Alle 183 Texte von Janna

So klein, wie du mich bekommen hast, wirst du mich nie mehr kriegen. /

Die Tage deiner Kinderzeit / sind längst Vergangenheit. / Du trägst nicht mehr das dünne Kleid / in dem du so gefroren hast, / du trägst jetzt, wie ein Schuppentier / viel Horn und damit auch viel Last. / Doch etwas lebt im Jetzt und Hier; /...

St. Martin, unser frommer Mann / kommt heut aus Richtung Brotdorf an. / Der Gute möchte auf die Schnelle / zur alten Fellenbergkapelle. / Vor Dienstantritt noch ein Gebet, / ein lautes "Brr", das Pferdchen steht. / Jedoch fühlt sich...

Die Nacht senkt sich auf Raum und Sinne; / von draußen klingt das süße Lied der Nachtigall. / Ich halte inne und lausche: Alle Schwere flieht. / Ich liebe diese langen Nächte. / Wenn ich sie nie allein verbrächte, / wär mir die...

Frau Meise trug ein hübsches Häubchen; / darunter barg sie jenes Schräubchen, / das leider etwas locker saß. / Sie hatte Ziele, doch das Maß / ging ihr schon längst verloren. / Sie wähnte sich hochwohlgeboren, / sah sich mit großer...

1.  Schüttel dein Laub für mich | 113 , 3 1  
2.  Wipfelstürmer | 62 , 2 mit 1 
3.  Kein Genuss | 48
4.  Kunterbunter Herbst Kindergedicht | 64 , 3 1  
5.  Le dernier cri | 44 , 1 1  
6.  Letztes Aufbäumen | 80 , 4 3  
7.  Modeln Naturgedicht | 40 , 3
8.  Verweht | 50 , 1 1  
9.  Warum der Wald wächst Kindergedicht | 39
10.  Welke | 95 , 5 mit 1  2  
11.  Wenn die Blätter fallen | 47 , 3
12.  Wipfelstürmer | 45 , 2 1  
13.  BirkenStock | 76 , 8 4  
14.  Die feige Pflaume | 111 , 4
15.  Linde im Winde | 46 , 3
16.  Schwerelos | 50 , 2 1  
17.  Totes Holz | 76 , 2 2  
18.  Verwittert | 63 , 3 1  
19.  Gilbhard | 51 , 4 1  

Bisweilen, wenn mich Schlaf umfängt, / schwebt mir wie watteweicher Flaum / dein Bildnis in den alten Traum. / Für köstliche Minuten senkt / die Wahrheit ihre schweren Lider / und löst behutsam jenes Mieder, / aus dem verdrängtes...

Sie hatten Händchen gehalten / und sich dem süßen Gefühl / hingegeben, das sich in Kopf und Bauch / breit machte und die Zeit vergessen ließ. / Als sie mit glänzenden Augen / nachhause kam, schrie ihre Mutter: / Wo kommst du jetzt...

Das war ein schmerzliches und langes Kreißen. / Ich hielt voll Scham und Angst zu lange fest. / Am Ende habe ich dann doch gepresst. / Geräuschvoll hörte ich die Schnur zerreißen. / Nun lag es blutig, sterbend mir zu Füßen. / Es schien so...

Was leicht war, wiegt nun schwer. / Der kurze Weg scheint lang, / der Gabensack ist leer / und mühsam jeder Gang. / Das Glatte zeigt nun Falten, / das Spiegelbild wirkt fremd. / Was bleibt uns denn erhalten? / Nicht mal das letzte Hemd. /

Wenn wir uns in Vergangenes vertiefen, / geschieht es, dass uns Bilder faszinieren. / Man kann sich in der alten Zeit verlieren, / es ist, als ob die Ahnen mahnend riefen. / Gebäude standen stolz an schmalen Gassen; / man pflanzte Bäume ,...

Ich packe meine kleine Reisetasche. / Was nehm ich mit aus dieser Episode? / Kein Mitgefühl, denn das kam aus der Mode. / Auch Freundlichkeit ist oft nur eine Masche; / die Fairness zeigt sich selten und marode, / doch Dummheit ist präsent und...

Sie hielt es für ein neues Kinderspiel / und legte ihre Hand in seine Hand. / Er streifte mit den Fingern ihre Löckchen / und wie durch Zufall ihr kariertes Röckchen. / Sie wurde rot und kicherte zu viel. / Dann hat es ihn ganz einfach...

Kein Mienenspiel, bewegungslos / erzählst du mir Skandalgeschichten; / stellst andre Menschen bei mir bloß / und lässt mich Ahnungslose richten. / Ich schenke dir Gehör und Zeit, / bis sich dein Bildnis jäh verzerrt / und plötzlich scheint...

Zeit verrinnt und Stunden rennen, / Gläser klirren, Lichter brennen. / Unser altes Jahr muss gehen, / weil die Zeiger sich stets drehen. / Für das neue sind wir offen, / wir begrüßen es besoffen. /

Ein Füller war vor Liebesweh malade. / Er lag auf einem leeren Blatt Papier / in einer zugesperrten Schreibtischlade: / Ich nähme gern mein Käppchen ab, um dir / mit spitzer Feder Worte einzuritzen / und dich mit meiner Tinte...

Das Wiesengras beginnt, zu bocken. / Es zischelt: Wetter, mach mich nass. / Ich fühle mich seit Wochen trocken, / mir fehlt ein starker Guss, drum lass / den Regen mal so richtig kommen. / Die Rosen und die Wicken nicken: / Wir Blumen...

In meinem Haus wird renoviert. / Vom Stubenboden bis zur Decke; / jedwede noch so schmale Ecke / wird frisch bemalt und neu verziert. / Ein jedes Zimmer variiert; / die Töne zwischen schwarz und hell / schattieren individuell, / und selbst im...

Madame Tristesse kommt zu Besuch. / Sie hat sich schwer herausgeputzt / und trägt ein Kleid aus grauem Tuch. / Wie immer ist es angeschmutzt, / verströmt leicht modrigen Geruch / und schlabbert lässig um die Wampe. / Monsieur l’Automne...

Als Susanne am Abend auf der Treppe nahe dem Wohnzimmerfenster saß, belauschte sie ein Gespräch, das ihre Tante mit der Mutter führte. Ihre Tante war sehr aufgebracht: Er bestreitet, mit mir zusammen gewesen zu sein und stellt mich hin wie ein...

Vielleicht wirst du mich auch belügen, / mir meine Illusionen rauben; / vielleicht will ich mich selbst betrügen, / zwecks Selbsterhaltung und dem Glauben, / dass gute Menschen ehrlich sind. / Ich will den Augenblick genießen, / im Wissen,...

Sie stand, wie meist, bewegungslos im Schrank. / Aus ihrem Seidenkleid, das leicht changierte / und sich am Saum entlang mit Rüschen zierte, / entwuchsen blasse Arme und die Hände - / zwei Blütenkelche - wirkten filigran / und...

Aus deinem Fenster fällt ein mattes Licht / auf jenen Weg, den ich oft gehe / und manchmal scheint es mir, als sähe / ich schemenhaft verschwommen dein Gesicht. / Mir ist, als winktest du wie einst mir zu / und fast bin ich geneigt, zu...

Ich sah sie im Vorübergehn / so unschuldig am Wegrand stehn. / Sie bimmelte mit hellem Glöckchen / und trug ein weißes Miniröckchen. / Weil sie sich hemmungslos vermehrte, / da niemand ihr den Raum verwehrte, / nahm sie den andren Pflanzen...

Am Beet, gleich unter den vermoosten Steinen / verschläft ein schwarzer, vollgefressner Schneck / den Tag. Er aß die jungen Pflänzchen weg. / An jedem Abend sucht er nach der kleinen / zartrosa Schneckenfrau mit süßem Flunsch, / die auf der...

Schneewittchen kam nun in die Jahre.Die einstmals rabenschwarzen Haaredurchzogen schmutziggraue Streifen.Nicht Gold, nein Speck hing wie ein Reifenum ihre einst so schlanken Glieder.Sie trug ein hauszeltgroßes Mieder.Man hörte immer öfter...

Am Fuße einer hohen Linde / vermodert ein Stück alte Rinde. / Dort wohnt Anett, das Schneckenweib. / Es trägt die Augen hoch auf Stielen / und kriecht auf einem rosa Leib. / Ich sah es aus dem Fenster schielen! / Dann hörte ich es leise...

Die Liebe ist ein krummer Hund. / Leinst du sie an, reißt sie sich los / und sucht sich einen neuen Schoß. / Lässt du sie los, leckt sie dich wund. / Sie nimmt an deiner Seite Platz / und sabbert dir was in den Latz. / Dann hebt sie, völlig...

Wie konnte ich die Muse bloß verlieren? / Nicht Blattgold, Laubfall oder Herbstzinnober, / auch nicht der Morgennebel im Oktober / vermag, zum Dichten mich zu inspirieren. / Mir fällt nur ein, dass meine Füße frieren. / Ich suche nach...

Kaum merklich, wie das Blatt sich wendet. / Noch hängt es am vertrauten Ast, / der seine ganze Welt umfasst. / Bevor das kurze Dasein endet, / verfärbt es sich im Blättermeer, / bis es in goldnen Tönen flammt; / ergibt sich still dem...

Kopfüber stürzt du dich ins Meer; / tauchst voller Wissbegier zum Grund, / schwimmst dir die Angstkajüte leer / und deine dünnen Häute wund. / Die Luft wird knapp und du tauchst auf, / der Fluss will dich in Bahnen zwingen. / Du...

Im Keller steht ein alter Schrank. / Bevor er ins Vergessen sank, / war er ein reich verzweigter Baum, / mit Kraft und unbegrenztem Raum. / Man stutzte ihm die schönsten Äste: / Das sei für jeden Baum das Beste, / denn Wildwuchs ist hier...

Das Leben hat dich schwer gebeugt. / Zu vieles auferlegt bekommen / und ohne Einspruch angenommen. / Trotzdem: die Hoffnung äugt / gelassen auf die nächsten Jahre / und grinst der Krankheit ins Gesicht; / so ganz und gar kriegt sie dich nicht,...

Ich kenne eine rote Nelke. Elke! / Sie trägt keck ihren Damenbart / und lächelt dazu sehr apart. / Daneben strahlt die junge Sonnenbraut. Schaut! / Sie flirtet gern mit Männertreu, / doch dessen Blick ist eher scheu. / Es ist – man sieht es...

So viele Jahre sind vergangen, / seit du die Welt verlassen hast. / Doch immer noch bin ich gefangen / in unserer Beziehungslast. / Ich weiß nicht recht, was ich vermisse, / denn Eintracht herrschte bei uns selten. / Stets nagte dieses...

Als ich heut in den Spiegel schauteund meinem Bild Grimassen schnitt,weil ich an seinem Anblick litt,vernahm ich unerhörte Laute:Was glotzt du, Weib! Du wirst nicht jünger.Das Leben stanzte fleißig Falten;du zählst schon lange zu den Alten.In...

St. Martin fühlt sich irritiert. / Man hat den Guten suspendiert. / Die Vorschrift, in Coronazeiten / nicht im Laternenzug zu reiten, / frustriert den Mann, der Mäntel teilt, / weshalb er hin zur Kneipe eilt. / Jedoch hängt dort, ihm zum...

Ich frage mich, wie du es geschafft hast, 40 Jahre lang dieses Geheimnis zu bewahren. / 40 Jahre, in denen du mir etwas verschwiegen hast, das mein Leben immer und immer wieder aus der Spur laufen ließ. / Aber gehen wir zu den Anfängen...

Es kreischt und eine Stimme überschlägtsich echogleich in meinem Innenohr,bis sie den letzten Nervenstrang zersägt.In meinem Kopf brüllt nun ein ganzer Chor.Das ist ein Summen, Schrillen, Keifen, Grölen,ein Heulen wie von hundert...

Wenn mir der Kummer Herz und Hirn zerfraß, / weil schlecht vernarbte Wunden spürbar schwärten, / verfolgte ich stets gern der Kindheit Fährten / zum Fluss, wo ich verträumt am Ufer saß. / An hellen Tagen schmückte ihn das Funkeln /...

Ich wäre gern im Sterben eine Linde. / Ein Sturm zerbräche mir die dürren Äste / und streute Blatt um Blatt in alle Winde. / Auf Moos gebettet ruhten meine Reste; / versteckt im alten Baumholz quöllen Samen, / bis Blumen wüchsen aus...

Kindheitstrauma, tief so tief, / Mutter wickelt schief, so schief. / Schotten dicht, nichts dringt mehr ein, / taub und stumm, doch ohne Pein. / Abgekapselt, selbst sich fremd; / noch nach vielen Jahren hemmt / längst Vergangnes Schwung...

Ein Silberstreifen schmückt den Horizont, / du glaubst an unbeschwerte Sommertage. / Doch plötzlich ändert sich die Wetterlage / und dunkelgraue Wolken machen Front. / Es donnert, blitzt und ungeheure Massen / von Wasser prasseln dir auf...

Ich war ein weißes Blatt Papier, / ganz glatt und unliniert. / Die ersten Jahre hat man mir / die Fläche zart verziert. / Man band mich in ein Buch hinein, / ich hatte Atemnot. / Sie sagten mir, das müsse sein, / so lautet das Gebot. /...

Die Stiege knarrt. In dieser Nacht / verharrt das Kind in Angst und Schrecken. / Selbst unter festgezurrten Decken, / wo es sich klein und kleiner macht, / erahnt es eine Ungestalt / und spürt ihr unheimliches Kommen. / Am Morgen fühlt es sich...

Ganz plötzlich stand sie da; vor meinem Haus. / Sie trug ein schwarzes Kleid mit Hut. / Er stand ihr überhaupt nicht gut. / Sie sah wie eine Vogelscheuche aus. / Ich schloss die Fenster und die Läden zu. / Sie rief: Wir bleiben immer...

Es kreischt und eine Stimme überschlägt / sich echogleich in meinem Innenohr, / bis sie den letzten Nervenstrang zersägt. / In meinem Kopf brüllt nun ein ganzer Chor. / Das ist ein Summen, Kreischen, Keifen, Grölen, / ein Kläffen wie...

Bisweilen blitzt, wie ein Karfunkel, / Erinnern auf. Ein Vogelsang / ein Blumenduft, ein Glockenklang. / Ich spür die Wärme deiner Hand / und all das, was uns zwei verband. / Der Film reißt ab, der Saal wird dunkel. / Ich halte eine...

Die alte Wanduhr schlägt wie immer. / Vor mehr als hundert Jahren, / als wir noch gar nicht waren, / erklang ihr Gong in Urahns Zimmer. / Ihr Pendel schwingt sich durch die Zeiten; / der Zeiger macht die Runden / durch abertausend Stunden,...

In meiner Seele wurzeln alte Bäume / und Moose schützen meine dünne Haut. / Ich tauche ein in urzeitliche Träume; / die sintflutart'gen Szenen sind vertraut. / In meinem Himmel wohnen viele Sterne, / die in den dunklen Nächten zaghaft...