Die Favoriten von Lluviagata

Gestern Abend hast du angerufen und wolltest dich mit mir über die richtige Art zu sterben unterhalten. Ich wollte lieber über die richtige Art zu leben sprechen, womit du auch einverstanden warst, weil das schnell ginge und weil es da...

Du musst geduldig sein und dich konzentrieren ähnlich wie bei einer Geburt, weißt du die Augen schließen, innen wach versuchen wach zu bleiben sei ganz bei dir bleib ganz bei dir immer ein paar Schritte soviel du eben kannst...

Du kannst nicht herein sprach der alte Mann du sollst auch keinen Brief schreiben und ich werde nicht erzählen dass du da warst es würde ihm nur weh tun. Ich weiß, sagte ich, danke. Ich bin gekommen um heute Nacht ein bisschen mit dir hier zu...

Sonntagmorgen, ich kam geradewegs von der Arbeit, fuhr nicht beim Bäcker vorbei, wurde stattdessen von einem Taxifahrer spontan mit Blech und Asphalt verknetet, ich weiß noch wie ich diesem Moment dachte: WOW! Im Schockraum der...

* Ich bin keine blinde Goldene Gans, hab keine schillernden Federn am Schwanz. Mir hat das Schicksal am helllichten Tag, das Sehen verboten, ohne Vertrag. Möchte das Wort von Blind nicht mehr hören! Es wird manche Mitmenschen vielleicht...

* Bretter die die Welt verscheuern, liegen aufgestapelt frei. Wenn sie sich nur selbst erneuern, erlöst ein schriller Gnadenschrei. Über dieses Feld gestolpert, doch den Hasen nicht erwischt. Räder überm Stein geholpert,...

Sophie schaut entzückt auf das Schwangerschaftsstäbchen, zwei rötliche Streifen - ein deutlicher Wink. Sie plant schon das Zimmer in Blau für das Knäbchen. vielleicht auch fürs Mädchen, dann eher in Pink....

Martyrium Ihr Tun geschah spontan und nur aus Liebe, doch dann im Auto ging es ihr beschissen. Sie musste fliehen, als gemeine Diebin, geplagt von heftigen Gewissensbissen, und wurde müde, ihre Sinne wirr und trübe. Da fing es wie aus...

ein ton reicht und du machst dich davon stille andächtig stehe ich vor dir landstreicherin stadtscheue welche selbst der wind vertreiben kann

Ich mag es, auf die Welt hinauszuschauen, seh dort den gnadenlosen Gang der Zeit mit all den Atemlosen im Geleit und es ergreift mich dann ein leises Grauen. War ich nicht eben selbst noch in den Klauen der unstillbaren Unzufriedenheit, mich...

Bleibst du auch Morgen noch Nacht und Schlaf in meinen Augen, und mein Boot auf dem Weg nach Osten über das Meer; - bleibst du meinem Lid und meinem Mund sehr nah? Wohnst du mit mir auch im neuen Jahr in unserem Zelt weit hinter der Zeit....

Des Alltags trübe Farbe zu durchlichten gelingt dem Menschen oft mit frohem Lied, weil jeder Ton das Grau ins Helle zieht - so ähnlich hör ich Optimisten dichten. Doch hat das Alltagsgrau meist eine Stärke, die fest wie eine Mauer vor mir...

In unserer Wohnung steht ein Weihnachtsbaum, der jeder Beschreibung spottet. Goldene und rote Kugeln lassen das Grün des bis unter die Wohnzimmerdecke reichenden Monstrums fast verschwinden, unzählige elektrische Kerzen drängen...

Wir wissen längst, dass Zipfelmützen das Haupt und nicht den Zipfel schützen. Und schützen Heckenschützen Hecken? Der Rundfunk tönt in allen Ecken. Ein Regenschirm ist nie aus Regen, die Nervensäge will nicht...

weiße gipfel gedankenleere gähnt ins grau geräkelt kein verblein zupft, lass mich in stilleschwaden im luftzug deines wimpernschlages baden ganz schlappidar von keinem geist bemäkelt in keinen reim - in deinem bein...

Deine knorke, morsche Borke hüllt dich, alter Eichenbaum, ist verwittert und zersplittert, Borkenkäfers Lebensraum. Tote Äste, kahle Reste längst vergangner Blätterpracht, keine holden Blütendolden zittern in der Frühlingsnacht. Jene...

. Da saß er, ein kleiner Straßenkater, so mager, mit Augen wie zwei Krater. Dann fraß er, mir aus der hohlen Hand. Ermaß er, was ich dabei empfand? .

. Unter der Tagesdecke halte ich mein Herz auf wie die Bettlerin ihre Hand. Würdest du einen Blick hineinwerfen, wenn du darum wüsstest? .

Du Innenaußenraureiftag, das Klirren deines Blickes mag ich, den harschen Liderschlag; mein Wort schwillt an wie ein Gedicht, das gut ist und an sich zerbricht, weil ein Zerbrechen sich so schön in Verse legt, wie blaues Licht, das...

Eisig schweigt die Nacht im Zwielicht des Mondes. Klirrend funkeln Sternenlichter, Ornamenten gleich. Gehalten vom Dunkel flieht die Angst. Für einen Moment hält Frieden Einzug. Einen Lidschlag nur ist es zu spüren, kaum mehr als...

. Ein Findellicht blinzelt soeben aus dürftigen Sätzen, alsbald schon ernüchtert zur Seite gelegt, von keinem beachtet, obgleich es sich regt fernab von den gängigen Straßen und Plätzen. Es muss noch nichts...

So suchte ich das Tier, das tief versunken in deinen Augen selbstvergessen schlief. Es schien, als ob es zaghaft nach mir rief; geheim erwachte da sein Lebensfunken. Ein Flackern hat mich nah heran gewunken, lebendig sprang es über, lief...

Eigentlich hatte ich einen so schmalen Kopf noch niemals gesehen. Er sah aus wie ein zu dünnes Ei, das sich vergeblich in eine Klopapierrolle zwängen wollte, und versehentlich stecken blieb und deshalb seine eigentümliche Form...

Ein Komma grämte sich sehr, weil es vergessen worden war. Nachdem es den heftigsten Schmerz überwunden hatte, beschloss es, seinem Leid durch aktives Handeln ein Ende zu machen. Es wandte sich an die Gewerkschaft der Kommata mit der...

am saum des sichtbaren wo augen flötend schlangen beschworen sich durch und durch zu winden an der mündung wärmerer tage wo lippen suchend im milchmondlicht küsse auflasen vergaßen wir uns

Am schrägen Fenster Die gepuderte Stirn Meine verbrieften Rechte Fließen durch das Auge Gezackt und ungeduldig Streicht die Hand den Sims entlang Das Auge weint im Suff Heilslehren und Choräle Auf verfilzter Zunge Im Bogen meiner...

So küsst mit seinem warmen Sonnenmund ein letzter müder Herbst den ängstlich zitternden Novembertag auf seinen frostig kalten Mund. Er küsst der bunten Bäume braune Blüten - wo im Nebel der greisen Geister...

Dunkel wiege ich dein Lachen, das noch in den Wänden wohnt. Stille wird mich mürbe machen. Wie ein Kafkageier thront jedes letzte Nichtgespräch innenkopfig auf den Ohren; ungeheuer fremdgeboren und fernab vom Weg sprintest du mit...

Er macht seine Meter allein als Vertreter von Mutter Natur, mal laut, mal diskreter, mal früher, mal später. Er braucht keine Uhr. Erst bläst und dann bläht er sich auf und bald geht er - der Eigensinn pur! Gerade noch weht er...

biegsam ist das leben schräg gewachsen zwischen winden ich lasse dich nicht aus den augen du sprichst herbstzeitworte küsst mir die sorgen aus dem horizont ein mauersegler fliegt über die berge Vorschlag von w-m biegsam ist das...

Du liebst es molto vivace, fährst Damen unter die Röcke und lässt die Hosen der Caballeros flattern. Kapriziöser, ich will mit dir tanzen, will dich umfangen und greife ins Leere. Doch plötzlich kommst du a tergo, drehst...

Man wünscht sich / «Bonu (gutes) annu (Jahr) / » – und zwar auf Sardisch und im Januar. Das ist, was uns der Februar verheißt: Behüte dich, weil sonst dein Haar vereist. Das Ehepaar hat jeden Scherz gemieden, und schließlich wurde es im...

Sicher. Da ist auch ein Mond. Aber der ist es nicht mehr, den ich von früher kenne. Verliebten Blickes würdigte ich. Verträumten Blickes entgingen mir die Narben seines Ziehens. Der Moment genügte. Das Licht verhakte sich in...

Hotello, Page im „Venedig“, war schwer verliebt und in persona begehrte er mit Desdemona ein Zimmermädchen, schön und ledig. Sein Pech war nur, dass ihrem Vater, den diese Liebesbande störte, der ganze Laden hier gehörte....

Der riesengroße graue Hengst galoppierte frei, ungesattelt und ohne Reiter am Strand entlang. Der von der See her brausende Wind zerzauste ihm die Mähne und die sprühende Gischt hüllte ihn in eine nasse Wolke ein. Mit langen,...

Windig waren ihre Füße, genau wie der Nebel, der über ihr schwebte. Sie schwieg und betrachtete das Grau, das den toten Jungen schmückte, der erstarrt vor ihr ruhte. Die Sonne war klar und frisch, auch wenn sie bereits alt...

Spiel mir zum Abschied mit der Flöte ein Lied, laß deine Lippen zittern, wie welke Blätter im Wind. Ich lass dir dafür einen bunten Drachen steigen über die Winde hinaus, wo Wolken rauchen; wo Himmelssterne bunte...

Ein mächtiges Drängen, ein kräftiges Klopfen erschreckt mich, ich spüre es tief in mir drin: „Komm, öffne dich! Hör auf mich! Löse den Pfropfen im Kopf!“, säuselt seltsam beschwörend der Dschinn....

und der Wind klatscht ins Gesicht und am graugewaschnen Zeltdach sieht man Himmelskörper nicht, nur bedeutungsschwere schwarze Leiber, die vom Feld aufsteigen, sich zu einem Schwarm erheben und in rituellem Reigen Muster in die Höhe...

Die mohnroten Segel (samtener Klang im weißen Licht) blühen nicht mehr – es bricht die Kapsel in meiner Hand das Leuchten erloschen ausgebrannt ich streue die schwarzen Körner auf ruhendes schweigendes Land

Schon friert das graue Schattenlicht an ausgebrannten Fensterscheiben – schon zieht es die lauten Geister ins wärmende Licht sind es nur Kopfgespenster oder verlorene Wesen ohne Gesicht die nach Wonne und Behagen suchen oder ausgestreckte...

dann regnet es regnet und wird nicht hell der Wecker klingelt und du stehst auf und machst Milchkaffee schmierst die Brötchen gehst aus dem Haus treibst davon und findest den Rückweg nicht mehr

Andenken + M i m i s Eine Essenz meiner Seele Erinnerungen rings herum die mich auf die Reise zur Ewigkeit mitnehmen noch bevor mich die Phantasie der Toten einholt. * O, Freund der Kinderjahre, meiner zusammen hielten wir den Faden den endlosen...

* Der Montag ruft schon: „Leine Los!“ Mir schleckt es nicht so Feist ums Maul. Die Küsse trocken, speichellos, bin für den ersten Tag zu faul. Wer hat mir dieses eingebrockt? Aufgebaut die hohe Hürde. Jede Art von Freilauf...

In Nebelmilch seh ich dich morgens baden, bevor du auf die Wanderbühne trittst. Halb melancholisch wirkst du, halb verschmitzt, nur dein Kostüm ist grässlich überladen. Du blätterst für ein wenig Rausch viel hin und solltest , weil nicht...

Als wir uns trafen, schrie sie entschlossen: Ich will mit dir kämpfen!, und der kleine Kohlweißling legte leise seine samtenen Flügel aneinander. Auch in den kommenden Monaten änderte sich nichts, März, November,...

Ob es ein Innehalten ist, nur eine Pause vor dem nächsten Part, ob man die Stimmen wohl vermisst, den letzten Ton sofort vergisst, bleibt jeder Klang als Klang bewahrt? Ich weiß es nicht, nur dass die Melodie ins Lautlos schleicht. Und...

silbenmild greift das geäst meiner worte wie dürre finger ins restlicht einer nova wo sterne starben zittert noch lichtstaub in quellbächen unterm rippenfächer presst und hebt sich fragil der atem die nabelsenke dünend an deinen lippenmond

* Vollmondsilber Schatten wirft, Über Gärten Wege Häuser. Kahle Bäume Rinden schürft, letztes dürres Blättergold. Wie von Geisterhand gepflückt, sie die kalte Erde schmückt. Mondgesicht zerfurchtes...