Die Favoriten von GastIltis

Der Baum ist dekoriert. Ich will mich freuen. / So schlürf ich meinen Apfeltee mit Zimt / in Rum verrührt, damit die Seele glimmt / und um den Abend etwas aufzubläuen. / Ein Blick hinaus verinnerlicht: Es schneit / in meinem Kopf, zunächst in...

Die Mittagshitze flimmert. / Zikaden zirpen unermüdlich. / Der geschäftige Lärm Athens / schallt gedämpft / durch dichte Zypressen. / Leise plätschert der Brunnen. / Dem alten Epikur auf seiner Kline* / fallen die Wimpern zu. / Er träumt...

Enticht

»Schau doch, wie sich Sandy schleppt! / «, / nörgelt Opa recht bedrückt. / »Ist sie denn gehandicapt? / Ständig kauert sie gebückt. / Ihr Gesicht wirkt bleich und matt / und der Blick so leer und stur. / Ob sie keine Finger hat? / Sie...

verschließen die lippen / nicht unsere stimme geliebte / wie ein müdes klavier / das sich ausruht vom singen? / oder wie ein seltsam entrücktes / gesicht das welk wird unter der haut / wie braunes totholz / unter dem laub langer herbsttage? /...

Stromaufwärts, / an den Grenzen deiner Hügel / hast du mir Land geschenkt. / Sorgsam abgesteckt / das Feld der Bedeutungen. / Eine kleine Hütte baute ich dort, / schuf mir einen bunten Garten. / Doch bricht die Stille der Nacht an, /...

Lamm Etta, Lamm Etta, / nun lauf nicht von tannen - / du sollst in die Krippe. / Die rot-weißen Mannen, / die nüssen dich fangen, / sie werden nicht skerzen. / Ergib dich, sonst brichst du / zum Fest manche Herzen. / Dem Niko, dem...

Welch ein Monat, welch ein Wetter, / Wolken, Regen, Sonnenlicht. / Überall ein Haufen Blätter - / jedes Blatt / ein Herbstgedicht. / Sonne blinzelt, Winde pfeifen, / Wandrer, sieh aufs bunte Blatt. / Hast du Lust nicht eins zu greifen - ...

Hamm (Westf.) mit dem damals größten Rangierbahnhof Europas war im Zweiten Weltkrieg oft Ziel von Fliegerangriffen der Alliierten. Wir wohnten am Rande der Stadt und hinter meinem Elternhaus erstreckten sich Felder. Auf diesen gab es mehrere...

Der Smutje geht in die Kombüse, der Schiffbesatzung geht die Düse. Von Terroristen geht Gefahr aus, uns ältren Herren geht das Haar aus. Der Trunkenbold geht ziemlich schräg, man geht ihm besser aus dem Weg. Dass sie jetzt geht, das nimmt ihn...

Stürzt die Hoffnung sich von Felsen, greift die Zuversicht zum Strick, stecken Klöße in den Hälsen, lohnt ein frischer zweiter Blick: Darin fliegt die Hoffnung Drachen und die Zuversicht packt bloß für die Klettertour die Sachen. In der...

Was werde ich nicht alles machen, wenn ich erst mal gestorben bin! Mir kommen da schon tausend Sachen, die noch zu tun sind, in den Sinn. Der Tod entbindet mich von Pflichten, dann hab ich endlich Zeit am Stück zum Lesen, Faulenzen und Dichten...

1. Der spielende Mensch ist besonders kreativ. Aber es bleibt ein Privileg der Wohlhabenden, das Leben spielerisch zu meistern. 2. Der Mensch als Spielball des Schicksals ist unerschöpflicher Stoff für Tragödien. 3. Manchmal entscheiden sich...

Ein einziger Lichtstrahl, teilt das Dunkel, weitet mit einem Mal den Raum, in uns, um uns, Blicke berühren sich, erfahren einander. Deine Worte, wie Samen, deren tiefe Wurzeln, ich nicht ahne. Gerodetes Land brennt noch unter meinen müden...

Es hapert der Unendlichkeit an Allgemeinverständlichkeit, sie ist nicht leicht zu fassen. Wenn etwas ohne Ende ist, dann würde selbst ein Optimist, der nicht so schnell die Fahne hisst, nach angemessner Wartefrist die Lesung gern verlassen.

Mit meiner Ausländer-Visage Typ heimatloser Jude, Typ Balkan-Flüchtling, mit meinen langen Haaren, vom Wind in Rage Mit meinen weit gereisten Augen, die nach den letzten Träumen fragen, Ich, der ich kaum mehr zu träumen wage…. Die Fans des...

Als Werber für eine Frauenzeitschrift hatte ich den interessantesten Job als Schüler. Ich wurde bei der Anstellung mächtig über den Tisch gezogen, weil ich nur ein Drittel der üblichen Provision erhielt, aber am Ende überwogen doch die...

Es sind so viele Wissenslücken, mehr Löcher als solider Grund, nur Bruch in kleinen Einzelstücken und ab und zu ein Zufallsfund. Ich kenne weder Ibsens Dramen, noch den Geburtsort von Monet und auch die vierzehn, fünfzehn Namen der Jünger...

Vereinzelt zeigen Lokusse im Rasen erste Krokusse, auch mehren sich Indizien aufs Blühen von Forsythien und wenn erst Rhododendren verführn, vorbeizuschlendren, muss man auf mehr Kakteen erst gar nicht mehr bestehen. Die Mehrzahl dieser Arten...

ich werfe meinen atem um deine hüfte und binde dir vogelrufe ins haar kleine noten zupfen wir dann von den seeblauen lippen der worte und der spritzer eines lächelns sickert in die kirschrote haut ein auf der eine perle langsam abwärts rollt

Der Lockdown, er zieht sich und zieht sich und zieht sich. Sechs Monate sind seit November vergangen. Da bleibt man, wenn möglich, zu Hause und sieht sich bloß online – Corona hält einen gefangen. Das Virus trifft allerdings eher die Armen,...

Es kommt die Zeit, um zu gesunden am Strom, aus dem die Träume sind, am See, der aus den alten Stunden ein neues Selbstbewusstsein spinnt und dieses Reich versteht es blind das ganze Wesen abzurunden. Dem Fluss, der schon im Kopf beginnt, sind...

Einsam und weitab von Hügeln, frei von Fesseln, frei von Zügeln, eingeübter Vogelflug, Oberwasser, Grund genug, um das Sein zu überflügeln, ohne Wind-, noch Wolkenzug. Durch solch Mangel wirkt das klug.

Sie beäugen mich mit Argwohn, nicht erst jetzt, schon tagelang. Ist es, weil ich meist im Park wohn, stört mein watscheliger Gang? Gönnen sie mir nicht die Brocken, die man mir zu Füßen warf? Dabei ist das Brot doch trocken, wurstlos und oft...

Als ich meinen ersten Text über das Sterben „Frühe Begegnung mit dem Tod“ schrieb, ahnte ich nicht, wie vielgestaltig Tod und Sterben sind. Ich wollte also keine Serie zu diesem Thema veröffentlichen. Mit der allmählichen Vertiefung hat...

Nie werde ich nen Sonettkranz vollbringen, nie dieser Dichtkunst mal Strophen abringen. Denn, wie so oft, fehlt es mir an Geduld. Zusätzlich: Fehlendes Können ist schuld. Mehr noch. Was ich nicht beantworten kann: Worüber schreibt man und...

Gestern erinnerte mich ein Freund an die Autorin Luise Rinser und da fiel mir diese Geschichte wieder ein. Vor sechsunddreißig Jahren führte Luise Rinsers Sohn ein sehr schönes Hotel in der Toscana oberhalb von Montecatini. Meine Frau und ich...

An Ostern gibt es Hefezopf, der Teig soll lange ruhen, doch ruht er nicht, quillt aus dem Topf herunter zu den Schuhen. Er zieht und kriecht den Boden lang, vermehrt sich immer schneller, durch Küche, Zimmer und den Gang hinunter in den Keller....

Heute regnet es schon wieder, schneit dazwischen auf den Flieder, schüttet schnurgerade Wasserstraßen auf die Vögel, die da saßen. Ich zieh sorgsam Schloss und Riegel vor des Tages Plänen zu. Roll mich wie ein...

[line] Nachthimmelversunken mein Blick und zwischen den Sternen zeichnen sich Gedanken zu dir. Ich sehe Bilder von uns… wie wir tanzen, wie wir lachen, wie unsere Hände sich halten, wie wir träumen, nachts, auf der Wiese hinterm Haus, auf...

Der Mörder lauert mit geschliffener Klinge der letzte Schrei ist meist nicht nachvollziehbar.

1. Eine Sache ausbaldowern ist nur Theorie. Das Ding muss noch gedreht werden. 2. Wer auf schwedische Gardinen blickt, ist weg vom Fenster. 3. Kassiber sind die Zeitungen des Knast. 4. Mosern ist die Sprache, die Aufseher und Knastbrüder...

Der Inhalt von Frau Merkels Tasche: 'Ne Mütze nich, jedoch 'ne Flasche mit Kabinett (sie sagt, ein feiner) und Späne auch, zumindest einer, ein Riegel Maas als kleiner Happen und ganz in braun ein Scheuerlappen, dann Oil of Olaf,...

1. Ohrfeigen sind kein Ohrenschmaus. 2. Eine Nelke im Knopfloch macht noch keinen Revolutionär. 3. Es nützt nichts, sich umzuziehen, wenn man dumm aus der Wäsche guckt. 4. Ein lachendes Herbstgesicht wirft schöne Falten. 5. Wer die Ohren...

Toltec-head hat sie hier thematisiert. Ihre Zahl wächst rasant auf Internetforen. Sollte man das betrauern? Es kommt auf die Perspektive an. Wem an Unterhaltung gelegen ist und an sprachlicher Brillanz gelungener Beschimpfungen wird seine...

Dein Name ist gesung'ner Wind auf allen Dünen meines wüsten Selbst. Er wallt, trägt eifrig Sandoasen (Wanderbühnen), schallt zum großen Raub in jedes wundgewehte Tal, dass ich mir wünsche, ich wär taub.

Im Mai stahl sich ein Stern aus einem Bettbezug; als Bote kam er übers Dach gestiegen, verkündete: "Ein Gruß von ihm!" per Funkenflug. (nur dies) Ansonsten hat sein Mund geschwiegen. Ein Gruß von dir. Bescheiden hielt ich ihm die...

Ich bin mit dem Problem geschlagen, dass ich's nicht schaffe, nein zu sagen, mir fehlt dazu der Mut. Soll ich wem hundert Euro leihen, würd ich am liebsten / »Niemals! / « schreien, doch sag ich nur: / »Na gut. / « Wie wichtig...

Sie träumen so dumm und ungereimt. Meine Schuld. Ihnen juckt das Fell. Das besorge ich. Sie schauen auf knackige Popos und vergessen Ihre Steuererklärung. Wieder ich. Sie kriegen einen Putzfimmel und holen das knallige Gelbe raus. Geht auf mein...

demenz großmutter hat vergessen dass sie an gott glaubt

1. Die Normen wandeln sich. Es gibt Normale, die für verrückt, und Verrückte, die für normal gehalten werden. 2. Junge Menschen werden vor Verrücktheiten gewarnt, alte sehnen sich nach ihnen. 3. Poeten sind Pioniere des Verrückten, das bald...

Meine Frau hat einen Spiegel gekauft. Ich hasse Spiegel. Das beeindruckt sie jedoch nicht und hängt ihn in unserem Badezimmer auf. So leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Wir sind zum Glück im Besitz eines Gäste-WCs. Das nutze ich seitdem...

Sie kniete hinter ihm, zog ihm sein Gewand über den Kopf, führte ihn zu einer Bank, von zahlreichen Teelichtern umgeben. Sie schrieb mit einem Pinsel auf seine nackte Haut. Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt. Dann reichte...

Wie sich die Menschheit jetzt verhält, wirkt ausgesprochen sonderbar. Sie macht anstatt was ihr gefällt bizzares Zeugs seit einem Jahr. Man trifft sich bloß in kleinen Runden und wahrt Distanz zu allen andern, wird ungewollt zum Online-Kunden,...

Ach die schöne Adelheid trägt heut ein besondres Kleid unten kurz und oben weit steckt der Stoff voll Weiblichkeit Wo soll man zuerst hin blicken sie bewegt sich schlangengleich wie sie tanzt tut sich nicht schicken hart ist manches nicht mehr...

Krähe krächzen und verspotten deine Frühlingssehnsucht. Letzte frostverprellte Blätter klammern sich noch immer an den Rosenstrauch. Aber du lässt dich nicht beirren, banale Beweise festzuhalten, als könntest du mit der Natur diskutieren....

1. Mancher schaut durchs Schlüsselloch und denkt er sei ein Seher. 2. Lieber die Vision von einer ganzen Torte als frustriert in die Krümel blicken. 3. Umsicht, Vorsicht, Nachsicht – das Pech nimmt keine Rücksicht. 4. Dichter leben vom...

Ums Wetter ist es schlecht bestellt, ich mach mir eine eigne Welt. Schließ meine Augen, flüstre: „Flüh!“ da steht im Raum das Papatü. Es papatütet tüdelldüt und sonnt gestrahlt mir ins Gemüt. Ich aug, es ohrt ins Trommelfell und...

Du kannst ihn kaum erwarten und deine Sinne sind geschärft. Ganz leise zirpt eine Meise, die sich Mut macht und warm singt. Alte Liebeslieder fallen dir wieder ein, die du in deiner Jugend gesungen hast. Du siehst, wie sich die Schneefelder auf...

Auf der Insel Bora Bora in der polynesischen Südsee habe ich mehrfach geglaubt, das Paradies auf Erden zu erleben. Im Garten meiner Pension gab es einen Badesteg, der es ermöglichte, über eine Trittleiter ins sehr tiefe Meerwasser zu steigen....