Alle 700 Texte von GastIltis

Denn alles fließt, so Heraklit. Doch irgendwer mit einem Schnitt, vielleicht jetzt bildhaft mit der Schere, kommt einem Fluss nun in die Quere. Zum Beispiel baut er ein paar Wehre und staut damit des Flusses Lauf. Hört nun der Fluss zu fließen...

Ich hab dich auf Rosen gebettet. Es ging um Leben und Tod. Ich habe dein Hiersein gerettet. Und gab vom täglichen Brot. Du musstest dich überwinden. Hab dich auf den Kopf gestellt. Wer sucht, der wird etwas finden. Das ist der Wahlspruch der...

(nach einem Gedicht von Felix Dörmann) Ich meide die dicken bequemen Kartoffeln. Sie machen bloß dumm. Verachte, was andere nehmen und seh mich danach nicht mal um. Ich meide die Landpomeranzen, wie Kürbis gezüchtet auf Mist, und andre...

Wenn eine Flöte übrig bliebe, die einzig spielte nur der Wind, ein Lied vom Abschied und der Liebe und dem, was wir gewesen sind, gäb dies der Ewigkeit ein Zeichen, da war etwas, das längst verglüht. Es werden Zeit und Schwere weichen, das...

Irrte ich auf Meeres Wogen, / einsam suchend deinen Strand, / warfen Wellenberge, zogen / Ströme weit mich fort vom Land. / Und mit tosend schwarzem Schauer / ward der Sturmwind zum Orkan, / und es fiel mein Herz in Trauer, / spürte...

Ich fass dir kurz mal unters Leder. Du siehst es locker: „Untern Schuh?“ Das wär ein Fall, ent- oder weder, der andre käme noch hinzu. Und der wär echtes Nappa: Ziege. „Wie, du bist imitatberockt, und ahnst es nicht, worauf ich...

Der Morgenstern, der in der Frühe, / als Weckruf und Erinnerung / so leichthin scheint und ohne Mühe, / macht dich nicht wach und hält mich jung. / Wir warten auf die Sonnenstrahlen, / die kommen aus dem fernen Osten, / und wir, wir...

Der Unglückswurm, / wenn man ihn fragt, / springt nicht vom Turm, / weil man ihm sagt, / dass Treppensteigen, / genauso wie / das Spiel der Geigen, / geübt sein muss / bis zum Verdruss. / Und daran hapert’s, / kurz und knapp. /...

Oft fahr ich mit Plattpfirsichen / anstatt ganz normaler Reifen / mehr als hundert Kilometer / und zwar halbwegs ungelogen. / Nur im späten Herbst da werden / für die andern Jahreszeiten / wetterfeste Siebenschläfer- / winterreifen...

Ich grüße dich Zeit, du verwirrende Schlinge. Ziehst du dich jetzt zu oder öffnest du dich? Hörst du, was aus nachtschwarzer Ferne ich singe, enthalte dich mir oder schmieg dich an mich. Ich stehe vor dir, altes Schneckenhaus Zeit. Willst du...

Draußen liegen unbeachtet Kilometer. Kilometer. Drin wird hin- und hergefrachtet, teils für gleich und teils für später. Innen werden Konditionen umverteilt und ausgehandelt, /   ganze Ãœberproduktionen dimensionsfrei abgewandelt. Vor dem Tor...

Wie er so durch die Türe schreitet, von dieser schönen Frau begleitet, siehts ganz so aus, als wär es ich. Wie er dann ein Getränk bestellt, für sich und diese Frau von Welt, da scheint es fast, als wärs für uns. Und wie er vor ihr...

(für Johann Christian Günther 1695 -1723) / Ich grüße dich du Wandelbare. / Die große Liebe ist vorbei. / Ich gehe jetzt, das heißt ich fahre / nach Huawei. / Du hast mich von der Brust geschmissen, / weil ich nach andern Frauen roch....

Wenn jemand durch den Stadtpark schlendert, / fühlt er sich hormonell verändert. / Er überprüft die Herzfrequenz. / Umsonst! Es liegt nun mal am Lenz. / Der Lenz, verlottert und verludert, / hat jetzt erst mal zurück gerudert. / Er...

Zuletzt war ich in Bitterfeld. Da bin ich umgestiegen. Das ging auch gar nicht groß ins Geld und lief ab wie gediegen. Der Anschlusszug stand schon bereit und fuhr direkt nach Halle. Kaum war ich drin, war die Zeit um, und was sonst mitfuhr,...

(nach Fritz Graßhoff) / In der Schule Seinichtdumm / sollst du etwas lernen. / Wenn du merkst, die Zeit ist um, / kannst du dich entfernen. / An der Uni Achsoschlau / strebe, höre, frage. / Warte mit dem Super-GAU / gern noch ein paar...

Du weckst mich Schlaf, und du, Traum, wirst mich leiten. Schon morgen früh, Tag, machst du richtig ernst. Denn morgen früh beginnt ein neues Streiten mit dir, Schaf Leben, damit du endlich lernst, dass wir uns hoffnungslos nicht mehr in dir...

Sagte letztens eine Gräte, weiblich, spitz und altgelbquitte: „Zeihung, dass ich mir verspäte, aber ab jetzt durch die Mitte!“ Schnippte querbeet ein Gerippe, sächlich, klappernd, tiefschwarzaurich, riskutierte keine Lippe: „Los...

Kommt er zum Beispiel in den Westen, / verliert er gleich erstmal den festen, / den nicht, den Boden untern Füßen. / Kein Mensch ist da, um ihn zu grüßen. / Das heißt, ihm geht der Halt verloren. / Als Mensch mit halbwegs offnen Ohren, ...

(nach Versen von Robert Pölt) Ein Elch stand jüngst vorm Himmelstor und bat um Einlass. Wo zuvor sei er denn bisher bloß gewesen? Bei Plotz und Gernhardt. Ungelesen. So schlabberte er vor sich hin. Das macht bei Petrus keinen Sinn. Man kann...

es ist das selten-spröde Glück, dem man sich anvertrauen kann, wenn es kein Vor noch ein Zurück zu geben scheint vom Irgendwann wenn es kein Hin gibt und kein Her und kein verblassendes Vielleicht, nur ein besetztes Vielvielmehr und ein...

Dickes Frau und dickes Männe / machen beide dickes Ding. / Fragst du, ob ich Läuten kenne, / macht es dickes Klingeling. / Dickes Anfang, dickes Ende, / dickes Acht und dickes Ung. / Dickes Nacht und dickes Lende: / Hast dus dicke,...

Die Zugehfrau ging auf ihn zu. Er sprach: „Was willst du alte Kuh?“ „Na nichts!“ entfuhr es ihr empört, bevor sie ging, total verstört. Nun plante sie für sich, genau, die Zukunft gleich als Fortgehfrau. Mit Kragen-, Unter-, Oberweite....

A Klamotte / B Klamotte / C Klamotte / Viertens Stein / Hottentotte / Hottentotte / Hottentotte / Achtens Nein / D ne Flotte / E ne Flotte / F ne Flotte / Segel klar / Hugenotte / Hugenotte / Hugenotte / Purgatoire /

Er ist der Schlitz in diesem Kleid, setzt sich dem Leben, dem Verlangen als Sehnen der Unendlichkeit, als ein Gefühl von tiefem Bangen, setzt er sich fort bis zu den Sternen, und strebt, dem Dasein zu entfliehn. Ein Hauch von endlos weiten,...

Ich winke meinem Schatten zu und glaube fest, er winkt zurück, wie früher, als er einst wie du verträumt verspielte unser Glück. Nur dass er wie mein Spiegelbild verhalten winkt, dann noch mal ruht, und ahnt, wem dieses Winken gilt und weiß,...

Das Schicksal nimmt den Vorschlaghammer / und haut dem Amboss ein paar rein. / Das ist natürlich als Metapher / mehr Schwarte als Filet vom Schwein. / Dem Amboss beben noch die Flanken. / Er wäre gerne aus Granit. / Doch während mit ihm...

Ich fahr so gerne mit dem Rad, / von Land zu Land, von Stadt zu Stadt. / Kein Erdteil wird von mir verschont. / Selbst Landstriche, die unbewohnt / und dafür nicht geeignet sind, / durchfahr ich mit dem Rad, mein Kind. / Ich fahre...

Nun steht er da, der alte Knochen. Das Fleisch hat man ihm abgelöst. Es hätte auch nicht gut gerochen. Hohläugig steht er da und döst. Ein Anblick für extrem Gesunde, er wirkt doch reichlich abgewrackt. Früh klappert er ’ne halbe Stunde...

Die Stille legt sich ums Gemüt sie schwebt über den Wassern Ein Stein der zu den Sternen fliegt bewegt sich durch den Äther Die Dunkelheit zieht alles ein an Schmerzen Lichtern Wolken Die Sorgfalt und der Mondenschein erscheinen viel viel später

Komm setz dich Alte, setz dich doch ins Trockne. / Und wenn du gehst, vergiss nicht deine Schuh’. / Du bist die Dunkelheit, die unerschrockne, / die kalte unbekannte. - Die bist du. / Was willst du denn an Reisig jetzt noch finden? / So...

Reiß dich zusammen, du Phantast. / Ich weiß doch, dass du gar nichts hast. / Nur Phantasien, groß wie ein Schiff, / hoch oben auf dem Felsenriff. / Die Bordkapelle spielt den Blues. / Du trittst der Dame auf den Fuß. / Der Fuß im Fels...

Ach Liebste, nimm dein Nachtgewand, und leg es in den Dämmerschein. Berühre mit der zarten Hand, was du erkennst von meinem Sein. Ich bin kein Stock und auch kein Stein, kein Fisch im Wasser und an Land. Bin ohne dich allein allein auf deinen...

Solltest du an, sagen wir mal, / ungelegte Eier glauben, / dich per Linksgewinde koaxial / ins unbewohnte Weltall schrauben, / auf dem Mars als Rutengänger / tief im Tal Canali suchen, / oder gar als Fliegenfänger / mit der...

Endet nicht, wenn alles endet, auch die Zeit, die wir verbracht, blendet nicht, wenn sie schon blendet, uns die Sonne heute Nacht, ist, was weicht und webt und windet, bleicht und schwebt im Morgenrot, und das aus dem Herzen schwindet, schwinden...

Der Urmensch sprach zu seinem Weibe: „Bubu, bubu, bubu, bubo!“ Heißt: „Suche eine neue Bleibe, die Höhle stinkt ja wie ein Zoo!“ Drauf kreischte sie mit Haareraufen: „Bie! Bibibi, bibi. Meckmeck!“ Heißt: „Habe alles schön am...

Es sinken unsre alten Lider. Der Dirigent zeigt wieviel Sprossen. Schon tiriliert der Tenno wider den Chor, der auf verlornem Possen. Hinauf, hinab die Feuerleiter. Ein Freudenfest für Kater Strophen. Und die Pasteten, heiter, heiter, sie...

Der Himmel hängt voller Romanzen und Wolken, die man dafür hält. Den Tag darauf voll Wasserpflanzen, es tropft, man meint, dass Regen fällt. So lässt der Mensch sich gerne täuschen, teils optisch, teils emotional. Dann auch von sphärischen...

Aus der Traum. Ich geh jetzt fort. / Ich geh jetzt fort nach Appelbaum. / Das ist ein Ort im Niederland, / dort geh ich in den Widerstand. / Das heißt dort Weerstand oder so, / das klingt schon fast ein wenig froh. / Noch mehr wie...

Ein Schatten braucht Gerechtigkeit. Drum wendet er sich ab. Der Spiegel zeigt die Schlechtigkeit. Bald wird er matt und schlapp. In Alma-Ata sucht man noch das Reinheits-Elixier. Ein propprer Tüftler schraubt jedoch verwerflich am Visier. Die...

Du näherst, Schatten, dich behutsam jener Quelle, / die dich jetzt wirft, um dir Gestalt und Hort zu sein. / Wär sie nicht da, dann wäre dort auf alle Fälle / erst einmal nichts. Und an der Stelle / kein Fuffi und auch sonst kein Schein. ...

Du hast die Lust für uns erfunden. / Und ich den Krieg und auch das Leid. / Du kühlst den Schmerz und heilst die Wunden, / ich wandere stets meilenweit. / Wer hat das Geld-Für-Nichts-Syndrom? / Nur du Gudrun! / Du hast die Zärtlichkeit...

Deutsch für Anfänger Auf Fehmarnbelt ein alter Hund, dazu trifft ein Sonnen Stralsund. Was Schwerin deinem Magen liegt, geh Wismar morn bald überwiegt. Rom an Tisch ists in Lutheran; voll in Grimmen det ein Orkan. Leb Wolgast Iltis, ruft der...

Wer träumt, es wäre Augenschein, den holen bald die Träume ein. Wer denkt, er sei ein Hirngespinst, den wundert, dass sein Nachbar grinst. Erkennt er früh sein Spiegelbild, verlief die Nacht wohl nicht sehr wild. Wer glaubt, er wäre...

Weißt du noch, ob denn die Mistel, Mistel, richtig, wie man’s spricht, vorkommt in der Versepistel des Herrn Bellman oder nicht? Hinterm Zaun wächst die Alraune. Einzeln oder auch zu zweit. Mal führt sie zu schlechter Laune, später wirkt...

Sag mal, sag ich zu Tangente, damals, das mit deinem Namen, war das wegen der Polente, als man noch im großen Rahmen alle, die am Rand gestanden, und mit Molotows geschmissen, zugewunken mit Girlanden ... nicht, das würdest du noch wissen. Ach,...

(nach Dschalâl-ed-dîn Rumî) Irgendwo im Kern der Sonne lodert glühendheiß die Wonne, sprudeln brennend Wollustschmerzen aus den Kammern wilder Herzen. Bist das du, nein du, nein du? Hör mich an, ach, hör mir zu! Drachen Feuer schnaubend...

nach niemands „vom färben“ da zaudert einer steht und steht und pinselt an der quantität er denkt bei sich das schaff ich nicht und blässe zieht in sein gesicht so wie es ist so ist es ach wer blutleer hoch steigt fällt meist flach ein...

Heut schreibe ich ein Graugedicht verziert mit grünen Ranken, umhüll es mit Vergissmeinnicht und zartblauen Gedanken. Die Abendsonne taucht in Rot mit violetten Strahlen den Horizont. Ein gelbes Boot vergeht im Licht, dem fahlen. Die Nacht mit...

Schnürst Wandrer du die Wanderschuhe, / und stehst nach langer Fahrt am Rand / von einem Loch, behalt die Ruhe. / Und ist es schwarz, auch den Verstand. / Ergründe schürfend diese Schwärze, / vertiefe forschend deine Sicht. / Entzünde...