Alle 711 Texte von GastIltis

Ich falte meine Seele / wie ein Blatt Briefpapier. / Am Ende wird’s ein Flieger, / den sende ich zu dir. / Drauf schreib ich ein paar Zeilen / ganz ohne Sinn und Zweck. / Das weiß ich. Doch indessen / trägt sie der Wind längst weg. /...

Ich grüße alle, die mich mögen. / Und alle andern bitte auch. / An einem Tag wie diesem drögen / kommen die Grüße aus dem Bauch. / Wär dieser Tag ein wenig milder, / dann grüßte ich mit viel Gefühl. / Vielleicht auch...

Ich hab dich auf Rosen gebettet. Es ging um Leben und Tod. Ich habe dein Hiersein gerettet. Und gab vom täglichen Brot. Du musstest dich überwinden. Hab dich auf den Kopf gestellt. Wer sucht, der wird etwas finden. Das ist der Wahlspruch der...

ich habe nichts / und davon gebe ich / die hälfte dir / zu treuen händen / du wirst dich freuen / und sie so für mich / verwenden / dass ich zufrieden / bin mit dir / und angesichts / der fähigkeit / dir blindlings / zu vertrauen ...

Ich zweifle an der Abendsonne und zweifle auch am Abendrot. Bei allen Zweifeln voller Wonne vergesse ich mein Abendbrot. Ich fühl ein Schwanken auf den Wellen und schwanke auch mit meinem Boot. Im Auf- und Ab- und Niederschwellen bin ich schon...

Die Muse hat mit ihrem Fächer, vielleicht auch einer sanften Schwinge, dem Duft des Weines aus dem Becher, der wie in Weben sich verfinge, versucht, mich schwebend zu berühren. Ach, wär ich nicht am falschen Orte, an öder Stätte blinder...

Ich seh des Winters Rosengarten, des Frühlings eisverhangnen Glanz. Kann auf die Träume nicht mehr warten, ersehnen kaum der Nymphen Tanz. Der Herbst lässt noch den Sommer grüßen. Ich liebe ihn, bis ich vergeh. Er lässt mich alle Freuden...

Ich kann sie alle nicht und leiden sowieso. Seh ich mal kein Gesicht, dann bin ich beinah froh. Es wäre schon genug und reichte völlig aus, wär manches Mal der Spuk für immer außer Haus. Dabei bin ich an sich so gut wie neben bei, das heißt...

Ich liebe Ampeln ohne Wege. / Und alles brennt zu seiner Zeit. / Da braucht der Staat doch Geld zur Pflege. / Na und? Für ihn ne Kleinigkeit. / Ich gehe niemals nur im Bogen. / Und warum nicht? Na, sieh doch hin. / Es führt mein Weg mich...

Ich liebe sie, die tiefen Töne - so tief, dass sie sich selbst nicht hören - und den Gesang von Infrachören. Man ahnt im Takt der Zaubertrommel den Ruf der einsam fernen Dommel, nur achtfach tiefer, zehnfach weiter, das Ungehörte klingt...

Ich wandre durch den Park der Grotten und stelle fest, mir geht es gut. Bin unempfindlich, hartgesotten, item, es fehlt mir nicht der Mut, mich dort im Park zu amüsieren, bei Lampions im Dämmerschein, mit Feen und Elfen zu spazieren, um...

Ich höre dich und schwöre dir, / du bist nur ein Amöbentier. / Und wenn ich dich betöre, / dann zahle ich zwei Öre. / Die Öre gibt’s auf Krankenschein / von meinem Doktor Frankenstein. / Den lös ich nicht in Frankreich, nein, /...

Im Abendschein am Meeresstrand / Bei all dem angeschwemmten Tand, / Da lagen sie und sind jetzt tot. / Sie lachten noch im Morgenrot / Und gingen immer Hand in Hand. / Zwei Muscheln als ihr letztes Pfand / Sind zugeweht vom Dünensand. / Sie...

Im Herbst verliert ihr den Charakter. Der sommerwilde Tanz wird fad. Nützt dem Galan denn sein gelackter, doch abgewetzter Sonntagsstaat? Ein jeder Tangoschritt wirkt trister, dein Antlitz, Fee, erscheint gegerbt, im Abgang seid ihr...

Im Himmel ist Jahrmarkt. / Da werden verschleudert, / die Sterne, Materie, / der Raum und die Zeit. / Die Kuh auf dem Dach / und die Weite, die Ferne, / das Präsens (zweimal) / und die Mutmaßlichkeit. / Das Jüngste Gericht / und ein...

(nach einer Zeile von Friedrich Hölderlins„Andenken“) Im Hofe wächst ein Feigenbaum.Zum Saitenspiel lass uns mit Tänzenden goldgefärbten Liebestraumverwandeln und mit Feigenkränzen entschlummern und verspielt im Reigen,im Zauber wiegen,...

Die Stille legt sich ums Gemüt sie schwebt über den Wassern Ein Stein der zu den Sternen fliegt bewegt sich durch den Äther Die Dunkelheit zieht alles ein an Schmerzen Lichtern Wolken Die Sorgfalt und der Mondenschein erscheinen viel viel später

Im Schweiße, der uns vom Rücken läuft, nichts ist im Angesicht verblieben, werden die Sünden der Väter ersäuft. So steht es im Buch Asamoah geschrieben. Vom Brot, gebacken von den Alten, haben wir uns mit den Krumen gestärkt, aus heiligen...

Die Nacht beginnt am schwarzen Brett. Da steht in schwarzen Lettern fett, es wird ab jetzt die Finsternis, wo es andauernd düster is', als Standardvariante Sicht, statt des Gesamtverbrauchs an Licht zuerst zur Probe, also schwarz, in...

An der Küste lebt der Küster. Küster oder Küster nicht, tut trotz heimlichem Geflüster täglich sorgsam seine Pflicht. Einesteils tritt er als Tröster oft bei Witwen auf den Plan. Oder als vom Kreuz erlöster Heiliger Sankt Scharlatan....

Wer träumt, es wäre Augenschein, den holen bald die Träume ein. Wer denkt, er sei ein Hirngespinst, den wundert, dass sein Nachbar grinst. Erkennt er früh sein Spiegelbild, verlief die Nacht wohl nicht sehr wild. Wer glaubt, er wäre...

Der Unglückswurm, / wenn man ihn fragt, / springt nicht vom Turm, / weil man ihm sagt, / dass Treppensteigen, / genauso wie / das Spiel der Geigen, / geübt sein muss / bis zum Verdruss. / Und daran hapert’s, / kurz und knapp. /...

Der deutsche Staat, ein Staat von Arschtrompeten und von Grimassenschneidern, ich seh schwarz, in Flügelschuh geschnürte Hofpropheten und Beutelschneidern links und rechts vom Harz, der Staat, den wir als Klaustrophoben haben, (ins Vaterland,...

Irgendwann ist stets Semester, sagt der Bruder zu der Schwester, nur Ganoven und Banausen, außer Lücken oder Pausen. Alles kahl und angefressen, nichts gelernt, den Rest vergessen, immer abseits vom Geschehen, viel verpasst und nichts gesehen....

Die Nacht ist kalt und aus Beton, / der Wind zerknickt die Träume … / Er isst noch sein Aniscroissant / und denkt an Gottfried Seume. / Warum? Das weiß er selber nicht. / Da reißt es ihn vom Hocker. / Am Tresen schlägt er aufs...

Träumst vom Trost bei einer Hexe, / findest morgens früh um sechse / dich in einer Gegend wieder, / die gar keine Gegend ist, / murmelst zweifelnd leise Mist! / Suchst in Disteln, Wasserlilien, / deine letzten Utensilien, / die famose...

Wie er so durch die Türe schreitet, von dieser schönen Frau begleitet, siehts ganz so aus, als wär es ich. Wie er dann ein Getränk bestellt, für sich und diese Frau von Welt, da scheint es fast, als wärs für uns. Und wie er vor ihr...

Kommt der Huckleberry Schwede, zeigen Fraun, und zwar fast jede, meist ihr schönstes Wetterleuchten, und die Augen, die oft feuchten, wo sonst zaghaft Tränen fließen, eignen sich zum Blumengießen. Dann die Straßen, Wege, Gassen können all...

Ein jeder Traum ist eine Reise aufs blaue, Schwarze, Weiße Meer, wo du und ich ganz leise, leise, auf Wellen schaukeln hin und her, in Tänzen uns in andern Sphären durch Blumen winden ohne Zahl, wo Sterne flimmernd uns beehren, als reisten wir...

Ein jeder Wind hat seine Reise / und jeder Regen seinen Fluss, / die Nachtigall singt ihre Weise, / dass uns der Atem stocken muss. / Es sind der Ewigkeit Geschenke, / gedämpft vom Raunen ferner Flur, / die Meereswesen, Muschelbänke, /...

(ganz frei nach Christian Morgenstern) Zum Frühstück gibt es Größenwahn, zu Mittag Euphorie, Der Kaffee bietet Kickelhahn, das Nachtmahl Kikrikie. Das morgendliche Standgericht, es legt sich aufs Gemüt. Man ruht sich aus und übt Verzicht....

Jetzt trinke ich mit meinen Augen den Wein, die Schönheit und das Glück. Wenn zwei von dreien etwas taugen, behalt ich einen Teil zurück. Es ist die Schönheit. Sie verbindet das Glück mit dir und mir. Vielleicht! Bis uns ein Glockenschlag...

Jubel vor der Mitteltafel / (Angebot an Volker Wissing) / Brennt ganz hoch an einer Ampe / straßenseits die grüne Lampe, / geht und fährt und rennt man los / und der Drang ist riesengroß. / Kommt doch mittig noch das Rundbild, /...

Haste, sage ick ßu Ede, / nich für mir noch een Kassiba? / Ick hab zweje, doch für beede / is een dritta ßu mir lieba. / Fragt mir Ede: Für Penunze, / oder schreibste noch wat Flinket? / Nee, sach ick, nich eene Unze, / 'k...

war das dort an jenem Weiher lagen wir nicht dicht am Rand und mit einem flotten Zweier setzten wir die Welt in Brand richteten das Land zugrunde mit den Tanz auf dem Vulkan achteten nicht Zeit noch Stunde waren niemand untertan lebten unsre Lust...

Das Jahr. Es ist nun fast zu Ende. Na und? Ich stehe da als ob. Ich stehe da. Und leere Hände, sie recken sich … noch nicht … halt stopp! Ich stecke sie, jawohl ich stecke die Hände in die Taschen rein. Dann gehe ich um jene Ecke, halt, es...

Der Mensch sehnt sich als Erdenwurm / nach lodernd schönen Flammen. / Erobert er sie sich im Sturm, / dann braust etwas zusammen. / Indes, geht er als Tatzelwurm / mit glühend heißem Odem / und Feuerschlund zum Hungerturm, / gibt es...

Kennst du das alte Seelenrauschen? / Du sitzt am Meer, starrst vor dich hin. / Das Meer liegt wie ein Brett. Dein Lauschen / hat für euch beide keinen Sinn. / Das Meer ist nichts als glatte Ferne, / dahin geblättert wie Asphalt. / Es...

Am Strand von OberamMeergau / ist jeder Seeblick himmelblau. / Am Pier hat jeder eingeschifft, / und was die Schiffe anbetrifft, / sie liegen alle längs vertäut. / Zur Seefahrt, ward uns eingebläut, / ob sie Kiel unter oder aber über, ...

Kleine Bö, sei mir nicht böse, lupf doch dort, wo nichts darunter. Spiel das Spiel, das amouröse, wo es wilder wird und bunter. Du bist Blüte, ich der Schwärmer, milde bin ich, würdevoller, werde reicher, manchmal ärmer, farbenfroher,...

Schnell stellt sich ein Unglück ein. / Doch es kann auch Dummheit sein. / Denn wirst du erst zum Patienten, / kann dein Leben ganz schnell enden. / Gesundheit ist ein hohes Gut. / Verhängnisvoll ist Übermut. / So schnell kannst du gar...

Warten schon die alten Tanten auf den Chor der Masturbanten, die in bunt geschmücktem Reigen bisher im Profil sich zeigen. Eh sie sich nach vorne wenden, fassen sie sich an den Enden, stehn dann vor dem Nymphenbrunnen. Alle Blicke gehn nach...

Im Frühlicht schwirrst du als Libelle geleitet von Auroras Glanz. Die Nacht ist deines Lebens Quelle. Ach Jungfer, lass von diesem Tanz. Du streifst die unbekannte Ferne, bestaunt, verfolgt wie ein Komet. Die Sterne sind es, nur die Sterne. Sie...

Lass dich einmal noch verfönen, / eh der Strompreis explodiert, / der die Welt mit lautem Stöhnen / in das Jenseits transportiert. / Lass ein Sonnenbad uns nehmen, / eh ein Schatten auf uns fällt, / und wir uns der Blößen schämen /...

Lass uns in deinem Schatten ruhn, / du Lebensbaum der Zuversicht. / Die Nacht wird wandeln und wir tun, / als wüssten wir es nicht. / Deck uns mit deinen Zweigen zu, / der Wind weht kalt herab von Nord. / Erschöpft sind wir trotz aller...

Es stürzte sich der Heil'ge Vater / auf dem Vulkan in einen Krater, / um allen Menschen zu beweisen, / lasst ab von dem gewachsnen Eisen. / Nach Beichte dann und dem Gebet, da / hob er ab vom Rand des Ätna. / Die Welt verfiel in...

Irrte ich auf Meeres Wogen, / einsam suchend deinen Strand, / warfen Wellenberge, zogen / Ströme weit mich fort vom Land. / Und mit tosend schwarzem Schauer / ward der Sturmwind zum Orkan, / und es fiel mein Herz in Trauer, / spürte...

Mit Verboten lasst uns Meere und mit Booten Leere queren. Lasst mit Quoten uns vermehren und die Brotvermehrung lehren. Wolln Idioten uns bekehren, lasst uns wehren, lasst uns wehren. Lasst Verkehrtes uns entbehren, uns nicht um das Schwere...

Liebe ist, wenn zwei sich mögen. Oder auch von Anbeginn. Andre sagen das mit drögen Worten ohne Hintersinn. Oft indes hält man dagegen, Liebe macht auf Wiesen krank. Manche wolln was unterlegen, fahren dann bis Brieselang. Meistens reden sie...

Lieber Gott, wenn ich dich bitte, ob du mir jetzt jede Dritte, die mir auf dem Weg begegnet, überlässt, falls es nicht regnet oder schneit und sie bescheiden und auch sonst sehr gut zu leiden ist und bleibt und überhaupt, wie, das sei zu hoch...