Alle 415 Texte von Moja

Am Rand einer Wüste, zwei Männer und ich. Der eine befiehlt mir, einen Ziegelstein aufzuheben und den anderen Mann zu erschlagen. Wie gelähmt stehe ich da, den Stein in der Hand. Der Mann droht mir, ich soll endlich den Stein werfen. Das kann...

Erst beim Ausfüllen des Formulars fällt mir der Name auf, Modou Gabor wie Gabor, der Engel – steht da in der Steuerbehinderung.

Der Tag ist strahlend sonnig, der Himmel wie blankgeputzt über dem See. Ich fühle mich schon wie ein Fisch im Wasser. Schnell ziehe ich mich aus – lasse die Sachen auf der Kreuzung liegen – und renne ins Wasser. Weit schwimme ich hinaus....

Als ich jung war, lebte ich mit einem Mann zusammen, der hatte Schuhgröße 55. Seine Mutter kaufte ihm immer Schuhe. Sie bezahlte ihm alles. Nie half er mir, bloß aufgeplatzte Sofas mit ausgeleierten Sprungfedern schleppte er heran. Das Leben...

Als mein Vater sich eine Luxuslimousine, vermutlich einen Bugatti, zulegte, reagierte meine Mutter empört. „140.000 Euro, eine lächerliche Summe!���, rief mein Vater. „Man legt einfach siebzig Jahre lang jährlich 20.000 Euro zurück“,...

Sonntagnachmittag. Der Apfelkuchen wird aufgetragen. Enttäuschte Gesichter! Etwas fehlt. Im Übrigen weiß ich, dass es brenzlig werden wird. Aber ich habe nicht genug Zeit, die sonderbaren Launen meiner Mutter zu befriedigen, die nur sie selbst...

Im Treppenhaus überwinde ich auf allen Vieren die Steigung der Stufen, Knie und Finger versinken in der Treppenpolsterung. Das Haus wurde saniert, die Miete erhöht, ich habe ein Zimmer mehr und eine Terrasse, doch meine wenigen Sachen füllen...

Das Arbeitslosen-Zentrum liegt am Meer, Trümmer säumen den Strand. Man sollte dort besser nicht hingehen, es ist voll und jede Beratung kostet zehn Euro. Meine neue Arbeit ist es den Stand des Mondaufgangs in Karten einzutragen, stattdessen...

Afrikaner sitzen auf Hockern vor Nähmaschinen. Ich setze mich zu ihnen. Einer brüht Tee auf. Weil es uns an Keksen mangelt, schreiben wir Zahlen auf Zettel. Sie schmecken nur annähernd gut. Ein alter Mann schüttelt den Kopf.

Ich durchquere eine Gegend, die nicht im Stadtplan verzeichnet ist, klettere über Müllhalden. Schließlich bleibe ich stehen, setze den Koffer ab und weiche Wäsche darin ein. Ab jetzt lebe ich in einem Schrottauto wie die Leute hier. Wir...

Züge fallen aus, verspäten sich. Während ich überlege, wie ich Strecken umfahre, vergeht Zeit. Wie und wann werde ich ankommen, und vor allem wo? Sogar meine Träume verändern sich. Bald fahre ich im Traum unentwegt die gleiche Strecke. Sie...

Gerd liegt krank im Bett. Hat er die Masern? Ich lüfte, überziehe das Bett neu und gebe ihm eine Tablette. Beim Aufräumen entdecke ich unter dem Bett meinen Lippenstift, nur meinen rechten blauen Hausschuh finde ich nicht. Dann brühe ich...

Aus dem obersten Stockwerk schüttelt das Hotelpersonal den dunkelblauen Fransenteppich aus, der im Konferenzraum lag. Es staubt gewaltig. Der Teppich verdeckt fast die gesamte Hausfront. Ein stürmischer Wind erfasst ihn. Und während er hinab...

Weil sie zu viel forderte, schickte Amadou seine dritte Ehefrau fort. Auch von seinen ersten beiden Ehefrauen hat er sich getrennt, sogar von seiner vierten Lieblingsfrau aus Dakar, gesteht er mir nach einer Weile. Vier junge Frauen hat er...

Vorige Woche war ich im Traum in Tokio, gestern in Lissabon. Tagsüber bin ich am See. Frühmorgens aber bin ich teils Traum, teils Frau.

Während die anderen am Barren turnen und für ihre sportlichen Leistungen geehrt werden, wird mir eine Goldmedaille als Siegerin im Spinat-Kochen verliehen. / Mein Geheimnis: ich dicke ihn mit Pudding an. Der Koch schiebt mich auf die Bühne,...

Jedes Mal, wenn ein Zug einfuhr, war der Mann, mit dem ich unterwegs war, so beschäftigt, dass wir den Zug verpassten. Irgendwann riss mir der Geduldsfaden. Ich wollte gerade alleine einsteigen, als mir einfiel, dass ich ein Ticket lösen muss....

Eines Morgens erhielt ich einen Anruf von Gerd. Er arrangierte ein Treffen mit dem Verleger der Deutschen Botschaft. Ich hatte sofort ein ungutes Gef��hl. Gerd war ein umtriebiger Mensch. Kaum traf ich in der Botschaft ein, war der Verleger nicht...

Nie zuvor war ich in Ägypten gewesen. Das Stadtviertel war mir völlig fremd. Hier lebte er, in dieser lichtüberfluteten Straße mit ebenerdigen pastellfarbenen Häusern, von jungen Bäumen gesäumt. Einige Blätter waren goldorange. Ein Blatt...

Nie zuvor war ich in Ägypten gewesen. Das Stadtviertel war mir völlig fremd. Hier lebte er, in dieser lichtüberfluteten Straße mit ebenerdigen pastellfarbenen Häusern, von jungen Bäumen gesäumt, deren Blätter goldorange leuchteten. Ein...

Die Strecke ist unterbrochen, dennoch kommen die Straßenbahnen von weit her, finden die Haltestellen mühelos, auch über große Entfernungen hinweg. Eine waghalsige Fahrerin fährt mich auf Umwegen ins Dorf, bis es nicht mehr weiter geht. Eine...

Auf Händen und Füßen klettere ich die Müggelberge hoch – bis zur Kasse. Statt in das Konzert auf dem Gipfel zu gehen, kaufe ich ein Portemonnaie, schnüre es zu und fahre auf der Rolltreppe hoch hinaus. Die Aussicht genießend wandere ich...

Unter der Parkbank, neben einem zerbeulten Hut, finde ich eine Kastanie, die erste in diesem Jahr. Sie ist recht groß und schwer. Unweit davon liegt eine mir unbekannte Baumfrucht, faustgroß, smaragdgrün und glasig, und so saftig prall wie ein...

Eine Woche lang lungere ich auf der Straße herum und lauere dem DHL-Lieferfahrzeug auf. Erbost verlange ich die Herausgabe meines Paketes, das der Fahrer die ganze Zeit durch die Stadt spazieren fährt. Mit dem Paket unterm Arm gehe ich...

Schon in der U-Bahn fängt es an. Erst lehnt die Kassiererin meinen BVG-Wechsel ab und verlangt Bargeld, dann rempelt mich ein Mann an. „Wohl Diphterie?“, höhnt er. Die Eltern eilen mit vollen Einkaufstüten voraus, auch ich trage schwer,...

Einbrecher stellen einen riesengroßen Flachbildfernseher in meine Wohnung. Sie zwingen mich, einen Ratenvertrag zu unterschreiben. Tausende Euronen soll ich für das Gerät abzahlen. Unverschämt! Ich rufe die Polizei… /

Im Neoprenanzug und Taucherflossen springe ich ins Wasser. „Können wir uns im Dunklen sehen?“, frage ich und tauche tiefer. Auf einmal sitze ich in einem englischen Bus. Ticketkontrolle. In meiner Handtasche finde ich ein grünes Bündel...

Aus einer Laune heraus bewirft Lisa mich mit Kartoffeln. Schließlich kippt sie mir einen Teller Suppe über die Jacke. Aufgebracht werfe ich ihr Rosenkohl an den Kopf. Sie erschrickt. Ihr Gesicht wirkt auf einmal milder. Jetzt weiß sie also,...

* „Ich wurde 1939 eingeschult und 1964 umgeschult“, sagt Vater bitter. * Im Briefkasten steckt die Antwort auf Vaters Anzeige. Ein Mann bietet seine Dienste an: FEINE ERDARBEITEN – GRAB 40 EURO. *

Es fängt damit an, dass ich das Haus nicht finde. Die U-Bahn wurde umgebaut, die Treppen sind nur noch für Bergsteiger zugelassen. Ich irre in einer bizarren Landschaft auf Straßen und Plätzen umher, versinke bis zu den Knöcheln im Sand....

Ich falte eine druckfrische niederländische Tageszeitung auf, mittendrin auf der zweiten Seite taucht mein Name auf. Ich lese halblaut den Titel, denke entzückt, meine Fluglärmbeschwerde, darunter die Stellungnahme der Flughafengesellschaft....

Meine Mutter strickt einen Pullover in grellem Grün und Gelb, Spinat mit Ei, so einen würde ich nicht tragen. Mein Vater wünscht sich einen türkisfarbenen Pullover. Soll er ihn sich doch selbst stricken! Meine Gedanken verknäulen sich,...

Als sie schließlich das Café gegenüber dem Hilton betritt, bedrängt sie die Bedienung, einen Blick auf die Auswahl an Hüten zu werfen. Sie will nichts kaufen, auch ist sie müde nach dem langen Umherirren. Ein Umstand bereitet ihr Sorge: Sie...

Ich war einer der vier Jungen und zwölf Jahre alt. Ein Junge holte einen Apfel aus seiner Tasche und polierte ihn an der Hose. „Guck mal“, sagte er zu mir. Er hielt inne, überlegte kurz und zündete den Apfel an, ohne mich aus den Augen zu...

Hinter dem Leerraum des Traums nehme ich ein Wesen wahr – nähernd oder entfernend, nicht weiß nicht schwarz oder auf allen Vieren – noch bin ich nicht soweit das vertraute Bild einer Katze, pechschwarz, wohin soll das führen – ins...

Orangefarbene Bettwäsche aus feinstem Satin mit Tupfen sucht eine alte Dame für ihren Hund aus. Aber bevor sie die teure Garnitur kauft, fragt sie mich um Rat. Zwar zucke ich nicht mit der Wimper und empfehle ihr stattdessen ein...

In einem Drogeriemarkt wähle ich Shampoo, Seife und Creme aus, lege von dem Haferdrink im Angebot noch zwei Liter in den Einkaufskorb, gehe zur Kasse und bezahle. Anschließend stelle ich sämtliche Artikel zurück in die Regale und verlasse das...

Hier stand ich in dieser langen Warteschlange, soweit hatte ich es immerhin gebracht. Da piekte mir mein Hintermann in den Rücken. Ich drehte mich schnell um, er stand regungslos da, den Blick zur Decke gerichtet. Die Schlange rückte voran, ich...

Vom Bett aus schalte ich mit der Fernbedienung den Flachbildschirm auf der Hauswand gegenüber in der Hermannstraße an. Ich will unbedingt das Wahlergebnis erfahren. Schließlich will ich mich nicht hinstellen und behaupten, ich hätte nichts...

Ein altes Paar, das ich während eines Krankenhausaufenthaltes kennenlernte, hegt den Wunsch mich als Enkelin zu adoptieren, teilt mir eine Krankenschwester mit und richtet mir die Bitte der beiden Alten aus, sie möglichst recht bald zu...

Verwundert bemerke ich, wie auf einmal in meinem Arbeitszimmer grüne Triebe sprießen, bald den ganzen Boden bedecken. Nach und nach entrollen sich junge Farnwedel, sie überwuchern bereits den Schreibtisch. Eine Farnpflanze hebe ich aus, ratlos...

Mein Blick durchstreift den Raum, fällt flüchtig auf die afrikanischen Geschäftsleute mittleren Alters und heftet sich schließlich an die Weltkarte an der Wand. Der Mann neben mir redet sarkastisch über die Weltlage. Er müsse dringend...

Die Schranktüren stehen sperrangelweit offen, gähnend leer der Kleiderschrank, bis auf ein paar Bügel, die noch wippen. Nicht einmal einen Wintermantel haben sie mir gelassen, alle warmen Sachen haben die beiden fortgeschafft. Der frühere...

ich träumte das kind das ich war kam zu mir wir gingen nebeneinander schauten uns an und schwiegen was sollten wir sagen wir träumten beide noch immer

Dieser Traum vor einiger Zeit: Auf dem Bahnsteig suche ich im Fahrplan die Abfahrtszeit eines Zuges nach Zwickau, als die Mutter meiner Freundin in einer schwarzen Burka zum Mittagsgebet an mir vorüber eilt. Wie hat diese Frau mich kürzlich...

Die Versuchung, im Traum stehenzubleiben und einzutreten in die Galerie, ist groß. Als fehlte mir nichts als Faden- und Nadelzauber. Ich müsste das Fehlen glatt erfinden. Schon bin ich drinnen und hin- und hergerissen. Wohin ich auch schaue –...

Monate nach seinem Tod stand ich an einer Bushaltestelle. Da sah ich ihn in der Menge. Erst erkannte ich ihn nicht. Er stand da und sah mich an, in seiner schwarzen Jacke, und lächelte. Er winkte nicht, gab mir kein Zeichen, sondern stand nur da...

Fast hatte sich mein Mann an tiefgefrorenes Geflügel gewöhnt, als es ihm leid wurde. Er träumte von einem Leben auf dem Bauernhof und Hühnerhaltung; selbst gerupfte Hühner wollte er essen. Seinen Traum machten wir wahr. Auf dem Hof unseres...

Am Imbissstand teilen Gerald und ich uns eine appetitliche Portion Fisch und warmen Stöckelschuh. „Schmeckt vorzüglich!“, sagt Gerald und schiebt den letzten Bissen Lackschuh in den Mund. Ich halte lieber den Mund. Dann sitzen wir in einem...

Vorgestern flog ich per Hubschrauber nach Amerika und traf gestern in Korea ein. Da liefen nur schwarz verhüllte Gestalten herum. * Omar und ich besuchen in St. Louis, Australien, eine senegalesische Familie. Sie scheinen ein zufriedenes Leben...