Alle 1.299 Texte von Isaban

Zwischen Doppelfensterscheiben kriecht geblümtes Eis empor, Kälte steigt aus dem Parterre und sie legt sich, klamm und schwer, in den alten Teppichflor. Vor den Fenstern: weißes Treiben, auf den Dächern: weißer Brei,...

Ich schaue ganz verzaubert, wie du fliegst; du ziehst weit oben elegante Kreise. Die Erde wird mir viel zu klein und leise, beim Anblick, wie du dich in Anmut biegst und immer wieder neu die Kurve kriegst. Wie wünschte ich, ich könnte für dich...

Mein Aussichtspunkt: ein schafsbesetzter Damm, zur rechten Hand viel Federtiergewimmel. Ein Kamikazevogel fällt vom Himmel, ein Meisterfischer, dem der Fisch entkam. Am Gatterzaun begatten sich zwei Schimmel. Das sehe ich mir mal genauer an...

: Bald schritt still durch die Allee am Montagmorgen sagen alle Meisen leiser viel leiser noch blühte der Kirsche Schnee nur der Himmel schrie pures verlogenes Blau seit März starb meines Nachbarn Frau er atmete Schweigen wir tranken Tee:

Ich hab den Himmel heut berührt, mit meinem rechten, großen Zeh. Er war so rauschgetränkt und wattenass, so unfühlbar wie großes Weh; ich weiß nicht mehr, hab ichs gespürt? Den Himmel hab ich heut berührt.

Und im Kopf besetzte Leere, alle Gänge voller Wände, Panorama Sumpfgelände, Filmsequenzen, wie was wäre, Mantra, Mantra, stilles Beten, innerhirnlich. Beide Hände wringen wortlos Unverstände ohne Zugriff zum...

Halb ist sie wach, halb schläft die Stadt. Vereinzelt sieht man auf dem Rasen vor dem Bürohaus Raben grasen; sie wirken dick und nimmersatt. Nur langsam tropfen Graugestalten, die mit zur Brust geneigten Nasen den morgendlichen...

Ganz vor sich, vorsichtig begann ich mich zu freuen es schienen kleine Flocken Glück mir in mein Hirn zu schneien So selt sam, seltsam warm versuchten meine Zehen flink irgendwie im Walzerschritt sacht durch den Raum zu wehen Leis zupf am,...

Ein platter Igel liegt am Straßenrand. Zum See hin tuscheln gruppenweise Birken, die dürr und weiß wie Mauerblümchen wirken. Ein Junge lenkt sein Rad mit einer Hand. Es liegt viel Rot auf Igel, Himmel, See. Versteckte...

Laternenfische wimmeln wild und wie aus einer andren Welt parkwärts. Einer fällt, flammt auf und lodert kurze Zeit; sein helles Kinderstimmchen schreit, bis er erlischt. Der Schwarm summt weiter, zieht davon. Am Ende lacht ein...

Vielleicht hatt’ er ein Glas zuviel, er klimperte, fixiert’ sein Ziel. Was war nur in Schnaps Acht gewesen? Er konnt’ die Zahlen kaum noch lesen! Da saß er nun beim Kartenspiele und hatte schwummrige Gefühle. Es schien, als...

ich bin für mich geteiltes land ein stilles und niemals satt der rechte fuß steht in der welt aus weißem blatt das jambisch schreit verwoben satzt mit tastenpuls und worte saugt wo leben stand wund schreibt es wund das tagbisnacht entschneidet...

Der Straße nach, den Saum entlang, wo Wegwarten blaumahnend stehen, dem Grenzstein zu, dem Schattenspiel, die schwarzen Schwärme wehen felderwärts. Wo Äcker brennen flieht der Rauch gen Süden; die Macht der...

Ach Kindchen, es hat diesen Sommer geschneit. Ich bin schon so lange, so lange bereit, die Füße sind müde, zerlaufen die Schuh und der Weg ist so weit, oh, der Weg ist noch weit. Die Schatten, mein Schatz, tanzen mir ihr Geleit,...

Gespenstisch und verwunschen wirken zum Abend hin die alten Birken. Sie krallen sich ins Heidekraut. Ein Vogel warnt, ein ferner Laut wie Kinderlachen dringt ins Ohr, dann schmatzt es leise. Dort im Moor verweben Nebeldruden Fäden zu dichtem...

Du endloses Tuch, mit aller Macht hast du der Farben Licht verschlungen. Ich habe dich so oft besungen, mit meiner Welt und mir gerungen, du warst mir Mantel, Vater, Mutterland. Noch liege ich in deiner Hand, schon morgen ist mein Lied...

Da leuchtest du du stehst im Licht ich sehe dich und drehe mich ganz sacht um dich du siehst mich nicht das Schweigen sticht mich drehe ich umarme mich was nicht ist ist verinnerlicht so tanze ich und drehe mich allein um mich um mich und mich da...

Den Blick nahmst du aus meinem Winkel, die Hände, Arme, Leib und Mund (zuletzt tat meiner Krudes kund, rieb deine meine Augen wund, bis endsam unsre Zeit verstrich), so nahm ich dann mein letztes Ich, vergrub es tief, um frei zu sein, und...

Wir tinten uns entgegen der Möglichkeiten wegen und tragen in der Brust zwei Gigahertz um ab und an die Leere im Off zu unterbrechen bis uns die Hertzchen stechen.

Du schläfst, mein Herz, und ach, mich lüstert es kopf- und talwärts wild nach deinem Leib. Du bist für mich, und ahnst es nicht, das schönste, innigste Gedicht. Ich hab es dir ins Ohr geflüstert: Du bist so wunderbar...

ach hätt ich nicht oh wär ich doch ich aber bin und das so sehr gleich einmal mehr nur was ich bin

Im Nebel hingeflegelt liegt der Weg. Wie Irrlicht flackert in diffuser Ferne der schwache Schein der Straßenrandlaterne. Von Zeit zu Zeit erklingt, wie als Beleg „Alleine bist du nicht auf dieser Welt“ ein kurzer Ton, ein Knacken oder...

Die Nacht gebar den Montagmorgen. Nach allerletzten trägen Wehen hielt ich den neuen Tag in Händen, nur kurz, dann musste ich schon gehen. Er blieb zurück, wie alle neuen Tage. Mein Hamsterrad lief an, ich übte Stehen, das...

In meinem Traum erwachte ich und stand dort zwischen Käfern, schämte mich der Beine. Sie schienen plötzlich etwas ungalant. Ich wünschte mir auch prompt sechs zarte, kleine. Da wuselten und krabbelten von Wand zu Wand die...

. Wurzeln wie Gartenschuhe vor der Türe abgelegt löst sie im fremden Zimmer die Häkchen des Kleides lässt Seiden- und Leinenlaub um ihre Knöchel fallen um sich selbst gedreht wie im Oktoberwind

Entschlüpft war nur ein falsches Wort. Es sprang hinaus, dann war es fort. Ich warf noch viele hinterher - doch besser wurde es nicht mehr.

Soweit das Auge reicht Antennenwald und Giebelmeer, auf dem die Wolkenkronen mit zarter Hintergrundbeleuchtung thronen. Die Satellitenschüsseln äugen kalt in das diffuse Montagmorgenblau. Ein Täuberich ruft seine Ringeltaube, acht...

Er nahm, obwohl mir unbekannt, behutsam meine kalte Hand, als wir im Stehcafé was tranken. Dann sagte er: Du wirst verstehn. Du kannst noch bleiben, ich muss gehn. Zwei Federn waren kurz zu sehn, die nah der Wand, dort, wo er stand, wie...

Ein milder Wind streicht sachte meine Wange. Die Winterlinge säen Frühling aus. Die Erde wartet und sie wartet lange; das Gras im Laub spielt Katz und Maus. Mir sprießt der Lenz in Hose, Hirn und Herz. Ich blicke gerne in die...

Vor der geschlossnen Zimmertüre schleicht erholungsreif die letzte Sommerzeit. Die Finsternis siegt morgens viel zu leicht, auch heute ist ihr Standardziel erreicht: Schlag sechs und alles düster weit und breit. Verschlafen schmiegen...

Da schwimmt so ein Schweigen im Salz in der Suppe Belanglosigkeiten erweichen im Blick hüpft Sagnichts von Zunge zu Zunge und springt un- gewortet dann wieder zurück. Da wächst ein Vermissen im Trockengemüse, da zwitschert die Meise vorm...

Es fällt der Schnee, die Heizungsrohre brummen, doch irgendwie, mir ist noch immer kalt. Die Zähne klappern, wollen nicht verstummen - hier wandelt eine zitternde Gestalt. Jedoch gehöre ich nicht zu den Dummen und seh auch zwischen...

Du treibst und reibst dich immer wieder von Verzweiflung zu Verzweiflung zu Verzweiflung Leib auf Leib und auf und nieder treibst du reibst du Tag um Tag Blick für Blick Glas für Glas Schritt für Schnitt Augen auf und Augen zu und an man- chen...

Die Sonne aalt sich auf den Gauben, zum Feld hin glimmt das Morgenlicht, du trägst noch Traum um deine Augen. Gelb loht der Raps in deine Sicht. Er riecht so gut. Du willst noch glauben und packst inmitten saurer Trauben den Junitag in dein...

Manchmal vergisst man natürlich nur kurzfristig einfach weiterzuatmen einatmen – ausatmen wenn man jemanden sieht der einem das Herz füllt als könnte man durch einatmen – ausatmen diesen Fastzaubertrick der künstlichen...

Ich habe gebeten, gebettelt, gebetet um den Gnadenstoß, und konnte und wollt nicht ertragen, was sich mir für immer verschloss. Gewartet hab ich, so gewartet, da fiel mir ein Kind in den Schoß, es trug im Gesicht meine Augen, der Rest war ganz...

Dann ist da dieser Augenblick, an dem du merkst, es tut nichts weh; du fühlst dich gut, nicht kalt, nicht warm, nein, sogar wohl. Na klar, es bleiben Wünsche offen, besteht noch ein auf Großes Hoffen, zu menschlich, um es...

* Endlich senkt sich Abendruh: Nur im Radio klingen Geigen, wenn sich spät die Stunden neigen, nach des Tages wildem Reigen und auch ich darf endlich schweigen, schlüpf ins Bett und deck mich zu. Nachts gehör ich mir allein, den...

Das Sandkorn zwischen den anderen, / den Erdhügel, der wartet, / um Gott vielleicht, / der im Wintergarten die Bonsais / beschneidet, die fallenden Blätter, / um alles das, was wir / nicht sehen können oder wollen / im abgekarteten...

Guter Mond du kannst mich mal du grinst so fahl dein Grinsen kommt mir aus den Ohren raus müsst ich und sehn was geht Nordwestwind weht mein Fenster steht noch offen

Da liegt ein Kerl mit Messer unterm Bett. Du fluchst so viel und redest im Duett; die Frau, die antwortet, ist nicht sehr nett. Die Nachbarn grinsen höhnisch, wenn du winkst. Sie schauen komisch, so, als ob du stinkst, sie starren...

Dir wecke ich den Sommer ein, in großen, schönen Gläsern; ich gebe Kussgeschmack hinein und Wimpernschlag und Lust, die Rückenwärme für die Nacht, das Schmiegen weicher Brust, und sollte wieder Winter sein, so soll...

Zu Wegrandgrillengeigen sang heiße Luft vom Mähen. Nur Stoppeln blieben stehen. Septembertage neigen sich beinah zu behände dem rotgoldbraunen Ende; die Nachtigallen schweigen. Wo Sommerfarben starben, versammeln sich die...

Am Sonntag buk sie eine Ente. Er kam nicht und sie saß bei Tisch, zerkaute Brustfleisch und Verdachtsmomente; sein Lächeln war so trügerisch! Am Montag briet sie einen Aal. Das Haus roch schwer nach totem Meer, sie wurde vom...

Abends flackert das Bayrische Rote Kreuz blau am Fenster vorbei kleiner Störfaktor im Augenwinkel kein Verkehr kein Martinshorn nur ein winziges Flackern im Fernsehergrau vorbei am Jetzt und dem was den Tag spür- bar macht aus und...

die sonne macht blassblau dem himmel graut und wetter windet sich von ost nur einzeln spotten vögel wolkenweiß kastanienlaub knallgrünt die sicht [grün grün] als gäb es blattgoldsterne zu verdienen im hier...

vage zinnobert das Abendlicht den Duft deines Halses du Held gießt du in Sorge und Pflicht wir säten uns aus in vergangene Tage längst blüht hier nichts mehr längst Verholztes verholzt bis es bricht vage zinnobert das...

Noch immer schwallen Autos minutiös und rostvergreiste Auspuffrohre knallen. Die Hauswandschluchten wirken kariös. Die Stadt hat eine Dunkelheit befallen. Hysterisch kläfft ein viel zu kleiner Hund sich seine viel zu kleine Kehle...

Wir malen Festland auf die Haut.

Ich lief durch die Furchen der lichtmüden Felder mit nichts in den Händen. Mein flammendes Haar war flatternde Fahne, war Abendrotmelder, war Schlusslicht. Ich lief, bis ich Morgenrot sah. Der Tag kam und trug einen Sepiahimmel, er...