Alle 260 Texte von Redux

im anfang war es für mich hell und warm / ich hüpfte freudig in mein leben hinein / in den ersten jahren der kindheit / stand ich hinter dieser gläsernen wand / und konnte nicht hindurch blicken / in meiner welt gab es kleine...

die heizung / baujahr 93 / sollen die / die nach ihr kommen / erneuern / wenn ihr nichts / mehr weh tut / das andenken / an ihren mann / wird im adressfeld / mancher anschreiben / u.a. / noch bewahrt / herrn / bernhard / es sind / noch die /...

später samstagnachmittag im dorf, / wenn die straßen in neutraler sauberkeit glänzen, / geharkt die wege für einen kurzen augen blick, / schon zertreten die stille minute, / die sekunden zerstreut wie kleine lämmer, / die sich in der...

das gelb und das azur / sinken und verschwinden in ein graues blau / um achtzehn uhr, in abendwolken, das / gestrüpp am wild wuchernden bahndamm, / verholzt, vernarbt, und dann steht verlassen / ein abgemeldeter wagen auf dem einsamen...

am ersten märz war der himmel voller / fliegender wolken, ein holländischer himmel, / wie ihn einst die großen maler / für die nachgeborenen schufen, / nach all den jahren ging ich unter ihm her, / vermummt und einsam, als ginge ich / auf...

am zweiten zweiten / trugen sie fritz cremer zu grabe / an der offenen grube / stand im kreise der trauernden / der priester / bei minus neun grad / und zitierte psalm 23 / erzählte von gott / der ihn auf grünen auen lagern lässt /...

nach einem ganzen leben zu tisch zu sitzen / und resümieren was nach den vielen tagen / wirklich bestand hatte und nicht wie laub / von den bäumen fiel fällt nicht schwer / ganz leicht es sind nur die paar momente / die vergessenen das...

eisengrau stürzt die dämmerung hinab. / das ist die stunde, sechzehn uhr, / wo das dorf die hässliche fratze des winters anzieht. / dunst steigt aus der erde und aus allen wolken / fallen tücher aus unsichtbarem regen. / die alten...

hier stehen abends und nachts weiße teller mit nudelsalatresten herum, / die soße gerinnt und fliegen fressen die noch flüssigen reste, es ist immer / irgendwie die angst vor dem abend, der blind hinter den säuberlich aneinander gereihten ...

saßen wir beieinander, sie legte / mir nahe, zu diesem lästigen Weihnachtsessen / nicht zu gehen, überlege, / wieviel Zeit man noch hat von / dem, was wir Leben nennen, dass schon weit / angebrochen, überlege, / was dir wichtig ist, nach dem...

Wir haben uns getrennt. Mist. / Muss immer wieder korrigieren. / Und immer wieder. / Darüber Gedichte schreiben. / Die Sau die durch das Dorf des Lebens getrieben wird. / Weiß nicht warum. / Beim R in der Tastatur. / Hat sich ein Brotkrümel...

faszinierend / so commander spock / mit seinen schlitzohren analysierend / wie eine ehe / nach fast dreißig jahren / in den arsch gehen kann / der hat es gut / ausgekoppelt / aus irgendwelchen mehrdimensionalen zeitkontinuum / der hat...

seine große liebe / wohnte im lande der klicks / ganz weit hinten / in den gegenden / ohne baum und gras / ohne teiche / und auen / zwischen kabeln / und abgerissenen / nervenfasern / dort / wo die sonne / vertrocknete / wie eine...

spät nachts / wenn die leere / von allen seiten quillt / wie im roman von celine / als wäre man selbst / auf der reise ans ende der nacht / glotzt man wie ein nekrophiler / das zweitligaspiel am samstagabend / zwischen dem ksc und...

der sommer im dorf: / die aus der kinderhand gefallene waffel mit erdbeereis / liegt augustlang auf dem trottoir, / staub, alte frauen, stroh, / das ein glühender wind aus den äckern nimmt, / mittags stirbt die welt / zwischen eins und...

Ein Tag im Sommer kommt / und die Plagegeister des Vorjahres / tummeln sich wieder auf den Kaffeetassen. / Kleine schwarze Hubschrauber / die lautlos das Mittagssonnenlicht zerschneiden / dein Handgelenk als Landeplatz / Und nach einem...

an späten Nachmittagen / steuern Busse träumend / gegen blinde Himmel / es versiegen die Stimmen der Vögel / einstweilen / verschwinden hin in ferne Wälder / der Osten reicht dem Westen die Hand / und schmiegt Wange an Wange / das Chaos an...

neben / der adretten bänkerin / die auch noch joggt / große brüste / ein großes herz / gute weiße zähne / ein herz für kinder / eine einwandfreie vita / humor / und alles / alles / alles andere / hat / dürfen wir nicht...

durch eine nacht zu fahren, eine sommernacht / eine herbstnacht, eine winternacht mit gefrorenen äckern, / sternen eiskalt an einem grauen himmel, eine fahrt / vielleicht außerhalb des lebens, eine ganze nacht lang, / ohne einen abend zuvor...

fast einzuschlafen in diesem wartezimmer / die augen geschlossen und im halbdämmer / den spiegel in die grube des gedächtnisses drehen, / die sequenzen aus der tiefe zerren: 1971, / dort zwischen den gartenwegen die alte oma / und die...

Denke ich zurück, denke ich, / es war ein wirklich gutes Jahr, / keine Beben im Frühjahr. / Und auch der Herbst war milde / wie in den Gedichten Trakls. / Geblieben sind die Handvoll Tage, / von der Erinnerung gestreift / und nicht...

eine liebe, die veraltet ist, wund / und doch vernarbt, vielleicht keine liebe, / meer, das sie hinwegträgt / wie einen kleinen stöpsel, der auf hoher / see ganz munter auf- und niederhüpft, / leichtigkeit und gaukelei, zwei geschwister ...

ein / zwei / Gläser / wein / pizza / aus dem eisfach / tomaten / und / knoblauch / und / salami / noch / dazu / vater / im / krankenhaus / aus dem / er nicht / mehr hinauskommt / aus dem er nicht mehr hinauskommt / livin`in the blues /...

ein großes dunkles auge / wie ein mond aus schwarzem Wasser / der sich in das erdinnere schmiegt / und tiefen aus schlamm und laub durchbricht / weit unten lumineszenz / fremde feuer und blitze / aus mondlicht und gaukeleien / schlaf und...

Zwischen den Stürmen / und Windstillen / gleite ich im Labyrinth der Gestade. / Der blaue Himmel / streichelt mich wie ein Kind. / Die Tiefe unterhalb / birgt gute Wesen. / Ich bin allein in meinem stillen Glück. / Doch einstweilen / ist kein...

das bruchstück des tages / segelt durch die stunden / der nachmittag ist flutend nass / im wasser schwimmen staudammfetzen / hinter den fensterscheiben des cafes / die blind sind aus wassermilch / sitzt nicht die frau des lebens /...

Als du das damals machtest, weil du nicht mehr konntest, / brachen die Finanzmärkte ein / und die Telefone funktionierten nicht mehr, / der Strom fiel aus und Schnee fiel im Mai. / Schlimmer war, / die Vögel hielten ein im Flug. / Und das...

es ist als spielte jemand ein stilles lied / ein stilles lied auf einem alten spinett / in fernen räumen die ganz nah erscheinen / derweil der regen und der nebel schauern / und mit ihm die vögel gegen den wind / als trieben sie hin in die...

unsere liebe war ein kleiner vogel / wir streichelten ihn zu tode / dann fiel er uns aus der hand / wir hoben ihn auf und er wurde zum stein / ich warf ihn weit in den himmel hinein / auf das er endlich wieder flöge / mein blick begleitete...

fix und fertig / nach fast sechzig jahren / in einer badewanne / mit zu heißem wasser / liege ich wie ein uralter fötus / und lese thomas hardy / tess von d‘ urbervilles / und lausche den amseln und tauben / ihre märzlieder / fallen...

ein kirchturm wie daheim, / in einer anderen farbe, und tauben / ganz ohne geräusch, als sei ihr gurren / unhörbar, fremden ohren verschlossen, / der wind fährt mir unter die jacke, / hinter einer kurve eine überraschung, / eine...

es ist die lust den alten tag / wie einen gebrauchten socken / noch einmal umzustülpen wie / einen versteckten morgen der mit / glücklichem schlummer den bahnweg / hochschlendert der mond / steht weiß und groß und blass / wie ein...

die sonnenblumen bleiben gelb / auch wenn der schwarze wind / das laken zwischen uns wirft / und wir erzählen uns unsere bekannten geschichten / wie geschwister / abends / vor dem einschlafen / im sommer / von einem zum anderen zimmer / wir...

unser altes backhaus / nebenan der melkstall / eine werkbank / und der waschkessel / petroleumduft / ein rostiger herd / in jedem winter / verlor hier 1 schwein / sein leben / und wurde zu blut- und leberwurst / eine brüchige kommode /...

kaum ist das haus verlassen / der rasen, die garage / der vorgarten / schlüpft gras empor / netze an dachrinnen / an fenstern / mit starren rollladen / ein herz hört auf / den takt zu schlagen / irgendwann wuchert gras / ins haus hinein / in...

Der Marktplatz: / ein verzauberter Brunnen / aus vergessener Zeit. / Sonntagmorgen / in weißen Hemden / bei Orgelspiel / und Andacht. / Jahrhunderte lang. / Die Hauptstraße in schneeweißem Licht. / Alle Wege führen hinaus in die...

was schert sich der zerfledderte garten, das moos, / das auf den pflaumenbäumen im hellen nachmittagslicht / glänzt, wie ein kleiner glitzernder regenwald nach dem regen / im februar, was schert und kümmert es sich um den takt der ampeln, ...

deine blüten wie schwämme: / kleine galaxienhaufen / in deinem strotzend grünen / blätteruniversum, die blüten hell, / niemals ein weiß und auch kein gelb, / sagte ich sehr helle honigbutter / lachtest du mich aus. / deine früchte...

Dienstags um zwei / ist Andacht . / Gott schüttet / Sonnenlicht / an diesem Septembertag / in den Raum, / der hell ist / und still. / Nur das Gemurmel der Alten, / die Augen sanft und trübe / wie traurige Tiere / in ein Innen / oder...

zugeknöpft die kleine stadt / und noch kleiner als zuvor / jetzt am ende des sommers / ist sie gelb wie honig und sand / sie verwischt wie der wenige regen / auf dem staubigen feldweg / und auch zugeknöpft die fenster / mit hinabgelassenen...

Es ist zu heiß um schlafen zu können. / Die Schokolade auf dem Tisch im Wohnzimmer / ist flüssig geworden und ein langer Fluss Lava / ergießt sich in eine neue tropische Kleinstadtnacht. / Draußen auf dem Marktplatz geht es bis...

In den guten Stunden / werden die Katastrophen / zu kleinen Wassertropfen / und Rinnsalen; ihr Weg / führt von mir fort. / Sie versiegen in meinem Rücken. / In den guten Stunden / rieche ich wieder diesen Aprilregen / und ich schlendere / mutig...

nach mitternacht noch / schwirren / worte und gelächter / wie selige motten / um die häuserblöcke / auf dem rahmen / des gekippten fensters / sitzt der mond / die sterne wandern / eine karawane gen westen / der lange tag / wogt unsichtbar /...

In der Küche meiner Kindheit / glitt die Welt an frühen Nachmittagen / in ein Land aus Stille. / Und goldenes Septemberlicht / in den Fensterscheiben / brach. / Letzte Schwaden Zigarrenrauchs / schwebten wie geisterhafte Tücher. / Der...

in meinen gedichten schreibe ich von den brötchenkrümeln / auf der fußmatte in meinem neun jahre alten wagen, / von den wollmäusen und der staubschicht auf den armaturen, / die im sonnenlicht wie eine pelzige haut glänzt und schön ist, ...

in tiefer nacht / in den kleinen dörfern dieser welt / erstarrt die stunde / vielleicht ein fenster / das für sekunden aufleuchtet / eine katze / die gen morgen schreit / mondlicht / aus dem letzten jahrhundert / das über schindeln...

Die Tage verharren in der Waage, es ist, als ob / die Stunden kurz stockten, bevor die Minuten / Richtung Oktober rieseln und zu Stunden werden, / langen schweren Stunden, die in wildem Sturm / wie dunkle Früchte reifen. Noch ist nichts /...

das leben ist nicht so schlimm / und so erbärmlich / wie es scheint / dachte sich karl heinz / am ende seiner ehe / nach sechsundzwanzig jahren / das herz war zerplatzt / war nicht zerplatzt / denn alles vernarbt / und zwei jahre...

im spätherbst im februar noch im märz / stand der alte mann auf seiner terrasse im parterre / und rauchte und hustete immerzu / ich sah wie er schwer atmete und keuchte / wie ein tier nach langer hatz / und sein husten erfüllte den...

Wie bei Benns daheim / hingen auch bei uns keine Gainsboroughs, / auch bei uns ein amusisches Gedankenleben, / sieht man einmal von Heidi Kabel und dem Ohnsorg-Theater / und dem Bild mit der Berglandschaft im rosa Abendlicht ab, / das...