Alle 692 Texte von GastIltis

Wer reist, der wartet gern bequem. Entfällt ein Zug, ist 's nicht genehm. Entfernt man gar den Schienenstrang, dann wird die Wartezeit sehr lang. Bald nimmt man ohne Abschiedswort auch noch den letzten Prellbock fort! Soll man jetzt warten...

Herr Haro ist ein Mann der Spitze. Und war doch niemals in Brabant. Nein, er erfand die Breitbandlitze, mit der man Löcher im Verstand, wenn man sie quasi holografisch, doch dimensionslos transferiert, und ebenflächig wie quadratisch abschirmt...

Ich seh des Winters Rosengarten, des Frühlings eisverhangnen Glanz. Kann auf die Träume nicht mehr warten, ersehnen kaum der Nymphen Tanz. Der Herbst lässt noch den Sommer grüßen. Ich liebe ihn, bis ich vergeh. Er lässt mich alle Freuden...

Es steht vor dem uralten Berg ein Gemäuer / mit Efeu umrankt und verwurzelt im Grund, / der Eingang verwittert, der Weg nicht geheuer, / versteckt und bestimmt mit dem Bösen im Bund. / Und keiner geht rein, denn wer reingeht, bleibt...

Endlich rauscht der Zeiger wieder einmal übers Ziffernblatt, seufzen wir die alten Lieder, heulen uns am Damals satt. Hat die Liebe uns vergeben, haben wir das Einst versäumt? Standen Ziffern für das Leben, war das Blatt doch nur geträumt....

Das Echo hat die Hand im Schritt. Geh mit mir auf die Reise. Ach komm doch mit, ach komm doch mit. Ich sage: leise, leise. Der Wetterhahn, er knarrt und kräht und dreht sich mit dem Winde. Es ist zu spät, es ist zu spät. Verschwinde, he...

Habt ihr viel zum Geldausgeben, / dann macht doch davon Gebrauch. / Jeder braucht etwas zum Leben. / Keiner kackt gern hintern Strauch. / All das mit den Flötentönen / hab ich mir selbst beigebracht. / Auch die Götter stehn bei Schönen ...

Kommt der Huckleberry Schwede, zeigen Fraun, und zwar fast jede, meist ihr schönstes Wetterleuchten, und die Augen, die oft feuchten, wo sonst zaghaft Tränen fließen, eignen sich zum Blumengießen. Dann die Straßen, Wege, Gassen können all...

Es könnten Knospen sein und bleiben die Sonne entscheidet oder der letzte Winter wenn er zurück käme Halluzinationen sind körperlos und stehen vor dem Friedhof Schlange Die Freude ist allgegenwärtig Seelen schweben Töne sind unwiderruflich...

Ach, nun kommst du mir, mein Liebchen, noch mit einem Partizipchen. Schmollend kommst du oder wollend und ich weiß nicht, wo ich steh. Sehe ich, was ich nicht seh? Nimmst du mir des Lebens Sehnen, muss ich all mein Leid erwähnen? Wissend,...

Wenn ich dich einmal besuche und du öffnest deine Tür, hoff’ ich, dass du etwas anhast, aber nichts darunter trägst. Wenn ich dich einmal besuche und du öffnest deine Tür, hoff’ ich, dass du auch mit anfasst und dich ordentlich bewegst....

Der Stuntman stund auf einem Bein, stund da und fühlte sich allein. Stund ganz allein und stund und stund und war mit sich allein im Bund. Dann kam ein Hirt und sprach: es wird, dass er mehr fühlt als dass er irrt, denn schläft ihm erst das...

Ich schick dir eine Flaschenpost, / am besten mit Retourschein. / Ein kleiner Gruß aus Deutschland Ost, / vom Feld-, Wald-, Wiesen-, Flurschwein. / Die Flaschenbotschaft, Schaumalrein, / bevor du sie entpfropfst, / soll lesbar oder...

Sitzen ist das neue Rauchen / und Liegen das neue Sitzen. / Nützen ist das neue Brauchen / und Stehn das neue Flitzen. / Schießen ist das neue Werfen, / Bestelln das neue Schoppen, / Und Mögen wohl das neue Derfen, / die Smartphons...

Fehlten diese Zwischenräume, wäre unsre Welt kompakter. Und, wärn wir im Land der Träume, nähme ich deinen Charakter, den ich mehr von fern besähe, wahr, als wirkte er abstrakter. Beim Betrachten aus der Nähe schien er bloßer, reifer,...

Achtlos trunken wie vertan, trügt das Sein im Dämmerlicht. Nebelmeer und Größenwahn, leuchten uns am Abend nicht. Schluchzen ist der Sehnsucht Boot, Seufzen spätes Liebespfand, Tränen, die gen Morgenrot tröpfeln, sickern in den Sand....

Nur im Bordell gibt es noch echté Kameradschaft gibt es dort. Da steht der eine für den andern steht er ein. Und fröhlich gibt man gibt ganz freundlich gibt man ein paar Märker fort. Man schreibt die Nächstenliebe schreibt man da nicht...

Der Ziegenbock riecht meistens streng. / Ein Pessimist sieht vieles eng. / Der Kranke atmet nur noch schwach. / Der Busen ist nicht eben flach. / Das Bier schmeckt nach zwei Stunden schal. / Als Land ist Chile ziemlich schmal. / Doch:...

(nach Arno Holz) Kukk / es gihbt gantz vihle Gründgens / itzt ein Lachen / Rohsen⸗Mündgens / willstu nicht an Morgen däncken / komm / laß unß zwey Hertzen schäncken / ich eins halb / und deineß gantz / hastu noch...

Irgendwann ist stets Semester, sagt der Bruder zu der Schwester, nur Ganoven und Banausen, außer Lücken oder Pausen. Alles kahl und angefressen, nichts gelernt, den Rest vergessen, immer abseits vom Geschehen, viel verpasst und nichts gesehen....

Ich liebe Ampeln ohne Wege. / Und alles brennt zu seiner Zeit. / Da braucht der Staat doch Geld zur Pflege. / Na und? Für ihn ne Kleinigkeit. / Ich gehe niemals nur im Bogen. / Und warum nicht? Na, sieh doch hin. / Es führt mein Weg mich...

Verzeih mir meine Liebesbriefe! / So drang es aus der tiefsten Tiefe. / Und noch: Ich hab die Schnauze voll / vom Hirtengott Phöbos Apoll. / Was heißt Apoll, war das nicht Pan? / Gewiss. Das war der Götter Plan, / doch jeder weiß, die...

(oder: wie man Aphrodismen anders liest) Das Ultimative am Schlendrian ist das mehr Putative am Genderwahn. Heißt: Das Bett von der Breite reicht meistens für zwei, doch morgens um sechs ist die Nacht schon vorbei. Und das Intuitive der...

Der Fluss ist ein Bild und das Bild eine Frau. / Und es ist nur die schöne Garonne. / Du bist nicht verschwommen, ich seh es genau. / Oder träume ich doch nur davon? / Ich sehe die Kähne und höre die Rufer / und spüre die Wellen im...

Nach einem Gedichtanfang von / Rainer Maria Rilke / Uns schwingt die Schaukel durch den Schmerz / hinauf, hinauf bis in den Äther. / Die Ohnmacht reißt uns niederwärts, / bis irgendwann, doch viel, viel später, / man uns erweckt in andern...

Mein Fahrrad heißt Rabindranath. / Rabindranath Tagore. / Ich fliege damit durch die Stadt / hinauf auf die Empore / vom alten Stadtschloss Siehstdunicht / gleich hinterm Festungsgraben. / Da haben wir genau die Sicht, / die sonst nur...

Die Dinge sind so wie sie sind und nicht so wie sie scheinen. Und wer nicht taub ist oder blind, kann Tag und Nacht nur weinen. Betrachtet man ein Ding bei Licht, erscheint es wie verwandelt. Dann wird zum Arsch das Angesicht und wirkt nicht mal...

Ein Ast. Zwei Lasten. Drei Masten, einknasten. Ein Koch. Zwei Knochen. Drei Wochen einlochen. Eine Sucht. Zwei Fluchten. Drei Schluchten: einbuchten! Ein Herr. Zwei zerren. Drei plärren, einsperren! Eine Sie. Zwei knien. Drei fliehen, einziehen!

Du gehst ans Meer und ahnst das Licht / und siehst den Strand vor Hafer nicht. / Nun stehst du da mit deiner Trine / und suchst die Erntevollmaschine. / Indes, vom Hafer liegt das Korn / vor deinen Füßen ganz weit vorn. / 'nen...

Oft, wenn sich rein gar nichts tut, trifft man auf ein Nasobēm. Wenn man meint, man sieht noch gut, schnauft es endlich ein: „Na ēm!“ Hofft der Mensch in seinem Glück, schaut das Tier mehr dämelich, dass er es nun gleich am Stück...

Ein Feigenblatt hat sich verschoben, erhoben sich das Publikum. Es staunt, indes nicht einer wettert, entblättert sich die Venus stumm? Der Zimmermann hat den Insassen bei Flugangst, so beim Looping-Drehn, ein zellmembranes Leak gelassen....

Der Nimmermüde sagt dem Wandermüden: Ich übe nächtelang Etüden. Und was machst du? Ich wandere nur immerzu. Von Ost nach West, von Süd nach Norden. Warum denn das? Um den, der übt, nicht zu ermorden!

Das Übrige, das wir nicht sehen, käme es einst ans Tageslicht, wir könnten es leicht übergehen. Es übergeht uns aber nicht. Es hält uns unsre Zuversicht. Selbst wenn wir uns den Hals verdrehen, und tun, als übten wir Verzicht, es lässt...

Es hat der Baum doch eine Seele. Und diese Seele trägt nichts nach. Sie schnürt dir auch nicht deine Kehle. Bereitest du ihr Ungemach mit Seelenpein, sie nimmt es leise und wirft für dich die Blätter fort, gibt sie dem Wind mit auf die Reise....

Oftmals hab ich übertrieben, / hab die Hände mir gerieben, / habe dich wohl abgeschrieben. / Schöne Zeit, wo bist du bloß? / Liege zwischen all dem Lieben, / und dem Bleiben und Geblieben, / zwischen Gaunern Tagedieben, / mit den...

Ihr Götter lebt vom Zank und bösen Träumen und schlagt und quält euch wegen schlechter Launen. Ermattet liegt ihr zwischen Fels und Bäumen noch käuend an den Misteln und Alraunen. Im Wahn habt ihr halb schlafend und halb wachend etwas mit...

In Oder-ader-üder-au, da treibt sich eine alte Sau, da treibt sich eine Sau herum, in Oder-ader-üder-um. In Oder-ader-üder-hof, da geht die alte Sau zum Schwof, und alle Weiber gucken doof in Oder-ader-üder-hof. In Oder-ader-üder-eck fasst...

Weißt du noch, ob denn die Mistel, Mistel, richtig, wie man’s spricht, vorkommt in der Versepistel des Herrn Bellman oder nicht? Hinterm Zaun wächst die Alraune. Einzeln oder auch zu zweit. Mal führt sie zu schlechter Laune, später wirkt...

Früher war ich ab- und zuchen wegen Linchen in Bräsinchen. Wo warst duchen? Heute fahr ich nicht mehr hinchen zu dem Linchen nach Bräsinchen. Warum dieschen? Ach, das Linchen aus Bräsinchen sieht von unten die Radieschen.

Das Leben ist ein andermal. Nur wann, das weiß noch keiner. Falls umgekehrt proportional, dann ein paar Nummern kleiner. Die Liebe findet anderswo. Und wenn, dann muss man wollen. Am besten ist geteilt durch zwo als Schöpfung aus dem Vollen....

alleine der gedanke / man steht an einer schranke / dahinter liegt der horizont / nicht mal ein haus das unbewohnt / kein weg kein feld / nicht diese welt / kein zeichen aus / dem nirgendwo / vielleicht ein zipfel / null punkt zwo /

Treff ich eine Wanderdüne. / „Tag“, sag ich, „wo geht’s denn hin?“ / Sagt sie: „Uff de jroße Bühne, / Welt jenannt, wo ick wat bin.“ / Sage ich: „Bist ganz schön träge!“ / „Ob det deine Sorjen sind? / Wenn ick mir...

Das Leben ist total verhunzt, / weil du und ich mit unsrer Kunst, / weil du und ich, heißt also wir, / von fünf nach zwölf bis kurz vor vier, / weil also wir mit unserm Treiben - / da ist kein Sein und auch kein Bleiben. / Das Leben ist...

Der Mensch als Freund des Ungefähren kann sich sein Hoffen oder Bangen, sein ganzes Dasein nicht erklären. Im reziproken Nichtverlangen hält er sich dem Perfid-Fragilen mit dem Gesicht eines Ergrimmten so fern wie dem Morbid-Senilen,...

Die Welt geht vor. Die Zeit geht nach. / Ich stehe hier. Und Ungemach / schleicht sich ums Haus. Das Haus fällt fort. / Falsch ist die Zeit und falsch der Ort. / Ich weiß, das nennt man Divergenz. / Und die verlangt als Konsequenz / vom...

Weihnachten ist das Fest der Freude. Manchmal bekommt man Geschenke, die Freude bereiten (sollen). Bücher zum Beispiel. So hat mir meine Enkelin ein Buch mit dem Titel „Ungleich vereint“ geschenkt. Der Autor heißt Steffen Mau und kommt aus...

Es steht im Raum, wir hätten Schatten. Dann stehn da noch ein Tisch, ein Bett, ein Mountainbike mit einem Platten und in der Ecke dieses Brett. Aus Sicht von andern ist das spärlich. Doch dafür ist die Aussicht gut. Vom Hauptbüro die...

Ein Tag, wenn er Struktur verlangt, dann muss er sie auch kriegen. Denn wenn es ihm an Linie krankt, beginnt er fortzufliegen. Die Zeit, die wie im Flug vergeht, ist nie im Traum verschwendet. Wenn sie erst taumelt, stockt und steht, zeigt sie,...

Ach Liebeshauch, / du Schmetterling, / du sehnsuchtsbanges Warten, / kein Baum, kein Strauch, / kein zarter Wink / lockt mich in deinen Garten. / Allein mit dir, / mit dir im Sinn, / in deinem Garten Eden. / Doch sollten wir / woanders...

Liegt in der Natur der Sache nicht das Starke und das Schwache, überdies das Allgemeine, nicht das Große und das Kleine? Schläft denn nicht in allen Dingen erst ein Grollen, dann ein Klingen, andrerseits das plötzlich Neue, die Verführung...