur damit wir uns recht verstehen: Wir leben - nach meiner Vorstellung - also genau in dieser "bessern" Welt."

20.08.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Der gute Tod von  Graeculus: "Ich habe NICHt geschrieben, dass ich jemandem den Tod wünsche. Das tue ich nicht. Aber es gibt absolut keinen Grund, den Tod von bestimmten Menschen zu betrauern, wenn sie große Verantwortung für das Unglück ihrer Mitmenschen tragen. Ich denke, wenn wir den Zeitpunkt unseres Todes genau wüssten, würde uns das sehr viel nehmen Denn wir Menschen richten unser Leben und unsere Freude sehr an der Zukunft aus - ganz gleich ob kurz-, mittel-, oder langfristig - und können, obwohl wir wissen, dass wir nicht unsterblich sind, über die Zeitspanne unseres Lebens hinaus planen. Viele tun das. Natürlich ohne es zu wissen (siehe Unfälle). So ist der Tod, obwohl an sich eine Gewissheit, eine Ungewissheit für uns Menschen. Damit ist er ambivalent und aus dem Ambivalenten können wir leichter das Positive herausziehen."

29.07.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Nero von  Graeculus: "In ihrem Buch "SPQR: Die tausendjährige Geschichte Roms" führt Mary Breed überzeugend aus, das die römische Geschichte, so wie sie von den Römern selbst erzählt wird, sehr formelhaft ist, sozusagen viele Standardfolien genutzt werden. Dies gilt besonders für die Kaiser. Jene, deren Herrschaft als erfolgreich bewertet wird, werden als moralisch integre Personen dargestellt. Umgekehrt werden jenen, deren Herrschaft eher negativ beurteilt wird, auch als moralisch-ethisch zweifelhafte Personen dargestellt. Nero ist ein Musterbeispiel. So gehen z.B. keine ernsthaften Historiker*innen heute noch davon aus, dass er für den Brand in Rom verantwortlich war. Umgekehrt wird die Brutalität der Herrschaft von Octavian/Augustus von den Römern selbst in der Geschichtsschreibung - d.h. von der römischen Oberschicht - eher selten thematisiert. Dass diese Verleumdungen Nero letztlich unsterblich gemacht haben - ob es diese oder, für unsere Zeit, seine Darstellung durch Peter Ustinov es waren, lasse ich mal dahingestellt - war für die römischen Geschichtsschreiber nicht absehbar. Und da sie tot sind und das römische Reich schon lange untergegangen ist, wäre es Ersteren wohl auch gleichgültig. Darum finde ich persönlich es auch gar nicht schlimm, wenn sich niemand an einen erinnert, wenn diese Erinnerung auf Lügen, Selbstdarstellung oder Verklärung beruht. Denn an was da erinnert wird, ist letztlich gar nicht die Person. Nicht meine Kragenweite."

17.07.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zwei Typen von Kultur von  Graeculus: "@ Graeculus: Ein Teilaspekt: Ich habe immer Probleme mir vorzustellen, dass ALLE Menschen, die in früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden lebten und Gott/Götter in ihre Aussagen mit einbezogen, tatsächlich an jene Götter glaubten. Aber ohne die Anerkennung von Gott/Göttern war man damals ja ein Paria. Es empfahl sich also Gott/Götter irgendwie zu erwähnen. Kultisten waren uns sind nicht sehr vergebungsvoll."

17.07.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zwei Typen von Kultur von  Graeculus: "@terminator: Haha. Ich wollte zuerst noch auf die Dolchstoßlegende in diesem Fall zu sprechen kommen, als Beispiel für uneinheitliches Denken. Denn natürlich glaubten auch Militärs an diese. Auf der anderen Seite hat die Reichswehr spätestens ab 1920 begonnen zu analysieren, warum Deutschland im WW1 militärisch unterlag. Und da ging es nicht um den vorgeblichen Dolchstoß, sondern um nüchterne militärische Fakten und Analysen und die Schlüsse die daraus zu ziehen sind."

05.07.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Das Jahrestreffen, das nicht stattfindet von  Graeculus: "@Achter Zwerg: Wenn du noch mal bösartigerweise behauptest, dass wäre entlarvend, erzähle ich dir die Schlacht von Gettysburg nach - in Echtzeit! (Die dauerte drei Tage!")"

01.07.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  An evil too great for mourning von  Graeculus: "@ Graeculus: Bevor man über Gewalt spricht, muss zunächst ein Konsens darüber bestehen, was Gewalt ist, zumal was ethisch abzulehnen ist und was justiziable ist. Der von Deutschland ininzierte  MAssenmord an Juden und allen, die zu "Feinden" erklärt worden ist dafür ein gutes Beispiel. Denn nach NS-Lesart war diese Gewalt weder ethisch abzulehnen - weil "Volks"notwehr - und darum auch nicht justiziabel. Und wie gesagt: Hier rede ich nur über physische Gewalt."

17.06.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Ohne Lippen frieren die Zähne von  Graeculus: ""Frieren" würde ich hier im Sinne von "spröde werden" verstehen. Bei Zweiten kann es durchaus eine Frage der Übertragung gehen, zumal es ja nicht nur um eine fremde Sprache, sondern auch eine andere Zeit geht."

17.06.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zur (jeweils) aktuellen Krise von  Graeculus: "Laut dem (Buch) Duden von 2000 heißt es "Fidel". Aber mittlerweile scheint auch "Fiedel" korrekt zu sein. (Ähnlich wie bei "buk" und "backte".)"

06.06.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Fragen und Antworten von  Graeculus: "Naja, wir sind wirklich etwas abgekommen...mea culpa! (Oder doch nicht...?) In der Julikrise von 1914 gab es sicherlich nicht das Primat der Politik, so wie Clausewitz es postulierte. Auf den deutsche Militärs sich so gerne berufen haben. Und: Ja, damit stellt sich die Frage, ob sie ihren Clausewitz überhaupt richtig verstanden haben. Das Maschinengewehr hat viel verändert. Ohne dich mit zu vielen Einzelheiten zu nerven: Man war sich vor 1914 gar nicht so sicher, wie man es taktisch einsetzen sollte. Zu Beginn wurde es gar als Teil der Artillerie gesehen! (Wenn dich das wirklich mal brennend interessiert, empfehle ich: RATHS, Ralf*; "Vom Massensturm zur Stoßtrupptaktik: Die deutsche Landkriegtaktik im Spiegel von Dienstvorschriften und Publizistik 1906 bis 1918", 2019.Das ist natürlich Militärgeschichte pur, weil Taktikgeschichte. Auf der anderen Seite hat Raths auch immer die Sozialgeschichte des Militärs/der Zeit im Blick. Und wenn du das gelesen hast bist du eigentlich für immer zu diesem Thema versorgt. Aber wie gesagt: Militärgeschichte pur!) Was aber ebenso Beachtung verdient ist die Entwicklung von Massenheeren. Wenn du dir die Kriege in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. anschaust - hier besonders den amerikanischen Bürgerkrieg und den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 - findest du immer wieder Ereignisse, Kämpfe und Situationen, die das vorwegnehmen, was im WW1 massenhaft auf den Schlachtfeldern geschieht. Das Stichwort ist hier "massenhaft". Bis zum WW1 hatten die Armeen noch Platz zum manövrieren. Die Heere haben sich wie riesige Lindwürmer durch das Land gefressen - buchstäblich! - und sind zur Schlacht ausgefächert. Es gab also immer riesige Lücken und weil die Aufklärung kaum besser war, als zu Caesars Zeiten, spielte es auch keine so große Rolle, dass alle Heere sich gleich schnell - Fußmarschgeschwindigkeit - bewegten. Ein Tag Vorsprung konnte da einem schon den entscheidenden Vorteil bieten. Im WW1 gibt es von Anbeginn an diese Lücken nicht mehr. Auch in der "Bewegungsphase" im Westen bis Ende November 1914 bewegen sich ganze Frontlinien aufeinander zu. Mit anderen Worten: Wer einem Feind ausweichen und in an der Flanke überholen wollte, stieß dabei sogleich auf Widerstand auch an dieser Stelle. Das heißt nicht, dass es keine Frontlücken gab. Aber diese sind immer kleiner geworden und um sie auszunutzen hätte man drei Dinge gebraucht: 1.) Eine gute Tiefenaufklärung, um diese Festzustellen. 2.) Eine höhere Geschwindigkeit, als der Gegner, um in diese Lücken stoßen zu können. 3.) Ein Mittel, um die Konzentration der eigenen Kräfte schnell zu bewerkstelligen. 1.) gab es kaum. Die paar Flugzeuge und Luftschiffe konnten das nicht bewerkstelligen. Außerdem vertrauten Heeresoffiziere "modernem Schnickschnack" nicht gerne. Also schätzte man. Weil es aber Massenheere gab, entstand eine "Hase und Igel" - Situation. Wo immer der Hase "Angreifer" ging, musste er feststellen: Der Igel "Verteidiger" war schon da. 2.) gab es nicht mehr. Diese Aufgaben waren eigentlich der Kavallerie zugedacht. Doch Maschienengewehre UND moderne Karabiner gaben Infanterie eine solche Reichweite und Feuerkraft, dass die Kavallerie auf dem Schlachtfeld im Prinzip mit dem ersten Tag des Krieges obsolet wurde. Blieb alsi nur die Infanterie und deren Geschwindigkeit war der Fußmarsch und der war auf jeder Seite gleich. Motorisierte Kräfte gab es noch nicht. 3.) Selbst wenn es 1.) und 2.) gegeben hätte, wäre es für die Stäbe immer noch sehr schwer gewesen, den Ansatz der Kräfte zu koordinieren. Denn auch die Nachrichtenübermittlung funktionierte noch wie zu Caesars Zeiten. Melder zu Fuß und zu Pferde, manchmal im Auto. Und dies galt auch für den umgekehrten Weg: Die Meldung der Einheiten an ihre Vorgesetzten. Das Lagebild der höheren Stäbe war also nicht nur unklar, es war auch immer veraltet. Was ein Problem war, denn in der Zwischenzeit konnte eine Einheit, eben wegen den Massenheeren, ja auf einen neuen Feind getroffen sein (was in der Regel geschah.) Der Funk war noch zu unzuverlässig und die Geräte viel zu groß. Und damit bin ich, zumindest teilweise, wieder bei deinen Ausgangsfragen. Ich will gar nicht behaupten, dass es auf alle Fragen eine eindeutige Antwort gibt. Ich denke aber, wenn man die von mir genannten Bezugssysteme setzt (Einschließlich der Zeit!), kann man bei den Antworten einen Annäherungswert erzielen, der derart "nützlich" ist, dass er dem, was wir unter "Antwort" verstehen, sehr nahe kommt. Auf der anderen Seite muss man sich eben der Begrenztheit bewusst sein, die unser Antworten für uns bereithalten. Die Militärs im WW1 haben sehr oft die Lücken mit ihren Plänen gefüllt. Sie glaubten, ein guter Plan könnte die Unwägbarkeiten ausmerzen. Dem war aber nicht so. Sie waren aber nicht bereit die daraus notwendige Schlussfolgerung zu ziehen: "Wenn ich das nicht weiß und gar nicht abschätzen kann,was passiert, sollten wir das wohl besser sein lassen." Das die Grenze zwischen Wagemut und Verantwortungslosigkeit hier fließend ist, will ich gar nicht leugnen. Aber gerade Spezialisten wie hohe Offiziere sind werden ja ausgebildet, diese feine Linie zu erkennen. *Ralf Raths ist heute der Direktor des Deutschen Panzermuseum in Munster. Er ist ein begnadeter Wissenschaftskommunikator. Ich weiß, dass du YouTube nicht magst und nicht vertraust. Natürlich gibt es dort viel Dreck und Mist da. Aber du verpasst echt viel. Und der Kanal des Deutschen Panzermuseum gehört dazu. Und ich bin mir sicher, dass du da auch Videos finden wirst, die dich interessieren. Ich empfehle dir mal einen Vortrag von Ralf Raths über den sogenannten "Leonardo-Panzer", d.h. den Panzer von Leonardo da Vinci. Das lohnt sich echt. Da kannst du mir vertrauen. Und da der Kanal des Deutschen Panzermuseums auch nicht monetarisiert ist, kommt Werbung nur am Anfang. Du wirst nicht enttäuscht sein. https://youtu.be/wUvb25eW4XU?si=G8KLEdghHdnv1hih"

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