Alle 1.299 Texte von Isaban

Ich greife sonntags immer noch zum Hörer und wähl die Nummer, die ich immer wähle, und hab‘s gewusst, gewusst, dass ich dir fehle, und wähle nicht zu Ende. Du fehlst mir. In meinem Kopf sitzt du in deinem Zimmer, du sitzt...

Die Menschen ziehen morgens an den Leinen den Hunden nach, am Grünstreifen entlang, im Blick hat jeder Halter nur den seinen und in den Nüstern lodert der Gestank der braunen Kringelrosen, die da blühen. Die Sonne schläft noch...

Ans Meer, ans Meer will ich, ich will ans Meer! Die Wellen sollen meine Füße küssen, schaff mir das Salz für meine Lippen her, ich werde tausend Muscheln sammeln müssen. Pfeiff mir den Wind, der Rot in Wangen sticht! In...

Die wenigsten merken, wenn sie auf das Niveau sinken, auf das sie herabschauen.

Zisch ab, du Großstadttaube, sonst bist du Biest bald mausetot! Gleich färbe ich das Pflaster rot, mich sprengt allein der Glaube: Ein Märtyrer, das will ich sein! Und wenn ich explodiere, dann schmiere ich mit letzter Kraft,...

Auf deinen Wimpern liegt ein fremder Schatten, in deinen Augen wohnt ein fremder Blick, du schnürst dein Päckchen. Alles, was wir hatten, schmilzt hinterm Wort und bleibt zerbraucht zurück.

Die Hungervögel hocken auf den Simsen. Lang war die Nacht, blau schleicht der Morgen ein. Die Straße glitzert fast wie ein Versprechen. Du schaust kaum hin und schlitterst in was rein. Dort ruht ein Blättchen reifgeküsste Zeitung, die...

Wir haben die Namen der Bäume gekannt, Lateinisches runtergeleiert, was blühte, das wurde nach uns benannt und sämtliches Blühen gefeiert. Da wurde im Grasbett ein Kindlein gezeugt, das konnte und wollte nicht kommen. Wir...

Warm weben deine Worte mir Wirkstoff auf die Schulterblätter wo bei Engeln Flügel sitzen flüstert mir dein Atem Nester in mein freies Schlangenhaar nimm mich halt mich halt mich fester zärtlich wispern Fingerspitzen...

Ja, sie irrte, lief seit Tagen durch die unbekannten Wälder, Regen fiel, ihr wurde kälter; eine Faust saß ihr im Magen. Leer der Rucksack, die Behälter, selbst die Flaschen. Unbehagen krallte sich ins schrille Schlagen ihres...

Ich wanderte zagend die Straßen entlang, die ich schon kannte und mir wurde bang, ob deren Ende dann endgültig war. Klar war der Himmel, beinahe zu klar, die Spatzen erzeugten lebendigen Klang, es roch so nach Dasein. Ich fühlte...

In Blattgold möchte ich mich wälzen, du sollst im Licht der Sonne stehen, ich will den Raureif von dir lecken, mich ganz und gar mit dir bedecken, belegt mit deinen Farben schmelzen, wild treiben, ranken und vergehen. Ach, Augenblicke...

Du schaust aus dem Fenster, die Wege sind leer, du schaust in den Himmel, die Wolken ziehn schwer und werfen die Schatten auf Felder und Welt, du schaust und du schaust, bis der Regen dann fällt und rettest dein Morgen mit Philosophie,...

Wir lachten und tranken den Morgen so grün, die Zehen im Moos und den Kopf wolkennah, im oberen Blau sah man Zugvögel ziehn, die schienen beinahe nicht wahr. Da dachten wir Sachen, die waren so klar, die machten für uns so viel Sinn, die waren...

Gestern klang das schrille Klagen eines Hasen aus dem Graben. Heute ist es aus der Welt. Abgeprallt von einem Wagen, weggeschleudert und zerschellt, starb das Tier. Sein Herzversagen passt in diesen kalten Tagen Krähen bestens in den Kragen,...

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Beim Blick aus den oberen Stockwerken wirken die Menschen da unten wie Ameisen; man verliert sie ver- flixt schnell aus den Augen.

Ist da noch Platz für mich, zur Nacht, in deinem Zelt? Du findest meinen Namen nicht und in der engen Welt dessen, was dir wichtig ist und dessen, was gefällt, wo steh ich da, ganz nah bei dir, am Rand, im Mittelfeld? Ich weiß es...

Weiß vernetzte Wolkenmaschen, windgetrieben, zeitverbogen, schleifen über Weizenwogen, wo sie Gold zu Stroh verwaschen und mit ihren Dunkeltaschen greifen sie aus Wälderfliesen, Rebenhängen, fetten Wiesen, deren sattes...

Ich wasche meinen Kopf, so wie man Teller wäscht, wie man Verbranntes aus den Töpfen kratzt, es hilft kaum noch. Das Innenstimmchen schwatzt und wispert Unerhörtes in mein Hirn. Drei Stunden täglich reib ich meine Stirn, teils auf Papier,...

Da steht kein Auto mehr vorm Haus, kein Baby weint, da bellt kein Hund sich Nacht für Nacht die Kehle wund: Was dort einst wohnte, flog längst aus. Zwölf Jahre habe ich verbracht, in diesem Haus am Rand der Gärten, in dem die Alten sich...

Ich hauchte meinen Atem heut Mit Sehnsucht in den Wind Zehntausend Küsse schickte ich Hoff, dass dich einer find’ Wenn nun die Luft so um dich streicht Du spürst den warmen Hauch So küss zurück, mein fernes Herz Dann...

Der Sommer glühte dürr und ohne Ernte. Die Leute sah’n zum Himmel, sorgenvoll, es war, als ob der Herrgott sich entfernte. Wie gern vernommen wäre Donnergroll! Leer waren Scheuern, Keller, Vorratskammern. Wo kam für...

Ich sah dir lange hinterher. Als ich nun sah, du kommst nicht mehr, nahm ich dein Lachen aus den Ohren, auch deinen Blick von meinem Mund. Weil ich was unternehmen musste, weil, weil ich es nicht besser wusste, ergriff ich meine Bürste und...

Die Rebkohorten stehn in Reih und Glied. Der Main liegt da, wie eine feiste Schlange. Bewegung ahnt man mehr, als man sie sieht. Still steht die Luft und steht schon lange mit uns im Stau, aus dem kein Vierrad flieht. Ein jeder hat den andern in...

Die Lerche stürzt, so tief, so tief, als schwiege sie ihr Schwanenlied, als sei der Himmel ihr zuviel, das Schattenspiel im Raps ihr Ziel. Die Lerche fällt ins gelbe Meer und hinterlässt das blaue leer. Doch bald darauf, hinauf,...

Der Rippenkäfig bebt und bebt, der Vogel flattert wild: Ein Traum blieb Traum, ein Sehnen klebt verlebt im Federkiel; das Schlagzeugsolo endet still.

Die kleinen Astern leuchten blau, hellblauer seit dem letzten Regen. Sie wissen, was geschehn wird, doch noch halten sie die Köpfe hoch; es will sich keine niederlegen. Was kommt, ist deutlich absehbar: Ein Tief spült sie aus diesem Jahr.

....Wenn du dann wieder gegangen bist, picke ich sie sorgsam vom Tisch, halte jede einzelne gegen das Licht, werfe die schlechten ins Töpfchen und streue die guten ins Beet, dünge sie mit Tränen und Träumen; vielleicht wird ja mal was Großes...

Ein Strahlen geht durch Häuserreihen, löst kurz das Grau aus Mittwochsfarben. Am Bordstein weiden blaue Raben, der eine schien was auszuspeien. Ein Strahlen flitzt durch Häuserreihen. Ums erste Frühstück balgen sich zwei...

Wenn ich mich in mir verkrieche, kriecht die Zeit mit mir, so als ob sie Futter röche, kraucht dezent und klein durch den Kopf herein, spielt dort sanft Klavier, doch wenn ich mich selbst zerfleische, hackepeterfein, reibt sie sich an meiner...

Ich las in seinem Gesicht von einem, der auszog, um leben zu lernen, und ich las in seinem Gesicht von einem, der lernte, nach innen zu sterben; ich las dort sein Gestern, ein Jetzt stand da nicht. Vielleicht schreibt sein Morgen ihm ein Gedicht.

Gelbrote Plastikblumen bezeugen am Rande der Landstraße das Ende der Welt, die Kurve zuviel.

Ich habe deinen Kopf gesehn, er schwamm inmitten vieler auf einem Bahnsteig zu mir her; er war schon nah, da fiel er hinter hohen Wintermützen in ein Sichtfeldloch (fußwärts glänzten Regenpfützen, soviel weiß ich...

Und wieder, wieder liegt sie in den Wehen, wie sie auch gestern schon im Kindbett lag. Die Kontraktionen kommen Schlag auf Schlag; bald ist er da, der nagelneue Tag. Und kaum geboren, muss er wieder gehen. Ihm ist vergönnt, das Morgenrot zu...

sind alle Vögel vom Himmel gefallen die Blätter von den Bäumen Risse taten sich auf im Bo- den der nicht mehr entfernt an das erinnert was er ist was er war ein stürzt das Haus laut- los in diesem Rauschen einzig die lila Gartenbank schwimmt...

schreibt sich Wort für Wort fort womöglich bleiben tagfristig Träume das Stirnenreiben der Wuchs der Bäume das Nadeltreiben und Gift der Eiben am Ende vergeht alles Erträumte all das Versäumte und auch das Leben bis federleicht neues...

Noch weht es im Oktoberwind, war wohl nicht knitterfrei. Was Sorge macht und peinlich ist: Man hat ja keine zwei. Verwaschen wirkt es, morsch und blind. Es baumelt dort seit Mai, hing in der Luft und hängt noch dort. Es zappelt kaum dabei....

Es gibt da diesen alten Krug, an dem ich wirklich hänge. Aus der diffusen Menge von abertausend griff ich ihn. Ach, was er mich erfreute! Obschon er oft an Kanten schlug, zuletzt mehr Wasser spie als trug, bewahr ich ihn auch heute. Man sagt...

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Allein, ich bin im ganzen Haus allein! Im Badewasser treibt blassblau Lavendel, das Radio spielt Klassik, ich glaub Händel, doch stellt die rechte Stimmung sich nicht ein. Fast hämisch schwingt im Flur das Wanduhrpendel: Ins kleine...

Da legt potenter Schattenschleim sich schwer auf Kreuz- und Klammerreim. Verpaart ersticken sie daran. Ich / du / wir / man pronomt mich an. Sichtblind ververbt, wer kann, der kann. Es brandet Brocazentrentanz, synapsbegrenzt, verquert Distanz....

Wir waren zehn. Meistens. Mal mehr, mal weniger, Wir hatten uns nicht zusammengerottet, wir hatten uns nach und nach gefunden, eine ganze Zeit lang immer wieder mal, indem einer hinter einem anderen herlief, weil er ansonsten nicht wusste wohin....

In jenen ungelüftet leeren Räumen zerfällt Verjährtes sacht zu Traurigkeit. Verdrängung streut im trüben Spiegel breit, kaschiert geschickt Verlieren und Versäumen. Der süße Duft aus den...

Verwundet kriecht die Sonne hinter Hügel, sie wird vergehen. Wolken saugen letztes Rot, dann legt sich Dämmerung auf das Geschehen und ich die Unschuld ab, Bescheidenheit und Kleid, wasch meine Schultern und die Brüste vor dem...

Die Mädchen strecken ihre blanken Beine durch Schuhe, die auf hohen Sohlen stehn, die Röcke wippen knapp, wie um die Scheine, die sie gekostet haben zu verwehn. Versteckt sind die Gesichter unter Farben, wie Leiber unter Uniformengrau,...

war ich nie war nie ich immer nur eine wie oder so sehr gewollt ich wars nicht bin nicht sie

In die Pilze wollt er gehen, nahe bei den alten Schlehen nach dem Austernseitling sehen - ach, um ihn ist es geschehen. Bei den schlappen Judasohren hatte er sein Herz verloren. Gleich, ob frisch, ob fast vergoren, einzig Kappe, Stiel und Sporen...

Vom Abschied weiß ich nur, was alle wissen: dass man zurücklässt, was nicht tragbar war. Wie sich das auswirkt, wird erst später klar, beim Rückwärtsblicken und Nachvornsehnmüssen. Gehst du zuerst, wird dann...

Auf der Pont Neuf an damals denken, in l’eau de la Seine mein Herz versenken, mit den Clochards Centimes versaufen, dann auf den Champs drei Schuhe kaufen, vorm Tour d'Eiffel den Hals verrenken, mich links vom Place de l'Étoile...