Alle 1.300 Texte von Isaban

Die Nacht brach nicht herein, sie schlich sich an. Kaum wahrnehmbares Flüstern brandete, als sich die Schwärze senkte und dann landete. Vom Dorf her schrie ein ahnungsvoller Hahn. Das Dunkel drängte gegen Fensterscheiben. Ich...

Der Herzmund schreit. Sein Doch-doch-doch rauscht wild durch jede Vene, der Kopf verharrt im Gesternnoch und macht, dass ich mich sehne - ich sehne mich. Das Poch-poch-poch pochiert mich zielgerichtet: Ein Niemehr schießt mir in den Kopf....

Ihre Augen strichen scheu über kühle Mamorleiber, Faune, wollüstige Weiber, glatt und sehr naturgetreu, über Schwäne, Löwen, Pferde, Elfen im erstarrten Tanz, über Neptuns Schuppenschwanz, seine herrische Gebärde und sie wollte ihn...

Schon damals in der Schule mochte ich die Knaben nicht, die sich im Unterricht brav melden, immer gute Noten schreiben, sich artig im Verein die Zeit vertreiben. Viel lieber träumte ich von rauen Helden, die um sich bissen, die Gefahr umgab, von...

Gemeine Lerchen, Drosseln, Frühkrakeeler rissen mir die Augen auf, mich vom Balkon, aus deinem Blick, Traum, Akt und Stück. Jetzt hocke ich im Mittwochslicht und finde nicht zurück.

* Oh, ihr wilden Winde weht milde heute, gebt jetzt Ruh, Hagelschauer, Wolkenbruch, hört ihr meinen Bannespruch? Himmelsschleusen, schließt euch zu, bis er hier ist, seid mir still, leise, leis, weil ich das will: bringt ihn sicher auf...

Äpfel schälen Knie an Knie der Gartenammer lauschen vor dem Haus mit Ausblick auf den Oliven- baum und die weiße Ziege mit den schönen Augen den Hund auf dem Fuß eine Flasche Pinot und zwei Gläser auf dem blauen Holztisch das wäre Himmel...

Soweit das Auge reicht Antennenwald und Giebelmeer, auf dem die Wolkenkronen mit zarter Hintergrundbeleuchtung thronen. Die Satellitenschüsseln äugen kalt in das diffuse Montagmorgenblau. Ein Täuberich ruft seine Ringeltaube, acht...

und wenn du mir die Sommer aus den Wimpern liest will ich mich an dich schmiegen, ich will an deiner Seite liegen, ganz nah sein, wo du nahe bist und wenn du mir den Winter in die Adern küsst, will ich von deinem Schweigen nippen,...

Du presst dir Innereien raus, beschreibst und schreibst und knitterst dich, entwundest, -beinst und -häutest Ich, rührst aus den Fetzen Instantbrei, presst Tieffühlkost zu Pappmaché, schälst Augen dir und Stirne frei,...

Oft bete ich, man möge mich erlösen, von Recht-und-Ordnung-Thesen, religiösen Besänftigern, gedanklichen Prothesen, man gäbe mir Statistiken zu lesen und dann vielleicht noch einen großen Besen; mit diesem fegte ich die graziösen...

Er schob sich durch den schmalen Spalt und sah in die Schwärze hinaus. Seine Augen tränten in der Nachtkälte und er zog seine Decke enger um die steifen Schultern. Schritt für Schritt arbeitete er sich den vereisten Weg...

Die starren Mäuler meiner Stadt erbrechen Autos in den Regen. Zu müdem Flackerlicht bewegen sich träge Schlangen nimmersatt; sie nagen Schwärze vom Asphalt. Auf hohen Bäumen blinzeln Dohlen, derweil am Boden unverhohlen...

Das Meer ist nicht sehr nah die Mauern Kunst weil angesprüht die Straße laut die Möwen fallen vom Himmel und im Park die Abfalleimer an ein Zwerghund rennt so schnell er kann er fürchtet ihre Krallen die spitzen Schnäbel lachen rot und...

: Bald schritt still durch die Allee am Montagmorgen sagen alle Meisen leiser viel leiser noch blühte der Kirsche Schnee nur der Himmel schrie pures verlogenes Blau seit März starb meines Nachbarn Frau er atmete Schweigen wir tranken Tee:

Sag, kennst du diese dunklen Träume, wo man durch tiefe Sümpfe geht? Am Rande ahnt man vage Bäume, vielleicht auch einen, der dort steht. Die Schritte sind so schwer und kleben, wie hässlich gluckst ganz zäh das Moor. Du...

Wir stellten, was ich war und bin ad hoc und gründlich auf den Kopf: Am Boden lag der alte Zopf, mein Blick schwamm mit und ohne Sinn zum Tunnel ohne Ausgang hin; nicht Deckel war ich, und nicht Topf, nur schiefes Bild mit Fernschaltknopf.

Ich hab den Himmel heut berührt, mit meinem rechten, großen Zeh. Er war so rauschgetränkt und wattenass, so unfühlbar wie großes Weh; ich weiß nicht mehr, hab ichs gespürt? Den Himmel hab ich heut berührt.

Dämmerung flicht Blau in blaue Zweige. Langsam lässt der Baum die Sonne los. Wieder geht ein kurzer Tag zur Neige, rigoros und lautlos wandert Moos; es bedeckt die vielgenarbte Rinde. Ohne Sonne kann der Baum kaum sein und so reckt die...

Schneekristalle welche Falle Nadel, H und Licht dürfen Kinder nicht Tropfensprießen Blutvergießen Essen fassen kannste lassen Hepatitis C tut bald nicht mehr weh Affenjucken lässt dich zucken Bahnhofsklo macht Dealer froh...

Das Dunkel trollt sich. Golden färbt die Frühe gleich hinterm Fensterkreuz das Ende aller Blicke ein. Mein Haus ist still. Noch schweigen alle Häuser, nur eine Meise draußen singt für sich allein. Im Eibenschatten zittern dürre Tauben, weil...

Krähen kreisen über Zuckerschloten, aus der Bonbonfabrik quillt heller Rauch, ein weißer Pilz hockt still auf Baum und Strauch, auf Bürgersteigen wandeln fahl die Toten, im Kopf Tabellen, Kundendaten, Quoten, die...

Du zeichnest mich wie eine Unfallwunde, gleich auf dem Torso, an der linken Brust, da wo die Unrast pulst und Lust und Frust. Die Kruste juckt mich jede stille Stunde. Mir fehlt mein Kopf, denn das diffuse Runde, das diesen Platz jetzt...

Es gibt so herrlich stürmisch wilde Tage. Wie Steinchen hüpfte ich gern übers Meer, mit einem Wurf drei Treffer, ohne Frage. Mir träumte mal, das wäre nicht so schwer. Gewichte würde ich am Ufer lassen, ich...

Im Garten vor dem Haus läuft etwas schief. Das Grünzeugs dort macht heuer seine Mätzchen. Die Weide trägt verdammt demonstrativ jetzt im November junge Weidenkätzchen. Ob da wohl irgendeiner Geister rief, die nun nicht...

Weg mit dem Schwarz aus meinen Blicken, den Trauerrand streif ich jetzt ab. Ab morgen werd ich Anton fîcken, bis ich dich ganz vergessen hab. Ich habe keine Lust zu leiden. Verschwinde, Mann in meinem Ohr, du brennst mir in den Eingeweiden....

Diese viel zu schwarze Katze und der ferne Käuzchenschrei und der Tag ist fast vorbei und ich denk schon seit heut morgen (die Gedanken sind ja frei und mein Kussmund reift so schnell) dieses Biest im Knisterfell - ach, ich spür die...

Mir ist so zwischen Rosenrot und Flieder, nach Mai ist mir, noch etwas klamm und bang, doch lebe ich und endlich blüht es wieder: Es duftet wild und süß. Die Vogellieder verbreiten paarungsfrohen Zwitscherklang und mir ist, ach,...

Mir sind die Ohren kalt, die Füße tun mir weh, der Bus ist nicht in Sicht; egal, wohin ich seh: kein Spatz auf weitem Feld, nur Schnee, nur Schnee, nur Schnee. Sogar auf der Allee erahnt man kaum den Straßenrand, halblinks steht...

* Wenn ich einst gehen muss, dann lass mich gehen, lass mich nicht immer wieder auferstehen, ich fürchte nicht den Sprung ins Andernorts. Beschütz mich vor chirurgischen Chimären, weil die Minuten, die gewonnen wären, nur Stop and Go sind...

Mit leeren Händen / muss ich wohl / den Herzschlag / neu begreifen / muss beiden Armen / Inhalt geben / und meinem Denken / Geraden oder / Kurven schenken / den Atem ein- und / auswärts lenken / die Augenlider heben / senken /...

Wo vor Minuten Dämmerblau in federschwarzen Armen lag, wölbt sich die Ferne ungenau und rosenzart, gibt sich opak, als Auftakt für den neuen Tag: in Milch gebadet silbergrau. Mein Rotkehl rührt sich. Morgenzag zirpt er ein...

Auf der Parkbank sitzt am Morgen diese Kleine, die auch gestern schon dort saß und um halb acht in der Frühe schlappe Pommes aus der Schmuddeltüte aß. Heute scheint sie nichts zu essen, sie trinkt aus der Coladose. Es ist kalt und regnet...

Zu ebendieser Stunde reißt mich dein Blick zugrunde. So komm nur, komm mir nah. Ich ahne Folgeschäden: Mit unsichtbaren Fäden fängt mich dein Augenpaar. Das wimpernfeine Beben verwirrt, dein Worteweben versüßt mir...

Dort draußen verschluckt unser Himmel sein Licht, nagt nächtlich an einzelnen Sternen, zerkaut sie, bis dass all ihr Funkeln zerbricht; sie sterben im Stillen, geweint wird da nicht, wir pflanzen Elektrolaternen. Gelände aus...

Wie eine Elfe schwebt sie durch den Park. Sie hat was vor, sie trägt ihr bestes Kleid: Chiffon, mattrosa, wie verwehtes Leid, und sieht so zierlich aus und doch so stark. Die Garderobe stammt aus alter Zeit, selbst ihre Schuhe und der kecke...

Andächtig, als sei es gut, leckt die Dogge frisches Blut. Anke schreit – es hört nur keiner! Auf dem Teppich liegt der Rainer; ihn umgibt ein roter Teich. Rainer selbst wirkt reichlich bleich und an seinem fahlen Mund züngelt...

Er war kein Saukerl, wie ihr denkt, der Vater. Betty murmelt und die lieben, alten Augen blicken dabei sehr sanft ins Nirgendwo. Gewollt hat er, zu viel gewollt und Oma musste immer stricken; sie war schon weit vor vierzig grau. Die Mutter ging...

Das Jahr hat mir das Licht geraubt, selbst frühe Stunden dunkeln; die hellen Flecken sind verstaubt entrückte Zeiten funkeln, wie Sterne einer fernen Welt, die wir zu zweit bereisten, ich deine Heldin, du mein Held, bevor wir dann vereisten....

Nimm mich im Sturm mit auf dein Meer, lass mich an deinen Küsten landen, nimm mich im Sturm mit in dein Reich, ich werde willig, wellengleich, an deinem Festland branden. Durchpflüge meine Wogen wild, küss sanft den Jadebusen,...

Manch Held sieht sich als Jäger oder Sammler, magnetisch und als stärkeres Geschlecht. Vielleicht läuft das zu Hause nicht so recht, da spielt man gerne internett den Rammler. Doch Aug in Auge wäre er ein Stammler, hat nur...

Sein Garten war verwildert. Alles blühte, wie zum Beweis: Natur wird stets gewinnen. Im Wind umschwebten uns die Fallschirmspinnen, bis letzte Abendsonne Goldlicht sprühte. Der graue Herr ging mit mir durch die Zimmer, verteilte zur...

Verdunklung saugt den Himmel leer, um dann den Boden zu erreichen und die Konturen aufzuweichen. Der Wind prescht pfeifend hin und her, die alten Stämme ächzen schwer; der Sturm wirft Nester aus den Eichen, versucht, was blühte...

Wir hatten uns so wild geliebt, ich war noch feucht von dir, nachbebend schmiegte ich mich an, so wohl und müd war mir. Der Herzschlag noch vom letzten Mal dröhnt' bis zu meinem Ohr und auch der Puls in deinem Leib kam mir noch...

Wind treibt Mäntel vor sich her. / Über Mantelkrägen schweben / rote Nasen. Sie beleben / farblich das bewegte Bild / und grad eben fliegt ein Regen- / schirm vorbei, / so als hätte er schon immer / fliegen sollen. Blätter tollen. /...

Die Mütze ist gespickt mit Hundehaaren. Seit frühem Morgen ist er in Bewegung. Auf seinem Antlitz sieht man keine Regung, doch tausend Spuren aus den letzten Jahren. In seinen Augen krustet die Erwägung, noch vor dem Winter endlich...

Der Weg war grün, der Wald schien blau, am Himmel hing ein gelbes Ei, ein Vogelschatten flog vorbei, ein Schwarz im Grau, sehr ungenau. Dort wo die Parkbank früher stand, gleich bei dem alten Bronzeross, wo damals satter Rasen spross, stand...

Blatt im Winde, da du hangest, Mann im Nebel, da du gangest, falls du richtig Feuer fangest, schau, dass du zu mir gelangest, und falls nicht, dann bleib dabei! Ich bleib aufrecht und mir treu.

Da lag sie nun, so bloß und silberschön, auf dunkelrot und schwarz verzierten Kissen, und all das Ahnen, all das jähe Wissen um das, was kam, war ihr nicht anzusehn. Die Sonne spielte sanft mit ihrem Haar um gleich darauf die...

Die Glitzerbraut legt sich auf ihn, bedeckt sein Antlitz mit Brokat und alles, was ihm eigen schien schmilzt zur Kontur dahin. Schon seit November haust sie hier, trinkt Glut und Kraft wie ein Vampir und ihre silberweiße Kluft ist ihm...