Alle 1.299 Texte von Isaban

Entbraucht bin ich und ausgeleert, gestrandet, randsam, vis-à-vis des Besseren zum Nichts bekehrt, im Grunde tumb und stur wie Vieh; ich worte Welt und wälze Staub und suche, aber finde nie, verfalle, fall wie welkes Laub, verleugne...

An einem Tag auf Stelzen fiel ich auf den Asphalt. Das kam fast unerwartet und es hat verdammt geknallt. In einer himmelblauen Nacht fiel ich aus Traum und Nest. Das hat zwar nicht sehr laut gekracht, doch hing ich lange fest, in dem Gefühl zu...

Noch ackert Frost auf ihr. Sie liegt erstarrt und unbeteiligt da, wie ein elektrisches Klavier, bevor die Hand am Schalter war. Im Hinterstübchen modelliert sie Primeln, Tulpen, Rosen, derweil sie stur gen Himmel stiert. Ach, bald wird sie...

Ist da noch Platz für mich, zur Nacht, in deinem Zelt? Du findest meinen Namen nicht und in der engen Welt dessen, was dir wichtig ist und dessen, was gefällt, wo steh ich da, ganz nah bei dir, am Rand, im Mittelfeld? Ich weiß es...

Ich habe Schnupfen, sage ich, dann putze ich mir umständlich die Nase, lenk das Gespräch geschickt auf Omas Vase, den Hund, das Wetter, nur nicht dich. Was macht die Liebe, fragst du mich. Erstarrt, wie so ein autostarrer Hase, erfinde ich die...

Dich umschlingt das feste Band aus Gewohnheit und Gewohntem, aus Tabus und Unbetontem, doch wenn die Gedanken ranken spürst du viel zu schnell die Schranken, merkst du, wie die Kordel spannt. Wünsche streifen, taumeln, schleichen,...

Wehe und walte, wütiger Wind, scheuche die Krähe, umwehe das Rind, spiel wilde Spiele im Wipfel der Bäume, hebe den Mädchen mit Schwung ihre Säume, greif dir ein Hütchen, bepuste geschwind das ein oder andere weinende Kind, wehe und walte,...

Nun ist er fort und ich und ich ich wollt das nicht (oh wie ich Elisionen hasse!) Jetzt fehlt er mir leer ist, leer bleibt der Kopf und das Papier (reimt sich auf wir.) Ich habe mich schon oft gefragt, ob ich ein Kopfmensch bin ich, voll Vernunft...

Ich schlief und träumte letzte Nacht, du seist ein Traum, nichts als ein Traum, und ich erschrak und bin erwacht und war allein in Bett und Raum. Du warst nicht da, dein Anzug hing verstaubt im großen Schrank. In meiner Brust, das Flickending,...

Als ich ein Kind war, brachte Gropa mir von einer Reise eine Muschel mit: die Muschel mir und sich den Aquavit. Erwartet hatte ich ein zahmes Tier. Erst war ich ja enttäuscht, dann er, dann sang der glatte Muschelmund an meinem Ohr mir leise...

Wiegende, wogende Felder im Licht, schwimmende Pfade ins gleißende Tal, zirpende Heimchen und flirrende Sicht, Vogelgezwitscher und dann überall plötzliche Stille. Die suchenden Schatten streifen wie schleichender Unmut das Korn,...

und zwischen den zeilen erheben sich bebend versponnene Leben im Werden und Wehen und sinken ins grab nicht zu ende gelesen womöglich bisweilen zu farblos gewesen und unangesehen verweht sie der wind

Im tiefen Wald, gleich zwischen meinen Ohren, dort, wo der Leichnam deines Namens haust, streunt neuerdings ein Rudel Karnivoren, vor dem es mir, bei Licht betrachtet, graust. Im Lehnstuhl schaukelt mein einst starker Wille, ist längst Rentier...

Magenta liegt im Rinnstein, ockerbraun und gelb schneit die Vergänglichkeit herab, Novemberwind hält Ahornlaub auf Trab. Der Himmel übt sich längst im Langzeitgrauen. Die Gummistiefgelgarde ist im Vormarsch, Kastanien trommeln...

Die stillen Flure kennen keine Stunden. Der Tag besteht aus engen, weißen Zimmern. Mal hört man Schritte, Flüstern oder Wimmern, was sonst noch war, ist jüngst entschwunden, denn Raum für Raum füllt monoton der Puls...

Mir träumte eine neue Welt, in der war ich beliebt, ein Held - so träumte mir - und ich tat Heldentaten. Hier war ich richtig, das schien klar. Ich wurzelte. Dann brach ich mir, in meiner Hast, mich einzubringen, einen Ast, die rechte...

Das Abendlicht glimmt tausendschön: Der See gleicht einem Malachit, auf dem die Enten Kreise ziehn; der Waldsaum ist ein Turmalin, die Wolken zeigen Rhodonit und dort, wo letztlich Sonne schien, versinkt ein großer Halbrubin. Bald...

Draußen küsst der Wind die Linden und der Ahorn vor dem Haus schüttelt seine Blätter aus. Die Gladiolen muss ich binden, denn den wilden Sommerwinden, die voll Kraft den Boden fegen, sind sie gern und leicht erlegen. Gestern...

Maisfelderraunen, lockendes Singen, Weizengoldfluten, brokatenes Schwingen in wispernden Gräsern, zum Flüstern der Raine und Zirpen der Grillen, im Grau warmer Steine – im Bauch diese Leere, erlauschtes Verklingen des schwellenden Pulses,...

Der Schlangenkönig trägt den grauen Anzug mit Lässigkeit, die ihresgleichen sucht. Stets lächelt er und über jeden Humbug, doch unverbindlich. Er wird oft verflucht, denn seine Freundlichkeit ist reine Tarnung: Er sieht...

Die Nachbarskatze sitzt, wie jeden Morgen, gleich unter unserm Flieder und sie stiert gebannt nach oben. Fröstelnd und zu viert bezwitschern dort die Meisen ihre Sorgen. Das Katzenvieh ist arg auf sie fixiert. Erst gestern fraß es...

Ihr Hinterkopf liegt in der Hand, die Haare sind zum Nest zerwühlt ihr Lächeln glüht und was sie fühlt, hat sie in der Form nicht gekannt. Sie sitzt so herrlich derangiert auf seinem Schoß, ihr Schenkel zittert, das...

Die süße Schwere wohnt in uns, das Wissen ums Verlassensein, das Antwort nicht, nur Fragen kennt und heimlich schwarze Löcher brennt; es fiel vergangenheitlich ein. An manchen Tagen fällst auch du, als sei da nichts, das dich hier hält, ein...

Es mitternachtet und ich stehe am offnen Fenster und ich sehe zur mittelblauen Stadt hinaus. Auf dem Gehweg, in der Nähe, so, dass ich ihn noch erspähe, glimmt ein kleiner Lichtpunkt aus, glimmt, wie Zigarettenglut aus- und aufglimmt...

Seit kurzem wirkt die Umwelt grau. Nicht überall, nur grade hier. In Nachbars Garten haust ein Pfau. Im Federkleid trägt er Saphir. Wenn er stolziert, dann leuchtet dir sein Sterz in tausend Farben. Den stellt er oft und gern zur Schau,...

Du, Dunkelheit, kennst mich wohl nicht, dabei bin ich aus dir geboren: ein schwarzes Korn im Nirgendlicht, kurz ausgeatmet und verloren, ein Muschelkern in deinem Meer, Partikel, in sich selbst verdreht, gespalten, Auster, meistens leer,...

Die Lindenkrone sirrt und sirrt, das kleine Volk schwirrt munter. Ein Hummelkind hat sich verirrt, es summselt zu mir runter. Ich kleide mich in Lindengold und wandle Gartenpfade, die Blumenwiese ist mir hold, streicht sanft um Knie und Wade; die...

Beim Blick aus den oberen Stockwerken wirken die Menschen da unten wie Ameisen; man verliert sie ver- flixt schnell aus den Augen.

Ich streue dort, wo der Tag sich bricht, die Keime ins Morgen, ins Gestern mein Licht, ich säe zwar Blühen und Sprießen, es sticht der Hafer, das Heu, doch ich ernte sie nicht; das Heute wird immer im Dunkeln vergehn, das Saatgut...

still gefaltet liegt die bluse liegt die hose liegt die wäsche liegt die brust roh gespalten roh und rot das herz das schlaffe weiß in rohem rot die haut die bahre silbern und erkaltet flattert nichts mehr tanzt nie wieder hüpft nie wieder...

Ich zog aus meinem Kaff in deine Stadt. Das Kleinstadtleben hatte ich so satt, hier in der Großstadt fühlte ich mich frei und unsichtbar, doch das war einerlei, das würde sich schon geben, dachte ich. Ich brezelte mich auf und machte mich zu...

wir flechten uns Wort auf die Haut Atem ins Haar Finger und Beine und Mund so hastig so hungrig so liegt irgendwo zwischen dir und mir das Zeitchen ohne uns

Manchmal sehe ich sie, am Ende des Ganges, dort, wo die Schatten sich vom Tagwerk ausruhen. Dezent sitzt sie zwischen ihnen, dezent gekleidet, beinahe unscheinbar. Blaugrün war für sie eine exotische Farbe, Mauve eine königliche, damals, als...

Mir träumte einst, ich sei ein Hund. Dir leckte ich sogar die Hand. Die schien so mild und roch so gut, wie’s Wurst an kargen Tagen tut. Als hättest du sofort geahnt, dass Hunger in mir grollte, kamst du mit einem Zipfel an. Ich...

Der Straße nach, den Saum entlang, wo Wegwarten blaumahnend stehen, dem Grenzstein zu, dem Schattenspiel, die schwarzen Schwärme wehen felderwärts. Wo Äcker brennen flieht der Rauch gen Süden; die Macht der...

Zerbrechlich schien es mir und zart. Ihm fehlte nur ein warmes Nest, ein wohlig weicher Zufluchtsort. Es saß kurz drin, riss aus und fort, verkrallte sich jedoch zu fest, blieb weiterhin im Kopf. Es aß Haschee aus Hirn und Herz, trank...

Der Sommer schreitet vage. Die freien Julitage besetzen träge Schattenstühle, erschaudern in der Abendkühle, bedecken sich und schleichen fort, kein Blick, kein Wort. Nur einer kam und sang, voll Lust und Überschwang ein...

Verführerisch gemacht der Schritt so fließend leicht wie mühelos sie schleicht ein Schemen in der Nacht Ihr Schatten sucht die Wand dort hält sie lauernd Wacht es scheint, als ob sie lacht getarnt und unerkannt Kein Beutetier...

Erwartung lodert ahornrot und in den Wipfeln liegt ein Beben. Verspielt, bedacht auf leisen Raub, springt ihnen stürmisch Wind entgegen, lupft ungezügelt lüstern Laub. Noch tragen sie ihr schönstes Kleid, doch auch schon Sehnen, zittern...

In Tagen, die diffus nach Salbei rochen, in all den Nächten mit den Pfauenschreien, bin ich gedanklich oft zu dir gekrochen, um mir ein allerletztes Hemd zu leihen. In diesen Stunden aus Verendlichkeiten rann meine Zeit wie Sand durch...

Wenn der Tag entgleitet, all die blauen Lichter aus den Fenstern fallen, möchte ich mich tief in deines krallen, deine Scheibenwelt per Klick durchschauen: Bist du der Held, der meine Drachen zähmt, bist du vielleicht der Ritter, den...

Wenn Herzen zwischen Versen schmerzen und das Rückgrat zum K2 mutiert, ist es entweder zu spät oder der Dichter zu dicht und die Lyrik auch nicht mehr das, was sie mal war.

Verstummt sind Menschen und Maschinen. Der große Hund streunt durch die Straßen, spürt jenen nach, die ihn vergaßen. Bang klammert Schatten an Gardinen. August hat seine Schuldigkeit getan. Noch hockt er auf der...

Du, geboren sein heißt sterben, niemand wird die Erde erben, nichts bleibt immer wie es war. Lass uns nicht durchs Fenster schauen, draußen prasselt Weltvertrauen auf das Laub vom letzten Jahr. Komm, wir üben...

Die Menschen ziehen morgens an den Leinen den Hunden nach, am Grünstreifen entlang, im Blick hat jeder Halter nur den seinen und in den Nüstern lodert der Gestank der braunen Kringelrosen, die da blühen. Die Sonne schläft noch...

Die Nacht gebar den Montagmorgen. Nach allerletzten trägen Wehen hielt ich den neuen Tag in Händen, nur kurz, dann musste ich schon gehen. Er blieb zurück, wie alle neuen Tage. Mein Hamsterrad lief an, ich übte Stehen, das...

Die Ruhr liegt wie ein Jadeband in golddurchwirkten Wiesen, am Ufersaum ein Gräserrand, zwei Pfade, Weidefliesen. Die Gleise führen rechter Hand aus Grün und Amselsymphonie, vorbei am satten Binsenstrand, bis hin zur...

Auch heute streife ich durch mein Gehege. Hier wuchern große Büschel Bilsenkraut. Sein strenger Duft, zu herb und zu vertraut, stößt sauer auf; zugleich macht er mich träge. Es drückt und zwickt, sobald ich mich...

Sei mein, du wunderschönes Ding! Der Knabe sprach, der Schmetterling erhob sich taumelnd in die Luft, betört vom süßen Honigduft der Fliederdolde, die dort hing. Ein Griff und ach, der Bursche fing den blütenzarten...

Mainz Hauptbahnhof, das Dunkel holt uns ein. Die Stadt scheint schon im Dämmerschlaf zu stecken. Beschneites Schwarz sitzt grau in allen Ecken - uns ist, als müssten wir ganz leise sein. Ruinenmauern werfen schwere Schatten vergangner...