Alle 202 Texte von Janna

An manchen Tagen drängt es mich zu dir. / Die alten Gräber sind längst abgeräumt, / kein Stein, kein Namensschild ist mehr zu sehen. / Nur eine frische Buxushecke säumt / die Wiese. Ahnungslose Menschen gehen / vorbei an jener Stelle,...

Ein später Strahl huscht durch mein Zimmer, / bemalt die Wand und zaubert Tupfer; / taucht mir die Welt in Gold und Kupfer, / versprüht im Windspiel seinen Schimmer, / bis die Pailletten vielfach funkeln. / Ganz sachte fängt es an zu dunkeln. /

Wie Schemen flackerten Gestalten / in Windeseile über Wände. / Nicht eine konnte mich je halten; / nicht eine bleibt mir nach dem Ende. / Ganz gleich, wie viel und was wir hatten: / Wir sind und bleiben selbst nur Schatten. /

Ach wär ich doch ein grau-gestromtes Kätzchen! / Im Sinn hätt ich meist ausgefall'ne Mätzchen. / Ich stieß vom Herd den Topf mit Schweinebraten, / denn der ist Frauchen meistens wohlgeraten. / Nun fräße ich in Ruh mit Appetit, /...

Mein Schiffchen trudelt langsam in den Hafen; / die Ratten sprangen längst schon über Bord. / Mein treuer Hund wird bald schon sanft entschlafen / und die Gesundheit stahl sich schleichend fort. / Vielleicht ein Jahr noch oder zwei drei vier, /...

Vertrauensvoll schmiegt sie sich in das Leben. / Geborgenheit und Heimat sind ihr dort; / geliebte Menschen, die ihr Wärme geben, / an Papas Seite ist ihr Lieblingshort. / Doch eines Tages wird er übermannt, / vergisst das Kind und sich...

Ein Spitzer sprach zu einem Block: / Wie sehr mich diese Leere trifft! / Seit Wochen habe ich schon Bock / auf einen langen, bunten Stift. / Gleich neben ihm der rote Gummi / ergriff das Wort. Ich will radieren! / Er hüpfte quirlig wie ein...

Wenn du wissen willst, was auf der Hand liegt, öffne deine Faust. /

Der Ganter mag die Feldgans Klärchen. / Wir sind das ideale Pärchen! / Wir sind die schönsten, klügsten, besten, / mit langem Hals und weißen Westen! / Was sind schon Hühner oder Enten! / Es mangelt ihnen an Talenten. / So schnattern sie...

Die Sonne scheint dem Winter ins Gesicht. / Sie stichelt: Geh uns endlich aus dem Licht / und gönn dem jungen Nachwuchs sein Comeback! / Der Winter grummelt: Ich geh erst hier weg, / wenn Lenz und ich ein flottes Tänzchen wagen. / Er packt...

Seit Jahren lenkst du Miststück meine Schritte. / Wenn es dir passt, zwingst du mich in die Knie, / und niemals fehlt es dir an Fantasie, / mich einmal mehr hinabzuziehen. Bitte, / verschone mich mit deinen Schraubstockgriffen, / erspare mir...

In ausgetretenen Schlappen Laufen gelernt, / brav die Füße unter den Tisch gestellt, / um anschließend unter dem Pantoffel zu stehen, / täglich in die Kneipe gelatscht, / bis die Krankheit dir die Schuhe auszog. /

Du suchst am Horizont nach hellen Stellen, / die Wolken und dein Himmel hängen tief. / Der Fluss, der sonst in stillen Bahnen lief, / schlägt plötzlich unberechenbare Wellen. / Dir ist, als schwänden die vertrauten Schwellen / und Brücken...

Du glaubst, dein Gegenüber gut zu kennen / und siehst gern in sein lächelndes Gesicht, / doch hinter seine Maske blickst du nicht. / Du weißt nicht, wie die Wunden in ihm brennen, / denn du fühlst so wie du und nicht wie er. / Vielleicht...

Wenn ich tot bin, lieber Sohn, / bau mir keinen Mutterthron. / Schenk mir keinen hellen Schein; / lass mich einfach jene sein, / die ich wirklich gerne war: / Oft im Widerspruch mit allen, / angepasst, um zu gefallen, / borstig, reizend, manchmal...

Ein Teil von mir lebt so wie Du. / Zwar nur sporadisch, doch ich spür: / Ich bin ein Baum en miniature / und wachse unentwegt dem Leben zu. / Lass mich vom Herbst und seinen Wettern / bis auf den letzten Zweig entblättern, / und wenn sich Säue...

Verdorrtes Gras bedeckt den Boden, / mein Rosenstrauch ist früh verwelkt. / Die harten, aufgesprungnen Soden, / auf denen sonst das Leben schwelgt, / verhindern einen weichen Gang. / Ein Himmelmietzchen fliegt entlang, / fliegt taumelnd durch...

Der Rüde Max geht gern spazieren, / die Runde führt ihn bis zum Lieblingstamm. / Dort muss er dringend urinieren / und dann, mit aufgestelltem Schwanz und Kamm, / wird an der Rinde rumgeschnüffelt, / weil es so schön nach Pipi müffelt. /...

Der Flieder hat sein Kleid gebauscht / und lädt zum Sommersonnentanz. / Die vielen, kunterbunten Gäste / besetzen blütenschwere Äste: / Ein Admiral, ein Schwalbenschwanz; / drei Hummeln brummeln duftberauscht, / die Hintertaschen prall...

Der Frühling wiegt die Obstbaumblüten sanft im Wind / und früh am Morgen singt die Amsel ihre Lieder. / Vor Sandsteinhäusern blüht der Flieder wieder / und auf dem Karussell im Stadtpark jauchzt ein Kind. / Vom Kreuzberg lässt man gern den...

Wie lebt es sich im Lügenhaus? / Die Balken sind total verbogen,dem Drucker geht die Tinte aus,die Selbstachtung ist ausgezogen.Du stehst in einem schlechten Licht,dein Spiegelbild zeigt sich verzerrt,die Lüge hat als Schwergewichtden Weg zur...

Kind, 10 Monate alt. / Das erste Wort: / Mama. / Mit 3 Jahren: Mami. / Mit 7: Mutti. / Mit 14: Mutter. / Mit 30: Oh Mutter! / Mit 50, an ihrem Krankenbett: / Mama /

„Sie müssten sehen, wie er Sie anstarrt, wenn Sie im Garten arbeiten!“ / Das war ja interessant. Meine Nachbarin von schräg gegenüber beobachtete den Nachbarn, wie er mich beobachtete. Ich bekam das nie mit, da ich ihm sofort den Rücken...

Dies ist das letzte Buchkapitel.Die Seiten sind total verschmutzt,genau so wie der weiße Kittel,den du als Tarnmantel benutzt.Es gibt wohl kein probates Mittel,das nachhaltig und sauber putzt,wenn sich der Dreck durch Blätter frisst,weil der,...

Es war, als gösse eine unsichtbare Hand, / behutsam, von der Stirn bis hin zum Kinn, / dir Wachs ins Angesicht und schlösse / die Tür, in der ich wartend stand / und trennte, was uns zwei verband. /

Ein kleiner Leuchter hing in einem Zimmer. / Sein Birnchen brachte einen schwachen Schimmer, / doch glaubte er, den Wohnraum zu erhellen / selbst an den meterweit entfernten Stellen. / Darunter stand auf einem Tisch ein Törtchen, / das...

Da steht die Alte schon, ganz ausgepowert, / kein Wunder, sie birgt eine runde Zahl. / Seit 70 Jahren hat sie drauf gelauert. / Ich seh's gelassen, ach, die kann mich mal. / Sie drängt sich an mich, flüstert: Du bist mein. / Ich stoße sie...

Amandus war ein hübscher Junge, / mit frechem Blick und spitzer Zunge. / Sein Lieblingsspielzeug war ein Ball, / den er aus reiner Lust am Knall / den Kröten an die Köpfchen warf. / Auf dieses Spiel war er ganz scharf. / An einem warmen...

Dicke Haut und tiefe Narben,viele, die schon vor uns starben.Graue Haare, Rückenschmerzen,Liebe noch ganz tief im Herzen.Immer noch das gleiche Lachen,manchmal sogar Blödsinn machen. Angst verdrängen vor dem Ende,Dinos werden schnell Legende. /

Im Schlafsaal war es schon seit neun Uhr dunkel,doch Peter konnte sie auch jetzt noch sehen.Es waren weiß gekleidete Gestalten,sie forderten ihn auf, hinaus zu gehen.Sein Kopf zerbarst fast. Stetiges Gemunkeltrieb ihn voran, es gab für ihn kein...

Am Samstag seufzt der Osterhase: / Ade, geliebte Wohlfühlphase! / Ab Sonntag muss ich wieder schaffen, / muss tausende von Nestern füllen / und süßen Kram im Gras verstecken, / nach dem sie ihre Näschen recken, / die Sachen schnell...

Der Flieder hat sein Kleid gebauscht / und lädt zum Sommersonnentanz. / Die vielen, kunterbunten Gäste / besetzen blütenschwere Äste: / Ein Admiral, ein Schwalbenschwanz; / drei Hummeln brummeln duftberauscht; / die Hintertaschen prall...

Die Einsamkeit pocht an die Tür / und gleich darauf, im Nachtgewand, / reicht ihr die Traurigkeit die Hand. / Die zwei beherrschen ihre Kür. / Sie machen sich im Stübchen breit / und drehen kunstvoll Pirouetten. / Bald liegt die Lebenslust in...

Wir sind seltsame Gestalten, / taumeln temporär durchs Leben, / suchen alles festzuhalten, / um am Schluss uns selbst zu geben. /

Er war mein dicker grauer Stubentiger; / sehr hübsch gemustert, doch kein Überflieger. / Als meine rote Katzendame Saara / (die ich zum ersten Male an der Saar sah) / mit Eleganz auf eine Klinke sprang / und ihr das Türenöffnen so...

1.  Die Nachricht Sonett | 68 , 3 2  
2.  Kurz vor dem Ziel Sonett | 45 , 1

Ein stets erhobner Zeigefinger / (er fühlte sich dazu berufen, / die andren Finger einzustufen) / erachtete sie als geringer. / Die Antwort kam vom Mittelfinger. /

Diese Frau ging mit der Mode, / denn ein schön geflochtner Zopf / hängt an ihrem alten Kopf. / Alles andre ist marode, / aber bestens konserviert. / Frau von Ellings hübscher Hals / wurde etwas schlanker als / eine Schlinge ihn...

Komm bleib noch hier, geliebter Alter. / Du bist ja nicht nur Fußwarmhalter. / Du bist mein treuer Hausbeschützer / und insgeheim auch Seelenstützer. / In allen leidgeprüften Stunden / hab ich bei dir den Halt gefunden, / der neuen Mut und...

Siehst du die beiden Äpfel hängen? / Die sich so dicht zusammen drängen? / Ein Boskop hat sich schwer verknallt / und sucht an seiner Liebsten Halt. / Bald hört man dieses Früchtchen jammern, / er möge sie nicht mehr umklammern. / Sie...

Gehorsam wurde mit dem Stock gelehrt, / der Stuhlgang über Balken meist verrichtet. / Die Frau gehörte an den Küchenherd / und war dem Ehegatten streng verpflichtet. / Man schleppte aus dem Keller Koks und Kohlen / und Oma schrubbte Wäsche...

Geboren, wenn die ersten Osterglocken blühen / und lichterfüllte Tage das Gemüt erheitern; / wenn Kraniche hoch durch die Lüfte ziehen / und Hörnchen, Hasen, Füchse ihr Revier erweitern. / Ich bin ein Frühlingskind, der Sonne zugewandt; /...

Das Herz wiegt schwer und auch die Beine / verweigern mir den leichten Gang. / Du siehst nicht wie ich um dich weine, / die Welt verlor an Sang und Klang. / Wie gerne führte ich dich an der Leine / zu unsrem Lieblingsort am Wald entlang. / Dein...

Das Haus sah lauschig aus mit buntem Garten; / die Tür und alle Fenster standen offen, / fast so, als lebte dort ein stilles Hoffen / ganz einvernehmlich neben dem Erwarten. / Der Fremde zögerte, es zu betreten, / in ihm erwuchs die altbekannte...

In der Vitrine steht ein Krug. / Wer immer ihn zum Brunnen trug, / hat seinen Durst an ihm gestillt, / und ihn zuweilen aufgefüllt. / Verschwommen zeigt sich auf dem Grund / ein Lächeln um den welken Mund, / durch das sich feine Risse...

Als ich am Morgen nach dem Bad / beschwingt auf meine Waage trat / war mir – ich könnte es beschwören - / als würde ich sie sprechen hören / und kichern: Meine Güte, Weib, / was machst Du bloß mit Deinem Leib? / Schwer ächzend fuhr...

Das Glück benimmt sich wie ein Kätzchen. / Du spürst sein Pföteln, hörst es schnurren / und freust dich an dem dicken Schätzchen. / Nur kurz. Schon fängt es an zu knurren / und springt mit einem Satz / zum nächsten Platz. / Es war...

Ich war knapp fünf und fuhr den Bollerwagen / von meinem Elternhaus zu Omas Garten. / Die weiß geschrubbten Wäschestücke lagen / sortiert. Ich lief, ich wusste, dass sie warten. / Bald sah ich Großpapa am Törchen stehen, / nach der...

Hoch auf deinen Schultern / staunte ich hinaus ins Leben, / erkundete an deiner Hand / die Wunder der Natur. / Duftendes Sommergras, / der lehmige Geruch der Flussaue / und blühende Obstbäume, / grünglänzende Laubfrösche, / glitzernde...

Wie sehr mich deine Kammer faszinierte; / der Lieblingsplatz befand sich unterm Dach. / Ich lernte dort Canasta, später Schach / auf einem Holzbrett, das den Schreibtisch zierte. / Dahinter stand die Adler-Schreibmaschine, / direkt daneben hing...