Die Favoriten von tulpenrot

im haus gegenüber dunkelt das letzte fenster was bleibt ist meine straße diffus im laternenlicht dazu ganz vereinzelt graue schatten

Die Alte war mir schon die ganze Zeit über ein Dorn im Auge. Stand nur im Weg rum, rempelte mich ständig versehentlich an und hatte dabei auch ihre Gliedmaßen, die wiederholt mit den verschiedensten Regionen meines Körpers kollidierten, nicht...

Francesca spricht kein Wort. Francesca sitzt mir gegenüber, den Kopf auf die Hand gestützt, und spricht kein Wort. Francesca, denke ich, nun sprich doch mal ein Wort!, und natürlich spricht Francesca daraufhin erst recht kein Wort....

Der Tango ist nun fast zu Ende, das Licht wird langsam altersschwach. Die Traurigkeit hat kalte Hände, und wer nicht schlafen kann, bleibt wach. Man fühlt, doch was sind schon Gefühle? Nur Trauer als gespielter Schein. Die Schwüle weicht der...

Er sollte wirklich eine Auszeit nehmen, der greise Griesgram grummelt Graupelschauer, spuckt Schnee und Eis, ist aber nur noch Schemen von einst, besieht man sich den Typ genauer. Der greise Griesgram grummelt Graupelschauer, die Sonne leckt am...

Im Hauptbahnhof, zwischen Blumen Fricke und Rewe to Go, haben sie fest gemacht. Merkwürdig erstarrt neben ihren Flaschen, still starrend, auf den Boden gesackt: Bodensatz einer hoch, viel zu hoch drehenden Welt.

Geht ein Nebeltag ums Haus - atmet ein und atmet aus fließen seines Atems Spuren in die Landschaft wie Lemuren geistern Ängste drin dir eigen und nicht eine will sich zeigen nur ein Ahnen nur ein Spüren tief im Brustkorb den sie schnüren

lichtscheu, unter zäher kleistermasse, ziehn sich straßen, dösen häuser, teilen nasse giebeldächer regenschnurgardinen. all die leute, die zur arbeit müssen, drängen dicht an dicht wie ölsardinen in den bus. zwei regenmäntel küssen sich...

trübe schleierblicke und kamillentee worte auf schwarz umrandetem papier blättert trost losigkeit und ungestilltes verlangen nach einem zeichen für glück und wie es wieder kommt und platz nimmt mit gesenktem blick

Bei jedem der Familienfeste war sie die dünnste Frau im Raum, ein schmaler Strich im Kreis der Gäste, tapetenblass, man sah sie kaum. Nur wenn sie dann das Festmahl sah, vergaß sie alle Etikette, es riss sie hoch vom Stuhl, sie schrie: Das...

Love is like a butterfly which you cannot catch, if you sit down quietly it may come to you. NATHANIEL HAWTHORNE / »Wollen wir? / «, fragte ich, und griff nach dem Autoschlüssel. Auf dem Weg zur Haustür drückte ich auf einen Knopf, woraufhin...

„Friedhöfe gelten bekanntlich als Orte der friedvollen Stille, was gewiss nur daran liegt, dass wir den Toten vor dem Begräbnis die Stimmbänder abklemmen“, erzählt mir ein befreundeter Bestatter vor einem Uhrengeschäft in Charlottenburg....

Was bist du, bist du etwa Sprache, bist Haus du, Flur, Verrücktheit, Sein, Kultur, Vertrautheit, Lichtung, Brache, nein, bist du nicht. Du bist das Nein! Das Nein zur Liebe und zum Leben, zum Guten und zu dem, was ist, das Nein zum Nehmen und...

ich leg mich unter den winter wärme mich an deinen wurzeln bis nach :her z

Als Anneke mich verlassen hatte, fand ich am Mittag drauf einen dieser kleinen Kakteen im Tontopf vor meiner Haustür. Dazu einen Zettel mit den Worten: Denk mal drüber nach! und: ~ adieu ~ Anneke hatte schon immer einen Hang zur dramatischen...

Kopfgedankenkrieger gewoben aus Angstblindfäden marschieren laut und lauter rücken dicht und dichter stürmen wild und wilder tosen nah und näher bohren sich in meine Gegenwart knüpfen bleierne Netze in meinem Kopf Hals Bauch schnüren fest...

Ganz plötzlich hat das Dasein einen Plan so manches Lebewesen fühlt sich kühner zum Beispiel auf dem Mist - der stolze Hahn beflattert pausenlos die zwanzig Hühner Auch Katz und Kater halten viel vom Mauzen sie tun es lustvoll eine ganze...

Die Beerendolden hängen schwarz und reif, am Holderbusch, dort zwischen Schlehenhecken. In Stoppelackerhalmen, gelb und steif, ist reichlich Körnerfutter zu entdecken. Des Apfelbaumes reiche, schwere Tracht hat seine Zweige tief hinab gebogen....

Endet nicht, wenn alles endet, auch die Zeit, die wir verbracht, blendet nicht, wenn sie schon blendet, uns die Sonne heute Nacht, ist, was weicht und webt und windet, bleicht und schwebt im Morgenrot, und das aus dem Herzen schwindet, schwinden...

Sie hatte viele Formen. An manchen Tagen war sie eine Umarmung, an anderen ein tritt in den Arsch. Oder ein Teller Fischstäbchen mit Kartoffelbrei. Manchmal war sie Kontrollsucht. Manchmal war sie Vertrauen. Doch eine ihrer Formen bewahrte sie...

Warum ein Puzzlestück sein, das passt, fragst du, und ich ziehe die Kapuze über und ändere meine Form. Ob ich mich an eine andere Stelle lege, willst du wissen. Ich zucke mit den Schultern und lehne mich ganz dicht an dieses Fenster, als...

Ich habe ein Gedicht gedacht, es nur nicht zu Papier gebracht. Es blitzte blau und roch nach Wiese, klang wie das Sausen sanfter Brise. Entfloh des nachts auf Traumes Schwingen. Wer's findet, mag's mir wiederbringen.

Jeden Tag von sieben bis vier. Kommst abgekämpft nach Hause. „Nur eine kleine Pause, Mama. Wir haben soviel auf!“ Stundenlanges abhören von Fakten, Vokabeln, Geschichte. Für Kreativität, Gedichte und Ausruhen keine Zeit. Ist wohl die...

Unschlüssig glitt sein Finger über die schmalen Rücken der Plattencover. Er suchte, wusste aber selbst noch nicht genau wonach, kein bestimmtes Lied, keinen Welthit aus irgendeinem Jahr, keinen Supersong der die Charts monatelang angeführt...

In den Straßen, in den Gassen wuselt was in Wiesel-Art, so als könnt es was verpassen, wenn es mit den Kräften spart. Hier ein Teilchen, dort ein Stückchen, davon viel und hiervon mehr. Mal ein Pröbchen, mal ein Schlückchen, weiter, weiter,...

Und plötzlich standest du mit einem Strauß strahlend gelber Schlüsselreize vor meiner Herzkammertür, nahmst ungefragt Platz in meinem blühenden Mohnzimmer und strichst die Scheidewand vergissmeinnicht.

Ganz unvermittelt tobt ein Wind als Stoß, zerrt rücksichtslos das Laub aus grünen Kronen, dringt dorthin, wo die schwarzen Schatten wohnen. Er legt Geflechte dürrer Äste bloß. So bricht er an, der Tag, der immer...

Noch hört man sie schreien. Mutters Schreie waren immer bis zum dritten Haus links an der kleinen Kreuzung zu hören. Das sah ich den Schuberts an, wenn ich mit dem Rad an ihrem Garten vorbei fuhr. Als wären ihre Gesichter irgendwie mit dem...

Es war seine Bank, seit sie eines Tages plötzlich nicht mehr da stand, wo er sie am Vortag verlassen hatte. Daraufhin hatte er sich geradewegs zum Büro der Friedhofsverwaltung begeben und sich nach dem Verbleib erkundigt. Alt und marode sei sie...

Ich nehme meine Verse locker, die leichten, und die ernsten schwer. Doch haun sie mich nicht mehr vom Hocker, dann lese ich sie einfach quer. Das ist genau wie mit dem Lieben, dem Dulden, Leiden und dem Hassen, die mich dereinst geliebt, die...

Wie’n Mond, der aufgegangen, ist ein Gedicht. Schon prangen darum die Sternlein, hell und klar. Zum Dichterhimmel steiget ein Jauchzen. Wie sich zeiget, scheint dieses Werk heut wunderbar. Der roten Sterne Fülle macht den vor Freude knülle,...

Diese gottverdammte Hitze brennt erbarmungslos, ich schwitze und es suppt aus allen Poren, tropft vom Kinn und von den Ohren, quillt aus jeder Körperritze, aber das ist nur die Spitze meines Schweißbergs, innen drinnen steckt noch mehr – ich...

Durch die Felder gehend im Regen unter einem schwarzgelben Himmel sprachen wir von Rilke, sangen seine Elegien. Der weiße Bart der fliegenden Nebel umwehte dein schwarzes Haar. Da träumte ich die Farben deiner Iris, sie waren tiefer Schlaf. Das...

als Frauen noch wie Blüten verhandelbar gewesen sind, die lüsternen mit Hüten, die offenen wie du, mein Kind, als Frauen noch wie Blumen verwandelbar gewesen sind, das farbliche Volumen zerzaust, zerrupft, verweht vom Wind, als Frauen noch wie...

Dezember haucht das letzte Jahr-Wort auf so stille Winter-Welt, treibt die wilde Flockenherde dicht gedrängt ins weite Feld. Wie verlassen liegt das Dorf heut, ruhig schläft umringt der See, einsam ragt der Kirchturmzipfel, weiß...

Montags hat sie Therapie dienstags auswärtige Pflichten mittwochs ruft die Galerie sie macht Bilder ich Geschichten Manchmal steckt sie Kerzen an und blickt stundenlang ins Licht weint in meinem Arm still dann so als gäbe es mich nicht Oder sie...

Schwerin, Marienplatz. Von Straßenbahnschienen durchfurcht. Moderne Gebäude ohne Namen. Ich habe Sehnsucht nach der Altstadt, auch wegen der Geruhsamkeit der Menschen dort. Auf dem Marienplatz herrscht eher aufgeregte Geschäftigkeit. Das...

Du färbst die Blätter und kelterst den Wein, verzauberst die Welt mit goldenem Schein. Doch während Poeten die Schönheit preisen, willst du das Wesen der Dinge beweisen. Du bläst in die Blumen und rüttelst die Bäume, verwehst die Blätter,...

In meinem Kopf tobt ein Gewitter aus Geistesblitz-Gedankensplitter. Die wüten bis die Funken sprühen und sämtliche Synapsen glühen. Kann ich vor Schöpfertum kaum schlafen, träum ich von Dialektographen, das sind komplexe Instrumente zur...

verspätet öffnet der morgen schleppt in schweren kisten sein tagesangebot vor die tür wartet lustlos auf kundschaft die angepriesene frische nehm ich ihm nicht ganz ab dennoch greif ich mir eine handvoll erbsen - ungezählt - (kaffeebohnen...

An allen Tagen, die dir dunkel drohn, fänd ich für dich gern glücklichere Stunden und nur dein Lächeln wär mir Finderlohn. Ich steh dir bei, ich lass dich nicht allein, dein Herz soll keine Abstellkammer sein für...

Was würde anders sein, wenn du verstündest, dass ich ganz heimlich ganz zerrissen bin? Mein Herz ist keine Frohnatur, was findest du darin, sobald du mich mit etwas Zeit ergründest? Wie würdest du mich sehen, wenn du...

Es sollte diese Tage nicht mehr geben, ihr seid mir beinah ferner als der Mond und eine leise Traurigkeit bewohnt unkündbar mein gesamtes Innenleben. Da ist kein Glück, das mich von ihr befreit. Es sollte diese Tage nicht mehr geben,...

Kleine Freuden (im Café am Corso), Prosavers (Corso = belebte Straße, Straßenring) Das Jahrhunderthoch, inmitten der Stadt, macht uns zu Pilgern. In Korbstühlen lehnen bequem Halsknopfoffene mit breiten Ketten, neben rückenfreien,...

Der Schnee war so weiß, dass ich deine Musik nicht verstand. Im Frühjahr wollte ich über die Kreuzung gehen, doch du hast mich nicht zu Wort kommen lassen. Im Sommer fielen die Sterne ins Meer, und du warst mir fremd. . Dann...

auf landkarten folge ich immer dem salamander gehe an flüssen entlang über metallzungen ins land der lemuren wildgänserufen nach meine geographie ist die eines seufzers meine kompassnadel zeigt nach hause nur ein gebirge trennt mich noch von...

Du als ich heute Morgen aufwachte du wirst es nicht glauben aber ich hatte die Farbe deiner Augen vergessen den Schwung deiner Nase das Weich deiner Lippen den Duft deiner Haut das Keck deiner Luftschlösser den Zauber deiner Wege die Launen...

I. Unten in der Stadt Graffiti prangen schier an jeder Wand. Die sind zwar hässlich, deshalb aber prägend für diese ehedem passable Gegend. Nun bin ich wohl der einzige Passant im Randbezirk, den das Regime vergaß. Vorm ersten Eingang lungert...

Von heut an werden unsre Wege schmaler Bedächtig wollen wir die Schritte wählen Vorbei die Zeit zu messen und zu zählen Uns fliehn die Farben - diese Welt wird fahler . Reich mir die Hand wie in den alten Tagen Lass uns noch einmal längst...

Die Schale meines Lebens scheint ein Sieb Ich seh die Tage schon die Stunden schwinden Bald wird die Suche enden Sinn zu finden Und was bleibt dann von allem was ich schrieb . Was mir in mancher Nacht den Schlaf vertrieb Nur eitler Selbstbetrug...