Alle 1.299 Texte von Isaban

Die Nacht scheint mir, wie schwarze, kühle Seide, wie ein Klischee, dennoch so wunderschön, dass ich nach Worten suche. Ich vermeide den Tagesblick; ich will nicht alles sehn. Mir scheint die Nacht wie kühle, schwarze Seide. Das...

Der Wind ist wild, der Wind ist kalt, ach Leute, mir ist bang! Mir schwant der Untergang. So sitze ich im Krähennest, ich kralle mich am Nestrand fest und warte, dass es knallt. Ringsum erschallt Sirenensang , die Biester sind auf Beutefang;...

Der See sieht aus, als würde er schon schäumen. September wäscht den Sommer von den Bäumen, Kastanienblätter schütteln Tropfen ab. Die grünen Igelkinder träumen, sie dürften ihren Startschuss nicht...

Du traust dem blauen Himmel nicht, legst Wort um Wort in dein Gedicht und meidest, was aus deiner Sicht zu groß, zu bunt, zu kitschig ist. Auch Herz und Schmerz lässt du daheim, suchst nach dem neuen, wahren Reim, der zeigt, dass du...

Wenn ich mir Minuten stehle und die Fiftysomething-Seele in den wilden Zeiten kramt, scheint es mir, als ob was fehle, so, als ob mein Heute lahmt. In der prilgeblümten Seele sitzt, wie einst im Kleinstadtlädchen, immer noch das Hippiemädchen...

Wenn Herzen zwischen Versen schmerzen und das Rückgrat zum K2 mutiert, ist es entweder zu spät oder der Dichter zu dicht und die Lyrik auch nicht mehr das, was sie mal war.

Später Dämmer reißt Fassaden glühbirngelbe Augen auf Feierabendvierradschlangen Menschen im Staccatolauf eilig eilt wer kann nach Haus nachtschwarz bluten Tagesreste bald in leeren Straßen aus

Der scharfe Wind rupft wüst an meinen Haaren, das Deichgras macht die Hosenbeine nass, die Möwen balgen sich am Strand in Scharen, vom Hafen her dröhnt seltsam fern der Bass: Dort isst man Fisch, musikbeschallt, beim Biere. Es...

Am Main gehn die Uhren ein kleinbisschen vor. Heut hat der Herr Sonne die Mondin geküsst, dort, wo die Bewölkung am dichtesten ist; die Skyline von Frankfurt sah eckig empor, als himmlisches Blei seine Dichte verlor. So herzlich, so...

Am Spielfeldrand sitzt auf der Bank ein Kind, betrachtet seine Schuhe und es summt; zum Ball hin schaut es kaum und es verstummt, wenn Spieler winken oder freundlich sind. Da sitzt das Kind, das selten spielt und rennt, meist summt es, hat...

Mir ist so schwach zumute und so weich; ich möchte mich in Schatten schmiegen, die zärtlich auf den Häusern liegen. Die stille Straße ist mein Königreich, in dem Gedanken streichen und mäandern, zu Ornament aus...

warten ist leben und war es bis eben adern mäandern auf der winterbleichen haut jener hände die ruhelos streichen und die minuten mit wochen verweben leben ist warten die düfte im garten reden von gestern und besseren zeiten lassen...

Im Dunkel seiner Kleidung streckt sich weiß und achtsam dieser immerwache Greif, ganz Blut und Hatz, sein Puls schlägt rasch und heiß, wann immer er das Jagdrevier durchstreift. Die Sinne sind geschärft und sein Instinkt ist...

Die Gegend rauscht an mir vorbei, rapidgestanzter Bilderreigen im Hin- und Rückfahrtseinerlei. Es dunkelt, Passagiere schweigen, grau flitzt der Feldundhäuserbrei. Gespräche sind schon längst verstummt, ermüdet wirken die...

Dann siehst du die Grenze, du siehst sie und gehst und willst nicht und gehst doch hinüber. Am Grenzzaun, da stehen die Wölfe und sehen was kommt und was geht und sie warten und linsen herüber. Die Wolfsaugen glühen, du musst dich bemühen,...

Er ist in Werken und Kieseln zu finden, in einem Feld, einem Blütenblatt, in jedem Wipfel, auf Gipfeln, im Tiefsten, dort, wo ein Mensch ihn gerufen hat. Sein Reich ist in dir und um dich herum, nicht nur in Festen aus Regeln und Stein;...

Mundlos speien tote Feuer Atemwolken in das raue, sternentfernte, nicht ganz blaue Oben, dem der Gelbschein fehlt. Alles, was da lieb und teuer war, hab ich mir abgeschnitten, Denken in das Nichts gelenkt und den Wunschbaum abgehängt;...

Ich lausche, doch da ist kein Hallen, da schwillt kein Ton, kein Vogelsang, verstummt ist selbst der Straßenklang. Mir ist, als sei die Welt gefallen, bei Nacht, um nie mehr aufzustehn. Kein Maß kann je die Stille fassen. Nicht einmal...

Es legte sich ein dichtes Tuch erst rechts, dann links vor Augen, ich mochte es kaum glauben: Ich sah sie nicht, doch hörte sie, die unerhörten Tauben, die außen vor den Fenstern saßen, gedanklich Frühstück mit uns aßen und doch stets...

Die wilden Zwiebeln wiegten ihr Grün im milden Wind. Narzissenköpfe nickten, verlassen sang ein Kind vom purpurroten Männlein, das still im Walde stand. Es fühlte sich allein und klein, bis es sich nicht mehr fand. Gefunden hat’s ein...

Mir riss der Sturm die Beine weg, wund kroch ich ihm entgegen, da brach der Pfad in Stücken fort, mein Mut brach und mein Degen, wobei es mich zu Tale warf. Ich wollte mich ergeben, nur war da keiner, als ich rief - dem Wind war ich erlegen,...

Wir hätten nie gesollt weißt du es passte doch nicht in das Bild in deines nicht in meins geblieben ist: die Endlichkeit ein Biss an Biss im Rest der Zeit wir wollten nie dann haben wir wie hab ich dich gewollt.

Die Augen hatten sich ganz sanft geschlossen und Wimpern auf die Wangen sich gesenkt. Oh Himmel, war sie fürchterlich verschossen! Ihr Herz, das hatte sie schon lang verschenkt, still hoffend seine Nähe heut genossen. Von Prickeln,...

Ich greife sonntags immer noch zum Hörer und wähl die Nummer, die ich immer wähle, und hab‘s gewusst, gewusst, dass ich dir fehle, und wähle nicht zu Ende. Du fehlst mir. In meinem Kopf sitzt du in deinem Zimmer, du sitzt...

So sei du mir Erwartung und Begleiter ein Schatten und der Faltenwurf im Bild mach mir bewusst wie kostbar Sand verrinnt sei mir gewiss - wenn auch vielleicht nicht heute

Draußen streichelt dunkelstill Nacht die Straßen leer. Häuserfronten starren grau Lichter flackern her. Fensterglas verlockt mich glatt, bietet jenen Halt, den entblößte Brust sich sucht. Himmel ist das kalt.

Dort draußen verschluckt unser Himmel sein Licht, nagt nächtlich an einzelnen Sternen, zerkaut sie, bis dass all ihr Funkeln zerbricht; sie sterben im Stillen, geweint wird da nicht, wir pflanzen Elektrolaternen. Gelände aus...

Der Morgen tunkt die Nebenstraßen in lila Licht und Purpurschauer fallen aus dem Essigbaum. Am Hügel glüht Burgundertraum: Mein Himmel ist ein veilchenblauer, dort treffen Mond und Sonne sich, getrennt nur durch den Birkenwald,...

Ich sah dir lange hinterher. Als ich nun sah, du kommst nicht mehr, nahm ich dein Lachen aus den Ohren, auch deinen Blick von meinem Mund. Weil ich was unternehmen musste, weil, weil ich es nicht besser wusste, ergriff ich meine Bürste und...

Wenn letzte Tage sich zu früh ergrauten Nächten neigen, der Streifen Purpur dort am Horizont das Dunkel lockt, auf dem, mehr platt als rund, ein Stückchen Apfelsine hockt, dann schließe Tür und Tor, denn draußen...

Fiel ein weißes Kind mit Schattenflügeln, schrie und schrie und warf sich in den Wind, trutzig trotzten Wolkentürme und aus gischtigem Gestürme hoben hoch gepeitschte Wogen ihre Wellenkämme, zogen Scheitel, Scheitel, die...

Wintertiefe Nebelschwaden wiegen Wege in die Ferne und in roten Rücklichtkegeln räkeln sich die nackten, toten Äste. Schwarze Vogelnester warten leer auf den Verfall. Jener lauert überall.

Auf den kaum mehr gleichen Wegen stehen die Laternen dichter. Dort, am Kegelrand der Lichter, dunkeln Bilder ohne Leben, Bilder, die nur Staubfang sind. Hinter den Fassadentüren, die ins Nieundnimmer führen, klagt der ausgesperrte Wind,...

dann regnet es regnet und wird nicht hell der Wecker klingelt und du stehst auf und machst Milchkaffee schmierst die Brötchen gehst aus dem Haus treibst davon und findest den Rückweg nicht mehr

....Wenn du dann wieder gegangen bist, picke ich sie sorgsam vom Tisch, halte jede einzelne gegen das Licht, werfe die schlechten ins Töpfchen und streue die guten ins Beet, dünge sie mit Tränen und Träumen; vielleicht wird ja mal was Großes...

Eins hält noch fest, es zittert blass im Winde; gleich unter ihm schmiegt sich ein Finkennest verlassen an die raue, braune Rinde. Dort hockt es, bis die Zeit es fallen lässt. Es hat nur diese kühle, kahle Linde, von der sich...

Eingenommen mit der Muttermilch zieht es uns auf und groß sitzt es in Kopf und Brust und Bauch und tiefer was bliebe was wären was sind ja was waren wir ohne diese Idee

Mir würde schon dein kleiner, so kribblig sacht hauchfeiner, sehr sanfter Finger reichen. Der sollte mir verstohlen, von Kopf bis zu den Sohlen, ganz zart hinunter streichen. Er dürfte auch mal kreisen, auf seinen Körperreisen,...

Ich möchte jetzt die Lider schließen und mich, einmal nur, an diesen Rücken schmiegen, versuchen, still, ganz einfach still zu liegen, so eng an eng, die Leiber löffelrund, nicht weiter grübeln über Traum und Grund,...

Holunderbeerenblaue Nacht umgab ihn wie Gelee; er fiel als Fladen Katzengold auf schwarzbewegten See, am Ufer stiegen Nebel auf, bedeckten die Chaussee, aus Schattenrissen rieselte der Blattsalat wie Schnee, da, mitten im bewegten Bild, verkam er...

An manchen tagen mag ich es zu lügen Erfinde eckiges ganz neu in rund Schraffiere leere flächen kunterbunt Will mich mit kleinen Fingern nicht begnügen An manchen tagen mag ich es zu lügen Geb manchen sachen einen falschen namen Mich sprenge...

Als ich die Hand nach draußen hielt verschluckte mich die Nacht; sie fing am Zeigefinger an. Ich dachte noch, das kann nicht sein. Doch unwahrscheinlich sacht kroch laue Schwärze dann am Ärmel rauf und fraß mich auf, ganz...

Bald wird sie fünfzig und sie lebt allein im Zentrum dieser Allesfresserstadt. Den Job hat sie seit hundert Jahren satt. Sie wollte niemals Junggesellin sein. Man sagt heut Single, nicht mehr alte Jungfer und fiftysomething nennt man...

Die Lerche stürzt, so tief, so tief, als schwiege sie ihr Schwanenlied, als sei der Himmel ihr zuviel, das Schattenspiel im Raps ihr Ziel. Die Lerche fällt ins gelbe Meer und hinterlässt das blaue leer. Doch bald darauf, hinauf,...

Um dein Leuchten wird es Abend; das, was aus der tiefsten Tiefe, als ob jemand nach ihm riefe, sich zu Wort und Bild erhob, scheint nur stumpf und blind zu wippen, schaukelt hin zum dumpfen Dösen, fehlgenährt durch fettes Lob. Fels...

Ach, weißt du noch, gestern, dort unten im Keller, als wir nicht mehr sprachen, weil all unser Lauschen im Innenohr pochte und all dieses Rauschen zum Schoße hin strömte, als wir nicht mehr lachten, nicht dachten, nur...

Was würden wir gewinnen, verlören wir die Sehnsucht und das Weinen? Uns schrumpfte jeder Stern zum Steinchen zwischen Steinen.

Gleich links vom leeren Starennest schmiegt sich die Leiche des Ballons vom letzten Straßenfest in kahle Ahornzweige. Ein Zeppelin fliegt, leise, leise, entschwebt nach irgendwo, das scheinbar südlich liegt. Bevor es in die große...

Die letzte aller Möwen lacht und wie in einem Märchenreich wirkt alles plötzlich rosengleich: die Wolken setzen Rotspan an, das Meer rauscht Abendlieder, die Blutorangenkaiserin gibt sich der Flut der Wellen hin; sie legt sich...

In ewiger Erwartung bebt ein Silbernetz, das fein verwebt im Winkel zwischen Zweigen klebt und in Minutenschauern fällt die Zeit wie Regen durch das Blättersieb. Losgelöst von Tag und Leid ist jeder Eintagsfliegenleib Kunstwerk der...