Die Favoriten von Irma

Ringsum liegt die Welt in Trümmern, nichts steht, wo es vorher stand. Seltsam – keinen scheint's zu kümmern, Schlamperei im Niemandsland. Schwelend mehrt sich banges Ahnen, kommt der Rettungstrupp zu spät? Schafft er es, den Weg zu...

Im tiefen Wasser treiben Wale, die singen und sie schlagen Wellen, sie tummeln sich an jenen Stellen, die Weg und Horizont erhellen; dich wiegen sie in jedes Wort. Die Habitate schwemmst du fort, schreibst deinen Namen in das Kahle, Pazifikblau...

Die Haut so fein, wie China-Porzellan, die Finger zarte, weiße, junge Triebe, aus braunen Augen sah sie mich ernst an, als ob ihr außer Schauen nicht viel bliebe. Nicht Kind war sie, nicht Mädchen und nicht Frau, sehr rein und doch nichts...

Nicht länger will ich liegen, kau nur noch schnell den Pflasterstein aus meinen letzten Träumen klein, dann lerne ich zu lügen, ich könnte endlich fliegen. Die Lungenflügel schlafen ein, komm alter Mann, hol mich heut heim!

* Der Wind heult heute schauriger, der Winter geht nicht fort. Mir fällt kein gutes Wort mehr ein, ich bin ein bisschen trauriger als gestern. Im Regal steht noch als letzter Sommergruß ein Glas mit süßem Pflaumenmus und das ist höchst...

Ich such in meinem Kopf nach den Gesichtern und Stimmen aus der aufgebrauchten Zeit, mitunter auch nach Namen wie nach Lichtern beim Einbruch einer großen Dunkelheit. Ich such in meinem Kopf wie in Archiven nach den gefährdeten Retrospektiven...

Zwei Knaben, eigentlich warn's drei, mit Namen Karla, Kurt und Kai, der eine voller Östrogen, der andere war schizophren.

Im Stillen, nachts, bevor ich schlafe, stoß ich im Kopf das Türchen auf und steige jenen Berg hinauf. Dort hütest du die Schlafdochschafe und ich den wilden Rosenstrauch. Um diesen Berg, der uns verbindet, wolkt Ahnen, dass auch er einst...

* Wenn ich einst gehen muss, dann lass mich gehen, lass mich nicht immer wieder auferstehen, ich fürchte nicht den Sprung ins Andernorts. Beschütz mich vor chirurgischen Chimären, weil die Minuten, die gewonnen wären, nur Stop and Go sind...

Ich glaube keinem, der mir sagt, er müsse schreiben, als wäre das die größte Tätigkeit von allen, und der mit großen Gesten, die ihm sehr gefallen, so tut, als ob er stürbe, ließe er es bleiben. Ich habe nicht viel übrig für die großen...

Der greifvogelköpfige Alte, das engelsgesichtige Kind, das Blumen an Hauswände malte, gegangen sind sie mit dem Wind. Vorm Dorfe, da streunen die Hunde. Im gelben Haus wohnt keiner mehr. Die Turmuhr schlägt Tags jede Stunde. Der Garten dort...

Es gibt da diesen alten Krug, an dem ich wirklich hänge. Aus der diffusen Menge von abertausend griff ich ihn. Ach, was er mich erfreute! Obschon er oft an Kanten schlug, zuletzt mehr Wasser spie als trug, bewahr ich ihn auch heute. Man sagt...

. . . Der rote Mond rankt wächsern durch das Fenster in Kohlewolken fläzt der nächste Schnee. Ich züchte Kerzenschein und Fruchtgelee vom letzten Sommer nährt die Taggespenster. An Ästen hangelt klirrer Baumbewuchs; wenn die Laterne...

Herr Ede K. klagte in Bloh: Die Penny-Jagd macht nicht mehr froh. So sehr ich auch eil zum Schnäppchen, das Teil erwischt alldieweil Lidl-Joe.

Stadtverkehr rauscht leis und fern. Fette schwarze Raben führen ihren Frack im Park spazieren und sie äugeln und sie nicken, während sie gen Himmel blicken, so, als dankten sie dem Herrn. Auf der Parkbank liegt noch einer, sehen wollt ihn...

Komm, spielen wir Vergangenheit; sie riecht nach Wachs und Wunderkerzen, nach hausgemachten Schokoherzen, nach Nadelholz und Ewigkeit. Komm, spielen wir, es schneite Zeit.

Mit Kalli war ich früher ziemlich dicke. Wir waren oft zusammen unterwegs. Es ging zumeist zur Imbissstube Fricke. Dort gab es Pommes, Currywurst und Steaks. Auf letztere hielt Kalli große Stücke genau wie auf die Erdbeer-Sahne-Shakes. Da...

Ein Kaufschrei dringt durch Kaufhaushallen, die Kundenschar ist kaufgekratzt. Wo Käufer kaufeinanderprallen, wird Kaufenswertes kaufgeschwatzt. Aus kaufpolierten Kaufhausgängen hallt „Kauf die Schätze, fertig, los!“ In...

In manchen Stunden fühl ich mich verlassen und immer wieder scheint mir, dass mehr Zeit in ihnen ist, als andre Stunden fassen. Ich weiß nicht mehr, wann diese Traurigkeit mich übernommen hat. Sie nahm mich ein wie eine alte, ausgestorbne...

Beide waren grade Single, sie ein Vamp und er ein Schlingel, als sie sich am alten Hafen in der Bar \"Zum Schlepper\" trafen. Quer durch eine Männerclique kreuzten sich der beiden Blicke und das Zucken der Pupillen offenbarte ihren Willen. Nach...

Lesen Sie weiter, bleim Sie nicht stehn! Nichts ist hier heiter, nichts erogen! Auf geht’s, verweilen Sie nicht zu lang in diesen Zeilen! Kommen’s in Gang! Trödeln Sie bitte nicht so herum! Ab durch die Mitte! Schaun Sie sich um: Gleich...

geistern die nächte durch gänge und schächte – ich träume sie brächten mir dich ein schäkern wär das und ein schwärmen ein räkeln und schnäbeln und wärmen ein kuss noch ein kuss und zum schluss noch nicht schluss an schlafen wär...

streicht die zeit in müder zärtlichkeit vom tisch zum stuhl zu küchenschränken durchstreift den flur und macht sich breit auf fensterbänken – ein latentes hinterdenken ungeduldet dich herbei

Muse Martha tut mich martern! / »Warum kommst du nicht nach Artern? / « Hurtig ist sie am Erörtern mit teils neuartigen Wörtern ohne Furcht vor Duden-Wärtern, spricht von Dichtern, die expertern, auch vom Senf von Textdurchspurtern neben...

in kargen worten spricht das gedicht von den ähren im feld und alten frauen in werktagsgewändern von zerschundenen händen über den bergen wacht streng ein gott in tagen und nächten blicke aus schnee und windgebogenen gesten

EIN.E.R. Ein Mensch in Schreibblockade-Not erinnert sich an Eugen Roth und denkt, dass er bei diesem Mann ein paar Ideen wildern kann. Doch merkt er bald nach der Kopie: Ein Eugen Roth wird er wohl nie. ZWEI.E.R. Zwei Menschen, die es freudig...

Mensch, stellt euch vor, ihr werdet es nicht glauben, ein Trio wollt die Kronjuwelen rauben! Genau genommen warn die drei nur einer, nicht allzu groß, im Grunde ein ganz Kleiner. Es warn auch nicht direkt die Kronjuwelen, er wollte eine Handvoll...

Zwischen Beten, Bitten, Hoffen hat man schnell zwei Korn gesoffen und noch drei, vier Bier inmitten Flehen, Beten, Bangen, Bitten, um nach Bitten, Beten, Bangen gleich von vorne anzufangen. Doch es hilft kein Beten, Flehen – dieses Kopfweh will...

Komm, Vata, geh den Grillrost holen, denn kollektives Fleischverkohlen steht heut auf dem Programm. Jamm! Mariechen, schneid die Weißbrot-Krüstchen, ich streich derweil auf mürbe Brüstchen und Schenkelchen noch Öl. Nöl! Kind, sei nicht...

Diese gottverdammte Hitze brennt erbarmungslos, ich schwitze und es suppt aus allen Poren, tropft vom Kinn und von den Ohren, quillt aus jeder Körperritze, aber das ist nur die Spitze meines Schweißbergs, innen drinnen steckt noch mehr – ich...

»Hallo Martin, Gott zum Gruße! Tust du vor der Kirche Buße? / « / »Grüß dich, Johann! Quatsch, mit Thesen gegen Schmu im Ablasswesen werde ich sie reformieren – das steht hier in den Papieren. Wenn ich jetzt, ist nur’n Vorschlag, meine...

trinken wir Hoffnung aus den hohlen Handflächen des andern. An Erinnerungen perlt der Regen ab, so glatt und fest liegen sie uns an. Trockne mein Kleid nah am Sommer, wenn der Herbst die letzten Flammenfarben löscht.

Was schwurbelst du wieder, von Elfenbeintürmen und endloser Liebe? Von Flüchen zu brechen und Prinzessinnen zu erlösen? Von Wolkenkuckuckskönigreichen und mich blendender strahlender Rüstung, sorgsam poliert mit Mutters Microfasertuch? Ich...

Geh Er runter, in den Keller, mach Er sich hier keinen Lenz - hol Er Körner und die Teller spül Er mit mehr Vehemenz. Bitte alles sittsam meistern, dabei durchaus lessing sein, wenig kleckern, nicht so kleistern, Kochen ist, wie Dichten, fein....

Es würde nichts ändern. Nichts, das ich sagen könnte, wie tief geschürft und ungeschliffen es auch sein wollte, änderte irgendetwas. Was sich an den Oberflächen kräuselt, sind keine Wellen, die bereit sind zu weichen. Und was in den Tiefen...

nur weil du es nicht siehst oder ich es nicht zeige ist es nicht nicht da

Wie Flüssiggold ergießt sich Licht auf Laken, ein Blumenwald umgibt das lichte Reich; die Kissenberge wirken rein und weich. Gedämpft erklingt ein Zirpen und ein Quaken, als lägen nahebei noch Wiesen und ein Teich, ein Tümpelchen in dem es...

Ihn nervt total, die Eier auszupusten und dann in bunten Farben anzupinseln. Da sollen doch die Kinder ruhig winseln - von nun an wird er ihnen etwas husten. Die Arbeit geht ihm auf den Sack und stresst. Der Kerl will seine Eier nur noch...

Der Frühling ruft. Ich ruf zurück: \"Du fehlst mir noch zu meinem Glück!\" Er antwortet: \"Die Welt ist gut! Und rund! Und bunt!\" Ich: \"Jetzt halt doch endlich mal den Mund. Denn meine Welt ist schlecht und grau. Du bist echt eine dumme Sau,...

Ich liege im Hochbett meiner Gefühle, nur drei Sprossen entfernt von deiner Kletterkunst.

ein Stüblein blank geputzt doch leer da muss ein Schrank ein Schrank muss her ein Schrank auf Beinen graden mit Schub! und vielen Laden die Lade auf die Lade zu [und alle fein markiert] schub! Geht doch manches rein im Nu hat man erst...

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, sie liebt mich, sie liebt mich nicht! Nochmal! Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, sie liebt mich, sie liebt mich nicht? Nochmal!! Sie liebt mich, sie liebt mich nicht…

Gerne haust der freche Dachs auf dem Boden eines Dachs. Gibt man Hering aus für Lachs, nimm es locker und belach’s. Flammt der Docht im Kerzenwachs, heg das Lichtlein und bewach’s. Furzt ein Bursch in vollem Wichs, schwindelt er: Dem Fuchs...

Tiertransporte, Schlachthofquieken Mastanlagen, Fließbandküken, sprach’s Gedicht, sind zu barbarisch, deshalb werd ich vegetarisch und bereite und serviere alles nur noch ohne _____. Mit viel Schwung und neuer Frische geb ich Butter bei die...

sah ein krokusköpfchen mutig aus der erde hin zur welt war sein dasein kurzminutig hat der hagel es gefällt nur ein tröpfchen lila farbe liegt auf kaltem boden still trägt die erde eine narbe sieht nur einer der es will

In schweren Riesenflocken fällt der Schlaf aufs Dorf, in meine Welt. Nur schwach erhellt Laternenschein das Dämmerweiß mit einem Kreis aus blauem Licht. Mein Baum trägt Eis und trauriggrau und taubenklein sitzt dieser Vogel auf dem Sims. Mit...

Wenn es nicht schneite, dann könnte ich die Wälder sehn, die bis zum Himmelsgrau reichen, den winternden Grünton mit Frühling vergleichen, dann läge auf allem ganz anderes Licht, eines, das nicht zwischen Schleiern zerbricht. Kurz vor dem...

angereiht an herzzeilen blieb nur die farbe des schnees und mein atem du hättest nicht gehen sollen einfach so mich zurücklassen im straßenlärm des lebens neben fremdmenschen die ich nicht fühle wir hätten worte gefunden vielleicht sogar...

eine liebe lang habseligkeiten angesammelt soviel sich fassen lässt in meinen koffer gepresst mehr als ich tragen kann