Alle 1.299 Texte von Isaban

Aus Wolken fällt ein Raster und es gleitet, wie zur Erfassung, über Felder, Wiesen, Wald, sinkt in die Wipfel, streift den Weg, verleitet zum Stehenbleiben, Wärmetanken, bald jedoch zieht dieser Himmels-Scanner weiter, wird der...

Noch hält das Dach die Sonne fest, die Sommerblumen neigen die Häupter, Meisen schweigen; der Himmel hat sein Blau gelöst, es wächst auf Blatt und Zweigen. Das Spatzenkind sitzt schon im Nest und wenn der Kauz es schlafen...

Nie wollte ich, nein, nie dich gehen lassen. Verdammt und niemals wollt ich uns so sehn. Man weiß, dass sich so viele plötzlich hassen - uns sollt es nicht, uns sollt es nie so gehn. Ich schrie nicht mal, du bist einfach gegangen. Dann...

Sittsamkeit ist mir egal, mich lebt nur eigene Moral, nicht die der Kirchenmünder – denn gäb es keine Sünder, was sollten reine Seelen einander bloß erzählen? Wenn ich genug gesündigt hab, dann ordne ich die...

Kalte Füße hat die alte Dame Liebe, klammert sich ans Haus, als ob etwas bliebe, wenn man es nur lang genug in geheizte Zimmer sperrt. Lichter flackern und gehn aus. Jedes Wetter ist verkehrt, Mull blockiert die Weichen und im...

Lösch den Tag, den Mond, die Sterne, lösch das Leuchten aus der Welt, lass die Wege rückwärtsführen, mach, dass hier kein Zug mehr hält, nimm den Druck aus meinen Augen, knips das müde Denken aus und dann kannst...

Hab keine Angst, mein Kind, da bellt nur Wind, ein kurzer Sturm, der an den Fenstern reißt, vielleicht ein Dach zerschleißt, mit losen Schindeln schmeißt, in Feld und Bäume beißt, dann nach und nach vergreist und hin zum Nichts verweht. Hab...

Er sang dort in den Föhren, das klang so wunderschön; der könnte mich betören! Nur ist er nie zu sehn. Das würde mich nicht stören, wer derart lieblich klingt, muss mir nicht ganz gehören, die Hauptsache: Er...

Draußen küsst der Wind die Linden und der Ahorn vor dem Haus schüttelt seine Blätter aus. Die Gladiolen muss ich binden, denn den wilden Sommerwinden, die voll Kraft den Boden fegen, sind sie gern und leicht erlegen. Gestern...

Wie Nebelparder schleicht die Nässe Asphalt und Trottoir entlang. Vor Ampelpalmen röhren Bässe: moderner Straßenwalgesang, bizarr und ohne Gegenklang. Dann schnellt das Licht von Rot auf Grün; der Weg ist frei, die Nacht...

Der Kleine schrie nur kurz, dann nimmermehr, lag still und krumm in seiner Ecke, die Nadel in der Schädeldecke sank ein, als wäre sie bleischwer. Die Mutter schwieg und soff sich leer und legte ihn ins Tiefkühlfach, im Keller, wo die andern...

Sag, kennst du diese dunklen Träume, wo man durch tiefe Sümpfe geht? Am Rande ahnt man vage Bäume, vielleicht auch einen, der dort steht. Die Schritte sind so schwer und kleben, wie hässlich gluckst ganz zäh das Moor. Du...

Behutsam ist sie. Ihre Finger wehen wie scheue Tiere über Tastaturen. Wo Baobabs aus Assonanzen stehen und Reim und Silbe nachtsam wie Lemuren von Bild zu Bild durch ihre Klangwelt springen, ist sie Beobachter und Waldkind in Person, dort...

* Die Nacht hat sich zu mir gelegt. Ich kenne sie schon lange, ihr Seidenkleid ist blau und weit. Sie leckt aus meinen Wimpern Salz, streift sprachlos meine Wange. Ihr Duft nach warmer Müdigkeit verstreicht auf meiner Haut am Hals. Sanft...

Er nahm, obwohl mir unbekannt, behutsam meine kalte Hand, als wir im Stehcafé was tranken. Dann sagte er: Du wirst verstehn. Du kannst noch bleiben, ich muss gehn. Zwei Federn waren kurz zu sehn, die nah der Wand, dort, wo er stand, wie...

Eine gute Fee weit oben warf heut früh durchs Zimmerfenster einen Glitzersonnenstrahl, der mir über meine Wange, Schulter, Hals und Busen strich, so, als wollte er kurz schmusen. Mir war warm, bis er verblich.

Im Traum erwachte ich und sah, dass etwas an mir anders war. So schaute ich dann Stück für Stück und ganz weit unten, was für’n Glück, da flügelte und flattert’ was. Ja mei, was hatt’ ich da für’n...

Schau, wie die Wolken ziehn, keine kann bleiben, so ist der Lauf der Welt, so geht der Reigen, dem werden du und ich uns gleichfalls neigen - bang nicht ums letzte Lied, lausche den Geigen.

Ins feuchte Moos will ich mich legen, ganz nah beim Bach, wo man sein Murmeln hört, wo keines Menschen Mund und Werk die Ruhe stört – mich dort ins Weiche legen und nicht mehr bewegen. Da soll ein Singsang sein in meinen Ohren, das Wiegenlied...

Es hängt die Nacht wie Bleigewicht an meinen müden Lidern. Die Pflicht ruft, doch ich höre nicht und mag auch nichts erwidern. Die Finsternis herrscht überall, das Licht gastiert im Schalter, mein Frühstücksei...

Oft habe ich danach gesucht, einst hatte ich es kurz gefunden und wusste bald: Ich bin verflucht! Es küsste mich, dann wars entschwunden. Der Alltag mag mir nicht mehr munden, ganz gleich ob arm, ob wohlbetucht, speit jeder Tag nur neue Stunden,...

Das Fernweh wohnt in deinen Augen, die sich am Fensterkreuz festsaugen. Die Flügel gehen auf und nieder, dein Herzschlag taktet Abschiedslieder; der Westwind ruft dich und das Blau. Mir wollen keine Worte taugen. Ich senke meine Lider wieder und...

Als hätte es dich nie gegeben, als wärst du nur ein Traum im Traum: Die Wellen sangen deine Lieder; das Meer vergrub sie unter Schaum.

Der Vögel findet man diverse Arten und zwischen herbstgeschrumpften Beeten wehen Besuchergruppen durch den alten Garten. Man bleibt bei grauen Statuetten stehen, die sich des Sommers hinter Grün verstecken, und eines Faunes Marmoraugen...

So hörte ich vom letzten Wort und lauschte hin und konnte nicht und konnte nichts erwidern so vieles kam mir in den Sinn im Hinterhaupt ganz hinten drin im Duft von alten Liedern da wo verstaubte Spiegel schliefen und Wege parallel und schief...

Am Abgrund sieht er Schwalben segeln, schaut zu, wie tief ein Kiesel fällt, er kennt bestimmt fast tausend Regeln, doch hinter diesen keine Welt. Stets war er brav und bleibt es weiter, liest Bibelseiten und wird alt, erträumt sich...

Was schaust du hinauf in die Sterne, Madleen? Dort schimmern nur uralte Steine. Ihr Leuchten ist Tarnung und Täuschung, Madleen, Licht spenden sie nicht, meine Kleine, nicht Nahrung, nicht Wärme, nicht Liebe, Madleen, auch Zukunft verschenken...

Er schwindet hin, von Tag zu Tag; rapide nimmt er ab. Das Leuchten, das sonst um ihn lag, erlischt zu fahlem Hautausschlag und Ahnung um sein dunkles Grab: Er schwindet hin, von Tag zu Tag. Ich lege ihn in mein Gedicht; ins Blaue geht sein Blick....

Zehn Stare gehen nieder, als nähmen sie ein Blütenbad; als ob sie wer gerufen hat, verziehen sie sich wieder.

Der Mund geht auf, der Löffel kommt, der Mund geht zu. Der Löffel kommt. Auf geht der Mund. Der Mund geht zu. Der Mund geht auf, kein Lö;ffel kommt. Auf bleibt der Mund. Der Mund bleibt auf. Kein Löffel kommt. Zu geht der Mund....

Du brauchst mehr Zeit, sagst du, und ich muss beinah lachen. Ich würde, wenn ich könnte, zehntausend Zeiten machen, nagelneue, nur für dich. Das geht nicht, und so schweige ich.

Als Rädchen im großen Getriebe sind Räder am richtigen Ort und all das Gestoße, Geschiebe hält Räder und Rädchen dann dort. Rad meint, dass Rad immer dort bliebe, es glaubt an Gemeinschaft und Wort, als Teilstück im großen Getriebe,...

Er liegt in seinem weißen Nest. Die Kinder stehen dort und staunen und warten auf den Trick, da zieht die Wolke vor das Licht und das Erstaunen bricht. Sie starren auf den Kleinen, begreifen nach und nach, verstummen und beginnen dann zu weinen;...

In den duftgesüßten Linden summt des Tags beflügelt Leben; zwischen Juniblätterbeben lassen sich Insekten finden, die sich bald in Schnäbeln winden. Zwitscherstarke Meisen thronen hoch, in dicht belaubten Kronen, die im...

Nicht der Schnee war es, der mich verkühlte. Und mich fror. Wo war all die Farbe hin? Und sah dich nicht und sah nicht dich, als ich Uns entfliehen spürte. Zeit verstarb so schneidend. Konnt sie fühlen, während ich dich dann...

Wenn ich mal bloß katholisch wär, dann wär mein Leben halb so schwer. Ich aber bin nur irgendwas und hasse dass mir keiner sagt, was ich jetzt wohl denken, glauben, fühlen soll – weil ich nicht logisch funktionier. Na ja,...

Es hängt noch da, gebügelt und verpackt, im toten Winkel des Designer-Schrankes, ein weißes Kleid, ein elegantes, schlankes, ein aufgeschlitztes Beinah-Artefakt. Sie trug es nie. Seither fühlt sie sich nackt, liegt der Geschmack des...

Leise bin ich, leise, leise, dieses Lied klingt nur im Kopf, klingt auf rätselhafte Weise richtig unter meinem Schopf und ich atme, singe, brumme seinen Untext vor mich hin, weil ich, wenn ich mal nicht summe, nur noch halb so spürbar bin und...

Mir fehlte was. Fehlte, fehlte, fehlte was. Ich konnte nicht einmal genau definieren, was es war. Da war eine Lücke, irgendwo im Bauch. Ein Gefühl von Verlust, von Vermissen, von Dawardochmal. Den ganzen Tag war ich unruhig, tigerte...

Allein, ich bin im ganzen Haus allein! Im Badewasser treibt blassblau Lavendel, das Radio spielt Klassik, ich glaub Händel, doch stellt die rechte Stimmung sich nicht ein. Fast hämisch schwingt im Flur das Wanduhrpendel: Ins kleine...

Auf graugrauen Giebeln zerfließt frühes Licht, am Baum ohne Namen erzittern die Blätter, ein Spatzenpaar zankt sich, ein Dackelhund bricht durch den Gartenzaun aus und das Wetter verspricht pastellrosarot einen trockenen Tag....

Den Mondvögeln folgten wir ins Samthaus der Nacht. Noch strickte sie am Katzengrau, verschlich das Blau sich wälderwärts, bezog das Zwielicht frische Zimmer. Wir tranken verlorene Worte. Uns schwiegen wir in die Augen, ließen...

Wir reden nicht, doch sprächen wir, wir sprächen über graue Haare, Altbekanntes, neuen Schnee, weite Strecken, Straßenglätte, ob’s morgen taut, ob auf dem See das Eis wohl trägt. Wir reden nicht. Gefrierbrand tut auch fast nicht weh.

Am Abend sitzt du vor dem Glas und trinkst dir deine Tage schön wie einer, der zu früh vergaß, in ihnen einen Sinn zu sehn: Drei Kreuze, wenn sie schnell vergehn! Du funktionierst von acht bis acht, dann stürzt du in den...

Er sagte, er habe selbst viere gesehen, die eine im Blut, auf dem schneeweißen Feld, ein Bein abgerissen der Kopf war entstellt. Man sah bunte Socken den Hang entlang wehen, aus einem der Koffer quoll furchtbar viel Geld, so munkeln die...

Gott hat ihr ein Bett gemacht, er legte es sehr tief. Als er sie schließlich rief, war es nach langem Abend Nacht. Noch tags zuvor hat sie gelacht; ein Zähnchen stand ganz schief. Zum Schluss, als sie dann schlief, verschloss man ihre Lippen...

Wir waren zehn. Meistens. Mal mehr, mal weniger, Wir hatten uns nicht zusammengerottet, wir hatten uns nach und nach gefunden, eine ganze Zeit lang immer wieder mal, indem einer hinter einem anderen herlief, weil er ansonsten nicht wusste wohin....

Die kleine Hexe saß im Baum in ihrer Bux war grüner Schaum. Es war heut wirklich nicht ihr Tag. Sie dachte, dass sie niemand mag. Begonnen hatte es, Potzblitz, mit diesen Schlangen aus Lakritz, gehext in früher Morgenstund. Sie...

Der Wind ist wild, der Wind ist kalt, ach Leute, mir ist bang! Mir schwant der Untergang. So sitze ich im Krähennest, ich kralle mich am Nestrand fest und warte, dass es knallt. Ringsum erschallt Sirenensang , die Biester sind auf Beutefang;...

Meine nackten Füße schlagen Schneisen durch den Löwenzahn. Nachbars kurze Bengel tragen schwer an ihrem Meerschweinmann. Auf der Mauer sitzt die Katze, sie beäugt das dicke Tier. Alfred Maier mit der Glatze spielt im Haus auf...