Alle 97 Texte von Elén

-- Gute zehn Pfund Vorhänge, altrosa, Kord, spalieren das Hereindämmern eines zornigen Morgens. Draußen dämmert’s, hätte Kordula gejauchzt, wäre sie anwesend; es dämmert schon!, hätte sie gejapst,...

-- Die Hütte im Wald Grau und trüb, ein düst´rer Tag, der Wind weht rauh, die Luft war feucht, ganz morsch der Hütte Holzbeschlag, die Krähen flattern aufgescheucht - der Regen taschelt durch die Blätter, als...

-- Ich habe M von Frau Hase erzählt. M hat gelächelt. Für gewöhnlich habe ich begriffen, die Menschen sein zu lassen wo man sie in tausend Jahren nicht ändern kann. Ich will, was mich und meine Umwelt betrifft, niemanden...

-- Ich habe keine Bürgschaft übernommen, nicht für den einen, nicht für den anderen, nicht für mich. Wo soll es hingehen, fragt mich die alte Ergraute am Schalter, blickt erfroren über den oberen Brillenrand,...

-- Einem Tag. Irgendwas stimmt nicht, denke ich, irgendwas stimmt hier gegen mich. Abgesehen davon, dass der Friseur mein Haar verschnitten und mich dahin empfindlich in meiner Integrität gestört hat, rumort etwas zwischen den...

-- Es kreuzt ein Wald mich tausend Wege - es fichten die Schatten still in die Zeit Es fällt ein Blatt - fällt leis' aus den Rädern des Nebels. --

-- Zwischen den Vorhängen der Nacht liegt eine Welt und behutsam in Stille gegossen September und Salz am Ei und zwei Zeugen legen Brot und Kugelschreiber aufs Land über Land gehen Straßen von da nach dort entgrenzt das Licht und...

-- Zugegeben: „Evita“, dachte ich, neurotischer Theatergeher, Theatersitzer, Theatersüchtiger, Theaterkonsument, Besessener und, es gruselte mich ein wenig über der Tatsache, dass die - sagen wir - ‚heilige Kuh’ doch bereits bis...

-- Von Schlaf zu Schlaf im Zimmer hinterm Zaun der Zeit in Räumen in Räume verwickelt zu Traum und geglättetes Licht zwischen Haut und Haut in Streifen und Streifen aus dunklem Moment den Finger der Nacht auf der Stirn den Bruch...

-- Das Leben hat einen Ort gebaut, der zu unwirtlich ist, als dass er Zuzugsgebiet werden könnte. Janis hatte einen Grund. Menschen mit Grund, Menschen ohne Grund. Es hätte die Geschichte auf ein anderes Blatt geschrieben werden sollen....

-- Jeden Abend kommt Käthe die Straße herunter. Sie geht mit rheumatischen dicken Hüften, geht mit ausgedrehten Füßen, mit federndem Kopf, der nickt und wippt, geht, taumelt; zwei fest geflochtene Zöpfe baumeln...

Im Kelch der Tulpen hat sich ein Sommer zur Ruh gelegt und unterm Dach der Halme im Stillsein und liedlos zur Nacht gehst du hin

-- Manchmal. Ich nehme im Wissen um das Immer ein Manchmal an, ich täusche mich mir selbst vor, um mich ein weiteres Mal für ein Leben zu entschließen, gegen das ich mich längst entschlossen habe, mich unweigerlich...

-- Ich habe sämtliche Gegenstände aus meiner Wohnung getragen. Sie zur Sammelstelle gebracht. Weggetragen. Ich habe die Teppiche gebürstet, sie zusammengerollt und in den Keller getragen. Die Bücher in Schachteln gelegt....

-- Die Welt umarmt: mit Händen aus Kind sammelt Muscheln, es sammelte Muscheln am Strand, am Strand: sammelte Muscheln und segelt geduckt wie der Abend im Winter verhalten wie Sterne verhalten und fort: segelt im Schiffchen ein Schiff...

-- Der Händedruck war eine halbe Sekunde zu lang. Eine Physiognomie zu klein, unterlegen. Eine Wand im Rücken. Büsche. Hellichter Tag und ein Trotzdem. Ein ungünstiger Ort, von Anfang an. Ein Bauchgefühl ignoriert...

-- Salznacht zu Israel - Kreisgeheim schlagen Propheten Brücken. Ein Menschenfinger bricht im Dezember. Es geht das Welksein mit flüchtigem Schritt aus den Wiesen. Von weit her kommt der Geist mit gewickelten Händen Hab Namen. Hab...

-- Nun hat er sich aufgemacht. Nun hat er sich losgemacht. Nun hat er sich abgemacht, sich als Ganzes beschlossen, sich aufgeschlossen, sich erschlossen, entschlossen; er hat den Anfang endgültig gemacht, sich aufgebaut und fest erhoben; er...

-- Mit klirrender Frisur geht eine Frau über die Straße. Ihre Hände stecken in warmen Fäustlingen, ihr Kopf steckt unter einer Mütze und sie selbst hat sich wahrscheinlich bei Toni angesteckt und muss nun schon wieder...

-- Da steht er nun, der Mensch mit den tausend Klingeltönen und trägt einen Maiskolben, der so groß ist wie zwei Hochhäuser in seiner Tüte, kommt vom Einkauf, heute wieder ohne Glück aber mit Visionen, dieser...

-- Es ist doch so, dass der Mensch mit seinen schweren Taschen durch die Welt geht, sie immer wieder absetzt und nachdenkt, wie er das, was er mit sich herumträgt, für sich nur ein paar Momente leicher machen kann. Es ist doch so, dass...

-- Nachdem ich eine lange Weile in die Auslagen gestarrt habe, nachdem ich lange nichts gedacht habe, weil da noch kein Ort geworden ist für dich, nachdem ich überlegt habe und mich gequält, mich noch nicht vertraut sehe zu deinem...

-- .. als ich das erste Aug zur Mitte rückte, fiel mir Nacht auf, als ich das zweite Aug bewegte, fiel mir Dunkles ein, als ich den ersten Satz schrieb, gegen die Hand - ging der letzte Clown zugrunde .. und weil immer jener, dem der Schlaf...

-- Mit knirschenden Zähnen, mit kalten Händen, Madamm, nicht um meinetwillen, setze ich mich in ein literarisches Zimmer, rücke mir Licht zurecht und hebe zum Wort an, - wo mir Schweigen seit geraumer Zeit so behaglich geworden...

-- • Ich befürchte, in keiner Lehre gibt es so viele Thesen wie in der Lehre der Psychologie; ein wilder Wucher aus Mutmaßungen, ein unentwegter Zirkusakt aus Interpretationen, eine empirische Wissenschaft oder die größte...

-- Wie viele Dichter haben auf Wien das Hohelied geschrieben, haben sich Jahre später umgebracht, wie viele haben die Stadt mit dem Genie von Musik und Architektur bekleidet, sind wahnsinnig geworden, wie viel Politik hat das Land ertragen,...

-- Ein Gespenst geht um - Im Tumult der globalen Aufregung gehen Boulevardblätter, gehen Times und News und Standards und Bilds vom Förderband. Der Ursprung der Kathastrophe ist längst nicht mehr ausmachbar, der Abgrund nicht mehr...

-- Aus den Gelenken der Nacht fallen Häuser über die Stadt und farblose Vögel nisten im Dunkel der Büsche und würgen mit offenen Schnäbeln am Ton der Gerechten und, aus den Gelenken der Nacht fallen Häuser in...

-- ...aus dem Handgelenk schrieb mich einer und erinnert ans Morgen – blau... Ich liege am Boden, kalter Schweiß auf meiner Stirn, es atmet mich Dunkelheit. Wenn die Träume einem zu nahe treten- Immer wieder ist es der Mantel, blau,...

-- [..] Es muss etwas passieren, es muss was geschehen, so kann das nicht weitergehen. Das sind keine Standards für eine Fortschrittsgesellschaft, das ist eine Zumutung, sozusagen ein mutierter Mut, ein unsinniger Mut zu unhaltbaren...

-- Goldhäutiger Morgen im Rumpf der Gebirge zieht sacht der Wind den Samen vom Blatt hin zum Weiss schiebt schrittlos ein Fuss den Schlaf vor die Zeit leise, leise steigt das Mädchen zu Grabe. --

-- Kein, kein Clown tritt herein, kei’ Katz fängt die Maus, dem Hut fehlt die Schnur, der Pfaff singt in Dur, Kafka ist tot, der Ölpreis hoch, der Präsident lebt und wer ihn will haben, muss Schläge ertragen. Die Katz sitzt...

-- Ich weiß nicht ob der Name Helmut Elsner in Deutschland oder im Ausland ein Begriff ist, aber eben, das war der Typ, der die österreichische BAWAG (Bank für Arbeit und Wirtschaft) demontiert und wegfusioniert hat in der Manier...

-- Anmerkung des Psychotherapeuten: Bitte belasten Sie die Autorin nicht unnötig. Unter dem therapeutischen Gesamteindruck muss festgehalten werden, dass jegliche emotionale Stresssituation die Klientin in eine Psychose versetzen kann, die,...

-- Wenn ich fliegen mag, meint sie. Das war das letzte was sie gesagt hat. Für heute. Sie liegt ausgestreckt, bekleidet, beturnschuht auf ihrem Bett und heilt sich am Schlaf aus, oder an der Betäubung; atmet leise eine bessere Welt, -...

-- Ein Fenster rahmt die Figur einer Nacht und eine Stadt inszeniert sich flirrend und mosaik im Fernen. Ein Fenster rahmt Nacht, ein Fenster rahmt elektrisch belichtete Räume und Mia Chuanita steht ruhig, steht und blickt und ordnet den...

-- Auf'm Berg sitzt ein bunter Käfer und strickt einen Schal. Der Wind weht kühler, weht schneidig in Zeiten wie diesen und, der Russ schickt kein Gas und kei' Freud. - Die Ausländer fragen immer ganz scheinheilig, was...

-- Als ich sechs war und in der ersten Klasse Grundstufe mit großen langen festen Zöpfen neben Gregor saß und das große M mit einem krampfhaften Bleistift ins Linierte krakelte, sah ich des Sitznachbars, also sah ich in...

-- Reißen Riss gerissen reißen Riss gerissen hat gerissen habe gerissen wer reißt wurde gerissen über die Nacht hinweg wird gerissen sein: ich hab gesehen. Eine Reise nach der anderen. Wer froh ist hat die Welt...

-- Als ich zu Tisch sass. Als ich zu Tisch sass und Weihnachten war, starrte ich auf den sternförmigen Keks am Teller und dachte an Martha. Und ich sagte leise den Namen weil auch Martha leise ist und nur innen weint und nie aussen. Martha...

-- Aus Nebel und Brot Kommen Füße Heimat im Schuh Und den Krieg Mundette Im Fuß Unterm Sprung Die leergegessene Welt Von Bauch zu Bauch Ohne Kind Von Kind zu Kind Ohne Brot Kommt Nebel Mit Rot Und klappernden Zähnen Steigt...

-- Also, ich finde nicht, dass man Kirche von Staat trennen soll. Im Gegenteil, der Kirche sollte ein guter und großer Platz zugebilligt werden und sie sollte nun endlich einen guten und großen Wirtschaftssektor bedienen dürfen,...

-- Kopf kantet vergeblich zum Bildnis der Tage fliegt ein Himmel dröhnend gen Norden: der Bruch einer Zeit im Dunst der Latrinen Löcher, kalt und dicht ummantelt von Haut sommert die Welt sommert zu Grund’ verkantet die Blume gleich...

-- Der Westen hat sich über die Zeit daran gewöhnt, den Kaffee aus dem Becher zu trinken, sich die Zunge zu verbrennen, um mit der letzten Neige festzustellen, dass das kein Kaffee gewesen sein kann. Ich habe Kaffee gekauft. Aber es war...

-- es geht der Mann im Muselkleid von Stadt zu Stadt von Haus zu Haus geht er durch Blau und Fernverkehr durch Schattenschrift und Zubehör summt er kein Lied und tut kein Leid zieht er den obdachlosen Leib als Wanderbett und Welt im...

-- Im Schaufenster sitzt die Katastrophe, zu weit links, denkt Frau Kilzze, sitzt mit fettem Arsch auf der Unordnung seiner Geschichte, auf diesem mazerierten Wurzelchakra und singt das Lied von Vögeln, den Amseln und Drosseln und Finken...

-- Teil -- Im Zimmer ist es bereits hell und ein lautes Pochen lässt Toby aus dem Schlaf hochschrecken. „Aufstehen, hurtig! Fauler Knirps, mach’ schon!“, schnattert Tante Selli hinter verschlossener Tür draußen im Flur und...

-- [..] aus dem schiefen wundkegel des lichts heraus herbstest du heimlich über meine schulter und ich sage: geh zum sterben nach draussen liebe. --

-- Herr Zanon schlurft in Filzpantoffeln durch den Innenhof, hält an der Tür, streift an immer der selben Stelle zweimal mit der Rechten über die Knopfreihe seines zweiten oder ersten Hemds, drückt mit teigiger Hand die...

-- Der Herr Enke ist tot. Es haben sich zwei Parteien gebildet. Das Kollektiv der Trauergemeinde und die Opposition. Die Trauergemeinde trauert. Die Opposition greift die Trauergemeinde an, weil, den Enke kann sie ja nicht mehr angreifen. Enke...